Grüß Gott aus dem Raum Rosenheim

Ende des Torfabbaus in der Nicklheimer Filzen
Büchsenmacher im Visier
Peter Fortner
und
Thomas Daurer
"Wunderheiler" Bruno Gröning
Beach-Club am Hochstrasser See?
Charolais-Kühe - Ein seltenes Bild im Raum Rosenheim
Firmenportraits
Postler wirft Briefe ins Altpapier
Berichte aus der Region Rosenheim
Berichte aus der Stadt Rosenheim
Berichte aus Raubling
Berichte aus Aschau
Berichte aus Rohrdorf
Berichte aus Thansau
Berichte aus Achenmühle
Berichte aus Lauterbach
Berichte aus Höhenmoos
Aus dem Schulleben
Fotos
Ich über mich
Impressum
Kontakt
Marisa Pilger online

freie Journalistin im Raum Rosenheim


WTS-Gruppe setzt auf die Region Rosenheim
Neuer Geschäftsführer visiert Ausbau der Raublinger Niederlassung an

Will den Ausbau forcieren: Hans-Georg Weber leitet seit kurzem die WTS-Niederlassung in Raubling.

Raubling (pil) - Die international tätige Beratungsgruppe WTS mit Sitz in München setzt verstärkt auf die Region Rosenheim. Erklärtes Ziel von Hans-Georg Weber, seit kurzem Geschäftsführer der Niederlassung in Raubling, ist es, den dortigen Standort kräftig auszubauen. Insbesondere will der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater den Geschäftsbereich „Accounting Services“ auf regionaler und überregionaler Ebene gezielt vorantreiben. Einen Schwerpunkt setzt das Unternehmen dabei einer Pressemitteilung zufolge auf die Erweiterung des Portfolios um zusätzliche Services in Sachen internationale Rechnungslegung.
Das Leistungsspektrum der Dependance im Inntal mit ihren 40 Mitarbeitern umfasst neben den Bereichen Finanz- und Lohnbuchhaltung auch die Erstellung von Jahres- und Konzernabschlüssen sowie die Unterstützung im Rechnungswesen vor Ort. Darüber hinaus hat sich das WTS-Team auf weitere Dienstleistungen im Personalwesen, etwa die Personalverwaltung und die Abwicklung von Reisekostenabrechnungen, spezialisiert.
August 2012




Planatol: Zum 80. Geburtstag eine neue Produktionsanlage
Klebstoffproduzent investiert in Thansau in Anlagen, Labor und Manpower
zum Bericht


Millioneninvestition für die Klebstoffproduktion
Planatol mit neustrukturierter Unternehmensgruppe wieder auf Wachstumskurs

von Marisa Pilger

Thansau – Egal ob beim Schmökern in Harry Potter, beim Burger essen, beim Französisch Lernen oder beim Durchblättern der Discounter-Werbebeilagen – Planatol geht täglich durch abermillionen Hände; genauer gesagt der Kleber, der Druckereiprodukte ebenso zusammenhält wie Verpackungen und der herkömmliche Tragetaschen zum „Schwerlastträger“ geraten lässt . Nach einigen wenig rosigen Jahren und der schrittweisen Übernahme durch eine Münchener Beteiligungsgesellschaft befindet sich der einstige Familienbetrieb, der sich 1950 in Thansau angesiedelt hat, mit Geschäftsführer Dr. Hannspeter Schubert nun wieder auf Wachstumskurs.
„Es wird zunehmend mehr geklebt als mechanisch verbunden.“, erklärt er, warum die neustrukturierte Unternehmensgruppe auch in Zukunft neue Wege gehen muss, um sich am Markt behaupten zu können. Und längst beschränkt sich das Portfolio des Klebstoffspezialisten nicht mehr allein auf die Herstellung von Kunstharz-Kaltleimen, mit der Wilhelm Hesselmann 1932 den Grundstein für den heutigen Marktführer im Bereich graphischer Klebstoffe gelegt hat.
Nach dem Firmenumbau vereinigt die Planatol Holding GmbH heute vier eigenständige Unternehmenseinheiten, die im Jahr zusammen rund 35 Millionen Euro Umsatz generieren: Die mit 20 Millionen Euro umsatzstärkste Säule bildet dabei der Bereich Planatol Adhesive mit den „klassischen“ Klebstoffen für Grafik-, Holz- und Verpackungsindustrie; Planatol System konzentriert sich auf die Entwicklung und Herstellung von Spezialmaschinen wie beispielsweise Falzklebesystemen für den Rotationsdruck; Planatol Coating ist spezialisiert auf Beschichtungstechnologie und Klebebindungen; und Biolink am Standort Waakirchen (Landkreis Miesbach) steht mit lösemittelfreien, hoch spezialisierten Klebebändern, -filmen und -folien für eine „Klebstofftechnik vom Feinsten“.
Beim Klebstoffhersteller Planatol in Thansau steht mit dem Bau einer neuen Produktionsanlage für Dispersionsklebstoffe ein Millionenprojekt an: Betriebsleiter Hans Mühlhauser, Robert Alber, Geschäftsführer des Bereichs Adhesive, Planatol-Geschäftsführer Dr. Hannspeter Schubert und Rohrdorfs Bürgermeister Christian Praxl (von links) bei der Baustellenbesichtigung. Foto: pil
In mehr als 70 Länder rund um den Globus liefern die Oberbayern Klebstoffe und Spezialmaschinen, wobei das breit gefächert aufgestellte Unternehmen neben Buchbindereien, Druckereien und führenden Druckmaschinenherstellern inzwischen auch die Automobil- und die Hightech-Industrie zu seinem Kundenkreis zählt. Selbst im Airbus fliegt Planatol mit – als wiederablösbares Klebeband für die Fixierung des Teppichbodens in der Passagierkabine. Und nach wie vor behält die Mannschaft von Planatol die Weiterentwicklung der Produkte fest im Auge, um die Marktposition von Planatol als Klebstoff-Experte, angefangen bei der Kleber-Herstellung bis hin zum Auftrageprozess, weiter zu festigen. So würden nicht nur die Rezepturen und Prozesse der Klebstoffe laufend optimiert; Neuerungen im Maschinenbereich sollen künftig zudem ein kontaktloses Aufbringen von Klebstoffen durch Aufspritzen ermöglichen.
Etwas Kopfzerbrechen bereitet dem Firmenchef allerdings der Fachkräftemangel, der sich auch in der Region deutlich bemerkbar macht, denn „wir finden die Leute nicht.“ Dabei sei die Unternehmensgruppe, die in Thansau 150 Mitarbeiter beschäftigt und weitere 50 in Waakirchen, auf hochqualifiziertes Personal angewiesen. Innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung werde daher großgeschrieben. Um offene Stellen und Führungspositionen verstärkt aus den eigenen Reihen besetzen zu können, will Planatol außerdem seine Palette an Ausbildungsberufen erweitern: Zu Industriekaufmann, Fachinformatiker und Mechatroniker sollen sich bald auch Chemikant und Elektroniker für Betriebstechnik gesellen.
Für den Standort Thansau sind die neuen Wege des mittelständisch geprägten Unternehmens nicht zuletzt mit beträchtlichen Investitionen verbunden: Um Forschung und Entwicklung weiter voranzutreiben, wurde hier Anfang des Jahres für knapp eine Million Euro ein neues Labor eingerichtet; weitere 3,5 Millionen Euro fließen in eine neue Produktionsanlage für Dispersionsklebstoffe. Langfristig sollen zudem die Sparte Beschichtungstechnik expandieren und die Lagerkapazitäten vergrößert werden; ein entsprechendes Bauordnungsverfahren (TH 23) läuft bereits. Nichtsdestotrotz sei Kurzarbeit „nach wie vor ein Instrument, das wir in den Bereichen der Druckindustrie einsetzen müssen“.
Unternehmerische Verantwortung endet für Schubert unterdessen nicht am Werkstor: Mitarbeiter der Behinderten-Werkstätten arbeiten regelmäßig bei der Befüllung von Klebstoffkanistern mit. Und jedes Jahr wird ein gemeinnütziges Projekt aus der Region unterstützt, dieses Jahr der Vinzentiusverein in Rosenheim.
Dezember 2011


Spitzentechnologie made in Achenmühle
Abgeordneter Klaus Stöttner besucht Medi-Globe GmbH
mehr...


Gezielt wider den Fachkräftemangel
Krones Werk Rosenheim eröffnet neues Ausbildungszentrum
zum Bericht


Die Talsohle ist durchschritten
Warum Schattdecor der Krise auch Gutes abgewinnt - Beinahe Rekordproduktion im Oktober
zum Bericht


"Sonderstellung in der Saftindustrie" durch Dekanterpresse
Obstverwertung Rohrdorf blickt auf erfolgreiches Jahr zurück - Umfangreiche Investitionen
zum Bericht


Das Motto "Unterwegs Zuhause sein" ist sozusagen Dauergast im Alpina Hotel, wo Inhaberin Veronika Nitzl mit rund 180 geladenen Gästen die Rundumerneuerung des seit mehr als vier Jahrzehnten bestehenden Familienbetriebs in Heilig Blut feierte. Sichtlich angetan vom Ambiente des Hauses und den verschiedenen Themenwelten in den 14 Zimmern – der Bogen spannt sich vom Garten- übers Jagd- bis hin zum Königszimmer - zeigten sich nicht nur Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (rechts) und Adolf Dinglreiter vom Stadtmarketing beim gemeinsamen Rundgang mit der Hotel-Chefin (Foto). In ihrem Grußwort hatte Bauer zuvor den unverzichtbaren Beitrag der Hotellerie zur Stärkung des Standorts Rosenheim als Ausstellungs- und Kongressstadt hervorgehoben; so erwarte man allein zur Landesgartenschau in zwei Jahren eine Million Besucher.
Reichlich Gelegenheit für einen Aktivurlaub beziehungsweise zum „die Seele baumeln lassen“ bieten darüber hinaus die eigens von der Agentur Michael Steinkohl geschnürten Sportpakete für Mountainbiker und Nordic Walker sowie die Kooperation mit einem nahegelegenen Fitness- und Wellnessclub.
Text/Foto: pil
13. Mai 2008



Knöpfe noch und nöcher, und keiner gleicht dem anderen. „Jeder Knopf ist ein Unikat.“, betonen die Ellemunters nicht ohne Stolz. Ohne den „Rohstoff“ Geweih geht allerdings nichts in der Inntaler Hirschhornknopf-Fabrikation von Bernd (rechts) und Martin Ellemunter.

"Das Imitat ist unser größter Feind"
Inntaler Hirschhornknopf-Fabrikation in der dritten Generation

von Marisa Pilger

Mühlbach/ Kiefersfelden – Um kleine kreisrunde Scheiben, sorgsam ausgeschnitten aus den Abwurfstangen der „Könige der Wälder“, dreht sich das Leben der Familie Ellemunter im Kiefersfeldener Ortsteil Mühlbach nun schon in der dritten Generation. Dort, in der Inntaler Hirschhornknopf Fabrikation, wird die Zier fürs traditionelle Gwand noch in Handarbeit aus dem Kopfschmuck des Cervus elaphus – des Rothirschs - gefertigt.
Den Geruch von angeschmortem Knochen nimmt Bernd Ellemunter (57) längst nicht mehr wahr, wenn er hochkonzentriert an der Fräsmaschine steht und einen Ring nach dem anderen ins Geweihstück schneidet. Penibel achtet er darauf, die Schnittstellen möglichst dicht an dicht zu setzen; so kann er aus einem Kilo Hirschhorn rund 100 Anzugknöpfe herausholen. Mit Holzhammer und Stechbeitel schlägt anschließend Sohn Martin die Rohlinge aus der Stange. Bevor er dann Fadenkessel und Löcher – letztere immer quer zur Maserung – in die Scheiben bohrt, entfernt der 30jährige, der zwischen Knöpfen groß geworden ist, noch den porösen Schwammknochen auf der Rückseite. In jedem der Arbeitsgänge spiele neben Präzision das Fingerspitzengefühl eine große Rolle, erklären die beiden erfahrenen Knopfmacher; denn kein Geweih sei wie das andere. Poliert wandern die der Größe nach vorsortierten Knöpfe schließlich ebenso wie Reversschmuck aus Rehgehörn in den Versand. So stattet nicht nur die Firma Gössl ihre Trachtenbekleidung mit echtem Hirschhorn aus; auch das Trachtenhaus Jäger ordert Ellemunter-Knöpfe.
Ein umfangreiches Sortiment an Hirschhorn-Artikeln, allem voran natürlich Knöpfe, hat der „Werks-Verkauf“ im Kiefersfeldener Ortsteil Mühlbach zu bieten.
Fotos: Pilger
Und wenngleich es mächtig staubt bei der Knopf-Produktion; unterm Strich bleibt kein Abfall: Die Geweihenden verarbeitet ein Messermacher zu Griffstücken. Für Sägemehl und Späne – einen vollbiologischen Dünger – geben sich die Gärtner die Klinke in die Hand. Und die Reststücke der Abwurfstangen wandern nach Fernost; zerrieben sollen sie dort des Mannes Lendenkraft stärken. Entstanden ist die heutige „Inntaler Hirschhorn-Verarbeitung GmbH“ aus der Not heraus. Balthasar Ellemunter stand buchstäblich vor dem Nichts, als er 1945 aus dem Krieg heimkam. Mit Holzdrechselarbeiten hielt er sich zunächst über Wasser; eine Auswahl der kleinen Schmuckdosen mit im Deckel eingebranntem Muster zeigt Enkel Martin Ellemunter noch heute dem Besucher gerne. Irgendwann, fährt sein Vater Bernd fort, kamen dann Bauern mit Leiterwagerl voller Abwurfstangen und baten ihn, daraus Knöpfe zu machen: Der Grundstein für das seit mehr als 60 Jahren bestehende Familienunternehmen war gelegt. In den folgenden Jahren deckten sich nach und nach Schneider bei den Ellemunters ein, zunächst aus dem Inntal, später auch aus dem Chiemgau und dem Oberland.
Ganze Lkw-Ladungen des sperrigen Rohstoffs, abgepackt in 100-Kilo-Ballen, wurden in Spitzenzeiten – in den 70er und 80er Jahren - in Mühlbach angeliefert. 45 Tonnen Rohmaterial wurden hier im besten Jahr verarbeitet, zu Einrichtungsgegenständen und Zierrat wie Kerzenhaltern, Korkenziehern und Besteckgriffen – und eben zu Knöpfen. Lieferzeiten von mehreren Wochen waren keine Seltenheit. Zu der Zeit, als rustikales alpenländisches Ambiente Hochkonjunktur hatte, standen zudem Geweihlüster hoch im Kurs. „250 bis 300 Stück haben wir damals im Jahr verkauft.“, aber heute, schickt Bernd Ellemunter etwas wehmütig hinterher, „keinen einzigen mehr.“
Zwei Dutzend Mitarbeiter – allein vier Fräser - waren zeitweise in dem Betrieb beschäftigt, wo während des Trachtenbooms Tag für Tag bis zu 10.000 Knöpfe produziert wurden, so viele wie heute in einem Monat. Der Herzknopf war einer der Renner in der Landhausmode – bis auch hier Nachbildungen aus Kunststoff oder Rinderknochen das Terrain eroberten. „Das Imitat ist unser größter Feind.“, echauffieren sich Vater wie Sohn über die Modebranche und bedauern die schwindende Wertschätzung für Qualität bei den Kunden. Diese würden nicht selten viel Geld hinblättern für eine „Trachtenjacke im Hirschhorn-Design“ mit billigen Knopf-Nachbildungen, die leicht zu erkennen seien an der gleichmäßigen Musterung und der glatten, schneeweißen Rückseite. Bei der Kalkulation in der Massenproduktion zähle eben jeder Cent, fügt der Junior etwas resigniert an. Und selbst bei so manchem Trachtler ende das Traditionsbewusstsein an der Knopfleiste. Doch hier, im Ladengeschäft in Mühlbach, könne man seine Joppe - entgegen des weitverbreiteten Irrglaubens über horrende Preise für Hirschhorn - für nur zehn Euro mit hochwertigen handgefertigten Hirschhornknöpfen („jeder ein Unikat“) bestücken.
Auf den „Krieg der Knöpfe“ haben die Ellemunters bereits frühzeitig reagiert: Nach und nach wurde die Belegschaft verkleinert, der frühere Produktionsbereich und das Lager sind verpachtet. Sukzessive ist das Unternehmen zum Drei-Mann-Betrieb geschrumpft, in dem Bernds Ehefrau Ritone die Büroarbeit erledigt und bei Bedarf in der Produktion aushilft. Früher kam in der Werkstatt Importware aus Indien, Geweihe des Sambar- und des Axishirsches, des „täglichen Brot des Tigers“, unters Fräsmesser. Dann änderten sich die Exportbestimmungen des Subkontinents, und man stieg auf Halbfertigprodukte um. Heute bestimmt nun der Rothirsch - Abwurfstangen aus Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen beispielsweise - die Produktion in der Mühlbacher Manufaktur. Doch „für die Knöpfe wird kein Tier geschossen.“, betont Waidmann Bernd Ellemunter, der auch schon des öfteren in Nachlässen auf verwertbare Geweihe gestoßen ist.
1988 übernahm der gelernte Schlosser den väterlichen Betrieb; mittlerweile ist der 57-jährige selbst der Seniorchef. Denn für seinen Sohn war schon früh klar, dass auch er einmal in die Knopfmacherei einsteigen würde. Angesichts der Entwicklung in der Textilbranche hat sich der Industriekaufmann jedoch ein zweites Standbein geschaffen: Mit seiner Firma „Outdoor XXL“ bietet Martin Ellemunter Erlebnis-Exkursionen in der Umgebung an.
Weitere Informationen rund um die Inntaler Knopfmanufaktur gibt’s unter www.inntaler-hirschhorn.de.
13. Mai 2008


Schattdecor feiert "Rückkehr nach Thansau"
Über 40 Millionen Euro in neue Firmenzentrale investiert
zum Bericht


Schattdecor: 40-Millionen-Investition in die Zukunft
Arbeiten an neuer Firmenzentrale bald abgeschlossen - Eröffnung im Mai 2007
zum Bericht


Ladenschluss nach 110 Jahren
Zu viele Discounter, zu wenig Kunden: Raublinger Traditionskaufhaus macht Ende Dezember dicht
zum Bericht


Brennstoff, Blumenerde und der Grundstein für die Ortschaft Nicklheim
Über das Humuswerk Euflor und das Ende des Torfabbaus in der Kollerfilze
zu den Berichten


Millioneninvestition für Heißes und Kaltes
Planatol stellt neues Rührwerk vor - 60 Arbeitsplätze durch Betriebsverlagerung

Von Marisa Pilger

Neue Wege geht Theo Hesselmann mit den beschichteten Oktabinern. Weil die für flüssige Klebstoffe verwendeten Fässer oftmals stark verschmutzt zurückkämen, will der Unternehmer nun sukzessive auf die achteckigen Einweg-Container aus Wellpappe umsteigen.
Thansau – In der Tat: An der Fabrikstraße „rührt sich etwas“, wie es Rohrdorfs Bürgermeister Fritz Tischner gewohnt bildhaft auf den Punkt brachte. Denn zum einen stellte der Klebstofffabrikant Planatol in Thansau jetzt Vertretern aus Wirtschaft und Politik sowie einer Reihe von Nachbarn sein neues Multifunktionsrührwerk vor, das es „weltweit in dieser Form sicherlich kein zweites Mal“ gebe, wie der geschäftsführende Gesellschafter Theo Hesselmann anmerkte. Zum anderen will das Unternehmen dort im Lauf des nächsten Jahres eine neue Produktionshalle bauen und bis zu 60 neue Arbeitsplätze schaffen. Am Standort Thansau sind derzeit etwa 150 Mitarbeiter beschäftigt.
Egal, ob man in einer Werbebeilage aus der Tageszeitung blättert oder in einem der sechs Bände aus der „Harry Potter“-Reihe, wohl jeder hat – zumeist unwissentlich – schon einmal eines der Planatol-Produkte in der Hand gehabt. Auch bei so mancher Insektenfalle, so manchem Mousepad oder Tattoo-Bild ist Klebstoff aus Thansau mit im Spiel. Und weil „Klebetechnik irgendwo anfängt und nirgends aufhört“, sieht Hesselmann trotz der wirtschaftlichen Stagnation in der graphischen Industrie – dem Kerngeschäft von Planatol – längst neue Herausforderungen für den mittelständischen Betrieb.
Wie das Rührwerk ist auch die Abfüllanlage sowohl für Heißes als auch für Kaltes ausgelegt. Portioniert wird je nach Bedarf in Würfel, Eimer oder Fässer.
Mit der Tochtergesellschaft Biolink will Planatol nun verstärkt in den stetig wachsenden Klebebändermarkt insbesondere im Bereich der Automobil- und Flugzeugindustrie einsteigen. Da deren derzeitiger Standort Geretsried jedoch aus allen Nähten platzt, wird der Betrieb nach Thansau verlagert. Dort soll in den nächsten Monaten eine Halle für Reinraum-Produktionen mit einer 35 Meter langen Beschichtungsmaschine entstehen. Etwa 400 Quadratmeter der dafür benötigten Fläche seien dabei als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, bestätigte Hesselmann auf Anfrage; er will für dieses Areal, das derzeit zum größten Teil als Parkplatz genutzt werde, an anderer Stelle eine Ausgleichsfläche schaffen.
Darüber hinaus kündigte der Planatol-Chef den Zukauf einer Klebstofffabrik an, wodurch sich der Jahresumsatz der Firmengruppe dann auf etwa 35 Millionen Euro beliefe. Und noch ein Novum hatte Hesselmann in seiner Ansprache verpackt: Seit etwa vier Wochen versendet Planatol einen Teil seiner Flüssigklebstoffe in beschichteten Wellpappe-Containern. Die Umstellung auf die neuen Behälter - ihrer achteckigen Form wegen Oktabiner genannt – sei notwendig geworden, da Rücktransport und Reinigung der bislang verwendeten Fässer hohe Kosten verursacht hätten. Die neuen Gefäße hingegen, die auch bei den Kunden sehr gut ankämen, könnten problemlos vom Empfänger entsorgt werden.
1. November 2005

Rund eine Million Euro hat der Klebstoffproduzent Planatol, der sich im Jahr 1956 in Thansau angesiedelt hat, in das Multifunktionsrührwerk (Reaktor) samt Erweiterung der bestehenden Produktionshalle investiert. So hat nun der Propellermixer, Jahrgang 1956, einen hochmodernen selbstreinigenden Kollegen mit zwei voneinander unabhängig rotierenden Rührorganen bekommen, der Dispersions-Kaltleime ebenso produzieren kann wie Schmelzkleber und vernetzende Polyurethan-Klebstoffe (PUR) – insgesamt etwa 2000 Tonnen pro Jahr. Auf diese Weise, erläuterte Betriebsleiter Alois Grundner, könne das Unternehmen künftig einige „Spezialitäten“ wie Hotmelt- und Haftschmelzklebstoffe für Verpackung, Buchbinderei und Etikettierung zu 100 Prozent selbst produzieren. Zudem seien diverse Spezialanfertigungen geplant.
Offen für Kontrollen. Beim Beschicken des neuen Rührwerks bleibt das Mannloch aber in der Regel geschlossen, erklärt Betriebsleiter Alois Grundner. Dies geht nunmehr über Zuleitungen beziehungsweise mittels eines Vakuums vonstatten.
Anstatt durchs Mannloch wird der computergesteuerte Reaktor über Zuleitungen mit den flüssigen Komponenten beschickt; Feststoffe werden – ähnlich wie beim Staubsauger – mittels eines Vakuums in den 2000-Liter-Behälter gezogen. Dadurch können Zutaten beigemengt werden, ohne den laufenden Rührvorgang unterbrechen zu müssen. Der Thermalölerhitzer, dessen Leistung ausreicht, um in zehn Einfamilienhäusern für wohlige Wärme zu sorgen, heizt bei Bedarf auf über 200 Grad Celsius ein. In einer Wärmekammer werden darüber hinaus einzelne Ausgangsstoffe bei mehr als 100 Grad vorgeschmolzen.
Ein Homogenisator verkürzt die Verarbeitungszeit im Reaktor um ein weiteres – sie beträgt je nach Produkt zwischen vier und acht Stunden -, bevor die integrierte Abfüllanlage Heißes wie Kaltes in Würfel, Eimer oder Fässer portioniert. pil



IPA-Motto 2005: "Spielend leben lernen"
Frasdorfer Spielgerätehersteller Richter stellt sich vor
zum Bericht


Saubere Mülltonnen für Dubai - Eine Idee geht um die Welt
Rosenheimer Unternehmer Klaus Storch in der Golfregion groß im Geschäft

Von Marisa Pilger

Rosenheim – Eigentlich wollte Klaus Storch in diesem Jahr den Laden verkaufen und sich zur Ruhe setzen; doch dann kamen die dreckigen Mülltonnen in Dubai dazwischen. Außerdem entschloss sich Sohn Markus, doch ins väterliche Geschäft einzusteigen. Jetzt steht der 54jährige kurz vor dem Abschluss eines Geschäfts, das er als „die Erfüllung eines Märchens, von dem ich immer geträumt habe“ bezeichnet. Wenn alles wie erhofft über die Bühne geht, werden in absehbarer Zeit Abfallbehälter im Mittleren Osten nach dem patentierten Verfahren des Panger Unternehmers gereinigt.
Mülltonnenwaschen in den Arabischen Emiraten? Die Verträge sind so gut wie unter Dach und Fach, sagt der Rosenheimer Unternehmer Klaus Storch, für den damit ein langgehegter Traum in Erfüllung ginge. Sein Sohn Markus steht ihm seit kurzem als Geschäftsführer zur Seite. Foto: Pilger
Das Telefon steht nicht still, während Storch in seiner Wohnung unterm Dach von der Präsentation in Dubai erzählt, vom Dauerlauf von Behörde zu Behörde, von Anträgen und Beglaubigungen, und von einer Idee, die anfangs von allen kopfschüttelnd belächelt wurde, mittlerweile aber weit über die Grenzen Europas hinaus Kreise gezogen hat: Auch Australien und Singapur haben bereits Interesse am Storch-Reinigungssystem bekundet.
Angefangen hat dabei im Grunde genommen alles vor der eigenen Haustür, dem früheren „Café Neu“: 1987 war der Koch und Konditor Storch mit der Suche nach einem Mülltonnenreiniger für sein Restaurant gescheitert – und eine neue Geschäftsidee geboren. 1990 ging das erste von ihm entwickelte, 228.000 Mark teure Fahrzeug auf Tour: Die Firma Aldi ließ 40 Mülltonnen – verteilt über einige hundert Kilometer - reinigen. Im selben Jahr kam aus Fürth trotz einer verunglückten Vorführung der erste kommunale Auftrag: 1900 Container. „Danach ging's Schlag auf Schlag.“, Niederlassungen in Augsburg und Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen) wurden eröffnet.
Dreieinhalb Millionen Mülltonnen im Bundesgebiet und in Österreich hat Storch, der jetzt gemeinsam mit seinem 27jährigen Sohn Markus die Geschäfte führt, heute unter Vertrag – jeweils zur Hälfte über Hausverwaltungen und Kommunen. Hinzu kommen zwei Lizenznehmer und ein Franchise-System. In Rosenheim und Umgebung haben die 15 Mitarbeiter allerdings nach wie vor so gut wie nichts zu tun. „Hier gibt's keine Biotonnen“, erklärt Storch; denn die seien oftmals die Eintrittskarte für ihn und seine fünf Fahrzeuge: „Die Mülltrennung war für uns ein Riesenglück.“ Mittlerweile hat er insgesamt drei Patente angemeldet. In den Vereinigten Arabischen Emiraten und den Golfstaaten ist sein Verfahren über eine Prioriätenliste geschützt.
Durch Zufall war man in den Emiraten, wo bei Temperaturen von 40 Grad im Schatten auch die geleerten Mülltonnen – zumeist 5,5 Kubimeter-Container aus Metall - zum Himmel stinken und Krankheitserregern einen idealen Lebensraum bieten, auf den Rosenheimer aufmerksam geworden. Per E-mail klopfte deshalb die Verwaltung von Dubai bei Storch an, und nach einem kurzen Schriftverkehr stand der Termin für die Präsentation.
In der Millionenstadt am Persischen Golf sah sich der „Rosenheimer Mülltonnenputzer“ allerdings mit einer unerwarteten Hürde konfrontiert: Frischwasser wird dort mit hohem Energieaufwand über Meerwasser-Entsalzungsanlagen gewonnen; entsprechend hoch ist der Preis für das frische Nass. Also variierte er noch vor Ort sein derzeitiges System, wobei ihm wiederum der Zufall zu Hilfe kam. Eine Wasseraufbereitungsanlage für U-Boote soll nun den Frischwasserverbrauch bei der Mülltonnenreinigung deutlich reduzieren. Der Prototyp, so hofft er, wird im Februar in Berlin ausgeliefert.
Neben Dubai sieht Storch auch das Abkommen mit Saudi-Arabien und Kuwait so gut wie unter Dach und Fach; ebenso fest rechnet er mit Vertragsabschlüssen mit dem Jemen und Oman. Rund 45 Millionen Menschen leben in dieser Region; doch, gibt Storch zu bedenken, allein in Dubai hinterließen darüberhinaus jährlich 7,2 Millionen Touristen ihren Müll.
Über den finanziellen Umfang der Lizenz-Geschäfte hält sich der rührige Rosenheimer, der bislang ganz bewusst auf ein moderates Wachstum seines Unternehmens gesetzt hat, unterdessen relativ bedeckt; nur soviel: es geht um viel Geld.
Jetzt poliert der Ski-Fachsportlehrer in jeder freien Minute sein Englisch auf und liefert als Schlusswort eine Zusammenfassung seiner Geschichte, wie sie treffender nicht sein könnte: „Die Mülltonne hat unser Leben verändert!“.
6. Juli 2005
Mit 7000 Litern Frischwasser gehen die Storch'schen Spezialfahrzeuge - eine Art kombiniertes Tank-/Müllfahrzeug - auf Tour. Bis zu achtmal im Jahr werden die Reste, die sich an den Innenwänden der Abfallbehälter – insbesondere von Biotonnen - ablagern, nach der Leerung durch die Müllabfuhr unter Hochdruck herausgespült. Der „Müllschlamm“ - in einer 40-Liter-Biotonne fallen immerhin rund 2,6 Kilo an; in einem 1,1-Kubikmeter-Abfallcontainer durchschnittlich 24 Kilo - wird dabei automatisch in einem gesonderten Behälter im Reinigungs-Fahrzeug gesammelt und wandert später in die Müllverbrennung oder auf eine spezielle Deponie.
Das Schmutzwasser wird ebenfalls in einem separaten Tank gesammelt und muss als Fäkalschlamm in der Kläranlage entsorgt werden.
Die Reinigungskammer ist dabei durch einen besenartigen Vorhang abgeschirmt; auch die Mitarbeiter kommen mit den Feststoffen nicht in Berührung.



Von der Bauernstube über den englischen Club bis hin zur modernen Lounge - Jede der VIP-Logen, die die Pittenharter Schreinerei Mittermaier in der "Allianz Arena" ausgebaut hat, ist ein Unikat. Fotos: nn

Pittenharter Schreiner landet Volltreffer
Christian Mittermaier hat in der "Allianz Arena" 35 VIP-Logen ausgebaut

Von Marisa Pilger

Pittenhart/Fröttmaning – Einen wahren Volltreffer konnte Christian Mittermaier in der neuen „Allianz Arena“ in München landen. Schließlich war der Schreinermeister aus Pittenhart als Generalübernehmer für den Ausbau von knapp 40 der insgesamt 106 VIP-Logen im neuen Sportpalast am Autobahn-Nordkreuz zuständig. Mittlerweile ist die Partie in die nächste Runde gegangen; denn der Handwerker hat dank des Vier-Millionen-Euro-Projekts bereits die ersten Folgeaufträge in der Tasche.
Mögen auch alle Logen gleichermaßen über Stehbereich, Bar und Balkon verfügen, so ist doch jede für sich ein Unikat: In der Atmosphäre eines englischen Clubs mit Wandtäfelung und Lounge-Sesseln etwa residiert der FC Bayern. Für ein gediegenes Schiffs-Ambiente mit Mahagoni hat sich die Conti-Reederei mit Sitz in Putzbrunn (Landkreis München) entschieden Die Allianz hingegen ließ in ihrer futuristischen Vierfach-Loge – sie ist mit 200 Quadratmetern die größte - eine Foliendecke ähnlich der Arena-Außenhaut aufziehen. Und im Coca-Cola-Séparée richtet sich das Augenmerk unwillkürlich auf die Glaswand im Marken-Rot, wo beleuchtete Original-Flaschen für einen zusätzlichen Blickfang sorgen.
„Es war Hochleistungssport.“, weiß Mittermaier den unermüdlichen Einsatz seiner Mannschaft zu schätzen; vor allem während der Montagephase zwischen Anfang Januar und Mitte April. Weil die Aufzüge zu dieser Zeit noch nicht fertig waren, mussten sämtliche Teile über 134 Stufen hinaufgeschleppt werden. Gleichzeitig wurde aber auch an allen anderen Ecken und Enden der Arena noch gebaut. Das „Wegerecht“ musste hin und wieder regelrecht „erkämpft“ werden, schmunzelt Mittermaier.
Mit einer aufwändigen 30seitigen Mustermappe hatte sich der Schreiner Ende 2003 um einen „Logen-Platz“ beworben und sich neben dem Stadionarchitekten Pierre de Meuron schießlich gegen die etwa 15 Konkurrenten behauptet. „Im Eiltempo“ entstanden dann im Arena-Rohbau die Musterlogen der beiden Anbieter. 35 Aufträge für Planung und Ausbau - von der Einzel- (für zehn bis 16 Personen) bis hin zur Vierfachloge - gingen schließlich bei Mittermaier ein; alles in allem ein Volumen von rund vier Millionen Euro. Und die Verhandlungen, egal ob mit Adidas, Bosch, dem Burda-Verlag oder Yello Strom, wurden dabei durchwegs in der Chefetage geführt.
Etwa 60.000 Euro musste hinblättern, wer sich für die Standard-Ausstattung entschied. Nach oben allerdings gab's keine Grenzen. Manche Kunden legten Wert auf einen eigenen Sanitärbereich, andere auf runde Theken, wieder andere ließen eigens Teppiche mit dem Firmenlogo weben; insbesondere aber schlugen Sonderwünsche bei der Medientechnik gewaltig zu Buche. Schließlich steht den Mietern ihr Reich in den oberen Rängen nicht nur während der 90 Minuten zur Verfügung, in denen sich gut 25 Meter weiter unten auf dem „Powerrasen“ alles um ein rundes Leder dreht. Vielmehr werden die Logen (die Jahresmieten beziffert Mittermaier auf 90.000 bis 200.000 Euro) auch als Konferenzräume genutzt.
Die Schreinerarbeiten für die Ausbauten übernahm der Pittenharter mit seinen 25 Mitarbeitern; die anderen Gewerke wie Sanitär, Elektro, Bodenbeläge und Malerarbeiten vergab er als Generalübernehmer, soweit möglich, an Firmen aus der Region. Ein Neuling ist der Schreinermeister und Betriebswirt in Sachen Objektbetreuung ohnehin nicht: Zu seinen Kunden zählen unter anderem Großunternehmen wie Siemens. Auch die Theken in der Rosenheimer Sparkasse stammen aus dem Betrieb, den Mittermaiers Vater im Jahr 1957 gegründet hatte. Und Erfahrungen im Logen-Ausbau hat er - wenn auch in deutlich geringerem Umfang - bereits im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion und in Leipzig gesammelt.
Mit der Eröffnungszeremonie in Fröttmaning indes ist das Kapitel „Allianz Arena“ für Mittermaier noch lange nicht abgeschlossen. Schon steht Arbeit im Kassen- und Kioskbereich sowie im Business Club an. Zudem haben einige Logen-Kunden bereits für ihre eigenen Geschäftsräume Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet.
Der 37jährige, dessen Fußballer-Herz seit jeher für den FC Bayern schlägt, setzt aber auch nach dem Spiel in der obersten Liga, das „sehr viel Spaß“ gemacht hat, weiter auf Aufträge von Privatleuten. Ganz gleich ob Küche oder Nachtkastl: „Für uns ist jeder Kunde wichtig.“
2. Juli 2005


Das Stammhaus von Farben Hoegner am Ludwigsplatz. Foto: nn
Vom Kramerladen zum Farbenfachhandel
Rosenheimer Familienbetrieb Hoegner feiert 250-jähriges Bestehen

Rosenheim (pil) – Mit einer Fragnerei, einem Kramerladen, am damaligen Äußeren Markt (Ludwigsplatz) legte Simon Hoegner I. im April 1755 den Grundstein für den heutigen Farbenfachhandel Hoegner, der heuer ein beileibe nicht alltägliches Jubiläum feiert: Seit 250 Jahren ist das Rosenheimer Traditionsunternehmen in Familienbesitz, und ebenso lange, fügte Geschäftsführer Christoph Heindl bei einer Pressekonferenz im neuen Firmengebäude am Schwaiger Kreisel nicht ohne Stolz an, werde der Betrieb vom jeweiligen Inhaber geführt. Sein Erfolgsrezept lautet dabei: „Heute muss man mehr bieten, als nur Farbe zu liefern – Partnerschaft lautet die Devise“.
Das Sortiment hat sich im Laufe der vergangenen zweieinhalb Jahrhunderte zwar immer wieder geändert - von Wein und Getreide über Tuchwaren und Zigarren bis hin zu Lebensmittel - doch seit 1987, als der Lebensmittelgroßhandel verkauft wurde, konzentriert sich das Familienunternehmen ausschließlich auf Farben, Lacke und alles was dazugehört - insgesamt 30.000 Artikel umfasst die Angebotspalette.
Bereits im Jahr 1984 war der Hauptsitz in den Aicherpark verlegt worden. Das Geschäft in der Stadtmitte wurde 1991 geschlossen, vier Jahre später eine Filiale in Mühldorf/Inn eröffnet, und 2003 ein Priener Einzelhandelsgeschäft an die Hoegner-Gruppe angeschlossen.
Wegen der geplanten Westumgehung zog das Hoegner-Team allerdings 2001 erneut um: Insgesamt 5000 Quadratmeter Nutzfläche bieten die neuen Räume im Gewerbegebiet am Schwaiger Kreisel, wo auch ein großzügiger Ausstellungsraum realisiert wurde. Die neue Firmenadresse in der nach seinem Vater benannten Sepp-Heindl-Straße - er war Oberbürgermeister der Stadt Rosenheim von 1961 bis 1965 - sei allerdings nicht geplant gewesen sondern ein „glücklicher Zufall“, versichert Christoph Heindl schmunzelnd. Er war vor 30 Jahren als „kleiner kaufmännischer Angestellter“ im väterlichen Betrieb eingestiegen, den er dann 1986 in der siebten Generation übernommen hat. Seit 1987/1988 stehen ihm mit seiner Frau Irmi und Josef Füglein zwei Prokuristen zur Seite.
Freilich seien die Zeiten nicht immer rosig gewesen, räumt Heindl ein. Doch, betont er stolz, der Betrieb habe sich über ein Vierteljahrtausend hinweg immer wieder behauptet; der Jahresumsatz habe zuletzt bei zehn Millionen Euro gelegen. Dabei biete gerade das Jubiläumsjahr nicht unbedingt Grund zum Jubeln: „2005 wird schwierig.“, ist sich Heindl angesichts des langen Winters und der angespannten Wirtschaftslage sicher. Doch :“Die Zukunft beginnt jeden Tag neu!“, ist er zuversichtlich.
Das das Unternehmen sei sich seiner sozialen Verantwortung durchaus bewusst betont der 54jährige; dies zeige nicht zuletzt die Einführung einer Betriebsrente im vorletzten Jahr. Immerhin gehöre jeder vierte der insgesamt 46 Mitarbeiter (darunter sechs Auszubildende) bereits seit 15 und mehr Jahren dem Familienbetrieb an.
Sogar der Übergang des Unternehmens in die achte Generation ist bereits geregelt. Heindl-Sohn Michael will das Familienunternehmen nach Abitur und Ausbildung weiterführen. Das Stammhaus am Ludwigsplatz, in dem vor 250 Jahren alles seinen Anfang genommen hat, ließ Heindl, der dort auch wohnt, vor einigen Jahren stilgerecht renovieren und im historischen Blau streichen. Seine Verbundenheit zu seiner Heimatstadt will er darüber hinaus am eigentlichen Geburtstag des Unternehmens demonstrieren. Am Dienstag, 19. April, wird der Unternehmer am Schwaiger Kreisel ein Kunstwerk – eine Stahlkonstruktion aus der Werkstatt einer Münchner Künstlerin – an die Stadt Rosenheim übergeben; auch in der leisen Hoffnung, der Kreisverkehr möge irgendwann in „Hoegner-Kreisel“ umbenannt werden.
12. April 2005


Statt Arbeitslosigkeit ein Netz mit Trainingsmöglichkeiten
Gemeinnützige Betreuungsgesellschaft in Rosenheim fängt Menschen ohne Job auf
zum Bericht


Neue Firma mit alten Kollegen: "Wir wollten nicht einfach aufgeben"
Nach SDB-Konkurs in Raubling Aufbruchstimmung bei der Aicher-Holz HwF GmbH

Optimistischer Blick in die Zukunft. Das insgesamt elfköpfige Team der neugegründeten Aicher-Holz HwF GmbH hat am 1. Februar die Geschäfte am Raublinger Kapellenweg aufgenommen. Foto: Pilger
Raubling (pil) – „Wir wollten nicht einfach aufgeben, was wir jahrelang geschaffen haben.“ Trotz seiner knapp 60 Jahre versprüht Wolfgang Ferlings, einer der vier Gesellschafter der Aicher-Holz HwF GmbH, Aufbruchstimmung. An einem Vormittag im Januar gegründet, am Nachmittag desselben Tages bereits ins Handelsregister eingetragen, will das neue Unternehmen einen Teil der Lücke ausfüllen, die die Insolvenz der SDB Holzhandels GmbH in Raubling (vormals Aicher GmbH) in der Region gerissen hat.
Das Personal rekrutiert sich dabei fast ausschließlich aus ehemaligen SDBlern wie dem Verkaufsleiter Ferlings; acht künftige Mitarbeiter absolvieren dort als BTG-Projektteilnehmer gerade eine „praktische Qualifizierung“ im Rahmen des Transfer-Kurzarbeitergeldes und sollen demnächst einen festen Arbeitsvertrag erhalten. Nachträglich kam bislang nur der Betriebswirt Bernhard Schmid als Geschäftsführender Gesellschafter ins Boot.
Das Raublinger Traditionsunternehmen Aicher – es war im Oktober in SDB Holzhandels GmbH umbenannt worden - hatte zum Jahresende Konkurs angemeldet; die über 40 Mitarbeiter drohten von heute auf morgen auf der Straße zu stehen, wechselten dann aber fast geschlossen zur Betreuungs- und Trainingsgesellschaft BTG.
Der neue Betrieb hat unterdessen Patente, Namensrechte und die Kunden-Stammdaten der früheren Aicher GmbH aufgekauft und am 1. Februar das operative Geschäft im Raublinger Kapellenweg aufgenommen. Eine elfköpfige Mannschaft will sich künftig vor allem auf den Großhandel in den Bereichen Hobelware, Parkett und Gartenhölzer konzentrieren. Parallel dazu läuft dort derzeit der Räumungsverkauf im Baumarkt.
Dem Neuanfang sehen die Gesellschafter durchaus positiv entgegen. Durchschnittlich vier Millionen Euro Jahresumsatz erwartet Schmid für die ersten drei Jahre; und auch die jährliche Steigerung von 20 Prozent, die er im Drei-Jahres-Plan angesetzt hat, schätzt er als „absolut realistisch“ ein.
Rückenwind habe das neue Unternehmen nicht nur von den Lieferanten erfahren, freut sich Schmid; nicht zuletzt habe der SDB-Insolvenzverwalter Dr. Michael Mirsch durch sein Engagement die Gründung der GmbH unterstützt.
4. März 2005


"mefro"-Gruppe auf dem Sprung an die Spitze in Europa
Rohrdorfer Unternehmen will Räder-Sparte von Michelin kaufen
zum Bericht


Ein Radl wie auf den Leib geschneidert
Mauro Sannino baut bei Iko Maßrahmen aus Carbon
zum Bericht


Reederei geht in Putzbrunner Gewerbegebiet vor Anker
Die Conti verkauft Anteile an Container-Schiffen und Luxus-Linern

Putzbrunn (pil) – Weit und breit keine Spur von Wasserstraßen, das Dach ist nicht mit Reet gedeckt, und vor der Eingangstür flattert eine weiß-blaue Fahne mit gelbem Löwen im Wind. Wohl kaum jemand kommt auf den Gedanken, dass hinter dieser modernen Fassade im Binnenland Häfen und Hochseeschiffe die Hauptrolle spielen – und natürlich Geld. Denn vor mittlerweile drei Jahren ist die Conti-Reederei, einer der größten Anbieter von Schiffsbeteiligungen, mit ihren rund 50 Mitarbeitern im Putzbrunner Gewerbegebiet vor Anker gegangen. Erst die Schiffsmodelle und Seekarten in den Gängen verleihen dem Bürogebäude in der Wernher-von-Braun-Straße einen maritimen Anstrich.
Wenigsten 50.000 Mark muss hinblättern, wer sich als Mitunternehmer an einem Hochsee- oder Containerschiff beteiligen will. Für jedes der Schiffe wird eine eigene GmbH&Co.KG gegründet, wobei die Kapitalanleger als Kommanditisten nur bis zur Höhe ihrer Einlage haften und durch Verlustzuweisungen Steuern sparen können. Bei den jährlichen Ausschüttungen geht Bundesfinanzminister Waigel leer aus, handelt es sich doch um Entnahmen aus der eigenen Gesellschaft.
Geht - was in der Unternehmensgeschichte noch nie vorgekommen ist – ein Schiff unter, kommen Kasko- bzw. Haftpflichtversicherungen für die Schäden auf, erklärt ein Conti-Mitarbeiter.
Insgesamt 4,3 Milliarden Mark hat die Reederei in den 27 Jahren ihres Bestehens in 65 Hochseeschiffe investiert. Das Eigenkapital von rund 2,1 Milliarden haben Anleger aus ganz Deutschland gezeichnet. Zu den 40 Schiffen, die derzeit in Fahrt sind, gehören unter anderem zwei Gastanker und die Auto-/Eisenbahn-Kombi-Fähre „Greifswald“, die zwischen der Ostsee-Insel Rügen und Litauen pendelt.
Hochsee- und Containerschiffe fahren über Linienreedereien die nötigen Einnahmen für Kreditraten und Ausschüttungen herein. Die Tagescharter für die schwimmenden Riesen mit 1600 bis 3900 Containerstellplätzen liegt dabei zwischen 13.000 und 28.000 Dollar; durchschnittlich sind die Conti-Schiffe auf knapp drei Jahre fest verchartert.
Mit der Reederei hat aber auch Putzrunn Oberwasser bekommen: Durch die vielen Ein-Schiff-Gesellschaften fließt ein nicht unbedeutender Teil des Putzbrunner Gewerbesteueraufkommens (Ansatz für 1997: rund fünf Millionen Mark) von Conti-Konten in die Gemeindekasse. Trotzdem spart die Unternehmensgruppe, die ihre Aktivitäten 1990 auch auf den Immobiliensektor ausgeweitet hat, seit kurzer Zeit viel Geld: 1994 nämlich zog das Unternehmen von Unterföhring (380 Punkte Gewerbesteuer) in den Münchner Südosten. Und der Gewerbesteuersatz in Putzbrunn von 250 Punkten wird bayernweit nur noch von Gundremmingen unterboten.
im Mai 1997
Die "MS Columbus" ist das jüngste Objekt, das die Conti bei der MTW-Werft in Wismar vom Stapel gelassen hat. Die Drei-Sterne-Plus-Yacht hat bei ihrer Jungfernfahrt im Juni und Juli Kurs aufs Nordkap genommen; zum Jahreswechsel ist eine Weltreise geplant. Insgesamt 420 Passagiere (acht Suiten und 197 Kabinen) plus 170 Mann Besatzung haben Platz auf dem 144 Meter langen und 21,5 Metern breiten Luxus-Liner.
Der 108 Millionen Mark teure Ozeankreuzer, den der Tourismus-Riese Hapag-Lloyd unter seine Fittiche genommen hat, wird - trotz Eintrags ins deutsche Schiffsregister – nicht unter deutscher Flagge fahren: deutsches Personal ist zu teuer.
Ein Blick Richtung Osten zeigt unterdessen, dass die Conti nicht nur auf moderne Technik setzt, sondern auch ein bisschen auf der Nostalgie-Welle schwimmt: In Dresden unterhält das Putzbrunner Unternehmen zusammen mit dem Freistaat Sachsen die Sächsiche Dampfschiffahrt, die größte und älteste Raddampferflotte der Welt.
im Mai 1997



Stapelweise CD-Rom anstatt Berge von Papier
Grasbrunner "iXOS Software AG" setzt auf digitales Archiv-System

Grasbrunn (pil) - Büroklammer und Aktenordner haben weitestgehend ausgedient; die Berge von papiernen Business-Dokumenten wie Lieferscheinen, Rechnungen und Briefen, die Geschäftsvorgänge bislang begleitet haben, gehören der Vergangenheit an. Was früher abgelegt, kopiert, sortiert – und gesucht – wurde, wird nun einfach digitalisiert, ins elektronische Archiv gelegt und per Mouseklick aufgerufen; egal ob Geschriebenes, Gesprochenes oder emails.
Einfach und effizient, erklärt iXOS-Sprecher Ekkehard Schmider, funktioniert es, d a s Produkt von iXOS, das mit 45 Millionen Mark knapp zwei Drittel des Gesamtumsatzes ausmacht: iXOS-Archive, ein System, das die (Geschäfts-)Welt mit all ihren Vorgängen als ein Folge von Bits versteht und speichert.
Das Grasbrunner Unternehmen – eines der führenden unabängigen deutschen Software-Häuser und erst seit kurzem Aktiengesellschaft – hat sich hierbei auf die Integration in das betriebswirtschaftliche System SAP-R/3 spezialisiert, in dessen Oberfläche das modular aufgebaute Dokumenten-Management-System von iXOS einfach eingeklinkt wird.
Mit zehn Prozent ist SAP, der Partner in Walldorf, an der Aktiengesellschaft in Grasbrunn beteiligt; die wiederum profitiert stark vom Wachstum der SAP AG.
Mit etwa 20 Millionen Mark Umsatz schlägt der zweite Unternehmensbereich „Professional Services“ zu Buche. IXOS bietet unter anderem Beratungen für Windows NT-Netzwerke sowie Hardware-Zertifizierung an. Das dritte Standbein (rund sieben Prozent) bildet iXtrain, das Schulungszentrum in Neukeferloh.
So nimmt iXOS nach den ersten neun Jahren seines Bestehens auf der Rangliste der Unternehmensberatung Lünendonk bereits Platz 14 bei den unabhängigen deutschen Software-Häusern ein. Schmider, Leiter der Abteilung Marketing/Communication, stolz: „Beim Wachstum sind wir die Nummer 1.“ In Zahlen: Die 70 Millionen Mark, die im Geschäftsjahr 1996/97 umgesetzt wurden, lagen 60 Prozent über dem Vorjahresergebnis; 110 Millionen will das Unternehmen im laufenden Jahr umsetzen.
Ebenso im Wachstum begriffen sind die Mitarbeiterzahlen. Der Stamm von derzeit 360 weltweit (am Standort Grasbrunn sind es allein 250; der Rest verteilt sich auf die Dépendancen in der Schweiz, in Kalifornien, Tschechien, Japan und Singapur) soll in den nächsten zwölf Monaten um 120 aufgestockt werden; wobei sich Schmider zufolge das Gewicht von den Informatikern – sie machen derzeit rund 70 Prozent des Personals aus – etwas in Richtung Marketing-Leute verschieben soll.
Kein Wunder also, wenn auch der Platzbedarf ständig wächst. 7000 der 50.000 Quadratmeter im ausgebuchten Technopark Neukeferloh belegt allein die iXOS-Gruppe. Auch kein Wunder also, wenn die sich stark macht für den Technopark II.
im September 1997


Bei der Feinkost ist Frische Trumpf
Familienunternehmen Kugler lässt sich in Grasbrunn nieder

Grasbrunn (pil) – Die Gurken und Paprikaschoten für die ersten Salatkompositionen haben Erika und Karl Kugler noch im Keller eines Perlacher Mietshauses geschnippelt. Knapp 35 Jahre später erleichtern zwar einige wenige Maschinen die Arbeit; der Großteil der Tagesproduktion von zehn bis 15 Tonnen Feinkostsalat, die das Familienunternehmen Kugler heute in Grasbrunn herstellt, wird aber nach wie vor in Handarbeit erledigt.
Immerhin müssen täglich an die fünf Tonnen Frischgemüse gewaschen, geputzt und geschnitten werden; rund ein Tonne Kartoffeln (bereits geschält) wandert in den Kochtopf. Dazu kommen Krabben aus Grönland und Thailand sowie Fisch aus Cuxhaven.
Mit null Mark und vielen Ideen war das Ehepaar Kugler seinerzeit ins Feinkostgeschäft eingestiegen; die hochmoderne Produktionshalle, die die beiden Söhne und heutigen Geschäftsführer Gerhard und Oliver binnen sechs Monaten ans Ende der Möschenfelder Straße hingestellt haben, kommt (inklusive Grundstück) auf etwa 13 Millionen Mark. Neben viel Geld hat sie die Bauherren außerdem einiges an Nerven gekostet – noch heute schimpfen sie auf die Genehmigungsbehörden.
Seit Ende letzten Jahres werden nun auf 3000 Quadratmetern Waldorfsalat, Rote Grütze und Fertig-Lasagne zubereitet, gekocht, geschichtet und abgefüllt – bei Temperaturen von 13 Grad Celsius.
Ein EDV-System erfasst nicht nur annähernd 1000 Rezepturen; zudem sind sämtliche Unternehmensbereiche vernetzt. Auf diese Weise kann die Zusammensetzung jeder Charge aufs Gramm genau nachvollzogen werden.
Besonders stolz sind die Kuglers auf die Qualität ihrer Produkte. Und weil sie auf Konservierungsstoffe verzichten, sind frische Zutaten und rasche Verarbeitung unumgänglich. „Wir sind kein Industriebetrieb.“, betonen der 34 Jahre alte Oliver Kugler – er kommt aus dem Hotelfach – und sein Bruder Gerhard (32), ein gelernter Schreiner. Die Schmankerl gehen an Fluglinien, Metzgereien und Gastronomiebetriebe.
Für große Werkskantinen werden eigens Salatdressings angerührt. Lediglich ein kleiner Teil der Salate und Süßspeisen wandert nach Österreich oder Norditalien.
Zweifellos muss die Hygiene die größte Rolle spielen: Desinfektionsbäder für die Schuhe, Hygieneschleusen auch innerhalb der Produktion, Sensoren statt Lichtschalter, abgeschrägte Fensterbretter – und eben viel Glas, weil „wir nichts zu verstecken haben“, listen die Chefs auf. Und weil ein Gesundheitszeugnis nicht ewig recht hat, untersucht ein Arzt alle sechs Monate die knapp 60 Mitarbeiter.
Überhaupt das Personal: Oliver und Gerhard Kugler legen großen Wert auf Fachkräfte wie Metzger, Konditoren und Küchenmeister. Doch das ist gar nicht so einfach: „Wir suchen händeringend Leute!“. Den Grund für die hohe Fluktuation liefern die Brüder gleich mit: “Bei uns wird hart gearbeitet, zum Teil ab 6 Uhr in der Früh.“
im September 1997


Handwerksmeister ziehen alle Register
Friedrich Kreuzer und Gerd Redeker bauen und restaurieren neue und alte Orgeln

Grasbrunn (pil) – Wo noch bis vor wenigen Jahren Kühe für den Klangteppich sorgten, ziehen heute Handwerker ganz andere Register. 1991 hatte ein Brand den früheren Betrieb der Orgelbauer Friedrich Kreuzer und Gerd Redeker in München in Schutt und Asche gelegt. Ein Jahr später wurden die Handwerksmeister dann in Grasbrunn fündig: In einem umgebauten Kuhstall an der Gramanstraße werden nun Orgeln für Kirchen in ganz Bayern gebaut. Auch für ein großes Holzlager (egal ob Eiche, Fichte oder Kiefer, alle Sorten müssen möglichst an der Luft getrocknet werden und nicht in der Kammer, wie bei den meisten Holzhändlern) ist auf dem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen genügend Platz.
An die 100 Instrumente, schätzt Friedrich Kreuzer, wurden in dem Betrieb seit seiner Gründung im Jahr 1969 (Mitbegründer Klaus Wendhack ist mittlerweile ausgeschieden) hergestellt, zum Beispiel für die Kapuzinerkirche im Münchner Schlachthofviertel, für die 14-Nothelfer-Kirche im Stadtteil Am Hart oder für Gotteshäuser in Ingolstadt und Eichstätt.
Die prächtigste und größte aber hat sich vor etwa 14 Jahren ein Privatkunde anfertigen lassen. Eine halbe Million musste der Ökonom vom Gut Rottenried bei Gilching damals hinblättern für eine Orgel mit 51 Registern und an die 4000 Pfeifen. Durchschnittsinstrumente bringen es auf 15 bis 20 Register und 1200 Pfeifen.
Neben Neubauten sind die sieben Männer in dem Grasbrunner Handwerksbetrieb in jüngster Zeit verstärkt mit der Restaurierung pneumatisch betriebener Orgeln beschäftigt. Die Instrumente mit Luftdruck-Ventiltechnik hatten um die Jahrhundertwende vorübergehend ihre mechanischen „Artgenossen“ verdrängt. Wegen der eingeschränkten individuellen Klanggestaltung durch den Organisten und ihrer technischen Störanfälligkeit, erklärt Kreuzer, verschwanden sie aber nach wenigen Jahrzehnten wieder von der Bildfläche. Das Landesamt für Denkmalpflege will deshalb die letzten Exemplare quasi als Zeitzeugen bewahren – also restaurieren lassen.
Trotzdem: Die allgemeine Wirtschaftsflaute hat auch vor den Orgelbauern in Grasbrunn nicht Halt gemacht. Ausbildungsplätze für eine dreieinhalbjährige Lehre vergeben Kreuzer und Redeker – mit Blick auf einen derzeit weitgehend gesättigten Orgelmarkt und trotz vieler Interessenten für den Beruf – frühestens wieder 1998.
im September 1997


Ein Radl brachte den Aufschwung
Gerhard Mende erinnert sich an die Anfänge seiner Firma vor 50 Jahren

Putzbrunn (pil) - Dass die „größte Herausforderung“, wie er selbst sagt, zugleich einmal der größte Flop für seinen Betrieb werden würde, hätte sich Gerhard Mende bei der Firmeneröffnung vor 50 Jahren nicht träumen lassen. Die komplette Verkabelung der Photovoltaik-Anlage der Messe Riem bescherte dem Maschinenbauer und Elektroingenieur Außenstände in Höhe von 122.000 Mark. 1949 hätte Mende einen solchen Großauftrag gar nicht annehmen können – denn die „Firma“, das war er damals ganz allein.
Für seine ersten Aufträge machte sich Gerhard Mende (Jahrgang 1912) noch zu Fuß auf den Weg, dann bekam er von einem seiner Kunden ein ausrangiertes Radl geschenkt. Mittlerweile liegt es genau 50 Jahre zurück, dass der Ein-Mann-Betrieb in die Gänge gekommen ist: er wurde am 21. Januar 1949 als Elektroinstallationsbetrieb in die Handwerksrolle München eingetragen.
„Es war gar nicht so leicht, sich kurz nach dem Krieg und noch dazu als „Saupreuss“ mitten in Oberbayern eine Existenz aufzubauen.“, erinnert sich Eberhard Mende, der heute zusammen mit seinem Bruder Horst das Unternehmen leitet, an die Anfänge seines Vaters. Zunächst diente ein Nebenzimmer des Wohnhauses in Solalinden als Geschäftsraum und Werkstatt; 1975 bezog der Betrieb – nun als OHG – das Haus in der Glonner Straße.
Von da an ging es stetig bergauf. Die Angebotspalette des Unternehmens wurde erweitert, denn mit herkömmlichen Elektroinstallationen allein wäre der Familienbetrieb mit seinen nunmehr zwölf Mitarbeitern nicht konkurrenzfähig geblieben.
Neuland betrat die Familie im April 1996, als Eberhard Mende zusammen mit seinem Sohn Christian die Nutzung regenerativer Energien ins Visier nahm. Als „Renner“ im Solar-Betrieb haben sich die Photovoltaik-Anlagen entwickelt.
Und bis zu jenem Großauftrag für die Messe Riem lief auch alles glatt. Dieser Patzer in der Firmengeschichte jedoch wurmt Eberhard Mende noch immer. Wegen organisatorischer Pannen, erklärt er, konnten seine Leute erst zweieinhalb Monate später als geplant an die Arbeit gehen. Innerhalb von nur acht Wochen mussten im Sommer 1997 insgesamt 7812 Solarmodule auf sechs der neuen Messehallen installiert und verkabelt werden. Wegen des großen Zeitdrucks verhängte Mende – sein Betrieb arbeitet als Subunternehmer für eine Berliner Firma – ein Urlaubssperre und ordnete Überstunden an. Wirklich teuer wurde es, als die Berliner Firma pleite machte und die Verbindlichkeiten Mende gegenüber nicht mehr erfüllte. Für das Putzbrunner Unternehmen ein mehr als herber Verlust.
Was den Geschäftsmann nicht minder wurmt: Seine Firma wurde in Messebroschüren gar nicht erwähnt – geschweige denn zur Eröffnung eingeladen. Darüber ist der knapp 60jährige noch heute „sehr, sehr ärgerlich“.
im Januar 1999

nach oben