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Postler warf Führerscheine weg
Rund 2000 Briefe an Rohrdorfer Bürger landeten im Altpapier
Von Marisa Pilger Rohrdorf– Die ganze Post auszutragen war ihm einfach zu viel. Deshalb hat ein 19jähriger Zusteller rund 2000 Briefsendungen, die eigentlich an Rohrdorfer Bürger adressiert waren, wohl kurzerhand in einen Altpapiercontainer in Halfing geworfen. Den jungen Mann erwartet nun ein Gerichtsverfahren wegen Unterschlagung; eine Haftstrafe, so Staatsanwalt als Gruppenleiter Gerhard Bauer in Rosenheim, ist „denkbar“. Dass 519 Briefe sichergestellt und – wenn auch mit mehrwöchiger Verspätung – doch noch ausgetragen werden können, ist einer aufmerksamen Halfingerin zu verdanken. Sie hatte vor einigen Tagen die vielen Kuverts im Container entdeckt und die Polizei verständigt. Wie die Staatsanwaltschaft in Rosenheim auf Anfrage mitteilte, hat der Beschuldigte gestanden, an verschiedenen Tagen einen Teil der Post in den Abfall geworfen zu haben – aus Resignation angesichts der vielen Briefe. Dabei, vermutet Bauer, ist er recht wahllos vorgegangen: Einige der in Halfing sichergestellten Umschläge enthielten Schecks. Unabhängig davon hatten Mitarbeiter der internen Sicherheitsabteilung der Deutschen Post bereits seit mehreren Wochen auf Hochtouren ermittelt, weil ungewöhnlich viele Rohrdorfer Post vermissten. Viele von ihnen, betont Post-Sprecher Dieter Nawrath, seien durch den OVB-Bericht über die vier verschollenen Führerscheine hellhörig geworden und hätten reklamiert. Dadurch hätten sich die Untersuchungen der Konzernsicherheit schließlich auf den 19jährigen konzentriert, der erst wenige Wochen vorher nach Rohrdorf versetzt worden war. Mittlerweile arbeitet er nicht mehr bei der Post. Die wiedergefundene Post wird nun sukzessive zugestellt und beschädigten Sendungen ein erklärendes Begleitschreiben beigelegt. Mögliche Forderungen auf Schadenersatz, so Nawrath, müssten im Einzelfall geprüft werden: „Wichtig ist, dass sich die Kunden bei uns melden.“ „Ein schwarzes Schaf.“, müht sich der Post-Sprecher um Schadensbegrenzung. „In aller Regel kommen wir den Kollegen auf die Schliche!“ Konsequenzen im Landratsamt
Aus der Geschichte um die verschwundenen Führerscheine hat auch das Landratsamt Konsequenzen gezogen: Seit kurzem werden die Plastikkärtchen nicht mehr als normale Post verschickt. Jetzt müssen sich die Autofahrer bereits bei der Antragstellung entscheiden, ob ihnen der EU-Führerschein per Einschreiben zugeschickt werden soll (Kostenpunkt: 6,50 Euro) oder ob sie den „Neuen“ persönlich am Schalter in der Zulassungsstelle abholen wollen.Trotz des sehr geringen Schwundes (von rund 35.000 Führerscheinen in den letzten fünf Jahren sind laut Statistik des zuständigen Sachbearbeiters lediglich 10 bis 15 Stück verschütt gegangen), hat man sich im Zeichen des Kundenservice und der Sicherheit wieder zu diesem Verfahren entschlossen, erläutert Landratsamt-Sprecher Manfred Stöger. Und die meisten Autofahrer, glaubt er, sind zufrieden damit. 23. September 2003 nach oben |