Grüß Gott aus dem Raum Rosenheim

Ende des Torfabbaus in der Nicklheimer Filzen
Büchsenmacher im Visier
Peter Fortner
und
Thomas Daurer
"Wunderheiler" Bruno Gröning
Beach-Club am Hochstrasser See?
Charolais-Kühe - Ein seltenes Bild im Raum Rosenheim
Firmenportraits
Postler wirft Briefe ins Altpapier
Berichte aus der Region Rosenheim
Berichte aus der Stadt Rosenheim
Berichte aus Raubling
Berichte aus Aschau
Berichte aus Rohrdorf
Berichte aus Thansau
Berichte aus Achenmühle
Berichte aus Lauterbach
Berichte aus Höhenmoos
Aus dem Schulleben
Fotos
Ich über mich
Impressum
Kontakt
Marisa Pilger online

freie Journalistin im Raum Rosenheim


Spannende Zeitreise in die "Heimat 1914"
Museumsnetzwerk Rosenheim startet Gemeinschaftsausstellung in 14 Einrichtungen
zum Bericht


Den ambulanten Pflegediensten eine Stimme verleihen
Pro Senioren: Arbeitskreis Pflege setzt auf Miteinander - Fachvorträge und Diskussionen
zum Bericht


Ein Tag Probearbeiten hat genügt
Kooperation zwischen "Pro Arbeit" und Jobcenter verhilft jungen Menschen zu Ausbildungsstelle

Brannenburg (pil)- Gerade einmal drei Monate hatte Aishe Demirdag nach ihrem Hauptschulabschluss als Auszubildende in einer Bäckereifiliale gearbeitet; dann erhielt sie die Kündigung. Zu langsam sei sie, hieß es damals von Seiten des Betriebs. Ein Urteil, das ihre neue Chefin nicht recht nachvollziehen kann. Denn Petra Rössler-Schmidutz, die Inhaberin der Konditorei Rössler in Brannenburg, ist vollauf zufrieden mit dem Eifer, dem Engagement und dem Arbeitstempo der 19jährigen. Seit einem Jahr absolviert die in Deutschland geborene Türkin dort eine Ausbildung zur Konditoreifachverkäuferin.
Ein Beispiel für erfolgreiche Vermittlungsarbeit: Petra Rössler-Schmidutz mit ihrer Auszubildenden Aishe Demirdag sowie „Pro Arbeit“-Geschäftsführerin Claudia Georgii (rechts) und Vermittlungscoach Ute Rinow(links). Foto: pil
Dass sie nach nur wenigen Wochen ohne Job ihre dreijährige Ausbildung bei dem Familienbetrieb mit angeschlossenem Tagescafé antreten konnte, hat sie letztlich der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen dem Verein „Pro Arbeit“ und dem Jobcenter Rosenheim Stadt und dessen Geschäftsführer Armin Feuersinger zu verdanken. Bis zu fünf Monate lang unterstützt Ute Rinow im Rahmen des Vermittlungscoachings ganz gezielt junge Arbeitslose bis 25 Jahre aus Bedarfsgemeinschaften dabei, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Sie motiviert die Heranwachsenden und greift ihnen unter anderem beim Schreiben der Bewerbungen unter die Arme. Dabei kann Rinow insbesondere auf das dichte Netzwerk zu den Ausbildungsbetrieben in der Region zurückgreifen, das der Verein im Laufe der Jahre geknüpft hat und kontinuierlich ausbaut.
In der Brannenburger Konditorei und Konfiserie mit insgesamt 14 Mitarbeitern ist Aishe bereits der zweite „Pro-Arbeit-Auszubildende“ - und möglicherweise nicht der letzte. Denn für Petra Rössler-Schmidutz, die für Herbst wieder auf Lehrlingssuche ist, sind Noten „nicht so wichtig“. Vielmehr müsse man das Produkt lieben, das man verkauft, und natürlich den Umgang mit Kunden. Aishe jedenfalls hatte auf die Geschäftsfrau beim eintägigen Probearbeiten einen so guten Eindruck gemacht, dass sie wenig später schon wieder zwischen hausgemachten Torten und Pralinen stand - als frischgebackene Auszubildende zur Konditoreifachverkäuferin.
März 2014




Mehr Hilfe für Jugendliche aus Krisengebieten
Verein "Pro Arbeit" hat weiteres Aufgabenfeld ins Auge gefasst - Harald Neu neuer Vorsitzender

Rosenheim – Neben der Schulsozialarbeit, den Quali-Paten, dem Vermittlungscoaching für die Jobcenter Rosenheim Stadt und Landkreis und seinem jüngsten Projekt, dem „Ausbildungscoaching – Wege aus der Ausbildungskrise“, hat der Verein „Pro Arbeit“ bereits ein weiteres Aufgabenfeld ins Auge gefasst. Er will künftig verstärkt Asylbewerber, Jugendliche und junge Erwachsene aus Krisen- und Kriegsgebieten, dabei unterstützen im fremden Land Fuß zu fassen. „Die Arbeit wird uns nicht ausgehen.“, prophezeite denn auch Sozialpädagoge und Gründungsmitglied Harald Neu nach seiner Wahl zum Vorsitzenden. Seinen bisherigen Posten als Vize hat die Notarin Verena Schlittenbauer übernommen.
Acht Jahre lang stand Inge Ilgenfritz (links) dem Verein „Pro Arbeit“ vor. Für ihr Engagement dankte ihr nicht nur Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer ganz herzlich. Foto: Pilger
Damit ist der Vorstand, der im kommenden Jahr turnusgemäß komplett gewählt wird, nach dem Rücktritt von Inge Ilgenfritz nun wieder vollständig. Die frühere Leiterin der Berufsschule I hatte ihr Amt vor einiger Zeit aus persönlichen Gründen niedergelegt, nachdem sie den Verein acht Jahre lang mit ihrer Erfahrung aus dem Schulbereich, aber auch mit „viel Herzblut und großem persönlichen Engagement“ vorangebracht hat, wie Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer in ihren Dankesworten betonte. Wie viele junge Menschen die Herausforderungen in Schule, Beruf und Gesellschaft ohne die Unterstützung durch Einrichtungen wie „Pro Arbeit“ nicht hätten bewältigen können, lasse sich zwar nicht messen. Doch dass viele Heranwachsende zuversichtlich in die Zukunft blicken könnten, sei nicht zuletzt das Verdienst von Ilgenfritz und deren Amtsvorgänger Jürgen Krause.
„Stark im Leben – stark im Beruf“, unter diesem Motto begleitet „Pro Arbeit“ junge Menschen auf ihrem Weg durch das Schulleben bis in die Berufsausbildung. So haben Fachkräfte in den ersten sieben Monaten dieses Jahres allein 1584 Jugendliche an Grund-, Mittel- und Berufsschulen betreut, wobei die Problemstellungen ein sehr breitgefächertes Spektrum abdecken. Es reicht von Gewaltbereitschaft und Suchtproblemen - sowohl bei den Jugendlichen als auch deren Eltern - über frühe Schwangerschaften bis hin zu Mobbing an der Schule und Obdachlosigkeit der betroffenen Familien. Darüber hinaus wurden 91 junge Menschen in eine betriebliche Ausbildung vermittelt.
Kommt es dort zu Problemen, können die Betroffenen – die Jugendlichen ebenso wie alle Ausbildungsbetriebe in der Stadt und im Landkreis – mithilfe des Ausbildungscoachings nach Wegen aus der Krise suchen.
Bei 232 unbesetzten Ausbildungsstellen in der Region und zugleich 23 unversorgten Jugendlichen wollte Martin Schwegler, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Sparkassenstiftung, in seinem Grußwort zwar eher von einer „Ausbildungskrise im Einzelfall“ sprechen. Angesichts der mit 23 Prozent sehr hohen Quote vorzeitig gelöster Ausbildungsverträge setzt er die Bedeutung des von der Sparkassenstiftung „Zukunft für die Stadt Rosenheim“ finanzierten Projekts dennoch ganz weit oben an. Diese Anlaufstelle trage entscheidend dazu bei, dass die vorangegangenen Vermittlungsbemühungen tatsächlich nachhaltig wirken – trotz aller persönlichen Krisen und Probleme der Jugendlichen, die schließlich zum Ausbildungsabbruch führen können. Und davon wiederum profitierten nicht nur Auszubildende und Betriebe, sondern auch die Wirtschaftskraft in der Region – eine „Triple-Win-Situation“ also. Seit Februar konnte die neugeschaffene Einrichtung bereits in einem Dutzend Fälle erfolgreich Hilfe leisten.
Mit Neuerungen wartet „Pro Arbeit“ indes auch in eigener Sache auf: Als erstes buchstäblich greifbares Ergebnis des eigens entwickelten Marketingkonzepts wurde bei der Mitgliederversammlung die druckfrische Imagebroschüre verteilt, die einen anschaulichen Überblick über die vielfältigen Angebote des 1997 gegründeten Vereins bietet.
November 2013


Seltener Gendefekt mit schwerwiegenden Folgen
Angelman-Syndrom: Regionaltreffen in Bad Aibling bot Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch
zum Bericht


Gelungene Premiere in der Boulderhalle
Rock-&-Bloc-Team begrüßt beinahe 100 Teilnehmer zum ersten Montagne-SOBY-Cup in Rosenheim
zum Bericht


Wer nicht ausbilden kann, sponsert
Energiekonzern zahlt für Dachdecker-Lehrling - Vermittlung durch "Pro Arbeit"

Arbeiten an der frischen Luft - das war für Michael bei der Berufswahl ganz wichtig. Im Herbst konnte er dank des Ausbildungssponsoring durch RWE Dea eine Lehrstelle bei der Dachdeckerei Horner in Rosenheim antreten und fühlt sich dort rund um wohl. Foto: pil
Rosenheim (pil) – Wer nicht ausbilden kann, sponsert. Nach dieser Devise verfährt RWE Dea schon seit längerem. Michael Maetzing aus Oberaudorf beispielsweise hat seinen Ausbildungsplatz bei der Rosenheimer Dachdeckerei Willi Horner allein der Tatsache zu verdanken, dass der international tätige Energiekonzern, der in Schechen einen Speicherbetrieb unterhält, strukturbedingt nur in begrenztem Umfang im eigenen Hause ausbildet. Im Rahmen des Ausbildungssponsorings übernimmt der Erdöl- und Erdgasproduzent stattdessen die Lohnkosten für den angehenden Dachdecker.
Eine Ausbildungsquote von drei bis vier Prozent soll das Unternehmen mit insgesamt rund 1000 Beschäftigten vorweisen; so sieht es eine Vereinbarung zwischen Vorstand und Betriebsrat vor. Diese bei RWE Dea zu erfüllen, sei aus strukturellen Gründen jedoch so gut wie unmöglich, erklärt Paul Schillmaier, Betriebsratsvorsitzender und Sprecher des Ausschusses für Arbeit, Sicherheit und Umweltschutz im Gesamtbetriebsrat der Aktiengesellschaft. Zwar bilde das Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg an seinen Standorten eine Reihe von Industrie- und Bürokaufleuten aus. Für die selbstauferlegte Quote sei dies jedoch zu wenig, und im handwerklichen Bereich fehlten die Ausbilder.
Deshalb hat man bei RWE Dea vor einigen Jahren den Weg des Ausbildungssponsorings eingeschlagen. Hauptanliegen des Konzerns ist es dabei, Jugendliche, die sich aus unterschiedlichen Gründen bei der Suche nach einer Lehrstelle schwer tun, in kleine, familiär geführte Betriebe in der Region zu vermitteln.
Allein, geeignete Jugendliche und Betriebe für das Programm zu finden, an dem in Rosenheim derzeit neben der Dachdeckerei Horner auch der Malerbetrieb Weyerer teilnimmt, gestalte sich zunehmend schwierig. Und so hat Schillmaier, aufmerksam geworden durch verschiedene Presseveröffentlichungen, den Verein „Pro Arbeit“ mit ins Boot geholt. Dort kümmert sich Alexander Halle-Krahl um Jugendliche wie Michael und unterstützt sie intensiv bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz; dabei kann der Ausbildungsvermittler und Coach auf ein engmaschiges Netzwerk zu Betrieben in der Stadt und im Landkreis Rosenheim zurückgreifen.
So konnte Michael, für den nur ein Beruf in Frage kam, bei dem zumeist im Freien gearbeitet wird, mithilfe der Vermittlung von „Pro Arbeit“ im vergangenen Jahr ein einwöchiges Praktikum bei der alteingesessenen Dachdeckerei am Roßacker absolvieren. „Praktikanten sind bei uns jederzeit willkommen.“, betont Willi Horner, der den Familienbetrieb bereits in dritter Generation führt. Er will zum einen jungen Menschen eine Chance geben und ist zum anderen immer auf der Suche nach guten Nachwuchskräften. Einen zusätzlichen Auszubildenden jedoch hätte er im vergangenen Herbst ohne das Ausbildungssponsoring nicht einstellen können. Nun zahlt RWE Dea die Ausbildungsvergütung des 16jährigen – er ist seit 1975 bereits der 32. Horner-Azubi - sowie den Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung. Horner legt lediglich Urlaubs- und Weihnachtsgeld drauf – und ist mit seinem Zusatz-Azubi vollauf zufrieden.
Der hat zur Freude des Handwerksmeisters in den vergangenen Monaten eine „extrem positive Entwicklung“ hingelegt. Selbst Michaels anfängliche Bedenken wegen des mehrwöchigen Blockunterrichts in der Berufsschule im niederbayerischen Waldkirchen konnte Alexander Halle-Krahl in gemeinsamen Gesprächen ausräumen.
Und möglicherweise schließt sich in den kommenden Monaten der Kreis – wenn Willi Horner der RWE Dea in Schechen wieder aus beruflichen Gründen aufs Dach steigt, könnte irgendwann auch Michael mit von Partie sein.
Mai 2013


Ein Anker für misshandelte Frauen
Frauennotruf bietet kostenlose Hilfestellung in Krisensituationen

Seit 15 Jahren ist der Landkreis Rosenheim Mitglied beim Frauen- und Mädchennotruf; die Ehrung nahm Marianne Loferer als Stellvertreterin des Landrats entgegen. Ebenfalls gewürdigt wurden: Margit Sievi (15 Jahre), Christina Dietz (10), Eva Stilz (20), Renate Heilmann (15) und Christel Sattig (10 Jahre) (von links). Foto: Pilger
Rosenheim (pil) – Gewalt, insbesondere diejenige, welche sich innerhalb der eigenen vier Wände abspielt, hat viele Gesichter – und körperliche Übergriffe sind nur eines davon. Wie vielschichtig die Probleme der Betroffenen sind, die im vergangenen Jahr Unterstützung bei der Beratungsstelle im Künstlerhof gesucht haben, veranschaulichte Diplom-Sozialpädagogin Gudrun Gallin bei der Jahreshauptversammlung des Frauen- und Mädchennotrufs Rosenheim. Beinahe 30 Prozent taten dies wegen seelischer Misshandlung; an zweiter Stelle rangierten Ehe- beziehungsweise Partnerprobleme gefolgt von körperlicher Misshandlung. Aber auch mit finanziellen Problemen, früherem sexuellen Missbrauch und Suchterkrankungen sahen sich die Beraterinnen in insgesamt 938 Gesprächen konfrontiert.
Gutes Einfühlungsvermögen und Wissen über die breitgefächerte Thematik sind unabdingbar für den Einsatz am Beratungstelefon, den drei eigens geschulte Ehrenamtliche abwechselnd geleistet haben; diese erste Kontaktstelle zum Notruf ist erreichbar unter 08031/268888. Großen Respekt zollte die stellvertretende Landrätin Marianne Loferer in ihrem Grußwort daher allen Notruf-Mitarbeiterinnen, die mit einem großen Maß an Gelassenheit und innerer Ruhe einen „Anker für geschundene Menschen“ böten. Allein die acht aktiven Ehrenamtlichen hatten im vergangenen Jahr 2000 Stunden Zeit für diesen „wichtigen Teil des sozialen Netzwerks“ (Loferer) gespendet, der kostenlose Hilfestellung in Krisensituationen bietet.
Insgesamt 1007 Kontakte mit und wegen Hilfesuchender (neben 183 Frauen waren dies 21 Kinder und Jugendliche) und damit rund 300 mehr als im Vorjahr weist Gallins Statistik für die Beratungsfachstellen aus, deren Stundenkontingent 2012 erstmals in der 24jährigen Geschichte des Notrufs auf 40 Wochenstunden erhöht wurde.
Ausgeweitet wurde auch der Umfang der Projektstelle „Proaktive Beratung bei häuslicher Gewalt“, welche diejenigen erreichen will, die von sich aus keine Beratungsstelle aufgesucht hätten: Nach der Kooperationsvereinbarung mit der Polizeiinspektion Rosenheim im März 2010 wurden im vergangenen Herbst entsprechende Verträge mit den fünf Landkreis-Inspektionen in Bad Aibling, Wasserburg, Prien, Brannenburg und Kiefersfelden abgeschlossen (wir berichteten). So kann eine Mitarbeiterin nach einem Polizeieinsatz Kontakt mit der misshandelten Frau aufnehmen – deren schriftliches Einverständnis vorausgesetzt - und ihr dabei helfen, sich aus der oftmals schon jahrelang drehenden Spirale der Gewalt zu befreien. Wesentlicher Bestandteil der Wegbegleitung, die auch im weiteren Verlauf unter dem Dach des Notrufs gewährt wird, ist neben der Aufklärung über die rechtlichen Möglichkeiten die Information über zusätzliche Beratungs- und Schutzeinrichtungen.
Allein die Polizeiinspektion Rosenheim hatte im vergangenen Jahr 52 solcher Einwilligungsprotokolle betroffener Frauen an die Proaktive Beratung weitergeleitet; von Oktober bis Dezember gingen weitere elf aus dem Landkreis ein. Der Großteil der Frauen, so Gallin, war zwischen 23 und 32 Jahre alt war, in einem Alter also, in dem sie zumeist kleine Kinder haben. Eine besondere Herausforderung bildeten bei Opfern ausländischer Herkunft zudem Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede.
Allerdings, kritisierte Gallin mit Nachdruck, warte man zehn Jahre nach Verabschiedung des Gewaltschutzgesetzes noch immer auf eine gesetzlich gesicherte Finanzierung proaktiver Beratungsprojekte. So lasse sich das mittlerweile flächendeckende Hilfsangebot im Raum Rosenheim nur dank zweckgebundener Spenden von Stadt und Landkreis sowie durch die Unterstützung der Heidehof-Stiftung aufrechterhalten.
Fester Bestandteil im Angebot des Frauen- und Mädchennotrufs ist längst die Fachstelle Prävention gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen; 38 Schulklassen hatten 2012 die Präventionsveranstaltungen gebucht. Darüber hinaus stand unter anderem eine Fortbildung für Lehrkräfte zum Thema „Sexualpädagogik in der Grundschule und Prävention sexueller Gewalt“ auf dem Programm.
Vorstandsfrau Christiane Bierner streifte in ihrem Rechenschaftsbericht eine ganze Reihe von Veranstaltungen, bei denen der Notruf vertreten war: Neben Gesprächen mit Staatsanwälten waren dies die Teilnahme am Münchner Pressegespräch „10 Jahre Gewaltschutzgesetz“ und am Rosenheimer Mädchentag sowie die Präsentation der Notruf-Arbeit bei einer Dienstbesprechung der Landkreis-Bürgermeister. Den „krönenden Abschluss“ des Vereinsjahrs bildete ein Filmabend am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Und jedes der knapp 200 Mitglieder bilde einen wichtigen Baustein des Notruf-Fundaments, ergänzte ihre Vorstandskollegin Ulrike Deutsch.
Recht positiv war das vergangene Jahr in finanzieller Hinsicht verlaufen. Vorstandsfrau Christiane Cremer konnte fürs Wirtschaftsjahr einen Überschuss von knapp 16.000 Euro verzeichnen, bei einem Gesamtetat von etwa 114.000 Euro. Die größten Posten auf der Einnahmeseite bilden die Bußgelder mit 29.100 Euro, die Mitgliedsbeiträge (21.000 Euro) und der Zuschuss der Regierung von Oberbayern (19.700 Euro). Den Löwenanteil der Ausgaben machen mit 80.000 Euro die Personalkosten aus. Cremers Dank galt insbesondere allen Förderern; allerdings würden sich einige der Anwesenden im Mailkeller mehr finanzielle Unterstützung für den Verein von Seiten der Landkreisgemeinden wünschen.
Mit der Mitgliedschaft beim Chiemgauer e.V hat sich der Frauen- und Mädchennotruf unterdessen eine neue, wenngleich noch recht kleine Geldquelle erschlossen. Über die Funktion der Regionalwährung, die bereits seit zehn Jahren im Umlauf ist, referierte das langjährige Notruf-Mitglied Bärbel Marx.
April 2103


Rosenheimer klettern sich an die Spitze
Finsterwalder-Gymnasium holt zwei erste Plätze beim Regionalentscheid
mehr...


Willkommene Wegweiser
Besuchsdienst des Kinderschutzbundes berät Eltern

Rosenheim (pil) – Gibt es in der näheren Umgebung eine Krabbelgruppe? Wie kommen Zwillingseltern günstig an Babyausstattung im Doppelpack? Welche Leistungen der Hebamme vor und nach der Geburt zahlt die Krankenkasse? Und wohin wenden, wenn das Neugeborene ohne ersichtlichen Grund stundenlang schreit? Mit der Ankunft eines neuen Erdenbürgers tun sich für die Eltern oftmals Fragen über Fragen auf. Antworten darauf gibt der Kinderschutzbund Rosenheim mit einer unkomplizierten Starthilfe fürs Leben mit einem oder mehreren Babys: Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen heißen die Neuankömmlinge bei einem Hausbesuch buchstäblich „willkommen“.
Die blaue Infotasche, die die Frauen dabei als Mitbringsel im Gepäck haben, hält unter anderem einen eigens zusammengestellten Baby-Wegweiser mit einer umfangreichen Sammlung von Anlaufstellen parat sowie Gutscheine und Präsente für den Nachwuchs – darunter ein winziges Polohemd, bedruckt mit dem Rosenheimer Wappen.
„Wir wollen eine Orientierungshilfe für den neuen Lebensabschnitt geben.“, umreißt Sozialpädagogin Judith Santer das Ziel des „Willkommen“-Projekts, das der Kinderschutzbund in Kooperation mit dem Netzwerk Frühe Kindheit (KoKi) der Stadt Rosenheim vor einigen Monaten wiederbelebt hat. Denn seit letztem Mai regelt eine neue Verordnung die Übermittlung der Daten Neugeborener an die örtlichen Jugendämter, so auch die der jährlich rund 550 „Zugänge“ in der Stadt. Santer: „Damit können wir alle Eltern mit neugeborenen Kindern erreichen.“
Im Namen der Schirmherrin, Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer, erhalten die Eltern ein Glückwunschschreiben. Wer möchte, schickt die vorbereitete Antwortkarte an den Kinderschutzbund zurück – und einem Willkommensbesuch, wahlweise in der eigenen Wohnung oder bei einem Treffen im Mütter-Väter-Zentrum in der Färberstraße - steht nichts mehr im Wege. Etwa ein Viertel der angeschriebenen Familien, schätzt Santer, hat davon bislang Gebrauch gemacht.
Ein niederschwelliges Angebot, praxisnah und mit regionalem Bezug – das war der Projektleiterin, selbst Mutter eines vierjährigen Sohnes, besonders wichtig beim Zusammenstellen des Infopakets rund ums Kind. Und so finden sich in dem Ordner nicht nur die Telefonnummer der Schrei-Sprechstunde im Klinikum Rosenheim und Informationen über das Angebot verschiedener Beratungsstellen; ebenso sind dort kindgerechte Ausflugsziele, Spielplätze und Second-Hand-Läden aufgelistet. Zusätzlich hat die Stadtbibliothek eine Liste mit Ratgebern zusammengestellt. Und auch die Broschüre des „Bündnis für Familie Rosenheim“ sowie das Faltblatt „Bitte nicht schütteln!“ des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit fehlen nicht.
„Der persönliche Kontakt ermöglicht auch Unterstützung bei der Vermittlung praktischer, schneller und unbürokratischer Hilfe.“, erklärt Santer. So ließe sich etwa eine Begleitung zum Arzt oder die Beaufsichtigung der Kinder in Zusammenarbeit mit den Freiwilligenagenturen der Stadt, beispielsweise über die Familienpaten, organisieren.
Selbst an Sprachbarrieren oder kulturellen Unterschieden muss der Begrüßungsdienst nicht scheitern: Zwei der fünf speziell fürs „Willkommen“-Projekt geschulten Frauen sind Türkinnen. Und manche ausländische Familien laden zum Besuchstermin kurzerhand einen Freund oder Bekannten zum Dolmetschen ein.
Dass die „Willkommen“-Tasche indes nicht nur für Zugezogene mit Kindern bis drei Jahre wertvolle Informationen bereithält, weiß Judith Santer aus eigener Erfahrung: Auch der Rosenheimerin wäre als frischgebackener Mutter ein solcher Wegweiser wie gerufen gekommen.
Januar 2013


Ausweg aus der "Ausbildungs-Krise"
Verein "Pro Arbeit" erweitert Angebot mit Hotline gegen Ausbildungsabbruch
zum Bericht


"So einfach kann Inklusion sein"
Firma Schattdecor erhält die Goldene Rampe
zum Bericht


Eine "Kinderstube" für die Kleinsten
Besuch in Rosenheims einziger Großtagespflegestelle

Rosenheim (pil) - Genau genommen ist ja Balu der jüngste in der „Kinderstube“. Zwar verschläft der Golden Retriever-Welpe noch den größten Teil des Tages. Dass es in der geräumigen Erdgeschosswohnung in der Langbehnstraße trotzdem recht lebhaft zugeht, dafür sorgen schon Elias, Benjamin, Benedikt, Fabian, Jannis, Clara und Melina in Rosenheims derzeit einziger Großtagespflegestelle; so jedenfalls heißt in sperrigem Amtsdeutsch, was seit September das Kinderbetreuungsangebot in Rosenheim um einen Baustein erweitert.
Gemeinsam spielen, gemeinsam aufräumen. Fabian, Elias und Benjamin (von links) fühlen sich in ihrer „Kinderstube“ sichtlich wohl. Foto: Pilger
Ohnehin will die Stadt die Tagespflege – sie umfasst auch die Tagesmütter - in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Dabei sei insbesondere an eine stärkere finanzielle Unterstützung gedacht, wie Gerd Rose, der Leiter des Jugendamts, erklärt. Angestrebt sei, dass durch entsprechende Zuschüsse „die Tagespflege nicht teurer als die Krippe“ ist; eine Entscheidung im Jugendhilfeausschuss müsse aber erst noch fallen.
Teller, Trinkflaschen und Brotkorb zeugen davon, dass an dem großen Tisch im Esszimmer der „Kinderstube“ gerade eben noch gemeinsam gefrühstückt wurde. Jetzt sind die Buben ins Spielzimmer mit dem gemütlichen roten Sofa umgezogen, wo die Autogarage und Legokiste nur darauf warten, ausgeräumt zu werden; Clara nimmt derweil die Spielküche unter die Lupe. Aufgeräumt wird später, vor dem Singen oder nach dem Basteln, ebenfalls gemeinsam. Und nach dem Mittagessen - gekocht wird täglich frisch und kindgerecht - hält die kleine Bande Mittagsschlaf, um dann fit zu sein fürs Toben im Garten oder für einen Spaziergang zum nahen Spielplatz.
Bis zu zehn Kinder dürften Lynn Cottrell als staatlich anerkannte Erzieherin und Barbara Brunner, die nach 25 Jahren als Krankenschwester eigens noch eine Ausbildung zur Tagesmutter draufgesattelt hat, gleichzeitig in ihrer privaten Einrichtung betreuen. Doch dies ist gar nicht ihr erklärtes Ziel. Viel wichtiger ist den zwei Frauen – beide verfügen über eine Pflegeerlaubnis des Jugendamts - die familiäre Atmosphäre einer kleinen überschaubaren Gruppe, eine entsprechend hohe Förderqualität und eine sanfte Eingewöhnung. Es sind ganz alltägliche Dinge wie gegenseitige Rücksichtnahme, klare Regeln, gemeinsame Mahlzeiten, spielerisches Sprachtraining, miteinander Aufräumen oder, soweit möglich, selbständiges Händewaschen, die in der „Kinderstube“ großgeschrieben werden; und „weil jedes Leben einzigartige Spuren hinterlässt...“, so wie die roten und blauen Fußtapper im Logo, legen Cottrell und Brunner auch auf eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern großen Wert.
Derzeit bevölkern insgesamt sieben Kleinkinder zwischen eineinhalb und drei Jahren in wechselnder Zusammensetzung die Räume mit den freundlichen Dinos an den Wänden. Denn anders als etwa in der Krippe müssen die Kinder hier nicht jeden Tag abgeliefert werden. Minimum ist eine Buchungszeit von zehn Stunden (à sechs Euro) pro Woche. Die meisten, erklärt Cottrell, kämen nur zwei bis drei Tage; so oft, wie eben nötig. Bei der Vermittlung von Tagespflegestellen hilft bei Bedarf das Jugendamt.
Mehr als zehn Jahre hat Lynn Cottrell im Heimbereich und im Kindergarten gearbeitet, bevor sie auf Vollzeitpflegemutter und Tagesmutter umschwenkte, um Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bringen. Dann entschied sich die zweifache Mutter schließlich dafür, das Risiko als Selbstständige einzugehen und eine Großtagespflegestelle zu eröffnen; wenngleich sie dem Wortungetüm so gar nichts abgewinnen kann: „Ich bevorzuge ,Kinderbetreuung'.“ erklärt die 38jährige lachend.
Eine Mitstreiterin für ihr Vorhaben fand sie gleich in ihrer Nachbarin Barbara Brunner (48), deren Kinder bereits „aus dem Gröbsten heraus sind“, und die kurzerhand den „Spaß zum Beruf“ machte. Bei Bedarf, beispielsweise bei Krankheit, können sich die beiden auch gegenseitig vertreten.
Sogar die Suche nach einem Domizil – Großtagespflege muss in nicht privat genutzten Räumen angeboten werden – gestaltete sich als Glücksfall: Für die Sechs-Zimmer-Wohnung, in der zuvor schon eine Kinderbetreuung untergebracht war, wurde ein Nachmieter gesucht. Und für Einrichtung und Ausstattung hat die Stadt 5.000 Euro Anschubfinanzierung beigesteuert.
Sogar erste Interessenten, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, eine Großtagespflege zu eröffnen, haben schon in der Langbehnstraße angefragt.
November 2012


"Einfach menschlich" - Die Sucht kommt auf leisen Sohlen daher
Eine etwas andere Präventionsausstellung gastiert bis 26. Oktober in der Hochschule Rosenheim

von Marisa Pilger

Fernsehen, Alkohol, Sex, Drogen, Hungern, Spielen – Die vielen Gesichter der Sucht bilden das dichte Geäst des Suchtbaums. Foto: Pilger
Rosenheim - „Ist doch alles Scheiße!“ Michael G. (17) ist total genervt. Von der Schule, von den Lehrern, von seinen Eltern. Und dazu die Atmosphäre zu Hause! Freudlos, dumpf, beinahe wie tot. Der Vater arbeitet ständig, ist immer öfter gereizt oder aggressiv. Ansonsten sitzt er vor der Glotze und trinkt ein Bier nach dem anderen. Die Mutter daneben. Michael erwartet aber etwas anderes vom Leben, er will Spaß haben, gut drauf sein. Also wird am Wochenende gefeiert, gekifft und gesoffen. Dass er in der Schule absackt, ist ihm eigentlich egal, er hat sowieso keinen Bock mehr. - Und so wie sein Vater will er eh' nicht werden...
Michael ist in diesem Fall zwar nur ein lebensgroßer blauer Figurenaufsteller; doch seine kleine Geschichte auf dem weißen Papier spricht Bände. Und sie gibt Raum zum Nachdenken; etwa darüber, wo Sucht beginnt. An anderer Stelle des Rundgangs driften die Besucher durch fließende weiße Stoffbahnen – am Grundsatz des Paracelsus vorbei, der bereits im 16. Jahrhundert erkannt hatte: „Allein die Menge macht das Gift.“ - ganz arglos vom Genuss zur Sucht hinüber. Die Früherkennung ist denn auch eines der zentralen Themen der Ausstellung „Einfach menschlich“, die noch bis Freitag, 26. Oktober, im R-Bau der Hochschule Rosenheim zu sehen ist.
„Uns geht’s nicht ums Dramatische.“, verdeutlicht Projektleiter Klaus Haschberger beim Besuch einer Berufsschulklasse das Anliegen dieser etwas anderen Ausstellung, bei der man großformatige Fotos von abgestürzten Fixern oder heruntergekommenen Säufern vergebens suchen wird. Rund 100 genesene Süchtige - Akademiker wie Arbeiter, Beamte wie Selbstständige - haben an der Präventions-Schau „Einfach menschlich“ mitgearbeitet und erzählen von ihren ganz persönlichen Erfahrungen im Teufelskreis Sucht. Ihre Gefühle und Ängste bringen sie an den verschiedenen Stationen anschaulich zum Ausdruck. Sie versuchen, Antwort auf Fragen wie „Woran erkenne ich die ersten Anzeichen einer Sucht?“ und „Was mache ich, wenn ich jemanden mit Suchtproblemen kenne?“ zu geben.
So zieht eine begehbare Suchtspirale die Besucher unweigerlich in ihren Sog: Was als Suche nach einem schönen und fröhlichen Leben beginnt, gerät nicht selten außer Kontrolle; aus einer anfänglichen Nebensache wie beispielsweise dem Alkohol wird die Hauptsache, und der Weg mündet unweigerlich in einem schwarzen Loch. Aber auch wer hier den Ausgang findet, ist längst nicht über den Berg. Denn nach dem Entzug liegt vor den Betroffenen ein langer und beschwerlicher Weg zurück ins Leben – gepflastert mit vielerlei Stolpersteinen wie Eigensinn, Ignoranz oder Selbstüberschätzung. Das Fazit: „Ohne Hilfe würden fast alle rückfällig.“
Ob Essen oder Hungern, ob Arbeiten oder Einkaufen, ob Sammeln oder Computerspielen, ob Lieben oder Schulden Machen - das weitverzweigte Geäst des großen Suchtbaumes demonstriert unübersehbar, dass Sucht erheblich mehr Gesichter hat als allein den zwanghaften Wunsch nach Zigaretten, Alkohol oder anderen Drogen. Ja selbst das Helfen kann zur Sucht werden. Unterstützung brauchen allerdings nicht nur die Süchtigen. Denn nicht selten geraten Angehörige oder Freunde als „Komplizen wider Willen“ in eine Co-Abhängigkeit, versuchen mit allen Mitteln, die alles beherrschende Sucht ihres Partners/ Kindes/ Elternteils zu vertuschen, sie schämen sich und opfern sich in ihrer Hilfe für den Kranken auf. Dabei wissen die Macher der Ausstellung, die vom Regensburger Verein „Suchtprävention und Genesung“ entwickelt worden ist, aus eigener Erfahrung nur zu gut: „Manchmal ist die beste Art zu helfen, nicht zu helfen.“
Bei den angehenden Automobilkaufleuten jedenfalls, die in Selbsttests ihre eigene Suchtgefährdung ausloten konnten, stieß die Ausstellung auf ein positives Echo. Vor allem die Anwesenheit von Klaus Haschberger und Freia von Hennings als Betroffene - nicht nur bei der abschließenden Diskussionsrunde sondern auch während des Rundgangs - erachtete eine der Jugendlichen als besonders wertvoll. „Es ist toll, dass Ansprechpartner dabei sind.“
Oktober 2012

Einfach menschlich - so lautet der Titel der Wanderausstellung zum Thema Sucht, die noch bis Freitag, 26. Oktober, im Foyer des R-Baus der Hochschule Rosenheim zu sehen ist. Die Schau ist von Montag bis Freitag jeweils von 15.30 bis 18 Uhr öffentlich zugänglich; donnerstags stehen zudem Betreuer als Ansprechpartner zur Verfügung.
Vor mehr als zehn Jahren hat der Regensburger Verein „Suchtprävention und Genesung“ die Präventionsausstellung entwickelt und seither laufend aktualisiert. Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) unterstützt die Veranstaltung im Rahmen der Selbsthilfeförderung.
pil




Die Qualipaten gehen auch nächstes Jahr in die Schule
Finanzierung steht - Erfolgsquote von 90 % - Dicker Dank an Sparkassenstiftung

Rosenheim (pil) – Florian hätte ohne seine Patin den Quali „nie geschafft“; selbst bei Wind und Wetter ist er zu ihr geradelt, um mit ihr zu lernen und Bewerbungen zu schreiben; insgesamt 37. Inzwischen macht er eine Ausbildung in seinem Traumberuf Systemgastronom, hat seine Leidenschaft fürs Fotografieren entdeckt und selbst eine Patenschaft übernommen – für den Bereich Fotografie.
Burnet sprach noch vor wenigen Jahren eher schlecht als recht Deutsch, hatte aber ein klares Berufsziel: etwas im Kfz-Bereich sollte es sein. Eine Lehre als Mechatroniker war angesichts der Noten aussichtslos; bei einem zusätzlichen Praktikum aber erkannte der dortige Ausbilder die Stärken des Schülers – und wusste um den Qualipaten Manfred Dirrigl als Ansprechpartner bei etwaigen Problemen. Nun steht der 20jährige dank der fünfjährigen Unterstützung seines Mentors, der sich zudem als Patensprecher engagiert, kurz vor der Abschlussprüfung zum Mechaniker für Karosserieinstandhaltungstechnik - und sein Chef will ihn auf jeden Fall übernehmen.
Eda, die junge Türkin mit einer 5 in Mathe, durchlebte mit ihrer Qualipatin alle Höhen und Tiefen, blieb aber bei der Stange, arbeitete sich mit Nachhilfestunden an der VHS auf eine 3 in Mathe hoch, baute den Quali mit einem Durchschnitt von 2,7 und steht am Beginn ihrer Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten.
Ein besonders großes Dankeschön beim Sommerfest der „Pro Arbeit“-Qualipaten galt der Sparkassenstiftung „Zukunft für die Stadt Rosenheim,“ die das Projekt finanziell auf den Weg gebracht hat. Die Collage, die Vereinsvorsitzende Inge Ilgenfritz dem stellvertretenden Stiftungsvorsitzenden Alfons Maierthaler (links) und dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied Martin Schwegler überreichte, veranschaulicht die zahlreichen Facetten der Vereinsaktivitäten.
Foto: Pilger
Es sind Erfolgsgeschichten wie diese, welche die Bedeutung des Qualipaten-Projekts an den vier Rosenheimer Mittelschulen greifbar machen. Nicht von ungefähr würdigte daher Zweiter Bürgermeister Anton Heindl beim Sommerfest am Happingerau See das ehrenamtliche Engagement der Paten als eine „segensreiche Einrichtung“ und zollte zugleich dem Trägerverein „Pro Arbeit“ als „Leuchtturm im sozialen Gefüge unserer Stadt“ seinen Respekt.
Ohne die Sparkassenstiftung „Zukunft für die Stadt Rosenheim“ – gewissermaßen den „Paten des Patenprojekts“ - hätte sich das Programm in dieser Form jedoch nicht entwickeln können, ist Inge Ilgenfritz, die Vorsitzende des Vereins „Pro Arbeit“, überzeugt. Nach drei Jahren ist nun die Anschubfinanzierung ausgelaufen; doch dank der Stadt Rosenheim, des Jobcenters und der Agentur für Arbeit kann das Projekt, das früher bei der Freiwilligenagentur West angesiedelt war, im nächsten Schuljahr weitergehen.
Dabei ist es zunächst ein Experiment gewesen, das die Sparkassenstiftung mit „einem gewaltigen finanziellen Einsatz“ auf den Weg gebracht hat, erinnerte Sparkassen-Chef Alfons Maierthaler vor den rund 80 Festgästen an die Anfänge dieses Patenprojekts vor knapp drei Jahren. Inzwischen seien an die 150 Schüler aus 15 Nationen sowie 75 Ehrenamtliche auf das Tandem aufgesprungen, das sinnbildlich für die Pate /Patling-Paare steht. Wobei die Erfolgsquote – rund 90 Prozent der 63 Schulabgänger aus diesem Zeitraum stehen bereits im Berufsleben - von einer „gigantischen Leistung“ zeuge. Immer wieder erwiesen sich die Paten als Türöffner bei den Betrieben in der Region und ermöglichten so, dass der Weg der Jugendlichen über den Schulabschluss in eine passende Ausbildung führe. Aber auch für die Zukunft sicherte Maierthaler Unterstützung zu, wenn es darum geht, das nunmehr etablierte Basismodell mit der notwendigen Zusatzausstattung auszurüsten.
„Nicht mehr wegzudenken“ sind die Qualipaten als wichtiges Bindeglied zwischen Jugendlichen, Elternhaus und Schule auch für Jürgen Heiß, den Leiter der Mittelschule am Luitpoldpark und kommissarischen Rektor in Westerndorf St. Peter. Diese individuelle Hilfestellung für Schüler, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite stehen, könnten Lehrer gar nicht leisten.
Denn „jeder Fall ist ein Einzelfall“, verdeutlichte Sabine Meyer; und das angepeilte Ziel der einzelnen Paare müsse nicht immer Quali heißen. Als Projektkoordinatorin ist sie zudem ständig auf der Suche nach Interessierten, Berufstätigen ebenso wie Ruheständlern, die nochmal zur Schule gehen wollen - als ehrenamtlicher Qualipate. Weitere Informationen über das Projekt erteilt der Verein „Pro Arbeit“, Telefon 08031/80696-36, oder auf www.qualipaten-rosenheim.de.
August 2012


Den Grenzen auf der Spur
Feldgeschworene - Institution mit Tradition und rechte Hand der Vermessungstechniker

von Marisa Pilger

Rosenheim – Handbagger, Bohrer und Flex bringt Sebastian Gilg zu jeder Einladung mit. Ebenso wenig fehlen im Pkw-Anhänger dann die rot-weiß gestreiften Fluchtstangen, die Eisenrohre mitsamt der roten Kappen, die Grenznägel und natürlich die grauen quaderförmigen Grenzsteine aus Granit. Schließlich ist der Landwirt aus dem Rosenheimer Stadtteil Pang einer von 21.000 Feldgeschworenen im Freistaat und wird als solcher seit nunmehr 22 Jahren regelmäßig zu Abmarkungen und Vermessungen bestellt.
Keine Vermessung ohne Feldgeschworene. Für die Vermessungstechniker sind die "Siebener" längst eine unverzichtbare Hilfe. Foto: Pilger
Nicht von ungefähr werden die Grenzgänger, die das älteste Ehrenamt in der kommunalen Selbstverwaltung bekleiden, als „Hüter der Grenzen und Abmarkungen“ bezeichnet; haben sie doch ein Auge darauf, dass Grundstücksgrenzen richtig gezogen werden, Marksteine und Vermessungspunkte exakt gesetzt werden. Grenzermittlungen, Grundstücksteilungen und -abmarkungen indes dürfen die auf Lebenszeit bestellten „Untergänger“ seit dem Erlass des Abmarkungsgesetzes im Jahr 1900 nicht mehr selbst vornehmen; das ist Sache der Vermessungsämter. Ohnehin ist Bayern, abgesehen von Thüringen und Rheinland-Pfalz, das einzige Bundesland, in dem Feldgeschworene mit den Messtrupps der Vermessungsämter ausrücken.
Bis ins 14. Jahrhundert reicht die Tradition der Feldgeschworenen zurück, die ihre Wurzeln in den alten Mark- und Feldgerichten hat. Sieben Personen, die „Siebener“, waren es in der Regel, die einst in jeder Gemeinde mit der exakten Festlegung und Kennzeichnung von Grenzen betraut waren. Heute sollte jede Kommune für jeden Ortsteil wenigstens einen Feldgeschworenen bestellen; Rosenheim also vier. Wobei das Amt in Franken noch viel stärker verwurzelt ist als hier in Altbayern.
Dort wird außerdem – selbst in Zeiten hochpräziser Satelliten-Geodäsie - das mündlich überlieferte „Siebener-Geheimnis“ noch intensiv gepflegt, weiß Gilg. So legte seinerzeit jeder Feldgeschworene in Altbayern wie in Franken unter jeden Grenzstein Ton-, Keramik- oder Glasscherben in einer bestimmten Anordnung, um zu verhindern, dass ein Grundstückseigner seine Wiese oder seinen Wald kurzerhand eigenmächtig vergrößert. Und nur Eingeweihte konnten erkennen, ob „der Mark“ ausgegraben oder verschoben worden war. „Doch das hat angesichts der modernen Geräte nicht mehr die Bedeutung wie früher.“ Gilg selbst hat jedenfalls noch nie ein solches Zeichen gelegt.
Ist lediglich ein intakter Grenzstein zu sichern, könnte er als Feldgeschworener sogar eigenständig aktiv werden. Gemeinsam mit einem Kollegen müsste er dann an Ort und Stelle ein Protokoll anfertigen.
Grenzzeichen suchen und freilegen, die bisweilen eineinhalb Meter tief unter der Erde stecken; Vermessungspunkte mit gelber und Grenzsteine mit roter Farbe markieren, beim Ermitteln der Entfernungen helfen – so sieht heute der „Arbeitszettel“ der Feldgeschworenen aus, die angesichts des Stellenabbaus in den Behörden zugleich als rechte Hand des Vermessungsingenieurs fungieren. Sie kümmern sich gegen eine Aufwandsentschädigung beispielsweise um Grenzsteine und -nägel und übernehmen den Transport zum Vermessungsort. „Wir sind regelrecht auf die Feldgeschworenen angewiesen.“, bringt Richard Schreiner, stellvertretender Leiter des Vermessungsamts Rosenheim, deren Bedeutung auf den Punkt . Als Einheimische genössen sie außerdem einen Vertrauensvorschuss bei den Bürgern, der insbesondere die Regelung von Grenzstreitigkeiten erleichtere.
Die Arbeit wird Sebastian Gilg also so schnell nicht ausgehen, zumal es in Oberbayern noch viele Grundstücke ohne Grenzstein gibt. Zudem ist nach dem Bau der Umgehung Panorama-Schwaig mit der Westtangente bereits die nächste Großbaustelle auf Rosenheimer Flur in Sicht, die auch „seine“ Gemarkung Pang betrifft.
Und wenngleich der allgemeine Flurbegang in Rosenheim mittlerweile der Vergangenheit angehört, inspiziert der 68jährige die Grenzpunkte seiner eigenen Acker- und Waldflächen selbstredend in regelmäßigen Abständen.
Allein, auch in diesem traditionsreichen Ehrenamt ist es um den Nachwuchs „schlecht bestellt“, wie Vermessungsdirektor Schreiner bedauert. So ist man in Rosenheim bereits seit längerem auf der Suche nach einem Nachfolger für einen aus gesundheitlichen Gründen aus dem Quartett ausgeschiedenen Feldgeschworenen - bislang allerdings ohne Erfolg.
Juli 2012


Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann
Bei "Pro Arbeit" engagieren sich 90 Personen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene

Rosenheim (pil) – Die Bilanz zum 15jährigen Bestehen von „Pro Arbeit“, die Vereinsvorsitzende Inge Ilgenfritz bei der Mitgliederversammlung im Rosenheimer Rathaus vorlegte, kann sich sehen lassen: Aus einer ABM-Stelle sind längst 29 feste Mitarbeiter, 21 Freiberufler und 40 ehrenamtliche Paten geworden; alles in allem also 90 Personen, die sich für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene engagieren.
Mit dem Einzelcoachig für schwervermittelbare Jugendliche aus Bedarfsgemeinschaften (eine Weiterentwicklung der Ausbildungs- und Arbeitsplatzvermittlung), der Jugendsozialarbeit an Schulen in Stadt und Landkreis, der sozialpädagogischen Betreuung arbeitsloser Jugendlicher an den Berufsschulen, den Qualipaten sowie mit zahlreichen Einzelprojekten wie der vertieften Berufsorientierung (VBO) deckt der Verein dabei eine breite Angebotspalette an Beratungs-, Hilfs- und Fördermaßnahmen ab.
„Doch es liegt noch viel Arbeit vor uns.“, betonte Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer in ihrem Grußwort. Denn nach wie vor „haben in unserer von Wohlstand geprägten Gesellschaft nicht alle die gleiche Möglichkeit auf Bildung“, legte sie den Finger in eine offene Wunde; zugleich aber stiegen die Anforderungen an die Stellenbewerber stetig an.
Und wieder war es der 60. Geburtstag eines amtierenden Stadtoberhaupts, der für „Pro Arbeit“ einen wichtigen Meilenstein markiert hat: War der Verein 1997 auf die Initiative von Dr. Michael Stöcker hin gegründet worden, der sich Ausbildungsstellen gewünscht hatte, freute sich das Team in der Geschäftsstelle in der Landwehrstraße heuer über einen ansehnlichen Betrag an Spenden, um die OB Bauer anlässlich ihres „Runden“ gebeten hatte.
Dennoch stellt die Akquise neuer Sponsoren auch weiterhin einen wesentlichen Posten im Tagesgeschäft des Vereins dar. So können dank der finanziellen Unterstützung durch regionale Unternehmen mehrere Stellen im Bereich der Schulsozialarbeit weitergeführt werden, unterstrich Ilgenfritz die Bedeutung der Spendengelder für den Verein und vor allem für die heranwachsende Generation: „So mancher Azubi ist nur dank der Schulsozialarbeit an eine Ausbildungsstelle gekommen.“
Lob zollte die Vorsitzende aber auch der „Mannschaft“ um Geschäftsführerin Claudia Georgii für die erfolgreiche Zertifzierung als zugelassener Träger für die Förderung der beruflichen Weiterbildung, die in Rekordzeit über die Bühne gegangen ist. Mit diesem Qualitätssiegel sichere sich der Verein nicht zuletzt einen Vorteil im Wettbewerb um neue Projekte.
Nachhaltigkeit und Kontinuität von „Pro Arbeit“ spiegelte sich ebenso im Tagesordnungspunkt Neuwahlen wider: Einstimmig und en bloc wurde der ehrenamtliche Vorstand für weitere zwei Jahre bestätigt. Neben Inge Ilgenfritz sind dies ihre beiden Stellvertreter Kaspar Öttl und Harald Neu sowie Schatzmeister Dr. Helmut Klarner. Ebenfalls im Amt bleiben die Kassenprüfer Willi Schmidt und Josef Trost.
Juni 2012


Geglückter Doppel-Sprung ins Berufsleben
Jugendliche profitieren von Kooperation zwischen "Pro Arbeit" und Jobcenter
zum Bericht


Im Wettlauf um die klugen Köpfe
Hochschule Rosenheim und IHK bekräftigen Kooperation beim Verbundstudim
zum Bericht


Vom Herrchen und seinem Schweinehund
Freiherr von Münchhausen referiert über "Strategien effektiver Selbstmotivation"
zum Bericht


Als "Zuagroaster" längst in Rosenheim daheim
Ferdinand Esser bringt sich seit Jahren ehrenamtlich im Stadtarchiv ein

von Marisa Pilger

Rosenheim – Er ist zwar ein „Zuagroaster“ und lebt als solcher gerade einmal zehn Jahre in Rosenheim; die Stadtgeschichte jedoch dürfte Ferdinand Esser ungleich vertrauter sein als so manchem Dasigen. Und das kommt nicht von ungefähr: Seit einigen Jahren unterstützt der Rheinländer, den es nach seiner Pensionierung Richtung Süden gezogen hat, ehrenamtlich das Team des Stadtarchivs. Während dieser Zeit hat er sich bereits durch Berge von Dias gearbeitet und anschließend die vorhandene Bildgutsammlung gesichtet, beschrieben und katalogisiert.
Dabei ist es im Grunde genommen einem „dummen Zufall“ zu verdanken, dass der ehemalige Direktor des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) mittlerweile beinahe zum Bestand des Dokumentationszentrums in der Reichenbachstraße gehört. Als Mitglied der Naturfreunde hatte sich der rührige Ruheständler dazu bereit erklärt, eine Festschrift zum Dreifach-Jubiläum - 100jähriges Bestehen der Ortsgruppe Rosenheim; 80 Jahre Breitenberghütte; 50 Jahre Fotogruppe - zusammenzustellen. Dabei allerdings stand der gebürtige Jülicher vor einem grundlegenden Problem: „Ich wusste nichts.“ Was also lag näher, als sich zunächst im Stadtarchiv über die Region und die Historie des Vereins schlau zu machen. Auch an Fotomaterial – samt und sonders in Kartons verwahrt - mangelte es im Keller des Archivs nicht. Allein, „nichts war sortiert.“ Und schon zu diesem Zeitpunkt hatte der einstige LVR-Chef – der Kommunalverband mit Sitz in Köln nimmt mit rund 15.000 Beschäftigten im Rahmen der Kommunalen Selbstverwaltung regionale Aufgaben in der Behinderten- und Jugendhilfe, Psychiatrie und Kultur wahr - „Blut geleckt“.
Das Sichten und Katalogisieren der Bildgutsammlung im Stadtarchiv, hier eine Zeichnung des Portals am Ellmaier-Haus, ist bereits abgeschlossen. Derzeit arbeitet sich Ferdinand Esser einmal in der Woche durch Gewerbeakten. Foto: Pilger
Am Ende seiner Recherchen für die Naturfreunde stand eine 104 Seiten starke Festschrift, in der unter anderem das Original-Gründungsprotokoll der Ortsgruppe Rosenheim vom 18. Dezember 1908 sowie die erste Vereinssatzung aus dem Jahr 1895 abgedruckt sind. Beide Dokumente, in deutscher Handschrift verfasst, hat Esser, der sich schon als Schulbub für Geschichte und Erdkunde begeistert hat, außerdem in lateinische Schrift „übersetzt“.
Sein Engagement im Stadtarchiv nahm damit aber erst seinen Anfang. Beinahe drei Jahre lang war er allein damit beschäftigt, eine Diathek zusammen zu stellen. Ein alphabetisches Gesamtverzeichnis und ein Findbuch ermöglichen nun eine gezielte Suche in den 8866 Dias – egal ob es sich um den ehemaligen Stadtsee handelt, um Bauarbeiten in der Gillitzerstraße oder um die Sanierung des Nepomukbrunnens.
Danach nahm er sich die Bildgutsammlung, die sogenannten Flachwaren, vor, die er ebenso akribisch sichtete, nummerierte und detailliert beschrieb. Zu jedem der etwa 1100 Einzelstücke, Gemälde ebenso wie Stiche, zum Teil aus dem 16. und 17. Jahrhundert, legte er einen Steckbrief an: Was stellt das Bild dar? Aus welcher Epoche, welchem Jahrhundert stammt es? Wer war der Künstler? In welchem Zustand befindet sich das Werk?
Von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit, bei der er weitestgehend freie Hand hat, profitiert indes nicht nur das Stadtarchiv und damit auch die Rosenheimer. „Es war für mich eine durchaus schöne Arbeit, bei der ich auf viele schöne und interessante Bilder gestoßen bin, die ich sonst nie gesehen hätte“, schrieb er beispielsweise nach Abschluss seines zweiten „Projekts“ an Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer.
Zudem stärke die Arbeit seine Konzentrationsfähigkeit und, ergänzt er auch mit Blick auf seine neue Aufgabe, „lerne ich Rosenheim sehr gut kennen“. Derzeit stapeln sich auf seinem Schreibtisch papierne Gewerbeakten aus der Stadtregistratur, aus denen Esser für jeden Betrieb mit einer gewissen Bedeutung für Rosenheim eine Art digitalen Lebenslauf zusammenträgt.
Auch privat streift der Pensionär, der in diesem Monat seinen 76. Geburtstag feiert und mit der Lektüre von vier Zeitungen in den Tag startet, leidenschaftlich gern durch die Geschichte. Seinen eigenen Familienstammbaum etwa hat er bereits bis ins Jahr 1730 zurückverfolgt; und bei den Naturfreunden hat er die Pflege der Vereinschronik übernommen.
Fürs Stadtarchiv jedenfalls sind ehrenamtliche Mitarbeiter wie Ferdinand Esser oder Hans Demberger, der die Ortsteilarchive Happing, Westerdorf St. Peter, Aising und Pang bearbeitet, Gold wert, wie die stellvertretende Leiterin Tina Buttenberg betont. Zumal die Arbeit hier nie zu Ende geht. Schließlich bringt jeder Tag etwas Neues, das für die Nachwelt erhalten werden muss.
März 2012


Standortbedingungen gut aber durchaus ausbaufähig
Studenten erstellen Studie mit Betrieben der Informations- und Kommunikationsbranche

Rosenheim (pil) – Unternehmen der Branche Information- und Kommunikation (IuK) prägen den Wirtschaftsraum Rosenheim in großem Maß. Allein in der Stadt arbeiten rund zehn Prozent der Berufstätigen in diesem Bereich. Und im Vergleich zu anderen bayerischen Städten und Landkreisen ist dieser Wirtschaftszweig in der Region überdurchschnittlich stark vertreten. Dass die Unternehmer in und um Rosenheim dabei insgesamt zufrieden sind mit ihrem Standort, zeigt eine Studie, die zehn BWL-Studenten der Hochschule Rosenheim im Rahmen eines Projektseminars angestellt haben. Gleichwohl gibt es in den Bereichen Personalmarkt, Verkehrsanbindung und sonstige Infrastruktur noch einiges zu verbessern.
Hierfür wurde bei der Präsentation der Ergebnisse eine Reihe von Ansatzpunkten mitgeliefert, etwa was die innerörtliche Verkehrssituation, Übernachtungsmöglichkeiten, den weiteren Ausbau des Breitbandnetzes im Landkreis und das Parkplatzangebot anbelangt. Für die Weiterentwicklung und Sicherung des IT-Standorts Rosenheim regten die Studenten außerdem die Erschließung neuer Büroflächen mit der Möglichkeit zur Clusterbildung und flexiblen Nutzungskonzepten, mehr kommunale Unterstützung für Unternehmen bei der Akquise von Fachkräften sowie eine noch intensivere Kooperation der Hochschule mit der Wirtschaft an.
Wie zufrieden sind die IuK-Unternehmen in der Region mit ihrem Standort? Zehn BWL-Studenten der Hochschule Rosenheim hatten dazu, betreut von Prof. Dr. Brigitte Kölzer, eine Studie erstellt. Mit Interesse verfolgten unter anderem der städtische Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl (links) und Richard Weißenbach von der Wirtschaftsförderung im Landratsamt (rechts) die Präsentation der Ergebnisse, die wohl auch für andere Branchen ihre Gültigkeit haben. Foto: Pilger
Was erwarten die Unternehmen von Stadt und Landkreis? Was ist besonders wichtig? Wie zufrieden sind sie? Was kann/ muss verbessert werden? Auf diese zentralen Fragen hob die Studie ab, die die Master-Studenten unter der Leitung von Prof. Dr. Brigitte Kölzer in enger Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Landkreis und der Rosenheimer Initiative zur Förderung der Informations- und Kommunikationstechnik (ROSIK) erarbeitet haben. Abgefragt wurden dabei verschiedene Aspekte in den sieben Kategorien wirtschaftliches Umfeld, Büro- und Gewerbeflächen, Personal/ Arbeitskräfte, Verkehr, sonstige Infrastruktur, Unterstützung durch Stadt/ Landkreis und Lebensqualität.
Entsprechend umfassend war der Online-Fragebogen, der an insgesamt 511 Unternehmen der IuK-Branche in der Stadt (224) und im Landkreis (287) verschickt worden war. Davon nahmen letztlich 119 Betriebe (Stadt 65; Landkreis 54) teil, was insgesamt einer Rücklaufquote von 23 Prozent entspricht. Etwa zwei Drittel dieser Unternehmen beschäftigt bis zu neun Mitarbeiter, nur eine Handvoll hat zwischen 50 und 250 Beschäftigte. Die meisten der Betriebe wollen expandieren, wobei für 51 Prozent der Befragten die persönliche Verbundenheit zur Region eine wesentliche Rolle bei der Standortwahl spielt.
Als zufrieden bis sehr zufrieden mit dem Wirtschaftsraum Rosenheim als Standort äußerten sich insgesamt 79 Prozent der Befragten (76 Prozent in der Stadt und 81 Prozent im Landkreis). Angeführt wird das Feld dabei von der Lebensqualität (Note 1,95), gefolgt vom wirtschaftlichen Umfeld (2,28) und der sonstigen Infrastruktur (2,48). Eher mittelmäßig schnitten die Punkte Büro- und Gewerbeflächen (2,62), Verkehrsinfrastruktur (2,85) und Personalmarkt (2,87) ab, während die Unterstützung durch Stadt und Landkreis (3,12) das Schlusslicht bildet.
Letzterem Kriterium messen die Unternehmer allerdings auch die geringste Bedeutung bei. In ihren Augen sind es vielmehr Aspekte wie eine tragfähige Infrastruktur, eine hohe Lebensqualität, ein ergiebiger Personalmarkt und das wirtschaftliche Umfeld, die letztlich einen attraktiven Standort ausmachen.
Unter den Top Ten bei der Gesamtbewertung der einzelnen Variablen landete neben dem Spitzenreiter Freizeitangebot (1,75), den Einkaufsmöglichkeiten (1,97) und der Anbindung an die Autobahn (2,03) auch der Kontakt zur ROSIK (2,14); allerdings ist für 31 Prozent der Befragten diese Branchenplattform für IT-Unternehmen kein Begriff.
Die schlechtesten Noten bekamen unterdessen das Fachkräfteangebot (3,08), die Gründerförderung (3,14), die Gewerbesteuer (3,18) sowie die Parkmöglichkeiten (3,21).
Markant nimmt sich in der Einzelbetrachtung das Gefälle bei der Zufriedenheit mit der Breitbandversorgung aus: Sie wurde in der Stadt mit 2,08 bewertet, im Landkreis dagegen nur mit 3,26. Allerdings laufe in 24 Gemeinden der DSL-Ausbau mit Fördergeldern der Breitbandinitiative, relativierte Richard Weißenbacher von der Wirtschaftsförderung im Landratsamt später das Ergebnis.
Dass nicht nur in punkto Übernachtungsmöglichkeiten und Parkflächen nachgebessert werden muss, dessen ist sich der städtische Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl durchaus bewusst: „Es ist klar, dass wir an der Verkehrsinfrastruktur noch arbeiten müssen.“, ergänzte er bei der Pressekonferenz. Ebenso müsse man bei der Personalrekrutierung – auch in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit - künftig „wesentlich aktiver agieren“. Andernfalls, befürchtet er genauso wie Weißenbacher, werde der Fachkräftemangel zu einem ernsten Problem für die Region.
Um Rosenheim trotzdem langfristig als IT-Zentrum positionieren zu können, empfehlen die Studenten außerdem den nachfrageorientierten Ausbau von IuK-Studiengängen sowie eine noch intensivere Kooperation der Hochschule mit der Wirtschaft. Hier würde sich Prof. Dr. Roland Feindor allerdings wünschen, dass das Angebot an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Hochschule besser in den Firmen kommuniziert würde. Dank neuer Studiengänge im IuK-Bereich habe sich die Zahl der Studienplätze in den vergangenen Jahren zwar verdoppelt; allein „wir haben nach wie vor zu wenig Bewerber“.
Februar 2012


Durchstarten mit 40 plus: Von der Raumfahrt- zur Holztechnik
Marie-Laure Divoux hat fürs Frühjahr 2013 ihren zweiten Masterabschluss im Visier
zum Bericht


Mit Kathi Leitner auf dem Weg nach Bethlehem
Besinnlicher Benefizabend zugunsten des HPZ

Es war selm in Nazareth hint ...“ - Mucksmäuserlstill war's im Stucksaal des Ballhauses, als sich Maria und Joseph aufmachten zum Rentamt nach Bethlehem. Denn auch über die Generationen hinweg hat die „Heilige Nacht“, die der Mundartdichter Ludwig Thoma vor bald hundert Jahren zu Papier gebracht hat, nichts von ihrer Faszination verloren.
Mit warmer Stimme und viel Gespür für die mal heiteren mal nachdenklichen Verse der Weihnachtsgeschichte nahm die Volksschauspielerin Kathi Leitner bei dem Benefizabend zugunsten des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) ihre gut 250 Zuhörer mit auf den Weg der beschwerlichen Herbergssuche, ließ sie die verheißungsvolle Verkündigung miterleben und gemeinsam mit den Hirten staunend vor dem neugeborenen Jesuskind stehen.
Stimmungsvoll begleitet wurden sie dabei von den alpenländischen Klängen des Sulzberger Dreigsangs, der Jungen Samerberger Bläser und von Cordula Hausstätter an der Harfe.
Ihrem „Patenkind“, dem HPZ, konnte Kathi Leitner als Initiatorin der Veranstaltung schließlich 4100 Euro überreichen.
Text/ Foto: Pilger
Dezember 2011




Die Gewinner sind die Kinder
Rotary Club spendet für Sozialarbeit an der Astrid-Lindgren-Schule

Rosenheim (pil) – Es ist gewissermaßen ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk, mit dem der Rotary Club Rosenheim die Jugendsozialarbeit an der Astrid-Lindgren-Schule für die nächsten zwei Jahre finanziell auf sichere Beine stellt. Die „Gewinner“ sind dabei in erster Linie die Mädchen und Buben der Grundschule an der Innsbrucker Straße. Aber auch Diplom-Sozialpädagogin Ines Amann stand die Freude über den 20.000-Euro-Scheck, den Rotary-Präsident Prof. Dr. Wolfgang Krawietz und sein Vorgänger im Amt, Dr. Peter Gratzke, bei ihrem Besuch in der Geschäftsstelle von „Pro Arbeit“ überreichten, deutlich ins Gesicht geschrieben.
Die Schulsozialarbeit an der Astrid-Lindgren-Schule kann dank einer großzügigen Spende weitergehen: Der derzeit amtierende Rotary-Präsident Prof. Dr. Wolfgang Krawietz, „Pro Arbeit“-Geschäftsführerin Claudia Georgii, Diplom-Sozialpädagogin Ines Amann, Past-Präsident Dr. Peter Gratzke und Vorsitzende Inge Ilgenfritz (von links) bei der Scheckübergabe in der Geschäftsstelle des Vereins.
„Ich bin sehr froh, dass es weitergehen kann.“, zeigte sich die Sozialpädagogin erleichtert, die sich dort seit sechs Jahren in der Schulsozialarbeit engagiert. Denn nach dem Auslaufen des Sponsorings durch die Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling stand das Projekt, von dem nicht nur Schüler und Lehrer sondern auch die Eltern profitieren, zwischenzeitlich auf der Kippe.
Gewaltfreie Kommunikation, die Stärkung der Klassengemeinschaft und die Förderung von Kooperation und Sozialkompetenzen sind nur einige der Themenbereiche, die Amann je nach Bedarf in Klassenprojekten außerhalb des Unterrichtsgeschehens aufgreift. Dazu kommen vertrauliche Einzelgespräche und Krisenintervention, wobei ihrer Erfahrung nach das Konfliktpotenzial während der Vorweihnachtszeit spürbar ansteige. Denn gerade im Advent würden die Kinder von allen Seiten mit Bildern einer heilen Welt konfrontiert, die teils im krassen Widerspruch zum eigenen Lebensumfeld stehe. Auch müsse sie immer wieder beobachten, dass Kinder ohne Frühstück oder im Winter ohne Socken zum Unterricht kämen; so dürften, schilderte Amann die Situation, manche Schüler daheim morgens kein Licht anschalten, um die Eltern nicht zu wecken.
Schulsozialarbeit als Jugendhilfe vor Ort, als notwendige Ergänzung zur pädagogischen Arbeit der Lehrer und als wertvoller Beitrag zu einem guten, gesunden Schulklima gewinne deshalb zunehmend an Bedeutung und könne gar nicht früh genug ansetzen, hiervon sind auch die beiden Mediziner Krawietz und Gratzke überzeugt. Der knapp 80 Mitglieder zählende Rotary Club Rosenheim versteht sich in seinem Engagement zugunsten der heranwachsenden Generation aber nicht nur als reiner Geldgeber: Anfang kommenden Jahres wird Ines Amann bei einer der regelmäßigen Club-Zusammenkünfte ihre Arbeit an der Astrid-Lindgren-Schule einem größeren Kreis vorstellen; eine ähnliche Präsentation war vor einigen Monaten auf lebhaftes Interesse bei den Zuhörern gestoßen und hatte gleich mehrere Unternehmer und Vereinigungen spontan dazu bewogen, „Pro Arbeit“ finanziell zu unterstützen.
Dezember 2011


"Das Geld ist gut investiert"
Marc O'Polo-Stiftung finanziert Schulsozialarbeit

Ohne die finanzielle Unterstützung von Seiten der privaten Wirtschaft stünde die Jugendsozialarbeit an Rosenheims Schulen wohl bald vor dem Aus. Mit einer großzügigen Spende trägt die Marc O'Polo-Stiftung unter dem Vorsitz von Werner Böck zum Erhalt dieser Einrichtung bei. Entsprechend groß war die Freude von Inge Ilgenfritz (rechts), der Vorsitzenden des Vereins "Pro Arbeit", und Geschäftsführerin Claudia Georgii bei der Scheckübergabe.
Rosenheim/ Waldering (pil) - Die Unternehmen in der Region wissen zunehmend den Wert von Schulsozialarbeit zu schätzen: Auch der Modekonzern Marc O'Polo unterstützt den Rosenheimer Verein „Pro Arbeit“ in den nächsten zwei Jahren mit der Finanzierung einer halben Stelle und trägt damit wesentlich zum Erhalt dieses Angebots an Schulen bei. Für Firmenchef Werner Böck, zugleich Vorsitzender der gleichnamigen Stiftung, liegen die Beweggründe für dieses Engagement klar auf der Hand: „Wo wir helfen können, da helfen wir.“ Denn der Unternehmer ist fest davon überzeugt, dass sozialpädagogische Arbeit an Schulen dringend notwendig ist, und diese sollte die Kinder möglichst schon im Grundschulalter erreichen.
Fachlich qualifizierte Arbeit allein mit staatlichen Fördermitteln zu leisten, sei dabei so gut wie unmöglich, verdeutlichte Vereinsvorsitzende Inge Ilgenfritz beim Besuch in der Firmenzentrale in Waldering (Gemeinde Stephanskirchen): Jede der drei über das JaS-Modell (Jugendsozialarbeit an Schulen) geförderten Vollzeitstellen in Rosenheim - an der Mittelschule am Luitpoldpark, an der Volksschule Fürstätt und am Sonderpädagogischen Förderzentrum Fürstätt - werde vom Bayerischen Sozialministerium gerade einmal mit 16.360 Euro jährlich bezuschusst; die Kofinanzierung übernimmt hier die Stadt Rosenheim.
Dagegen seien die Projekte, die „Pro Arbeit“ mit Spendengeldern der Sparkasse Rosenheim–Bad Aibling an verschiedenen Schulen etabliert hat, auch nach dem Auslaufen des Sponsorings von der staatlichen JaS-Förderung ausgeschlossen. Für den Erhalt dieser Stellen sei der Trägerverein deshalb laufend auf Spenden angewiesen, die dank eines sehr schlanken Verwaltungsapparats in vollem Umfang in die fachliche Arbeit der 25 Diplom-Sozialpädagogen flössen.
Der konkrete Erfolg von Jugendsozialarbeit an Schulen lässt sich unterdessen nur schwer messen. Vielmehr setzt „Pro Arbeit“ auf ein mehrgliedriges Konzept, das die Nachhaltigkeit der verschiedenen Projekte sichert. So ist beispielsweise an den Berufsschulen die Sozialarbeit eng verzahnt mit der Ausbildungs- und Arbeitsvermittlung für arbeitslose Jugendliche; in diesem Bereich lägen die Vermittlungsquoten bei bis zu 80 Prozent. Darüber hinaus hat der Verein im September 2009 die Trägerschaft für das Qualipaten-Projekt an den vier Rosenheimer Hauptschulen übernommen.
„Das Geld ist gut investiert.“, ist Werner Böck überzeugt. Er hatte „Pro Arbeit“ nach einer Präsentation beim Rotary-Club spontan finanzielle Hilfe über die Marc O'Polo -Stiftung zugesagt, die auch diverse andere Projekte im sozialen, künstlerischen und sportlichen Bereich unterstützt.
November 2011


Petö-Kinder gehen schwimmen
Oberwöhrer Landfrauen spenden Erlös aus Törggelen-Fest

Das Törggelen-Fest im Pfarrheim in Oberwöhr hat dem Verein Fortschritt noch ein ganz besonderes Schmankerl beschert: Nachdem die Schlosserei Schramm in Schwaig den Erlös aus der Veranstaltung kurzerhand verdoppelt hatte, konnten die Oberwöhrer Landfrauen bei ihrem Besuch im Konduktiven Förderzentrum nun einen Scheck über 2.250 Euro überreichen.
Das Geld soll in speziellen Schwimmunterricht fließen und komme damit den behinderten Mädchen und Buben sowohl im Kindergarten als auch in den Außenklassen in Rohrdorf und Bad Feilnbach zugute, erklärte Barbara Strauß vom Vorstand. Als kleines Dankeschön hatten die Zwergerl des Konduktiven Kindergarten Sonnenschein eigens ein kleines Lied einstudiert.
Text/Foto: pil
November 2011




Kräftige Finanzspritze für Pro Arbeit
Wirtschaftlicher Verband Rosenheim sichert Stelle für Schulsozialarbeit

Rosenheim (pil) - Dank des neuen Geldgebers ist der Verein Pro Arbeit mit seiner Jugendsozialarbeit an Schulen nunmehr auf ganz besondere Weise mit der Rosenheimer Wiesn und dem Christkindlmarkt verwoben: Sichert doch der Wirtschaftliche Verband (WV), der unter anderem diese beiden Traditionsveranstaltungen ausrichtet, für die kommenden zwei Jahre eine Vollzeitstelle für eine sozialpädagogische Fachkraft.
Eine kräftige Finanzspritze vom Wirtschaftlichen Verband erhält der Verein Pro Arbeit für die Schulsozialarbeit in der Stadt und im Landkreis: WV-Chef Reinhold Frey (Zweiter von rechts) mit Inge Ilgenfritz (Zweite von links), Kaspar Öttl und Claudia Georgii bei der Unterzeichnung des Sponsoring-Vertrags. Foto: (pil)
Angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung komme der Schulsozialarbeit eine immer größere Bedeutung zu und müsse möglichst frühzeitig – also bereits im Grundschulalter - ansetzen, begründet WV-Chef Reinhold Frey das finanzielle Engagement der knapp 650 Mitglieder zählenden Vereinigung, die sich die Förderung wirtschaftlicher, kultureller und verkehrspolitischer Interessen der Stadt und des Landkreises zur Aufgabe gemacht hat. Und diese präventive Form der Jugendhilfe, ist Frey überzeugt, trage letztlich auch zur Stärkung des Wirtschaftsraums Rosenheim bei. Großen Wert legt er deshalb auf regelmäßige Erfahrungsberichte aus dem Arbeitsalltag der Sozialpädagogen.
Ohne die laufende Akquise neuer Förderer allerdings bliebe die Schulsozialarbeit der freien Träger über kurz oder lang wohl auf der Strecke. „Es kommt einfach zu wenig Geld vom Staat und von den Kommunen.“, kritisierten Inge Ilgenfritz, die Vorsitzende von Pro Arbeit, und Vize Kaspar Öttl bei der Unterzeichnung des Sponsoring-Vertrags die Haltung der Politik. Selbst bereits bestehende, aus privater Hand geförderte Projekte könnten nach Auslaufen des Sponsorings nicht auf öffentliche Gelder hoffen. „Deshalb ist die private Wirtschaft für uns so wichtig.“, betont auch Pro Arbeit-Geschäftsführerin Claudia Georgii.
Das Konzept von Pro Arbeit hat indes nicht nur den WV-Vorsitzenden überzeugt. So hat der Einstieg des 1949 gegründeten und politisch neutralen Verbands, der bereits eine ganze Reihe von Projekten auf dem sozialen und kulturellen Sektor unterstützt, eine kleine Kettenreaktion losgetreten: Auch der Rotary Club, die Marc O' Polo-Stiftung und Privatleute, die namentlich nicht genannt werden möchten, haben bei einem gemeinsamen Treffen spontan finanzielle Unterstützung zugunsten der heranwachsenden Generation zugesagt. Die Verträge werden demnächst unterzeichnet.
Oktober 2011


"Stets auf finanzielle Förderung angewiesen"
Mitgliederversammlung bei Pro Arbeit: Neue Sponsoren sichern Jugendsozialarbeit an Schulen

Rosenheim (pil) - „Soziale Arbeit beziehungsweise der Ausgleich von sozialen Benachteiligungen unserer Schüler wird stets auf finanzielle Förderung angewiesen sein.“ Mit wenigen Worten machte Inge Ilgenfritz, Vorsitzende des Vereins „Pro Arbeit“, bei der 14. Mitgliederversammlung deutlich, dass die Suche nach Geldgebern vor allem für langfristige Projektfinanzierungen bei dem Träger von Schulsozialarbeit und Qualipatenprojekt längst zum Tagesgeschäft gehört. Umso mehr lag ihr der ausdrückliche Dank an alle Unterstützer und Mitarbeiter am Herzen.
Für die Jugendsozialarbeit an Schulen (JAS) sind nach einigen personellen Veränderungen derzeit 29 Mitarbeiterinnen im Einsatz. Beispielsweise wurden an den Berufsschulen fünf Klassen im Berufsintegrations-, Berufsvorbereitungs- beziehungsweise Berufseinstiegsjahr von Pro Arbeit sozialpädagogisch betreut. Die Vermittlungsquote lag hier stets über 60 Prozent, in einzelnen Maßnahmen sogar über 90 Prozent. Als wertvolle Partner bei dieser Maßnahme würdigte Ilgenfritz dabei die Praktikumsbetriebe.
Zwar sei die Schulsozialarbeit neuer Sponsoren – neben dem Wirtschaftlichen Verband, den Rotariern und der Marc O' Polo-Stiftung sind dies Privatleute, die nicht genannt werden wollen – auch nach dem Auslaufen des Vertrags mit der Sparkasse Rosenheim – Bad Aibling für die kommenden beiden Jahre finanziell abgesichert. Jedoch müsse in dieser Zeit „auf der Basis einer fundierten Jugendhilfeplanung“ der Bedarf von JAS an den Rosenheimer Schulen ermittelt und die erforderlichen Gelder durch den Träger der öffentlichen Jugendhilfe gesichert werden.
Breiten Raum neben dem Einzelcoaching für schwer zu vermittelnden Jugendliche (Ausbildungs- und Arbeitsvermittlung) nimmt, als drittes Standbein des Vereins, inzwischen das Patenprojekt an den vier Hauptschulen in der Stadt ein. Die Vorsitzende hält es für unumgänglich, das Bildungsprojekt mit derzeit mehr als 40 ehrenamtlichen Paten auch nach der Beendigung der Anschubfinanzierung durch die Sparkassenstiftung Zukunft für die Stadt Rosenheim im nächsten Schuljahr in die Hände einer hauptamtlichen Koordination zu legen. Denn dieses Konzept in Verbindung mit professioneller Nachhilfe an der Volkshochschule „geht absolut auf.“ Im Sommer hatten mehr als 70 Prozent der betreuten Schüler den Quali geschafft.
Viel Arbeit kommt im Bereich der vertieften Berufsorientierung an Hauptschulen auf das Mitarbeiter-Team zu: Bei der – erstmalig deutschlandweiten – Ausschreibung der Module gewann der Verein, der seit drei Jahren die Berufsorientierungscamps durchführt, zwei Lose mit insgesamt 18 Klassen.
Wie bereits 2009 konnte Pro Arbeit auch im vergangenen Jahr unterm Strich eine schwarze Null verbuchen, wie Schatzmeister Dr. Helmut Klarner ausführte; bei einem für einen freien Träger durchaus beachtlichen Umsatz von rund einer Million Euro. Mehr als 96 Prozent dieser Erlöse flossen dabei in Personalkosten. Allerdings, schränkte Klarner ein, sei ein ausgeglichenes Ergebnis fürs laufende Jahr nicht abzusehen und somit ein Griff in die Rücklagen erforderlich. Um die finanzielle Zukunft dieses „hervorragenden Unternehmens“ langfristig sicherzustellen, mahnte er, müssten weiterhin neue Förderer gewonnen werden.
Einstimmig gab die Versammlung grünes Licht für eine Satzungsänderung: Ähnlich dem bisherigen Kuratorium wird dem Vorstand nun ein bis zu zehnköpfiger Beirat zur Seite stehen; hier sollen neben dem Stadtoberhaupt auch der Landkreischef sowie der Kreisvorsitzende des Bayerischen Gemeindetags ins Boot geholt werden.
Zwar ist auch Pro Arbeit zunehmend dem Konkurrenzdruck durch andere freie Träger unterworfen, wie sich am Beispiel Otfried-Preußler-Schule in Stephanskirchen zeigt. Doch für Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer, die bisherige Kuratoriumsvorsitzende, ist nicht zuletzt das Sponsoring vonseiten hochkarätiger Unternehmen und Vereinigungen ein deutliches Zeichen für die Kompetenz und Integrität des Vereins: „Wir können uns dem Wettbewerb stellen.“
September 2011


Glückwünsche zur offiziellen Amtseinführung an der Prinzregentenschule: Schuldezernent Michael Keneder, Konrektorin Marion Zoudlik, Schulleiterin Helga Wagner, Schulrätin Helga Wichmann und Martin Löwe, der Vorsitzende des Elternbeirats (von links). Foto: pil
"Wir wollen eine Schule, in die man gerne geht"
Helga Wagner und Marion Zoudlik neues Leiterinnen-Team an der Prinzregentenstraße

Rosenheim (pil) – Es war beinahe mehr eine Dankes- denn eine Antrittsrede, die Helga Wagner gestern bei ihrer offiziellen Amtseinführung als neue Rektorin der Prinzregentenschule hielt; und nicht von ungefähr. Schließlich hat die 42jährige (geboren in Rosenheim, aufgewachsen in Höhenmoos, Abitur am Karolinengymnasium), die dort 2006 ihre Stelle als Konrektorin angetreten hatte, den Schulbetrieb während der vergangenen beiden Jahren nach der Suspendierung der vormaligen Rektorin kommissarisch geleitet. Und Kollegium und Elternbeirat seien ihr in dieser nicht immer einfachen Zeit stets hilfreich und kooperativ zur Seite gestanden.
Im gleichen Zuge wurde bei der von einem Schülerchor und einer Querflötistin musikalisch umrahmten Feierstunde die „wirklich“ neue Konrektorin Marion Zoudlik (43) herzlich willkommen geheißen. Die gebürtige Passauerin hatte bis zu den Sommerferien an der Mangfallschule in Kolbermoor unterrichtet, wo umständehalber die Schulleitung acht Wochen lang in ihren Händen gelegen hatte. „Das hat wahnsinnig Spaß gemacht.“
Nun, freute sich Schulrätin Helga Wichmann bei dem Empfang im Mehrzweckraum, könnten die vielen Dinge, die Wagner bereits an der Prinzregentenstraße angestoßen hat, fortgeführt werden. In diesem Sinne schloss sich Schuldezernent Michael Keneder mit den Glückwünschen der Stadt an und dankte der Pädagogin ausdrücklich für ihr Engagement während der letzten Jahre. Auch würden die Eltern zu jeder Zeit als Partner auf Augenhöhe ins Geschehen eingebunden, unterstrich Martin Löwe als Vorsitzender des Elternbeirats in seiner Ansprache. Für ihn jedenfalls habe Wagner „die Probezeit bereits mit Bravour bestanden“.
Besonders am Herzen liegen der frischgebackenen Rektorin die Vernetzung mit den Eltern, die Öffnung der Schule nach außen hin und nicht zuletzt die „Förderung des einzelnen Kindes unter Wahrung seiner Individualitiät“. Den hohen Migrantenanteil unter den 399 Mädchen und Buben an „ihrer“ Brennpunktschule sieht sie dabei nicht als Makel sondern vielmehr als Chance, aus der Vielfalt der Kulturen schöpfen zu können.
Gemeinsam mit den rund 30 Lehrkräften will das neue Führungsteam, das mit insgesamt siebenfachem eigenen Nachwuchs wohl zu den kinderreichsten Schulleitungen in der Umgebung zählen dürfte, die Kinder stark machen fürs Leben und vor allem „eine Schule schaffen, in die man gerne geht“.
September 2011


Leben ist mehr als Essen und Arbeiten
Stefan Berkmüller ist neuer Kaplan in der Stadtteilkirche Rosenheim-Inn

Rosenheim (pil) - Sein Primizspruch „Verleih Deinem Knecht ein hörendes Herz.“ (1 Kön 3) scheint Stefan Berkmüller, dem neuen Kaplan in der Stadtteilkirche Rosenheim-Inn mit St. Nikolaus, St. Hedwig und Heilige Familie, auf den Leib geschrieben. Und obwohl er beim Interviewtermin im einstigen Paulanerinnenkloster am Mariahilfplatz in der Au mitten im Umzug steckt, bereits auf gepackten Kisten sitzt und noch so einiges zu erledigen hat, strahlt der 30jährige eine wohltuende Ruhe aus, hört zu und beantwortet jede Frage mit Bedacht; ist kurz gesagt das, was er später mit „gegenwärtig sein“ beschreibt.
Den zweijährigen Pastoralkurs hat Stefan Berkmüller, der neue Kaplan in der Stadtteilkirche Rosenheim-Inn, in der Pfarrei Mariahilf in der Münchner Au absolviert und dort Mitte Juli seine Primiz gefeiert. Foto: pil
Der Abschied aus München, wo der gebürtige Allgäuer die letzten zehn Jahre gelebt hat, fällt ihm zwar nicht leicht. Doch zugleich sieht er schon gespannt und voller Freude den Begegnungen in seinem neuen Wirkungskreis entgegen und brennt darauf, die Menschen in Rosenheim, allen voran natürlich möglichst viele „seiner“ 8000 Katholiken kennenzulernen. Schließlich sind es die Menschen, die die Kirche prägen und ihr Leben verleihen. Dass er mit Stadtpfarrer Andreas Maria Zach im Pfarrhaus am Ludwigsplatz unter einem Dach wohnen wird, werde ihm die Eingewöhnung sicherlich erleichtern.
Ende Juni war der Diakon Berkmüller im Mariendom zu Freising zum Priester geweiht worden. Dabei hatte er ursprünglich gar keine kirchliche Laufbahn im Sinn sondern den Lehrerberuf angepeilt. Aufgewachsen in Kempten, in einer der ältesten Städte Deutschlands, faszinierten ihn schon früh die Zeugnisse und Überbleibsel aus der Römerzeit. „Das war immer um mich herum.“ Und im Griechenland-Urlaub stapfte er lieber in antiken Ruinen herum, anstatt am Strand in der Sonne zu braten. Da war es beinahe logisch, dass sich der junge Mann 2001 nach bestandenem Abitur am humanistischen Gymnasium für Griechisch und Latein an der Münchner Uni einschrieb.
Das Fach Theologie belegte er, um später im Schulbetrieb bessere Chancen zu haben – was nachhaltigen Einfluss auf seinen weiteren Lebensweg haben sollte: Nach vier Semestern sattelte der Sohn eines Physiotherapeuten und einer gelernten Speditionskauffrau auf Diplom-Theologie - die Voraussetzung fürs Priesteramt - um, ging für ein Außensemester, das sogenannte „Freijahr“, an die Päpstliche Universität Gregoriana nach Rom, machte 2008 seinen Abschluss als Diplom-Theologe und legte 2009 seinen Magister Artium in Griechisch und Latein ab.
Als Priester will Stefan Berkmüller für die Gläubigen vor allem eine Verbindung herstellen zwischen Himmel und Erde. „Denn das Leben ist mehr als nur Aufstehen, Essen und Geld Verdienen.“ Ganz besonders am Herzen liegen ihm deshalb auch die Feier der Liturgie als „etwas, was über den Alltag hinaus geht“ und, damit eng verbunden, die Seelsorge. Lässt ihm wiederum sein Alltag genügend Zeit, steht der passionierte Chorsänger leidenschaftlich gerne am Herd und kocht, derzeit mit Vorliebe indisch. Und „um den Anschluss nicht zu verlieren“, hat er erst vor kurzem J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“ im Original verschlungen.
Die Tatsache, dass sich immer weniger Männer für Priesterberuf und Zölibat entscheiden, trifft im Fall Berkmüller jedenfalls gleich in doppelter Hinsicht nicht zu: Stefans vier Jahre jüngerer Bruder Markus studiert in Brasilien Theologie und will ebenfalls diesen Weg einschlagen.
September 2011


Präsente und ein dickes Dankeschön an Rohrdorf
Petö-Kinder wechseln nach sechs Jahren an die Hauptschule Bad Feilnbach
zum Bericht


"Kinder sind kein Störfaktor"
CSU Rosenheim Stadt und Land zeichnen erstmals familienfreundliche Betriebe aus
zum Bericht


Lebenserfahrung mal 14
Aktive Wirtschaftssenioren engagieren sich seit fünf Jahren ehrenamtlich für Unternehmer
zum Bericht


Was den Landrat freut - und was ihn gewaltig wurmt
Josef Neiderhell (CSU) zieht Halbzeitbilanz
zum Bericht


Mit 8 aufs Gymnasium, mit 16 Physik-Student
Christopher Gack aus Kolbermoor absolviert Schule im Schnelldurchlauf
mehr...


Von Berührungsängsten keine Spur
120 Schülerinnen beim "Girls' Day" an der Hochschule Rosenheim
zum Bericht


"400-Meter-Galerie ist für uns nicht genug"
Ernüchterung über Ergebnisse des Planungsdialogs zum Autobahnausbau
zum Bericht


Gezielt wider den Fachkräftemangel
Krones Werk Rosenheim eröffnet neues Ausbildungszentrum
zum Bericht


Ein Virus mit Nebenwirkungen
Lachtrainerin zu Gast beim Tag der Jungbäuerinnen
zum Bericht


Die energetische Sanierung des Rosenheimer Sparkassen-Hochhauses ist so gut wie abgeschlossen. Die Verarbeitung des Lärchenholzes für die doppelschalige Fassade ist zugleich eine Hommage an die Holzstadt Rosenheim. Foto: Pilger
Ein Leuchtturm mit inneren Werten
Sanierung des Rosenheimer Sparkassen-Hochhauses so gut wie abgeschlossen

von Marisa Pilger

Rosenheim – Mit ihren elf Stockwerken gehörte die Kufsteiner Straße 5 von jeher buchstäblich zu den herausragenden Bauwerken in der Rosenheimer Innenstadt. Im Zuge der Rundum-Erneuerung erhielt das Rosenheimer Sparkassen-Hochhaus nun nicht nur eine weitere Etage, sondern vor allem eine Doppelfassade, die das Gebäude in Verbindung mit innovativen Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen auch technisch und energetisch zu einem richtiggehenden Leuchtturm geraten lässt. Zumal hier dem federführenden Architekten zufolge zumindest europa- wenn nicht gar weltweit erstmals ein Hochhaus mit Holz verkleidet wurde. Zusätzlich zu den rötlich schimmernden Lamellen aus Europäischer Lärche – eine Hommage an die Holzstadt Rosenheim - sorgt dabei eine vorgelagerte transparente Glashülle für einen weiteren Blickfang; vorrangig aber reguliert diese mithilfe eines ausgeklügelten Lüftungsklappensystems das Raumklima in den Büros. Alles in allem soll das Gebäude künftig mit einem Viertel des bisherigen Primärenergiebedarfs auskommen.
Nicht nur die ehemalige Natursteinfassade war nach vier Jahrzehnten sanierungsbedürftig; auch entsprach der Bau selbst längst nicht mehr den heutigen Anforderungen an Gebäude- und Klimatechnik. Ein Abriss jedoch kam schon allein des schwierigen Untergrunds wegen nicht in Frage; zudem „ist das Betonskelett nach wie vor in einem 1A-Zustand“, erklärt Lars Bopp vom Architekturbüro Carl Schleburg. Ohnehin ist das Projekt für die Rosenheimer Architekten, die den 2007 ausgelobten Fassadenwettbewerb gewonnen hatten, eine echte Herzensangelegenheit; schließlich hatte Vater Karl Schleburg 1969 für das Wahrzeichen der Innstadt verantwortlich gezeichnet.
Gut zwei Jahre lang bestimmte die Baustelle das Bild der Kufsteiner Straße - auf engstem Raum eingerichtet bedeutete sie eine besondere Herausforderung für Gerüstbauer, Lkw-Fahrer und Kranführer. Vom ursprünglichen Bauwerk indes ist nicht mehr viel sichtbar. Es wurde komplett entkernt, lediglich die tragende Stahlbetonstruktur blieb stehen. Der Gebäudekern wurde verstärkt, die Nutzfläche um 900 auf 6500 Quadratmeter erhöht; ein Ringschluss zur bestehenden Zentrale der Sparkasse Rosenheim – Bad Aibling bis hinauf ins zweite Obergeschoss sorgt für kurze Wege, und einer der beiden Lifte wurde zum Feuerwehraufzug aufgerüstet. Die beiden oberen Stockwerke sind für Veranstaltungen vorgesehen; und ein „Skydeck“, eine umlaufende Dachterrasse eröffnet dort dann in luftigen 47 Metern Höhe einen grandiosen Blick aufs Alpenpanorama.
Neben all den augenfälligen Neuerungen aber setzen Bauherr und Planer besonders große Stücke auf die „inneren Werte“ des Hochhauses. Der Einsatz regenerativer Energien sowie die Verquickung der Doppelfassade mit dezentralen Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen reduziert die Energiekosten auf einen Bruchteil: Unterm Strich soll der Primärenergiebedarf auf knapp 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr sinken; bislang waren es 400.
Das Klappensystem der Glasfassade spielt unterdessen auch beim eigens entwickelten Brandschutzkonzept eine entscheidende Rolle. So sorgt die gläserne Hülle – immerhin wurden 2500 Quadratmeter Scheiben verbaut – nicht nur für angenehm klimatisierte Innenräume, wenn sich die integrierten Klimaklappen je nach Wetterlage öffnen oder schließen. Diese reagieren ebenso auf Rauch, stellen sich im Brandfall waagrecht und schotten die einzelnen, komplett mit Sprinkleranlagen ausgestatteten Stockwerke voneinander ab. Zusätzlich verhindert ein Wasservorhang zwischen Primär- und Sekundärfassade, dass sich die Flammen ausbreiten.
Doch nicht alles „Alte“ fällt der Rundum-Erneuerung zum Opfer: Den begehrten Autoschalter können die Rosenheimer auch in Zukunft wieder anfahren.
Februar 2011


Ein Schiffzug aus Stahlblech als bleibendes Zeugnis
Nußdorfer Schiffleut schieben beachtliche Projekte an - Dem sozialen Auftrag stark verpflichtet
zum Bericht


Wo Handaufheben bares Geld kostet
Reger Zulauf bei Auktion des Rosenheimer Pfandkredithauses

Rosenheim (pil) – Wegen seines kleinen Sohnes auf dem Arm hatte er nur eine Hand frei. Doch die genügte dem Rosenheimer letztlich, um den Zuschlag für ein wahres Schnäppchen zu erhalten. Von der Versteigerung des Pfandkredithauses kam der 38jährige dann zwar mit gut 700 Euro weniger auf dem Konto nach Hause; dafür aber mit einer Harmonika samt Alukoffer im Gepäck, die - da ist er sich sicher - regulär ein Mehrfaches gekostet hätte.
Mehr als 200 ganz unterschiedliche Posten - vom Kaffeeservice bis zum mit Topas besetzten Collier, von der Lederjacke bis zum Notebook, vom Steckschlüsselsatz bis zur Profi-Filmkamera – waren es, die bei der ersten Auktion des Jahres unter den Hammer kamen. Und als ähnlich breit gestreut erwies sich auch die Kauflust der gut 120 Besucher im Pfarrheim in Pfaffenhofen, wohin die Veranstaltung wegen einer organisatorischen Panne kurzfristig verlegt worden war. So wechselte in den ersten Minuten nicht nur ein Handy zum Preis von zwölf Euro den Besitzer; ebenso brachte der öffentlich bestellte und vereidigte Auktionator Richard Kaufmann unter anderem einen Bestecksatz (20 Euro) und eine kostbare Rolex-Herrenuhr für gut 3400 Euro an den Mann beziehungsweise die Frau. Nicht umsonst gelten Auktionen allenthalben als Paradies für Schnäppchenjäger.
Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten: Werden die beliehenen Pfänder bei Ablauf der Frist nicht ausgelöst bzw. verlängert, werden sie öffentlich versteigert, wie diese Harmonika. Für den Käufer fällt, zusätzlich zum Zuschlagspreis, die Provision für den Auktionator Richard Kaufmann (links) an. Foto: Pilger
Für das Pfandstück als solches bedeutet indes die öffentliche Versteigerung gewissermaßen eine letzte Station im Procedere des „ältesten Kreditgewerbe der Welt“, an dessen Beginn in Rosenheim das private Leihhaus in der Weinstraße steht. Seit 1927 betreibt die Familie Kaufmann – nunmehr in der dritten Generation – dort ihr Unternehmen, wo so gut wie alles, was handlich ist und einen gewissen Wiederverkaufswert hat, per Pfandschein schnell und unkompliziert zu Geld gemacht werden kann. „Und bei uns machen Sie keine Schulden.“, ergänzt Inhaber und Geschäftsführer Robert Kaufmann. Vor vielen Jahren standen sogar einmal Lamas in den früheren Stallungen des Anwesens: Ein Zirkus war gerade nicht flüssig, musste aber Futter für seine Tiere kaufen. Heute zählen Boote und Sportwagen zu den Kuriositäten unter den Pfändern.
Rund 4500 Geschäftsvorfälle (Beleihungen, Verlängerungen etc.) verbucht das einzige Pfandhaus zwischen München und Salzburg – einer von 139 Mitgliedsbetrieben im Zentralverband des deutschen Pfandkreditgewerbes – im Laufe eines Jahres. Erfahrung und ein umfangreiches Fachwissen, vor allem über Gold und Brillanten, sind dabei ein unbedingtes Muss fürs Geschäft mit dem Faustpfand, ebenso wie ein gewisses Kapitalpolster, geeignete Räume und nicht zuletzt ein tadelloser Leumund.
Wird ein Pfand nach fünf Monaten nicht gegen Rückzahlung der Kreditsumme plus Zinsen und Gebühren ausgelöst beziehungsweise verlängert, wandert der Gegenstand in die öffentliche Versteigerung; sogar ein Lotus und eine Harley-Davidson standen hier schon einmal auf der Auktionsliste.
Erzielt das Pfand bei der Auktion einen Überschuss, steht dieser dem Kreditnehmer zu. Holt sich der allerdings den „Mehrerlös“ binnen zwei Jahren nicht beim Pfandleiher ab, fließt dieses „herrenlose Geld“ in den Stadtsäckel.
Was nicht versteigert wird, erwirbt der Pfandleiher im „Rückkauf“. Über diese Posten kann er nun nach Belieben verfügen, beispielsweise im Schaufenster oder im Internet zum Verkauf anbieten; Goldschmuck wandert meist in die Schmelzanstalt. Doch 90 Prozent der verpfändeten Gegenstände, schätzt Kaufmann, werden wieder abgeholt. Früher oder später, schmunzelt seine Mitarbeiterin und erzählt von einer mittlerweile verstorbenen Kundin, die 30 Jahre lang den Kredit für einen Nerzkragen verlängert und dadurch wohl ein Zigfaches des tatsächlichen Wertes in Zinsen und Gebühren investiert hatte.
Den „typischen Pfandhaus-Kunden“ allerdings gibt es Kaufmanns Beobachtung zufolge nicht: „Zu uns kommen Menschen aus allen Schichten, vom Hartz IV-Empfänger bis zum Millionär.“ Sei es, um die Zeit bis zum nächsten Zahltag zu überbrücken, oder aber, um ohne großen Verwaltungsaufwand einen, wenngleich verhältnismäßig teuren, kurzfristigen Investitionskredit zu erhalten. Und für so manchen Stammkunden gehöre das regelmäßige Bezahlen von Zinsen und Gebühren einfach zum Leben, „so wie die Stromrechnung“. Besonders groß aber ist der Zulauf in wirtschaftlich harten Zeiten; auch können dann viele Kreditnehmer ihre Pfänder nicht auslösen.
Übrigens: Bevor der frischgebackene Harmonika-Eigentümer seine Errungenschaft in Empfang nehmen konnte, musste er sich erst einmal auf die Suche nach einem Geldautomaten machen. Schließlich lautet auch in Rosenheim das oberste Auktions-Gebot „meistbietend und gegen Barzahlung“.
Januar 2011


Den Patlingen Mut machen
"Qualipaten" seit einem Jahr an allen Rosenheimer Hauptschulen

Rosenheim (pil) – Dass ein schlechter oder gar überhaupt kein Schulabschluss eine denkbar schlechte Ausgangsposition für den Start ins Berufsleben darstellt, liegt auf der Hand. Dass vielen jungen Leuten jedoch oft nur eine Bezugsperson fehlt, die ihnen gerade in der schwierigen Übergangsphase von der Schule in den Beruf verlässlich mit Rat und Tat zur Seite steht, lässt sich an der ersten Zwischenbilanz der „Qualipaten“ ablesen, die sich seit einem Jahr an allen vier Hauptschulen im Rosenheimer Stadtgebiet (Hauptschule Mitte, Volksschule Fürstätt, Volksschule Westerndorf St. Peter und Volksschule Aising) um schwache und sozial benachteiligte aber motivierte Jugendliche kümmern.
Insgesamt 43 Heranwachsende hatten die Ehrenamtlichen im vergangenen Schuljahr unter ihre Fittiche genommen. Elf der 18 vormaligen Neuntklässler, die ohne Unterstützung wohl kaum einen Abschluss geschafft hätten, haben nun seit Sommer den Quali in der Tasche; acht konnten, zum Teil noch während der Schulzeit, einen Lehrvertrag unterzeichnen. „Das ist wirklich ein Erfolg.“, freut sich Sabine Meyer vom Rosenheimer Verein „Pro Arbeit“, bei der die Fäden des Qualipaten-Projekts zusammenlaufen.
Nicht nur greifen die Betreuer – der jüngste ist Anfang 20, der älteste über 70 – ihren Schützlingen bei der Berufsorientierung und beim Schreiben von Bewerbungen unter die Arme. Bei den wöchentlichen Treffen wollen sie ihren Patlingen vor allem Mut machen und deren Lernbereitschaft ankurbeln. Engagement, Zeit zum Zuhören und viel Einfühlungsvermögen müsse deshalb ein Pate mitbringen, erklärt die Projektkoordinatorin. Doch ein Patentrezept für eine erfolgreiche Patenschaft, die im Idealfall bis zum Ende der Probezeit im Lehrbetrieb fortbesteht, gibt es nicht. Egal ob Bastelstunden, Radltouren, Gespräche oder ein Besuch in der Bücherei, die beste Basis seien schlicht gemeinsame Interessen und Unternehmungen. Meyer: „Die Chemie muss stimmen.“
Entsprechend viel Sorgfalt wird auf die Bildung der Paten/Patling-Paare verwandt; wobei der enge Kontakt zu den Sozialpädagogen der Schulsozialarbeit bei der Auswahl geeigneter Schüler (ab der 8. Klasse) eine wesentliche Rolle spielt. Schulische Lücken in Englisch, Deutsch und Mathe können die Jugendlichen darüber hinaus in speziellen Nachhilfekursen an der Volkshochschule schließen, die wie das gesamte Projekt von der Sparkassen-Stiftung „Zukunft für die Stadt Rosenheim“ finanziert werden.
Mehr als 30 Aktive machen derzeit, in Absprache mit den Eltern, einen, manchmal auch zwei Patlinge „fit“ für eine Berufsausbildung. Doch angesichts der großen Nachfrage seitens der Schüler ist die Projektleiterin laufend auf der Suche nach weiteren Betreuern - „gerne mit Migrationshintergrund“, wie sie betont. Die ehrenamtlichen Paten werden zunächst gründlich auf ihre neue Aufgabe vorbereitet und haben dann bei regelmäßigen Treffen Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zur Diskussion.
Interessenten wenden sich an Sabine Meyer von „Pro Arbeit“, Telefon 08031/8069636.
November 2010


Vom Fluss in die Steckdose
Tag der offenen Tür zum 50. der Inn-Staustufe Rosenheim
zum Bericht


Berge und Schlösser allein machen noch keinen Urlaub
In Sachen Tourismus hinkt Bayern dem Nachbarn Tirol weit hinterher
zum Bericht


Bürgerinitiative gibt weiterhin Vollgas
Autobahnausbau: Grünbrücke noch nicht aus dem Rennen
mehr...


Für Haiti bis nach Hamburg gelaufen
Rohrdorfer Schüler legen sich bei Benefiztag mächtig ins Zeug
zum Bericht...


Von der Hauptschule in den Arztkittel
Kooperation "Pro Arbeit"/ Medical Park Kronprinz trägt Früchte
zum Bericht


Wenn ein schwieriger Fall zur Erfolgsgeschichte wird
Betriebe und Jugendliche profitieren gleichermaßen von Ausbildungsvermittlern
zu den Berichten


"Passen die Schuhe nicht mehr?"
Wolfram von Oy "stiefelt" seit 30 Jahren barfuß in die Berge
zum Bericht


Wo ein Härchen zum Giganten wird
Forschung und Übung im Reinraum-Kompetenzzentrum der FH Rosenheim

Rosenheim (pil) – Kunststoffteile unter Reinraumbedingungen fertigen und dabei dank optimierter Produktionsanlagen möglichst wenig Energie als Abwärme „verpuffen“ lassen. - An der Fachhochschule Rosenheim steht das Tor zur Forschung an dieser ebenso komplexen wie zukunftsweisenden Materie weit offen. Mit der Eröffnung des bayernweit einmaligen Reinraum-Kompetenzzentrums gab Präsident Professor Heinrich Köster zugleich den Startschuss für ein „Highlight-Projekt“, in dem die angehenden Kunststofftechniker außerdem die in Reinräumen unerlässliche akkurate Arbeitsweise bereits zu Studienzeiten üben können.
Durchschnitt am Eröffnungstag das Band: der ehemalige Präsident der Rosenheimer Hochschule Professor Alfred Leidig; hier mit Rosmarie Orthuber (rechts) und Elisabeth Ranzinger, Mitarbeiterinnen der Hochschule Rosenheim. Foto: fh
Egal ob Medizintechnik, Elektrotechnik, Luft- und Raumfahrtindustrie oder Verpackungssektor; längst ist die Produktion unter Reinraumbedingungen aus keinem dieser Bereiche mehr wegzudenken und nimmt in Zukunft sicherlich noch zu. Ihre Bedeutung wird in den kommenden Jahren unaufhaltsam anwachsen, ist Professor Dipl.-Ing. Peter Karlinger, einer der Väter der neuen Errungenschaft der FH, mit Blick auf die Entwicklung immer kleinerer Strukturen überzeugt. Ein menschliches Haar mit einem Durchmesser von 70 Mikrometern (ein Mikrometer entspricht einem tausendstel Millimeter) beispielsweise zählt in der Welt winziger und winzigster Partikel zu den Giganten unter möglichen Verunreinigungen.
Insbesondere in der extrem energieintensiven Kunststoffverarbeitung sind neue und vor allem energieeffiziente Produktionsprozesse und Maschinentechnologien gefragt; immerhin liegt die Verarbeitungstemperatur je nach Ausgangsmaterial und Produkt – vom Joghurtbecher über OP-Besteck bis hin zu Satellitenbauteilen - zwischen 200 und 550 Grad Celsius. Dem Reinraum selbst kommt dabei eine immer größere Rolle als Bestandteil der Anlagentechnik zu.
Das erste, auf drei Jahre ausgelegte Forschungsprojekt, ist bereits anvisiert: In Halle F werden ein wissenschaftlicher Mitarbeiter und Studierende die Fertigung anhand simpler Kunststoffscheiben anhand verschiedener Parameter unter die Lupe nehmen, um so die Möglichkeiten des energieeffizienten Spritzgießens unter Reinraumbedingungen zu verbessern: Denn nicht nur müssen die Fertigteile die Anforderungen an die jeweilige Klassifizierung erfüllen; auch soll der Energieverlust durch Abwärme im Idealfall um bis zu 30 Prozent gesenkt werden.
Das Herzstück der 43 Quadratmeter großen mit einer universellen Spritzgießmaschine ausgestatteten Versuchseinrichtung bildet, neben einem umfassenden Messdatenerfassungssystem, die modulare Lüftungsanlage (in der Regel strömt gefilterte Frischluft als leichter Wind mit bis zu 0,5 m/sec durch den Raum), deren Leistung abschnittsweise dem jeweiligen Bedarf angepasst wird. Sie sorgt in der vier Meter hohen gläsernen Zelle nicht nur für konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sondern ermöglicht dort auch Reinheit bis hin zur Norm-Klasse ISO 5, wie sie beispielsweise für OP-Säle vorgeschrieben ist: Hochgerechnet auf das Volumen des Bodensees dürften sich dort dann maximal 100 Kugeln (Partikel) mit einem Durchmesser von 0,7 Zentimeter im Wasser befinden.
Die Chancen dieses neuen „Kristallisationspunkts“ in Sachen Kunststofftechnik für die Industrie hob Professor Dr. Josef Nassauer von „Bayern Innovativ“, dem bayerischen Zentrum für Technologie-Transfer, hervor. Entsprechend groß ist von dieser Seite das Interesse an dem Kompetenzzentrum, von dem neben den 220 Kunststofftechnik-Studenten letztlich auch Mechatroniker und Elektrotechniker profitieren sollen. So sind rund zwei Drittel der Gelder für die 500.000-Euro-Investition aus Wirtschaftsunternehmen geflossen; 200.000 Euro stammen aus dem Konjunkturpaket II. Doch sei der Weg dorthin anfänglich beileibe kein leichter gewesen, hatte FH-Präsident Köster eingangs an die negativen Bescheide erinnert.
Forschung und Entwicklung als Teil einer praxisorientierten Ausbildung bilden lediglich eine Säule des Kompetenzzentrums. Als weitere Standbeine sind Schulungen und Seminare sowie die Untersuchung beziehungsweise Überprüfung von Fertigungsanlagen im Hinblick auf eine Zertifizierung vorgesehen.
Erste Schritte in punkto Reinraumtechnik wurden in Rosenheim schon vor mehr als zehn Jahren unternommen: Bereits 1997 standen Seminare im Vorlesungsverzeichnis; es folgten diverse Projektarbeiten, und seit 2002 ist die FH regelmäßig Mitveranstalter bei den Benediktbeurer Reinraumtagen.
Die Wurzeln der Hochschule für angewandte Wissenschaften mit ihren derzeit knapp 4100 Studenten und 125 Professoren an sieben Fakultäten liegen indes im Holzbereich: Im Grunde genommen geht die FH auf das im Jahr 1925 vom Sägewerksbesitzer Hugo Laue gegründete private Holztechnikum zurück. Bereits 1950 waren mehr als 1500 Rosenheimer Absolventen in der gesamten Holzwirtschaft im In- und Ausland tätig. Und auch nach 1971, dem Gründungsjahr der FH, wurde diese ingenieurmäßige und kaufmännische Ausbildung – gewissermaßen das Rosenheimer Markenzeichen - fortgeführt. Zum kommenden Wintersemester wird die Palette der 21 Studiengänge mit den Schwerpunkten Technik, Wirtschaft und Gestaltung um die Bachelor-Ausbildungen Wirtschaftsmathematik-Aktuarwissenschaften und Energie- und Gebäudetechnologie erweitert.
Mai 2010


Staatsminister, Landesbankchef und Vertriebenensprecher
Franz Neubauer feiert 80. Geburtstag in Nußdorf am Inn
zum Bericht


Chiemgauer fürs Sozialwerk
Rohrdorfer Pflegedienst erschließt neue Spendenquelle
zum Bericht


"Wir haben Raumbedarf für vier Klassen"
Montessorischule will expandieren - Präsentation im Rohrdorfer Gemeinderat
zum Bericht


Ein neues Kapitel in Sachen Opferschutz
Startschuss für pro-aktive Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt
zum Bericht


Schöne Bescherung für "Pro Arbeit"
Frauenunion Rosenheim-Land legt 700 Euro auf den Gabentisch

Gerade einmal eine Viertelstunde hatte es gedauert, bis die Nikolausmütze bei der Weihnachtsfeier der Frauenunion (FU) Rosenheim-Land prall gefüllt war: Insgesamt 700 Euro waren bei der traditionellen Sammlung für einen guten Zweck zusammengekommen, bei der in diesem Jahr außerdem eine Berlin-Fahrt unter den Spenderinnen verlost wurde.
Über den weihnachtlichen Geldregen kann sich der Verein Pro Arbeit freuen, der Kinder und Jugendliche bei ihrer individuellen wie sozialen Entwicklung begleitet, fördert und unterstützt; die willkommene „Bescherung“ in Form eines überdimensionalen Schecks nahmen Vorsitzende Inge Ilgenfritz (links) und Geschäftsführerin Claudia Georgii (Zweite von rechts) entgegen.
„Hier ist das Geld in guten Händen.“, sind sich die FU-Kreisvorsitzende Sabine Balletshofer (Zweite von links) und ihre Stellvertreterin, die CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Raab, nicht erst seit dem Rundgang durch die farbenfroh gestaltete Geschäftsstelle des Vereins in der Landwehrstraße sicher.
Text/Foto: pil
Dezember 2009



Premiere im Haus "St. Anna"
Ehrenamtsseminar erstmals in der Region
mehr...


Die Ehrfurcht der Ägypter vor dem Magier
Zauberduo "Power of magic" gibt Gastspiele am Roten Meer
zum Bericht


Die Interventionsstelle kommt 2010
Frauennotruf blickt auf ein arbeitsreiches Jahr zurück
zum Bericht


Feierstunde für Nicole Klasna
Gemeinde würdigt Deutsche Jugend-Meisterin im 800-Meter-Lauf
mehr...


Bridge findet auch im vom Schafkopfen geprägten Freistaat immer mehr Anhänger; französische Karten, Board und Biddingbox gehören dabei zur Grundausstattung. Einblick in das „Schach unter den Kartenspielen“ bietet das Jubiläumsturnier am Sonntag. Foto: Pilger
Ein Turnier zum Geburtstag
"Bridgeclub Rosenheim 99" feiert zehnjähriges Bestehen

Rosenheim (pil) – Es ist ein besonderer Anlass, wenn am Sonntag, 27. September, im Gasthof Höhensteiger in Westerndorf St. Peter im großen Stil gereizt wird: Mit einem Jubiläumsturnier (Beginn ist um 10 Uhr) feiert der „Bridgeclub Rosenheim 99 e.V.“ an diesem Tag sein zehnjähriges Bestehen. Der Reinerlös der Veranstaltung, zu der neben Gästen von „Rosenheim-Innstadt“ auch Spieler der benachbarten Clubs in Landshut und Prien/Traunstein erwartet werden, kommt einer caritativen Einrichtung zugute.
Gut 30 Mitglieder zählte der Club, der am 4. September 1999 aus der Taufe gehoben worden ist, noch vor einem Jahrzehnt. Heute umfasst die stetig anwachsende Mitgliederkartei bereits 85, überwiegend weibliche Spieler, freut sich der Vorsitzende Heinz Brenner. Für Neueinsteiger stehen bei „Rosenheim 99“ regelmäßig (vornehmlich im Herbst) Anfängerkurse auf dem Programm; darüber hinaus bietet der Verein im Winterhalbjahr im 14- tägigen Turnus Übungsnachmittage an. Turnierspieler können an regionalen und überregionalen Paar- und Team- Wettkämpfen teilnehmen, und nicht zuletzt organisiert der Club eine ganze Reihe sportlicher Bridgeveranstaltungen. Mit Ausflügen und Vereinsfeiern kommt dabei auch das gesellige Beisammensein nicht zu kurz.
Zu Brenners Bedauern haften dem Spiel rund um die 52 französischen Karten allerdings nach wie unerklärliche Vorurteile an. Dabei bildete Bridge bei den ersten „World Mind Sports Games“ (Denksport-Weltmeisterschaften), die 2008 in China im Nachgang zu den Olympischen Spielen ausgetragen wurden, sogar eine eigene Wettkampfdisziplin. Und nicht von ungefähr gelte Bridge bei Kennern als „Schach unter den Kartenspielen“, erfordere es doch logisches Denken, ein gutes Gedächtnis, viel Konzentration und ein hohes Maß an Flexibilität.



"Schulsozialarbeit mehr denn je gefragt"
"Pro Arbeit" will mit Patenprojekt ein weiteren Schwerpunkt in der Vereinsarbeit setzen

Rosenheim (pil) – Die Vision, die der preisgekrönte Kurzfilm „Im Auge der Zukunft“ vom Bücherkonsum im Jahr 2035 zeichnet, mag wenig ermutigend sein. In jedem Fall aber lieferte der siebenminütige Streifen bei der Jahreshauptversammlung von „Pro Arbeit“ ein anschauliches Beispiel aus der praktischen Arbeit der Sozialpädagogen: Im Rahmen der außerunterrichtlichen Betreuung von Ganztagesklassen, welche der Verein derzeit an drei Schulen organisiert, konnten sich Fürstätter Schüler nicht nur in Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Kreativität und Durchhaltevermögen üben; für das Videoprojekt des Bayerischen Einzelhandelsverbands befassten sich die Siebtklassler zudem eingehend mit dem Berufsbild des Buchhändlers.
„Schulsozialarbeit ist mehr denn je gefragt.“, verwies die Vorsitzende Inge Ilgenfritz in ihrem Bericht auf die Anfragen von Realschulen und Gymnasien; wobei der Verein auch offen sei für einzelne Projekte an Schulen ohne Sozialarbeiter. Eine sinnvolle Ergänzung zu den bisherigen Tätigkeitsschwerpunkten Schulsozialarbeit und Ausbildungs-/ Arbeitsstellenvermittlung verspricht sie sich vom Patenprojekt, das voraussichtlich ab dem kommenden Schuljahr bei „Pro Arbeit“ angesiedelt wird.
Immer wieder griffen zudem Stadt und Landkreis für kurzfristige Projekte auf den Verein zurück. Bei „Orientierung und Praktikum“ etwa konnten alle Teilnehmer ihren Wunschberuf ausprobieren; und innerhalb von vier Monaten kamen elf Jugendliche in Ausbildungsplätzen unter. Als weiteren wichtigen Baustein der Vereinsarbeit listete Ilgenfritz die Kooperation mit anderen Trägern wie der Diakonie auf, beispielsweise beim Projekt „Schulverweigerung – zweite Chance“.
Insgesamt 18 Sozialpädagogen von „Pro Arbeit“ sind mittlerweile an 15 Grund-, Haupt-, Förder- und Berufsschulen in Stadt und Landkreis, und ab September auch am Sonderpädagogischen Förderzentrum in Brannenburg, im Einsatz. Immer mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen eine Chance zu geben, wie es die Kuratoriumsvorsitzende Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer eingangs formuliert hatte. Neben Klassenprojekten, Einzelfallbetreuung und Netzwerkarbeit liegt dabei von jeher besonderes Augenmerk auf dem Übergang Schule/Beruf.
Als „großen Erfolg“ hob Ilgenfritz in ihrem Jahresrückblick die „Anleitung zum Fremdgehen“ an der Berufsschule II hevor; dort waren die Auszubildenden in Zusammenarbeit mit der Uni Passau zu einem etwas anderen Blick über den Tellerrand ermuntert worden.
Gleichermaßen positiv fiel die Zwischenbilanz für die Ausbildungs- und Arbeitsstellenvermittler mit Vermittlungsquoten von 50 Prozent und mehr aus. Die Verträge mit den Argen Rosenheim Stadt und Land waren im Februar um zwei Jahre verlängert worden. Angesichts der aktuellen Arbeitsmarktsituation „beachtliche Zahlen“ seien auch von den Berufsvorbereitungs- und Berufseinstiegsjahren an den drei Berufsschulen in Rosenheim und Bad Aibling zu vermelden.
Einen Überblick über die finanzielle Situation des Vereins gab Schatzmeister Erich Schlarb. So könnten die anstehenden Aufgaben in den Jahren 2009 und 2010 – und womöglich auch in 2011 – aus den vorhandenen Mitteln erfüllt werden. Trotzdem müsse man frühzeitig die Fühler nach neuen Geldquellen ausstrecken.
Juli 2009

Schatzsuche in Sachen Talente
"Fit in die Zukunft" - 1400 Kinder profitieren von Rosenheimer Pilotprojekt

Rosenheim (pil) – Auf die nachhaltige Verbesserung der Bildungslandschaft zielt das Pilotprojekt ab, für das sich derzeit drei Grundschulen und neun Kindertagesstätten in Rosenheim startklar machen. „Fit in die Zukunft (FitZ)“ soll dabei nicht nur die individuellen Stärken und Talente von Kindern (zu Tage) fördern, sondern lässt auch die Einrichtungen des Elementar- und Primärbereichs deutlich enger zusammenrücken. Insgesamt 1400 Mädchen und Buben an drei Modellstandorten im Stadtgebiet profitieren in den kommenden drei Jahren von einem breitgefächerten Angebot an kostenlosen Zusatzkursen. Darüber hinaus streben die Kooperationspartner die Entwicklung eines Bildungsmodells an, das in der gesamten Region umgesetzt werden könnte.
Von Musicalaufführung und Schreibwerkstatt über Astronomielehrgang und Experimentiergruppe bis hin zu Acrylmalen, Italienischstunden, Schwimmunterricht und Trommelkurs – es ist eine bunt gemischte Palette an möglichen Einzelunternehmungen, die Lehrer und Erzieher in den Sprengeln Erlenau, Innsbruckerstraße und Aising bereits zusammengestellt haben; externe Fachleute aus den verschiedenen Bereichen nehmen die Kinder dann in den einzelnen Neigungsgruppen unter ihre Fittiche. So würden beispielsweise Wasserwacht, der Bayerische Landessportverband (BLSV) und der Kreativ-Verein Rosenheim eng ins Geschehen mit eingebunden; ebenso stünden Institutionen wie Musikschule und Fachhochschule für eine Zusammenarbeit bereit, erläutert der beim Jugendamt der Stadt Rosenheim angesiedelte Projektkoordinator Stephan Höfer.
Die finanziellen Mittel hierfür hält ein Fördertopf bereit, der jährlich mit insgesamt 160.000 Euro gespeist wird. Der Löwenanteil des Budgets, aus dem unter anderem auch Fortbildungen für Lehrer und Erzieher bestritten werden, fließt mit 100.000 Euro von der Sparkassenstiftung „Zukunft für die Stadt Rosenheim“, die das Projekt ins Rollen gebracht hat; 50.000 Euro steuert die Stadt Rosenheim bei, weitere 10.000 Euro stellt die Kultur- und Sozialstiftung Dr. Michael Stöcker zur Verfügung.
Jedem Kind - auch solchen aus einem bildungsfernen Umfeld oder aus sozial schwachen Familien, die sich teure Freizeitangebote wie Musikschule oder Sportverein nicht leisten können – böte sich so die Möglichkeit, sportliche, musische, kreative oder naturwissenschaftliche Begabungen und Interessen zu entfalten, formuliert Höfer das erklärte Ziel von „FitZ“: Chancengleichheit statt Elitebildung. Ganz bewusst grenze sich das Projekt vom Hochbegabtensektor ab und leiste vielmehr der Persönlichkeitsentwicklung jedes einzelnen Vorschub.
Entsprechend hoch sind die Erwartungen an das Programm, das nach rund einjährigem Vorlauf nach den Sommerferien großflächig anlaufen und von einer Universität wissenschaftlich begleitet werden soll. Karin Liegl, die Leiterin des Kindergartens „Klabautermann“ beispielsweise wertet „FitZ“ bereits jetzt als „sehr großen Gewinn“; denn „jedes Kind hat irgendwo eine Stärke“, die es nur zu auszumachen gelte. Mit Ausflügen, Forschungs- und Experimentierstunden, Projekten im Kreativbereich aber auch mit Schwimmkursen zur Vorbereitung auf den Sportunterricht in der Grundschule will sie den Kindern „möglichst viel Input“ anbieten, neue Impulse geben, den Blick auf die Vielseitigkeit des Lebens lenken, und vor allem „mit den Stärken arbeiten“.
Eine Möglichkeit, wie „FitZ“ in der Praxis aussehen könnte, hat unterdessen der Kindergarten „Noahs Arche“ vorab in Szene gesetzt. Parallel zur Ausarbeitung des Konzepts wurde dort – mit Unterstützung engagierter Eltern – ein Musical auf die Beine gestellt, an dem auch Schüler der Sprengelschule in Aising mitwirken. Eine besondere Herausforderung lag für Leiterin Dagmar Heinz-Karisch darin, sämtliche Kinder in das Vorhaben einzubinden, wobei die Fähigkeiten nicht immer den Neigungen entsprachen. Nach den Sommerferien steht im Rahmen von „FitZ“ nun ein Buchstabenprojekt auf dem Programm, eine Schreibwerkstatt für Vor- und Grundschüler.
Zwar werden sich wohl nicht sämtliche Aktionen für Kindergarten- und Schulkinder gleichermaßen eignen. Doch das Konzept, Hand in Hand den Weg zu ebnen für einen möglichst reibungslosen Start ins Schulleben, werten nicht nur die Schulleiter Brigitte Much (Erlenau), Inge Thaler (Astrid-Lindgren-Schule) und Wolfgang Zeller (Aising) als "Riesenchance". Wie in den Kindergärten laufen auch in den Schulen die Vorbereitungen für „FitZ“ bereits seit Monaten. Schließlich gilt es nicht nur, die Marschroute abzustecken, geeignete Mitarbeiter zu akquirieren und die Eltern beizeiten über das zusätzliche Angebot zu informieren. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl in den Arbeitsgemeinschaften müssen sich die Lehrer außerdem, wie es Zeller beschreibt, abgekoppelt von Schulnoten auf „Schatzsuche“ begeben, gewissermaßen das Talent-Terrain der Schüler sondieren. OrganisatorischeTätigkeiten also, die schlicht Zeit kosten.
Angesichts der Mehrarbeit für Lehrer und Erzieher hoffen deshalb Schulen wie Kindergärten auf weitere Unterstützung seitens der Förderpartner Schulamt und Stadt, nämlich in Form von zusätzlichen Lehrerstunden beziehungsweise der Erhöhung des Personalschlüssels.
Juni 2009


Dornenreiches Hobby trägt prächtige Blüten
Rohrdorfer hegt und pflegt mehr als 1500 Kakteen
zum Bericht


Das große Rennen rund um einen kleinen Kunststoffball
Unihockey gewinnt beim TSV Rohrdorf-Thansau zunehmend an Boden
zum Bericht


Solarstrom zapfen an der Tankstelle
Landkreisweit erste Zapfsäule am Wertstoffhof in Thansau eröffnet
zum Bericht


Ziviler Ungehorsam im Kampf um freies Saatgut
Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, sorgte für randvolle Inntalhalle

Rosenheim (pil) – Die Inntalhalle platzte schier aus allen Nähten. Dirndl und Trachtenhüte bestimmten allenthalben das Bild an den Tischen - gut ein halbes Jahr vor der Wiesn. Es war eine Inderin, die Menschenmengen aus dem gesamten ostbayerischen Raum und Österreich, darunter eine Reihe von Politikern, mobilisiert hatte: die Physikerin, Globalisierungskritikerin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises Dr. Vandana Shiva. Vor rund 3500 Zuhörern skizzierte die 56jährige gut eine Stunde lang in englischer Sprache – der Vortrag wurde blockweise übersetzt – die teils dramatischen ökonomischen und sozialen Auswirkungen der Agrogentechnik; mit deutlichen Worten prangerte sie die „Gier“ der Saatgut-Monopolisten an, die kurz davor seien, mit Patenten auf Gene, Samen und Pflanzen die Kontrolle über den gesamten Nahrungsmittelsektor an sich zu reißen.
Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, Mitglied des Club of Rome und des Exekutivkomitees des Weltzukunftsrates. Foto: pil
Zwar habe es seit Menschengedenken immer wieder Diktaturen gegeben. Doch diese Art der Alleinherrschaft sei neu, erfasse sie nun – über die Lebensmittelkette – doch alle Menschen in allen Lebensformen. Das praktizierte Patentwesen im industriellen Agrobusiness verurteilte Shiva als „moderne Piraterie“. Legten früher die Bauern Saatgut für die nächste Aussaat zurück, stehe dies bei lizenzpflichtigem genetisch verändertem Samen nun unter Strafe; bei jeder Aussaat müsse der Bauer erneut Lizenzgebühren zahlen. „Diese Gentechnik hat nichts mit der Bekämpfung des Hungers zu tun, sie zielt auf Macht und Profit ab.“, machte die Wissenschaftlerin im dunklen Sari deutlich: Die Saatgut-Konzerne als die „Landlords“, die Herren über das Leben. „We must stop!“ - „Das müssen wir stoppen!“, forderte sie in der zufällig in den indischen Landesfarben dekorierten Festhalle.
Bereits vor 21 Jahren hatte Vandana Shiva damit begonnen, Samen zu sammeln, um so die Artenvielfalt für die kommenden Generationen zu erhalten; insgesamt 52 solcher Saatgut-Banken existieren inzwischen in Indien. Nicht von ungefähr stand also die Großveranstaltung, zu der die vor drei Jahren gegründete unabhängige Aktionsplattform „Zivilcourage – Freie Bauern und Bürger, Arbeitsgemeinschaft gegen Agrogentechnik“ eingeladen hatte, unter der Schirmherrschaft der Kinder.
In ihrer Heimat, schilderte Shiva, habe sich diese monopolartige Kontrolle während der vergangenen zwei Jahrzehnte äußerst dramatisch ausgewirkt: Das teure, genetisch veränderte Saatgut habe zahlreiche Landwirte in den finanziellen Ruin gestürzt und schließlich in den Selbstmord getrieben: Seit dem ersten Austrag transgener Baumwolle auf dem Subkontinent vor 20 Jahren sei diese Zahl mittlerweile auf 200.000 angestiegen; wobei nachweislich ein direkter Zusammenhang zwischen der Selbstmordrate und der Anbaufläche genetisch veränderten Saatgutes bestehe.
Unter Beifall rief Shiva – in Erinnerung an Mahatma Ghandis Salzmarsch von 1930 - zum zivilen Ungehorsam auf, natürliches Saatgut zu verteilen und für die kommenden Generationen zurückzulegen.
Immer wieder werde in Studien vor den Risiken der Agrogentechnik gewarnt, wie etwa vor dem Absterben der Mikroorganismen im Boden; und auch dem C02-Problem könne man nur mit lokalen Anbaustrukturen in biologischer Kultivierung begegnen. „Warum also erklären wir unseren Pflanzen den Krieg?“ - sei es mit chemischen Waffen namens „Machete“, „Pentagon“ und „Rache“ oder mit dem Einschießen von Genen – anstatt sie „mit Liebe und Sorgfalt“ anzubauen. Denn aus dem Schutz der Arten erwüchsen gute Lebensmittel ganz automatisch.
Gerade jetzt seien starke Partnerschaften gefragt, um zu verhindern, dass wenige Großkonzerne die Kontrolle über das Saatgut und damit letztlich über die Nahrung der Menschheit zufalle. Shiva: „Die Politiker müssen die Freiheit verteidigen.“
Diese Forderung nach freiem Saatgut bekräftigte nicht nur Christoph Fischer, Initiator der Arbeitsgemeinschaft „Zivilcourage“, der sich bislang mehr als 13.000 Privatpersonen sowie 250 Organisationen und Firmen aus 13 bayerischen Landkreisen angeschlossen haben. Anstelle einer vorgegebenen wissenschaftlich dominierten Kultivierung plädierte er eindringlich für eine nachhaltige bodenständige Landwirtschaft - gelebtes Brauchtum als Schutz der akut gefährdeten Heimat: „Wir brauchen keinen Genmais auf unseren Feldern!“ Doch ungeachtet aller Risiken für Mensch und Umwelt werde gentechnisch manipuliertes Pflanzgut im Freiland ausgebracht, das sich dort unrevidierbar ausbreiten und unkontrolliert in jedes Saatgut einbauen könne. „Das ist der Wahnsinn!“ Oder mit den Worten von „Schirmherrin“ Linda: „Wenn ihr nicht wisst, wie ihr's wieder gutmachen könnt, hört gefälligst damit auf!“
„Von diesem Abend werden Impulse ausgehen.“, war Fischer am Ende überzeugt. Zumal man mit dem Protest – bei den Fackelzügen zur Loretowiese waren seinen Angaben zufolge rund 1700 Teilnehmer mitmarschiert – erst am Anfang stehe: „Heute Inntalhalle, morgen Olympiahalle!“
20. Februar 2009


"Die Wallfahrt ins Elend" - Doppelte Premiere bei den Schiffleut'
Nußdorfer Traditionsverein bringt beim Jahrtag Einakter über wahre Begebenheit auf die Bühne
zum Bericht


Von Hall bis Passau und weiter - Auf der "nassen Strass" herrschte Hochbetrieb
Blütezeit der Innschifffahrt setzte Mitte des 15. Jahrhunderts ein - Eisenbahn läutet Ende ein
zum Bericht


"Angst vor Mathe muss nicht sein"
Hochschulprofessoren schlagen Alarm: Erstsemester beherrschen selbst elementare Rechenregeln nicht mehr
zum Bericht


Kindern Mut machen zum "Nein" sagen
Eukitea: Präventionstheater zum Thema Grenzverletzungen
zum Bericht


Fremdgehen an der Berufsschule
Interkultureller Lernparcours wider das Schubladendenken
zum Bericht


Neuer Titel für die "Zwergerlmühle"
Erstes "Integratives Haus für Kinder" der AWO in Achenmühle
mehr...


Die Luftpostkarte für die letzte Zeppelinfahrt nach Königsberg wurde wegen des Kriegsbeginns auf dem Landweg befördert.
Geschichtsunterricht im Briefmarkenformat
Rosenheimer Sammler dokumentiert Geschichte des Dritten Reichs

von Marisa Pilger

Rosenheim - „Wegen Ausfalls der Fahrt auf gewöhnlichem Weg befördert.“ Die lapidare Erklärung, aufgestempelt auf eine Luftpostkarte, die Ende August 1939 auf Reisen gehen sollte, lässt den Grund für die kurzfristige Änderung der Versandart kaum erahnen: Der Zeppelin nach Königsberg blieb wegen des Kriegsausbruchs am Boden. Die Post, erklärt Robert Keller (Name geändert), „wurde stattdessen auf dem Landweg transportiert“. Zwei dicke Ordner umfasst allein die Zusammenstellung von Postwertzeichen und Belegen, mit denen der Rosenheimer das „Dritte Reich“ - von der Eröffnungssitzung des Reichstags im April 1933 bis zur Kapitulation im Mai 1945 - aus philatelistischer Sicht dokumentiert hat; gewissermaßen Geschichtsunterricht im Briefmarkenformat. Nicht umsonst gilt unter den Briefmarkenfreunden die thematische Sammlung als Königsdisziplin.
Bereits als junger Bursche hatte der pensionierte Beamte seine Leidenschaft für die bunten, gezackten Papierstückchen entdeckt; wie viele Exemplare seine Sammlung heute umfasst, vermag er allerdings nicht zu sagen. Jedenfalls füllen die Alben einige Schränke in seinem Arbeitszimmer.
Sie gilt als die schönste Marke der Welt, die anlässlich des „Tags der Briefmarke“, herausgegeben wurde; Saarland 1950.
Bei den klassischen Ländersammlungen konzentriert er sich auf Deutschland, Österreich und die Schweiz. Motivsammlungen hingegen – allgemein beliebt sind beispielsweise Blumen, Sportler, Flugzeuge oder religiöse Motive – hat er nie angelegt. Vielmehr dreht sich eine seiner Sammlungen lediglich um eine Briefmarke, um „Krone & Adler Germania 1890 bis 1900“. „Eigentlich“, erklärt Keller, „wäre der Satz mit sieben Marken komplett.“ Doch fängt für eine Ausstellungssammlung wie diese die Arbeit, vielmehr das Vergnügen, dann erst an: „Da geht’s in die Tiefe.“ Möglichst alle Entwicklungsphasen einer Marke soll solch eine philatelistische Anthologie nachzeichnen - von Druckproben über Fehldrucke und Plattenfehler bis hin zu Oberrändern und sämtlichen Farbnuancen sowie als Wertzeichen auf Briefkuverts und Postkarten. Und so fehlen bei Keller auch Überdrucke für die einstigen Deutschen Kolonien wie Togo, die Marshallinseln und Deutsch-Südwestafrika nicht.
„Das ist nicht teuer, macht aber Spaß.“, erklärt er. Die fehlenden Exemplare können die Briefmarken-Freunde beispielsweise bei den großen Tauschtagen ergattern, die der knapp 300 Mitglieder zählende Philatelistenverein Rosenheim jeden Mai in der Inntalhalle veranstaltet.
Besonders stolz aber ist Keller auf seine von ihm konzipierte Dokumentation zur Geschichte des Dritten Reichs samt erläuternder Begleittexte; sie ist in Auszügen am Sonntag, 16. November, beim Tag der offenen Tür des Philatelistenvereins Rosenheim im Pfarrheim St. Michael (Beginn: 9 Uhr) zu bewundern. Von Wagner bis zur Eingliederung des Saarlands, vom Anschluss Österreichs bis zur Judenpost im Ghetto Litzmannstadt, vom 50. Geburtstag Hitlers bis zur Tunispäckchenmarke aus dem Afrikafeldzug – in den großformatigen Alben findet sich so mancher stumme Zeitzeuge, für dessen Authentizität ein kleiner Prüfstempel auf der Rückseite bürgt. Und auch diverse Falsifikate bergen die Sammelbücher; Propagandafälschungen der Alliierten etwa mit dem einem Totenkopf ähnlichen Portrait des Führers und der Inschrift „Futsches Reich“. Doch dies zusammenzustellen, ergänzt Keller mit Blick auf sein Sammelwerk, „erfordert jahrelange Beschäftigung.“
27. Oktober 2008
Tag der Briefmarke

Der Tag der Briefmarke wurde erstmals im Dezember 1935 in Österreich begangen; Ausstellungen und Sondermarken sollten die Bedeutung der Briefmarke unterstreichen. In Deutschland wurde der Briefmarke zum ersten Mal am 7. Januar 1936, dem Geburtstag von Heinrich von Stephan, dem Begründer des Weltpostvereins, ein Tag gewidmet. Bis zum Zweiten Weltkrieg war dann der auf den 7. Januar folgende Sonntag dafür vorgesehen. Nach 1948 wurde der Tag auf den letzten Sonntag im Oktober verlegt. Der Philatelistenverein Rosenheim lädt anlässlich des Tages der Briefmarke am Sonntag, 16. November, ab 9 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ins Pfarrheim St. Michael in der Westerndorfer Straße ein.




Eine Handtasche voll Sauerstoff
LOT-Selbsthilfegruppe Rosenheim/Ebersberg setzt auf Erfahrungsaustausch
zum Bericht


Der Lärmschutz hat oberste Priorität
Rohrdorf: Außerordentliche Bürgerversammlung zum Ausbau der A8
zum Bericht


Vom Inn an die Isar
Schiffleut und Schützen mit Schiff und Rössern beim Oktoberfestzug
zum Bericht


Erfolgsmeldungen und ein Ehrenvorsitzender
Mitgliederversammlung bei "Pro Arbeit" - Extra-Applaus für Arbeitsvermittler

Rosenheim (pil) – Die Zwischenbilanz der beiden Arbeits- und Ausbildungsvermittler des Vereins „Pro Arbeit“, Monika Hofmann und Alexander Halle-Krahl, war der Versammlung einen Extra-Applaus wert: Insgesamt 101 Jugendliche konnten bereits im Rahmen der Kooperationen mit den Argen Rosenheim Stadt und Land vermittelt werden; 84 in Ausbildungsplätze, neun in Einstiegsqualifizierungen und acht in Arbeitsstellen; andere Maßnahmen und weiterführende Schulen nicht mitgezählt.
Ehrenvorsitzender, geehrte Mitarbeiter und Vorsitzende des Vereins „Pro Arbeit“: Jürgen Krause, Gabi Futscher, Klaus Schöberl und Inge Ilgenfritz (von links). Foto: pil
Beifall begleitete auch die Ernennung von Gründungsmitglied Jürgen Krause - Träger der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Rosenheim - zum Ehrenvorsitzenden. Der frühere Notar hatte dem Verein neun Jahre lang vorgestanden und ist „Pro Arbeit“ bis zum heutigen Tag eng verbunden, was nicht zuletzt dessen alljährliche großzügige Finanzspritze für den Verein beweise, wie Vorsitzende Inge Ilgenfritz hervorhob. Einstimmig hatten sich die Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung im Großen Sitzungssaal des Rathauses für diese „Beförderung“ ausgesprochen, wo sich neben zahlreichen Bürgermeistern auch die Bundestagsabgeordneten Daniela Raab (CSU) und Angelika Graf (SPD) als Gäste eingefunden hatten.
Auf den frischgebackenen und sichtlich gerührten Ehrenvorsitzenden indes wartete bereits die erste Amtshandlung: Er würdigte mit Gabi Futscher (Volksschule Fürstätt) und Klaus Schöberl (Hauptschule Mitte) zwei „Sozial-Pädagogen der Extra-Klasse“, die seit nunmehr zehn Jahren für den Verein tätig sind. In seiner Ansprache erinnerte Krause an die Anfänge der Schulsozialarbeit, die bei den Lehrern auf zum Teil massive Vorbehalte gestoßen sei, und die sich ohne das Engagement Futschers und Schöberls wohl kaum in dieser Weise an den Schulen in und um Rosenheim hätte etablieren können.
Einen Einblick in das Aufgabenspektrum der Schulsozialarbeit als Hilfestellung bei der beruflichen und sozialen Integration Jugendlicher hatte zuvor der pädagogische Leiter Michael Hannover gegeben. So bietet „Pro Arbeit“ Klassenprojekte (Sozialtrainings ebenso wie Suchtprävention und Benimmkurse) und Einzelfallarbeit an, unterstützt Jugendliche beim Übergang Schule/ Beruf, fungiert als Verbindungsstelle zu Fachdiensten und kooperiert mit Ehrenamtlichen – etwa aus dem Patenprojekt - und anderen Vereinen. Darüber hinaus übernimmt der Verein die außerunterrichtliche Betreuung von Ganztagesklassen und ist mit einzelnen Projekten auch an Schulen ohne Sozialarbeit vertreten. Im Rahmen des Netzwerk Bildungsunterstützung stehen zudem Kurse für die Quali-Vorbereitung auf dem Programm.
Ein klares Votum hinsichtlich der Bedeutung der Schulsozialarbeit hat für Hannover die Umfrage im Rahmen des letztjährigen Symposiums geliefert: So beurteilten mehr als drei Viertel der 172 Befragten die Schulsozialarbeit als wichtiges Bindeglied zwischen Schule und Jugendhilfe; fast ebenso viele schätzen die Unterstützung bei der Berufsfindung als wertvolle Hilfe ein.
Umso mehr sieht sich die Sparkasse Rosenheim – Bad Aibling in ihrer Partnerschaft mit dem Verein bestätigt, die vor drei Jahren mit einem Sponsoring-Vertrag besiegelt wurde. Zumal Deutschland „an einem Scheideweg“ stehe, wie Sparkassen-Syndikus Martin Schwegler verdeutlichte. Die jüngsten positiven Meldungen vom Arbeitsmarkt würden zunehmend getrübt von den Hiobsbotschaften mehrerer großer Unternehmen über einen bevorstehenden Stellenabbau. Wobei die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren und keinen neuen zu finden, auch auf den Ausbildungsmarkt ausstrahle und vor allem denjenigen Sorge bereite, die bei der Suche nach einer Lehrstelle ohnehin schlechtere Karten hätten – sei es aus familiären, finanziellen oder sozialen Gründen. Und eben hier, so Schwegler, setze die Schulsozialarbeit an; allein drei Vollzeitstellen für Sozialpädagogen im Stadtgebiet hat die Sparkasse für einen Zeitraum von fünf Jahren gesichert. Für die Folgezeit, merkte Ilgenfritz an, sei man bereits auf der Suche nach neuen Sponsoren.
Für eine kleine Veränderung sorgte die turnusgemäße Wahl des Vorstands unter der Leitung von Jugenddezernent Michael Keneder: Inge Ilgenfritz wurde einstimmig für weitere zwei Jahre als Vorsitzende bestätigt, ebenso Stellvertreter Harald Neu. Ihm steht nun Kaspar Öttl, vormals Bürgermeister der Gemeinde Aschau, gleichberechtigt zur Seite (bislang Landrat Josef Neiderhell). Schatzmeister bleibt Erich Schlarb, und die Rechnungsprüfung liegt in den Händen von Willi Schmid und Josef Trost, Bürgermeister von Neubeuern.
7. August 2008


"Thansauer können jetzt ruhiger schlafen"
Eon steckt zwei Millionen Euro in Umbau der Rohrdorfer Ache
zum Bericht


Gehirnjogging mit "Bidding Box" und "Boards"
Rosenheimer Bridgeclubs betreiben gezielt Nachwuchsarbeit
zum Bericht


Kooperation wider die Jugendarbeitslosigkeit
Zusammenarbeit Arge Rosenheim/"Pro Arbeit" hat sich bewährt

Rosenheim (pil) - Ausgesprochen erfreulich fällt die erste Zwischenbilanz aus, die die ARGE Rosenheim Stadt aus der Kooperation mit der Ausbildungsvermittlung des Vereins „Pro Arbeit Rosenheim e.V.“ zieht. Bereits seit dem 1. Februar 2007 nehmen sich die Jugendvermittler der ARGE, Sonja Bert und Paul Hartmann, gemeinsam mit Monika Hofmann, Ausbildungsvermittlerin von „Pro Arbeit“, junger Arbeitsloser aus Bedarfsgemeinschaften nach dem Sozialgesetzbuch II an.
Von den insgesamt 90 Jugendlichen, die bislang an dem Programm teilnahmen, konnten bereits 24 einen Ausbildungsvertrag unterzeichnen, zusätzlich wurden neun in weiterführende Schulen und Einstiegsqualifizierungen vermittelt. Lediglich zwei Azubis haben bis dato die Ausbildung abgebrochen.
„Das Projekt hat sich hervorragend bewährt.“, resümiert ARGE-Geschäftsführer Christian Meixner zufrieden. Maßgeblich zum Erfolg beigetragen hat der enge Kontakt zu den Arbeitgebern in der Stadt und im Landkreis sowie deren Bereitschaft, auch Betroffenen im Rahmen von Hartz IV eine Chance zu geben, erklärt Hofmann.
So kann auch Martina (17) nun übers ganze Gesicht strahlen; denn die Schülerin der Hauptschule Mitte hat zum 1. September einen Ausbildungsplatz im öffentlichen Dienst. Mehr als 20 Bewerbungen hatte die Jugendliche im vergangenen Jahr geschrieben – und ebenso viele Absagen erhalten. Seit Oktober wurde das schüchterne Mädchen dann vom Ausbildungsteam der ARGE Rosenheim Stadt bei der Lehrstellensuche betreut. Zahlreiche Gespräche und verschiedene Übungen verhalfen Martina zu mehr Selbstsicherheit, was ihr vor allem bei Einstellungstests und Vorstellungsgesprächen zugute kam.
23. Juli 2008


Neue Wege in Sachen Marketing
FH-Absolvententag erstmals zu Gast bei Schattdecor
zum Bericht


Vergessenes Liedgut wieder zum Leben erweckt
Führung durchs Innmuseum mit den Nußdorfer Schiffleut-Sängern
zum Bericht


Doppelrekord in Raubling
Gleich zwei Teams übertrumpfen die Guinness-Bestmarke
mehr...


Der erste Rekord ist geschafft
Raublinger Schafkopfer übertrumpfen Bestmarke der Niederbayern
zum Bericht


Die Sprache ist der Schlüssel
Xenos-Projekt zur Integration von Migranten an der Berufsschule I

Rosenheim – Die Groß- und Kleinschreibung bereitet Gydena aus dem Kosovo immer wieder Kopfzerbrechen; Cicek aus der Türkei findet es dagegen besonders schwer, Sätze zu bauen; und Paloma aus Ungarn stolpert des Öfteren über die Zeichensetzung. In einem Sprachkurs für Migranten gehen die drei 17jährigen während ihres berufsvorbereitenden Jahres an der Berufsschule I seit November auf Tuchfühlung mit der deutschen Sprache. Das Zeugnis, das sie und ihre sechs „Mitstreiterinnen“ dem Unterricht im Rahmen des Bundesförderprogramms „Xenos“ jetzt ausgestellt haben, kann sich jedenfalls sehen lassen: „Es hat viel Spaß gemacht.“
Gemeinsam mit Kursleiterin Marion Reichhelm haben die neun Mädchen Streifzüge durch die Modewelt vom Barock bis zur Flower-Power-Bewegung unternommen; sie haben die Gelbe Kuh von Franz Marc in Augenschein genommen, über Arbeitsblättern gebrütet, in Rollenspielen alltägliche Gesprächssituationen geübt und kleine Diktate geschrieben. Für die anderen Schüler der JoA-Klassen stand zur selben Zeit Deutsch und Sozialkunde auf dem Stundenplan.
„Wir haben entsprechend dem Bedarf und der Interessenlage gearbeitet.“, erläuterte Reichhelm beim Pressetermin ihr Unterrichtskonzept. Bei diesen 16- bis 18jährigen mit ganz unterschiedlichem Sprachniveau etwa lag einer der Schwerpunkte auf dem Friseurberuf. Um die deutsche Sprache aber gründlich zu erlernen, seien zwei Unterrichtseinheiten pro Woche „viel zu wenig“, lediglich „ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Jeweils drei bis vier Unterrichtsstunden an mindestens drei Tagen in der Woche wären hierfür erforderlich.
Sowohl die Teilnehmerinnen als auch die Dozentin Marion Reichhelm (Mitte) hatten viel Spaß beim Deutschlernen mit dem Projekt „Xenos“. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet sowohl Fremder als auch Gastfreund. Foto: pil
Rund 180 Teilnehmer, 55 Prozent davon Schüler, haben die Projektleiter Mirella Back und Stefan Schowalter in den insgesamt 33 Deutschkursen registriert, die die Volkshochschule als Träger des integrativen Xenos-Projekts in Rosenheim – eines von bundesweit 166 - für die „Sprachliche Bildung für Migrantinnen und Migranten in der Berufsvorbereitung und im Beruf“ anbietet. So wird seit September 2007 nicht nur in Kindergärten, Schulen und Quartieren der Sozialen Stadt „gepaukt“, sondern auch in drei Firmen. Die Teilnehmer, zu 60 Prozent Frauen, stammen vor allem aus der Türkei (38 Prozent), dem Kosovo (12), Albanien (10) und Russland (8) aber auch aus Afrika, Asien, Südamerika und Kanada. Im Rosenheimer „Netzwerk Sprachliche Bildung“ koordiniert die VHS darüber hinaus das Deutschkursangebot unterschiedlicher Träger und fungiert als Anlaufstelle für Privatpersonen und Behörden.
Im September allerdings läuft das Xenos-Projekt aus, das aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF), mit Mitteln der Bundesministerien für Arbeit und Verkehr sowie durch einen „erheblichen Zuschuss“ seitens der Stadt Rosenheim finanziert wird. Doch, so Back, sei man bereits dabei, neue Gelder zu akquirieren. Auch habe die Stadt Interesse an einer Fortführung integrativer Sprachkurse signalisiert.
Sowieso ist der Bedarf an sprachlicher Förderung von Einwanderern unbestritten. Ohne gute Deutschkenntnisse sinken die Chancen auf einen vernünftigen Schulabschluss und damit auf einen Ausbildungsplatz. Aber „gerade schulpflichtige Kinder haben's besonders schwer.“, weiß Hedvig Mück vom Jugendmigrationsdienst des Diakonischen Werks. Diese würden in der Hauptschule oft kurzerhand in die ihrem Alter entsprechende Jahrgangsstufe gesteckt und blieben dann ihrem Schicksal überlassen. Dabei sei die Sprache nun einmal „der Schlüssel zur Integration“. Ergänzend verwies Berufsberater Michael Niedermaier auf die Möglichkeit einer Vermittlung in Deutschkurse über die Agentur für Arbeit.
Für das kommende Schuljahr hofft Martina Günther, Beratungslehrerin für die JoA-Klassen, nun auf einen Ausbau des schulischen Deutschkurs-Angebots an der Prinzregentenstraße. Ebenso wie die stellvertretende Schulleiterin Margareta Lippert ist sie sichtlich angetan von dem Sprachkurs, in dessen Verlauf die Mädchen zu einer „richtigen kleinen Familie zusammengewachsen sind“. Lippert: „Das hätte in der Unterrichtszeit nie geleistet werden können.“
Als „einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Integration der Teilnehmerinnen“, wertete Mirella Back den Lehrgang, dessen Erfolg sich auf die gute Kooperation zwischen Dozentin, Schulleitung, Lehrkräften und Schulsozialarbeit gründe. So haben zwei der Mädchen bereits einen Ausbildungsplatz in Aussicht, zwei nehmen an einem Integrationskurs teil, eine hat nun ihren Quali in der Tasche und eine andere den Hauptschulabschluss.
2. Juli 2008


In Hausschuhen auf der Jagd nach dem Weltrekord
Startschuss zum Dauerschafkopfen in Raubling ist gefallen
mehr...


Der erste Stich um 12 Uhr mittags
Weltrekord-Versuch im Dauerschafkopfen startet am Dienstag in Raubling
mehr...


Ordnung ist das oberste Gebot
Blinden- und Sehbehindertenbund gibt Hilfestellung - Regelmäßige Treffen
zum Bericht


Wenn sich "Superman" Zeus das Genick bricht
Gelungene Aufführung der Theatergruppe des Finsterwalder-Gymnasiums
zum Bericht


Das Ziel: Integration in allen Lebensbereichen
Christine Mayer hat viel vor als Behindertenbeauftragte der Stadt Rosenheim

von Marisa Pilger

Rosenheim – Sicher, an behindertengerechten Toiletten mangele es nach wie vor; in vielen großen Wirtschaften seien die WCs zudem im Keller untergebracht – oftmals unerreichbar also für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte. Doch sind es nicht vorrangig Klagen über fehlende sanitäre Einrichtungen oder beengte Verhältnisse in Gaststätten, mit denen sich Christine Mayer während ihrer Sprechstunden befasst. Im Februar hat sie Horst Fischer als Behindertenbeauftragten der Stadt Rosenheim abgelöst, und bereits während der ersten Wochen in ihrem neuen Ehrenamt hat sich für sie ein ganz anderes „Sorgenkind“ herauskristallisiert: Sehr viele Behinderte, quer durch alle Altersschichten, stoßen bei ihrer Suche nach einem Arbeitsplatz auf große Schwierigkeiten.
So zum Beispiel Monika Hell. Seit 13 Jahren arbeitet die 36jährige – sie leidet an einer Tetraspastik und ist deswegen auf den Rollstuhl angewiesen – in der Caritas-Kontaktstelle. Dort erledigt die Bürokraft zwölf Stunden in der Woche die Ablage, nimmt Telefonanrufe entgegen und erfasst Daten am Computer. „Aber das ist mir zu wenig. Ich bin doch erst 36!“, erklärt Hell energisch. Schon seit längerem sucht sie daher einen Pfortendienst für wöchentlich 25 bis 30 Stunden, bislang allerdings vergeblich. Als mögliche Anlaufstelle hat Christine Mayer inzwischen den Integrationsfachdienst ermittelt; ein Termin bei der Einrichtung, von deren Existenz Monika Hell bislang gar nichts wusste, ist bereits vereinbart.
In gewisser Weise ist dieser Fall exemplarisch für das Ziel, das Christine Mayer in ihrem neuen Amt anstrebt: Sie will ein engmaschiges Netzwerk von Kontakt- und Beratungsstellen für Behinderte schaffen und dieses publik machen - „eben wissen, wen man fragen kann“. So soll der Wegweiser „rosenheim-mobil“ zu einer umfassenden regionalen Informationsplattform ausgebaut werden, die eine Übersicht über Parkmöglichkeiten (beispielsweise beim Turmcafé) ebenso parat hält wie einen Einblick in die Arbeit der diversen Selbsthilfegruppen. Auch Themen wie das persönliche Budget, das Behinderten erlaubt, soweit wie möglich eigenverantwortlich zu wirtschaften, sollen aufgegriffen werden.
Will ein dichtes Netzwerk von Anlaufstellen schaffen: Christine Mayer, die Behindertenbeauftragte der Stadt Rosenheim; hier im Gespräch mit Monika Hell. Foto: Pilger
Die Integration von Behinderten in allen Lebensbereichen liegt der Marketing-Fachfrau von jeher am Herzen. Denn um ihrem lernbehinderten Sohn einen „regulären“ Schulbesuch zu ermöglichen, blieb ihr nichts anderes übrig, als den Bub bereits im Alter von acht Jahren Tag für Tag in den Zug nach München zu setzen; der heute 24jährige besuchte damals die Montessori-Schule in Großhadern. Ein Besuch in einer Regelschule war damals gar nicht denkbar weil nicht erlaubt. Gehörlose Kinder, schildert Mayer, müssten noch heute bis nach München-Laim in die Schule pendeln; als Alternative bliebe nur das Internat. Dagegen könnten im Nachbarland Österreich Betroffene bereits seit 1993 zwischen dem Besuch einer Sondereinrichtung und einer integrativen Schule wählen, ergänzt die gebürtige Rosenheimerin, die das Thema schulische Integration nun umso nachdrücklicher angehen will. Bereits seit Jahren engagiert sie sich im Arbeitskreis „Integration behinderter Menschen in Stadt und Landkreis Rosenheim“ und hat mit der Elterninitiative „Miteinander“ das Café „CiK“ im Klinikum initiiert.
In ihrer neuen Funktion will sie auch ganz gezielt die Werbetrommel rühren für Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Wobei sie zugleich als Ansprechpartnerin für die Unternehmen zur Verfügung steht, etwa was Fördermöglichkeiten für notwendige Umbauten oder spezielle Arbeitsmittel wie unterfahrbare Schreibtische anbelangt. Langfristig schwebt ihr darüber hinaus eine Art Job-Börse vor, „wo Behinderte einen Beitrag zur Gesellschaft leisten können.“ Eventuell könnten so in Kombination mit Stiftungen neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Reichlich Nachholbedarf sieht Mayer zudem im Wohnungsbau. Der Altbestand habe kaum erschwingliche behindertengerechte Wohnungen zu bieten; und das Neubau-Attribut „barrierefrei“ bedeute nun einmal nicht automatisch rollstuhlgerecht. „Da gibt es noch einiges zu tun.“ Ebenso wenig dürften bei anstehenden Großprojekten wie der Landesgartenschau oder beim Umbau des Bahnhofs die Belange Behinderter zu kurz kommen; allein die blindengerechte Gestaltung der neuen Unterführungen erfordere viel Überlegung und Zeit.
Monika Hell indes fühlt sich als Rollstuhlfahrerin in Rosenheim „insgesamt gut aufgehoben“, zumal im Vergleich zu ihrer Heimatstadt Mühldorf. Freilich sei es ärgerlich, wenn ihr ein Treppenaufgang den Zutritt in ein Geschäft oder in einen Imbissladen verwehre. Doch Jammern entspricht nicht dem Naturell der Schwerbehinderten, die sich in der Selbsthilfegruppe „Donna Mobile“ ebenso engagiert wie im Frauenforum. Vielmehr zählt für sie – wie auch für Christine Mayer – die Entwicklung hin zum Positiven: „Es hat sich schon einiges getan.“
17. Mai 2008
Jeden Dienstag Sprechstunde

Jeden Dienstag von 14 bis 17 Uhr hält Christine Mayer, die Behindertenbeauftragte der Stadt Rosenheim, ihre Sprechstunde im „Sozialrathaus“ in der Reichenbachstraße 8 ab.
Telefonisch ist sie dort unter der Nummer 36-1461 erreichbar.

"Unterwegs Zuhause sein"
Eröffnungsfeier im rundumerneuerten Alpina Hotel
mehr...


"Lebenshilfe unter einem Dach"
Die Leute zu einander bringen – das war das erklärte Ziel des „Begegnungsabends“ im Pfarrzentrum Christkönig; denn Netzwerke sollen eine tragende Rolle spielen in dem künftigen Familienzentrum. Von der Kindertagesstätte über die Ministranten, den Jugendtreff, die Rußlanddeutschen, die Gehörlosen und die Selbsthilfegruppe der Angehörigen von Alkoholikern bis hin zur „hauseigenen“ Seniorenarbeit reichte die Palette der Gruppen, die sich und ihre Aktivitäten bei diesem ersten gemeinsamen Kennenlern-Abend vorstellten. In der Pause konnte zudem die Bücherei in Augenschein genommen werden. Darüber hinaus gab der Kirchenchor eine Kostprobe seines Könnens, und Barbara Pfahler brachte die rund 50 Gäste mit Stuhlgymnastik in Schwung.
Erfreut über die Resonanz auf die Einladung zeigte sich Pastoralreferentin Heidi Lappy. Auch die Bewertungen auf den ausgeteilten Fragebögen seien durchwegs gut bis sehr gut ausgefallen. Mit dem Treffen, dem weitere folgen sollen, wolle man bei den Nutzern des Pfarrzentrums die Bereitschaft wecken für ein „Haus der Begegnung“, in dem sich ein Beziehungsgeflecht quer durch alle Bereiche ziehe, erklärte Lappy. Niederschwellige Angebote für Eltern mit Kleinstkindern, begleitet von geschultem Personal, sollen das Programm auf Dauer ergänzen. „Also Lebenshilfe im besten Sinne unter einem Dach.“
pil



Auf dem Weg zum Familienzentrum
Christkönig strebt engmaschige Vernetzung an

Rosenheim (pil) – Das Pfarrzentrum Christkönig soll zum Familienzentrum werden und damit zu einem Knotenpunkt für die sozialraumorientierte Jugend- und Familienarbeit im Rosenheimer Norden. Besonderes Augenmerk legt das neue Konzept dabei auf die individuelle frühkindliche Förderung und Erziehung. So wird am Kardinal-Faulhaber-Platz demnächst eine „Early Excellence Gruppe“ nach englischem Vorbild eingerichtet, in der die Eltern eng in die Entwicklungsprozesse ihrer Kinder einbezogen werden. Daneben strebt Pfarrer Johannes Huber die Vernetzung der zahlreichen Gruppen und Einrichtungen an, die bereits in Christkönig „beheimatet“ sind. Ein erstes gemeinsames Treffen zum Kennenlernen ist für Freitag, 18. April, 19.30 Uhr, vorgesehen.
Etwa 120 Mädchen und Buben besuchen in Christkönig Krippe, Kindergarten oder Hort beziehungsweise kommen in der Mutter-Kind-Gruppe zusammen. Mehr als die Hälfte davon stammen aus Migrantenfamilien, sprechen oftmals kaum oder gar kein deutsch. Und bei rund 60 Prozent der Kinder zahle das Jugendamt wegen des niedrigen Einkommens der Eltern zumindest einen Teil des Kindergarten-Beitrags. „Wenn sich die Familie nicht viel leisten kann, wirkt sich dies auf die Situation der Kinder aus.“, bringt Pfarrer Huber die „Großwetterlage“ im Bereich Prinzregenten-, Hohenzollern-, Goethe-, Burgfried- und Sudetenlandstraße auf den Punkt. Sportverein oder Musikschule etwa sind für viele unerschwinglich.
Mit „Early Excellence“ will die Pfarrei nun ganz neue Wege gehen – zumal in der kirchlichen Kindergarten-Arbeit. Das Konzept stammt aus Großbritannien und hat hierzulande bislang in Einrichtungen in Berlin und Stuttgart Fuß gefasst. Der Anstoß, nicht nur die Stärken der Kleinsten (bereits ab einem Alter von sechs Monaten) aus benachteiligten Familien möglichst frühzeitig gezielt zu fördern, sondern zugleich die Eltern quasi präventiv bei der Erziehung zu betreuen, begleiten und zu beraten, kam vom Stadtjugendamt. Auslöser war der große Bedarf an Fachdiensten für die Kinder in Christkönig gewesen, führt Manfred Jahn, Leiter des Regionalteams Nord, aus. Umso mehr begrüßt er die Pläne der Pfarrei, eine „lebendige Immobilie“ für die Bedürfnisse von Familien – gleich welcher Hautfarbe und Religion – zu schaffen. „Gerade das Alter zwischen null und drei Jahren ist entscheidend für die Persönlichkeitsentwicklung.“, betont Jahn. Und entsprechende Förderangebote für Familien machten in späteren Jahren so manche Intervention seitens der Jugendhilfe überflüssig, ist er überzeugt.
Einmal wöchentlich soll die Early Excellence-Gruppe – beitragsfrei betreut von einer Erzieherin mit Spezialausbildung und einer Kindergartenkraft – nachmittags zusammenkommen. Die Entwicklungsschritte der Kinder werden dabei regelmäßig mit einer Videokamera beziehungsweise auf speziellen Beobachtungsbögen dokumentiert. Diese Aufzeichnungen bilden wiederum die Grundlage für das weitere Vorgehen, wobei die Gespräche der Pädagogen mit den Eltern eine wesentliche Rolle spielen. Mitnichten werde dort mit Zweijährigen Mathe oder Englisch gepaukt, stellt Jahn klar. Vielmehr gelte es, Bindungen zwischen den Kindern und ihren Eltern herzustellen und zu festigen und so ein Fundament zu schaffen für Bildung.
Auch eine wissenschaftliche Begleitung des Projekts durch die Katholische Stiftungsfachhochschule in München sei, so Huber, im Gespräch. Und dank einer Anschubfinanzierung aus Mitteln städtischer Stiftungen und der Erzdiözese seien die rund 15.000 Euro Personal- und Materialkosten fürs erste Jahr bereits gesichert. Nähere Auskünfte über die Early Excellence Gruppe erteilt die Leiterin der Kindertagesstätte, Sabine Schmitt-Metzger, Telefon 1876-0.Ergänzend dazu sieht das Konzept eine enge Vernetzung mit Anlaufstellen wie der Erziehungsberatung oder der Schuldnerberatung der Caritas vor.
Mit rund 500 Treffen jährlich ist das Pfarrzentrum am Kardinal-Faulhaber-Platz als „Einrichtung für Menschen in verschiedenen Lebenslagen“ (Huber) zwar längst gut ausgelastet. Allein das Betreuungsangebot im Kinderhaus spreche das gesamte Altersspektrum der Zwei- bis Elfjährigen an. Dazu kommen Jugendgruppen und die von zwei Sozialarbeitern betreute offene Jugendarbeit. Ebenso sind der Verein der Gehörgeschädigten, die Russlanddeutschen, die Anonymen Alkoholiker, Gymnastik- und Seniorengruppen sowie Deutsch-Kurse und Chöre dort „beheimatet“; einen weiteren Anziehungspunkt bildet die Bücherei im ersten Stock. Doch wüssten die vielen einzelnen Gruppen oftmals gar nichts voneinander. Dies soll nun anders werden: Beim Begegnungsabend unter dem Motto „Auf dem Weg zum Familienzentrum“ stellen sich am Freitag, 18. April, die verschiedenen Gruppierungen und Einrichtungen vor. Interessierte können sich ab 19.30 Uhr einen Überblick über die gesamte Palette der Aktivitäten in Christkönig verschaffen und Kontakte zu anderen Gruppen knüpfen.
16. April 2008


Wie Pfarrer Johannes Huber sieht auch Thomas Sarsky, der Kreisgeschäftsführer des Caritas Zentrums Rosenheim, die Fördermöglichkeiten benachteiligter Kinder in erheblichem Maße vom Anstellungsschlüssel in den Kindertageseinrichtungen abhängen. In einem Schreiben an Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer weist er im Hinblick auf das neue Bayerische Kinderbildungs- und betreuungsgesetz eindringlich auf die Notwendigkeit hin, dort eine möglichst hohe Betreuungsqualität sicherzustellen; denn „eine wertvolle Pädagogik und eine angemessene Unterstützung des Bildungs- und Erziehungsplanes sind mit den derzeitigen finanziellen und dadurch personellen Möglichkeiten weitgehend nicht möglich.“
Im Namen der Träger der katholischen Tagesstätten bittet er die Stadt, die Kosten für eine Verbesserung des Anstellungsschlüssels auf den von der Staatsregierung empfohlenen Wert von 10,0 (zehn Kinder auf eine Erziehungskraft) zu übernehmen. Nur dann könnten die Kindertagesstätten „ihrem Bildungsauftrag angemessen gerecht werden“ und intensivere Beziehungen zwischen Eltern und Einrichtungen gepflegt werden. Mit dieser zusätzlichen kommunalen Förderung, so Sarsky weiter, würde die Stadt Rosenheim „einen wichtigen Beitrag gegen die zunehmende Bildungsarmut leisten.“ Insbesondere erhöhten sich damit die Chancen für benachteiligte Kinder, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und sich zu integrieren.
So liege etwa in Christkönig der Ausländeranteil in einzelnen Gruppen bei bis zu zwei Drittel, verdeutlicht Pfarrer Huber. Vor allem für die Sprachförderung seien dort Kleingruppen dringend nötig, was allerdings den derzeitigen personellen beziehungsweise finanziellen Rahmen sprenge. Mit einer zusätzlichen Zwei-Drittel-Kraft (25 Stunden pro Woche) wäre dort die 10,0-Marke erreicht. pil



Mit der "Oidn" und dem "Wenz" auf Du und Du
Anfang Juli soll in Raubling der Weltrekord im Dauerschafkopfen gebrochen werden
zum Bericht


Mit Kresse und Senf zum Sieg
Emanuel von Oy hat bei "Jugend forscht" wieder die Nase vorn
zum Bericht


Blockunterricht für Gastronomielehrlinge?
Berufsschule würde Neuregelung "grundsätzlich begrüßen" - Demnächst Diskussion im Wirteverband
zum Bericht


"Die Kultur des Helfens"
Ehrenamtsabend der Freiwilligenagenturen

Rosenheim (pil) – Helfersyndrom, Ausgleich zum Job oder schlicht und einfach eine sinnvolle Beschäftigung in der Freizeit – die Beweggründe, sich ganz freiwillig ohne Bezahlung für andere zu engagieren, mögen recht unterschiedlich sein. Eines jedoch war immer wieder zu hören beim Ehrenamtsabend der drei Freiwilligenagenturen der Stadt Rosenheim: „Es macht einfach Spaß.“
Die vierköpfige „Duanix Musi“, die vor den knapp 200 Gästen im Gasthof Höhensteiger - darunter auch einige Stadträte sowie Vertreter der GRWS und der Sozialen Stadt - aufspielte, war dabei allenfalls dem Namen nach fehl am Platz. Schließlich stand das Treffen ganz im Zeichen derer, die „nicht darauf warten, dass andere etwas tun“, wie Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer den mittlerweile 500 Freiwilligen - davon rund zwei Drittel Frauen - in den Sozialräumen Ost, West und Nord Anerkennung für deren bürgerschaftliches Engagement zollte. So sind schon Zwölfjährige in der Jugendredaktion aktiv, während bei den Qualipaten oder im Miniladen einige der Helfer bereits ihren 70. gefeiert haben.
Arbeiten Hand in Hand: Michaela Wittke von der Freiwilligenagentur West, Barbara Heuel (Nord) und Marion Loferer (Ost) (von links). Foto: pil
Gerade die „bewundernswerte Kultur des Helfens“, so Bauer weiter, trage ganz entscheidend zur Lebensqualität in den einzelnen Stadtvierteln bei, wo mittlerweile Fördervereine mit dem jeweiligen Quartiermanagement und der Freiwilligenagentur zusammenarbeiten.
Einen Überblick über die Fülle der zum Teil stadtteilübergreifenden Projekte gab Barbara Heuel von der Agentur Nord. Vom „Essen am Samstag“ und dem Zwergenhaus (Ost) über Mitternachtsbasketball (nächster Termin am 25. April) und einem Gitarrenworkshop für Jugendliche (West) bis hin zu Familienpaten, Radlwerkstatt und Baby-Begrüßungs-Dienst „Willkommen!“ (Nord) reicht mittlerweile die Palette. Angesichts dieser Vielfalt macht sich Bauer jedenfalls „keine Sorgen ums Ehrenamt“.
Auch für 2008 haben die Freiwilligenagenturen bereits einiges in petto: So will unter anderem der „Suppenkasperl“ im Bürgertreff Happing den Kindern eine gesunde Ernährung schmackhaft machen. Im Westen steht mit dem Ausscheiden von Quartiermanager Klaus Schindler der Übergang einiger seiner Aufgaben auf die Freiwilligenagentur an; ähnliche Vorbereitungen laufen auch schon in den anderen Quartieren. Währenddessen wird im Norden am Donnerstag, 28. Februar, das neue Bürgerhaus eingeweiht. Zudem haben die drei Agenturen vom 23. bis 25. April wieder einen Basiskurs zum Thema Freiwilligen-Koordination aufgelegt.
Trotzdem kommt bei den Freiwilligen der Spaß beileibe nicht zu kurz, wie Uwe Kreckel bewies: Er nahm mit seiner Pantomime die drohenden Auswirkungen der Gesundheitsreform am Beispiel einer Blinddarmoperation aufs Korn.
Weitere Informationen über die Freiwilligenagenturen gibt’s im Internet unter www.freiwillige-rosenheim.de.
27. Februar 2008


Neue Rolle für Kathi Leitner
Schauspielerin übernimmt Patenschaft beim HPZ

Rosenheim (pil) – Für Schüler, Lehrer und Betreuer im HPZ ging alles seinen gewohnten Gang: Die Mädchen und Burschen der Berufsschulstufe werkelten eifrig an ihren Holzarbeiten, für die Kinder der Orientierungsstufe 3 stand ein Diktat mit T- und D-Wörtern auf dem Stundenplan, und zum Mittagessen gab's Nudelsuppe und Kirschmichl. Die Schauspielerin Kathi Leitner unterdessen war noch am Abend geradezu überwältigt von der Fülle an Eindrücken, die am Vormittag bei ihrem gut dreistündigen „Antrittsbesuch“ als frischgebackene Patin von Schule und Tagesstätte auf sie eingeprasselt waren.
In der Goethestraße 34 hatte man sich bereits seit längerem mit dem Gedanken getragen, einen Paten quasi als „Aushängeschild“ für die heilpädagogische Einrichtung zu gewinnen. „Unser Anliegen ist es, die Arbeit mit Behinderten an die Öffentlichkeit zu transportieren.“, erklärt Schulleiter Matthias Bogenberger. Eine bodenständige Persönlichkeit sollte der Pate deshalb sein; eben aus der Region und fest mit derselben verbunden. Eigenschaften, die voll und ganz auf die Volksschauspielerin aus Neubeuern zutreffen. Umso größer ist im HPZ die Freude, dass sich die beliebte Fernseh- und Bühnendarstellerin ohne Umschweife dazu bereit erklärt hat, dieses Ehrenamt zu übernehmen.
Ihre Karriere startete Kathi Leitner 1969 beim Chiemgauer Volkstheater, dem sie sich auch heute noch fest verbunden fühlt. Nicht weniger bekannt ist ihre „Hilde“, die ebenso resolute wie patente Wirtin des „Café Meineid“ in der gleichnamigen Serie von Franz Xaver Bogner. 1999 erhielt sie für ihre Darstellung im Film „Einmal leben“ den Bayerischen Fernsehpreis; und demnächst stehen wieder Dreharbeiten für „Kanal fatal“ und für „Unsere Farm in Irland“ an. Doch trotz aller Erfolge ist Kathi Leitner, die in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feiert, auf dem Boden geblieben. Entsprechend unverkrampft und ohne großes Aufhebens verlief deshalb auch der erste Besuch bei ihrem „Patenkind“, das, wie sie feststellte, mit knapp 200 Schülern in der Tat „aus allen Nähten platzt“.Tief beeindruckt hat die kinderlose Schauspielerin dabei vor allem das herzliche Miteinander ebenso wie der „offene und selbstverständliche Umgang mit dem Thema Behinderung“.
Ins Rollen gekommen war der Stein der Leitner'schen Patenschaft erst kurz vor Weihnachten: Über einen Arbeitskollegen – Leitners Cousin - hatte ein Mitglied des Elternbeirats angefragt, ob sie bereit wäre, dieses Amt zu übernehmen. Für Kathi Leitner war die Entscheidung damit eigentlich schon gefallen. Danach ging alles recht schnell: Es folgte ein „hochinteressantes“ Gespräch mit den Elternbeiräten und nun die ausgedehnte Visite in der Goethestraße. Was langfristig im einzelnen auf sie als Patin zukommen wird? „Keine Ahnung!“, lacht sie. Doch den ersten „Auftritt“ in ihrer neuen Rolle hat sie bereits über die Bühne gebracht: Gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer und Landrat Dr. Max Gimple setzte Kathi Leitner am Samstag neben der Gaborhalle an der Ebersberger Straße den ersten Spatenstich für den neuen Gebäudekomplex,in dem Förderschule und Tagesstätte eine neue Heimat bekommen werden.
19. Februar 2008


"Das Amt des Paten endet nicht mit dem Tag der Firmung"
KAB Rosenheim erinnert an Mitverantwortung für den Werdegang der Jugendlichen
zum Bericht


Wo früher Kränze gebunden und Balkonpflanzen verkauft wurden, sollen im kommenden Jahr unter dem Titel „Wohnen im Blumenhof“ zwei moderne Stadthäuser mit jeweils sechs barrierefreien Wohnungen (zwei bis fünf Zimmer) entstehen. Bereits bei der ersten Präsentation der Pläne für das 1400 Quadratmeter große Areal der vormaligen Gärtnerei Egl-Füglein in der Austraße 5 konnten Nachbarn, Stadträte und Behördenvertreter eine komplette, 94 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung samt Terrasse begehen; Bauherr Friedrich Schauer (Foto) vom gleichnamigen Bauträger-Unternehmen in Rohrdorf hatte zu diesem Zweck im Gewächshaus „Wände“ aus orangefarbenen Stoffbahnen hochgezogen.
Ein Gesamtbild der neuen Wohnanlage nahe des Klinikums vermittelte zusätzlich das Modell im Maßstab 1:50, an dem Architekt Peter Krieger seine Entwürfe und Visionen für die beiden Stadthäuser in Zentrumsnähe erläuterte; sogar eine Öffnung des Ledererbachs hält der Planer für möglich.
Zugleich setzte Schauer gemeinsam mit der Familie Egl-Füglein zugunsten des benachbarten Hauskrankenpflegevereins Rosenheim e.V. ein Zeichen für den sozialen Anspruch des Projekts: Im Beisein von Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer bekam dessen Vorsitzender Michael Kleeberger einen Scheck in Höhe von 2500 Euro
Text/Foto: Pilger



Die Arbeit wird immer mehr
Jahreshauptversammlung beim Frauen- und Mädchennotruf
zum Bericht


Anspruch auf ein Leben ohne Angst und Gewalt
Frauenhaus Rosenheim bietet Gewaltopfern an 365 Tagen im Jahr Zuflucht
zum Bericht


Erfolgreiche Schulsozialarbeit brauchte Netzwerke
2. Symposium in Rosenheim - Verein "Pro Arbeit" feiert Zehnjähriges
zum Bericht


Freundeskreis hält länger geistig fit
Filmabend mit Gesprächsrunde zum Thema Alzheimer

Rosenheim (pil) – P-U-Z-Z-L-E; sechs Buchstaben, an denen Iris Murdoch scheitert. Die Schriftstellerin und Philosophin steckt mitten in der Arbeit für ihren 27. Roman; doch selbst nach mehreren Anläufen gelingt es ihr nicht, das Wort fehlerfrei zu Papier zu bringen. „Durcheinander wie ein Puzzle“ sei sie in letzter Zeit, hatte ihr Mann John noch kurz vorher konstatiert. Und auch Iris ist bewusst, dass sie in Diskussionen des öfteren ein und dasselbe Argument wiederholt abspult. „Das sagte ich doch schon.“, registriert sie anfangs ebenso erstaunt wie irritiert; dann verliert sie in Gesprächen mitunter völlig den Faden. Es folgt die niederschmetternde Diagnose der Ärzte: Morbus Alzheimer.
Eindringlich und mitfühlend erzählt der Spielfilm „Iris“ des britischen Regisseurs Richard Eyre die Geschichte der hochgebildeten britischen Autorin Iris Murdoch (1919-1999), die langsam aber unaufhaltsam an der Alzheimer-Krankheit zugrunde geht. Rückblenden schwenken zudem immer wieder auf die Anfänge der Beziehung zwischen Iris und John im England der 50er Jahre. Als Vorlage für den Film diente das Buch „Elegy for Iris: A Memoir“, das ihr Ehemann, der Literaturwissenschaftler John Bayley, nach Murdochs Tod veröffentlichte.
Gut 30 Zuschauer erlebten im Bildungszentrum den Verfall der lebenshungrigen, redegewandten Literatin mit, die einst die Sprache zum wertvollsten Gut erklärte: „Wenn man keine Wörter hat, wie soll man dann leben?!“ Als Kranke redet sie nun vom „Mensch, der die Post bringt“; der Begriff „Briefträger“ ist ihr entglitten. Gleichsam bewegend beleuchtet der Film aber auch das Leid, das die Angehörigen von Alzheimer-Patienten zu tragen haben. John übernimmt zunächst die Pflege seiner Frau, ist jedoch den immensen Anforderungen bald nicht mehr gewachsen. Er muss Iris in ein Heim einweisen lassen, wo sie schließlich stirbt.
Als das eigentliche Leitsymptom der Alzheimer-Krankheit stellte Richard Schmidmeier, Chefarzt der Gerontopsychiatrie am Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg, bei der anschließenden Gesprächsrunde dann allerdings nicht die Vergesslichkeit sondern den sozialen Rückzug heraus. Lethargie und Depressionen könnten schon lange vor einer ärztlichen Diagnose auf eine mögliche Alzheimer-Erkrankung hinweisen, erklärte er bei der Veranstaltung, zu der die Fachberatungsstelle für pflegende Angehörige des Caritas-Zentrums Rosenheim eingeladen hatte.
Gleich Behinderungen im Straßenverkehr wirkten sich Alzheimer-bedingte Störungen in den Verbindungen zwischen den Nervenzellen aus, veranschaulichte der Psychiater die Vorgänge im Netzwerk des Gehirns. Bei Beeinträchtigungen auf gut eingefahrenen Wegen (wie etwa der Autobahn) würden etwas längere, weniger oft benutzte Routen eingeschlagen. Kritisch werde es jedoch, wenn der Patient unter Stress stehe; wie etwa ein Autofahrer, der im Schneegestöber unter Termindruck einen neuen Schleichweg suchen muss.
Eine entspannte Atmosphäre sei für die Betreuung eines Alzheimer-Patienten deswegen besonders wichtig. Jedoch könnten Angehörige, die bereits „von der Grundpflege aufgefressen sind“, hierfür nicht mehr die notwendige Zeit und Muße aufbringen. Denn rein rechnerisch erfordere die Vollversorgung eines Alzheimer-Patienten fünf Arbeitskräfte. Schmidmeier warnt daher eindringlich davor, die gesamte Last der Pflege alleine zu schultern. Vielmehr fordert der Mediziner die pflegenden Angehörigen auf, möglichst viele Einrichtungen wie etwa den örtlichen Seniorenbeirat, den Gerontopsychiatrischen Fachdienst oder die Deutsche Alzheimer Gesellschaft in Berlin zu konsultieren. Auch trage in vielen Fällen die medikamentöse Behandlung einzelner Krankheitssymptome zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität in den betroffenen Familien bei.
Und weil Untersuchungen zufolge Menschen mit einem Freundeskreis von fünf bis 15 Personen am längsten gesund und geistig fit blieben, hat Schmidmeiers Appell „Wir müssen zusammenhalten!“ nicht nur im Hinblick auf eine individuelle Betreuung von Alzheimer-Patienten seine Gültigkeit.
3. Oktober 2007


Zuhören und etwas bewegen
Bürgerberater Köberle feierte seinen 80. Geburtstag
zum Bericht


Wiesn-Express geht wieder auf Fahrt
Sonderzug ab Rohrdorf - Freie Fahrt an Familiennachmittagen
mehr...


Erfreuliche Jahresbilanz bei "Pro Arbeit"
Nun auch an Berufsschule Wasserburg - Erfolgreicher Start für Ausbildungsvermittler

Für den farbenfrohen Anstrich der neuen Räume – die Geschäftsstelle in der Landwehrstraße 7 sind in Gelb, Orange und Grün gehalten – haben Schüler der Staatlichen Berufsschule I im Rahmen einer Projektarbeit gesorgt. Die Auszubildenden erstellten gemeinsam mit Fachlehrer Dieter Katzer, dem Leiter der Abteilung Farbe, das Farbkonzept und konnten zudem gleich neue Maler-Techniken ausprobieren. „Pro Arbeit“-Vorsitzende Inge Ilgenfritz, fachlicher Leiter Michael Hannover und Geschäftsführerin Claudia Georgii (von links) fühlen sich sichtlich wohl. Foto: Pilger
Rosenheim (pil) – Der Verein „Pro Arbeit“ hat bewegte Monate hinter sich. So ist erst vor wenigen Wochen der Umzug der Geschäftsstelle in die Landwehrstraße über die Bühne gegangen. Zudem konnte der Verein dank einer neuen Vereinbarung mit der Agentur für Arbeit seine Tätigkeit auf alle vier Berufsschulen in der Region ausweiten: Im Rahmen der Aktivierungshilfen kümmern sich nun auch in Wasserburg Diplom-Sozialpädagogen von „Pro Arbeit“ um Jugendliche ohne Arbeits- und Ausbildungsstelle.
Ebenfalls erfolgreich angelaufen ist der Einsatz der beiden Ausbildungs- und Arbeitsvermittler für Jugendliche und junge Erwachsene aus Bedarfsgemeinschaften (Hartz IV). Insgesamt 14 Arbeitslose konnten seit Anfang des Jahres durch die Kooperationen mit den ARGEN der Stadt und des Landkreises einen Ausbildungsvertrag unterzeichnen, vermeldete Vorsitzende Inge Ilgenfritz bei der Mitgliederversammlung im Großen Sitzungssaal des Rathauses; Jugendliche, die auf dem ersten Arbeitsmarkt sonst wohl nur geringe Chancen gehabt hätten.
„Eine Investition ins richtige Projekt mit dem richtigen Partner“, umschrieb Martin Schwegler, Justitiar der Sparkasse Rosenheim–Bad Aibling, die Zusammenarbeit mit „Pro Arbeit“. Das Kreditinstitut unterstützt im Rahmen eines Sponsoring-Vertrags über mehrere Jahre die Sozialarbeit an Rosenheimer Schulen. Schließlich, betonte Schwegler, gelte es, den wertvollsten aller nachwachsenden Rohstoffe - die Jugendlichen – zu fördern.
Nach anfänglicher Skepsis auf Lehrerseite sei die Schulsozialarbeit inzwischen fast überall als unverzichtbarer Bestandteil des Schullebens anerkannt, brachte der stellvertretende Vorsitzende und vormalige fachliche Leiter Harald Neu die Situation auf den Punkt. Exemplarisch für die vielfältigen Aktivitäten und Aufgaben der Diplom-Sozialpädagogen an den mittlerweile 15 Schulen in Stadt und Landkreis wies er auf die Bedeutung der jährlichen Bewerbungsplanspiele hin; dort könnten die Schüler quasi im Trockentraining das Vorstellungsgespräch mit Personalverantwortlichen und Ausbildungsleitern aus Betrieben der Region üben und erhielten darüber hinaus wertvolle Tipps für den „Ernstfall“. Die Jugendsozialarbeit an Schulen steht auch im Mittelpunkt eines Symposiums am 18. Oktober, an das sich nahtlos die Feier zum zehnjährigen Bestehen des Vereins anschließen soll.
Einen kurzen Überblick über die Finanzen des „Dienstleiters Pro Arbeit“ gab Schatzmeister Erich Schlarb. Zwar waren im vergangenen Jahr Spenden, Zuschüsse und Bußgelder sowie Einnahmen aus insgesamt 18 Projekten in die Vereinskasse geflossen; doch kündigte er sowohl fürs Jahr 2007 als auch für 2008 Entnahmen aus den Rücklagen zur Deckung der anfallenden Kosten an. Noch, so Schlarb, könne der Verein zwar auf ein „beachtliches Polster“ zurückgreifen; dieses werde allerdings zum Ende des kommenden Jahres auf voraussichtlich 130.000 bis 140.000 Euro zusammengeschmolzen sein – auf einen Betrag, den Schlarb nicht unterschreiten will.



"Wir wollen unser Wissen und unsere Erfahrung weitergeben"
Aktive Wirtschaftssenioren stehen Unternehmern in der Region ehrenamtlich zur Seite
zum Bericht


"Ihr Anliegen ist unser Programm"
SPD startet mit Dialogkampagne in den Wahlkampf
zum Bericht


Kooperation ARGE/Pro Arbeit trägt erste Früchte
Ausbildungsverträge in Raubling unterzeichnet
zum Bericht


Hilfestellung beim Start ins Berufsleben
"Rosenheimer Aktion für das Leben" wirbt um ehrenamtliche Paten für Problemschüler
zum Bericht


"Ihr seid unsere Zukunft"
Schlussfeier der Landwirtschaftsschule Rosenheim
zum Bericht



"Lebens-Räume" in Acryl
Klinikseelsorger Niedermeier stellt aus
Räume durchschreiten, Türen öffnen, einen Platz schaffen zum Hinausschauen und so das Interesse wecken für neue, noch unbekannte Sphären – an diese Bereitschaft will Klinikseelsorger Josef Niedermeier (Foto rechts) mit seinen Bildern rühren. Unter dem Ausstellungstitel „Lebens-Räume“ sind noch bis in die letzte Aprilwoche hinein 25 seiner Gemälde unterschiedlicher Stilrichtungen im Wohnstudio Lambert in der Herzog-Otto-Straße in Rosenheim zu sehen.
Die Palette der Werke – Acrylfarben auf Karton beziehungsweise Leinwand - umfasst unter anderem eine Variation des Triptychons (links), den der Pastoralreferent am Klinikum Rosenheim für einen der beiden Abschiedsräume geschaffen hat. Der gebürtige Rosenheimer (Jahrgang 1955) lernte unter anderem bei Prof. Dr. phil Alois Goergen und wirkte zwischen 1989 und 1991 am „Projekt 1“ der Kunstakademie München mit. Seit 17 Jahren ist Niedermeier in der Klinikseelsorge tätig, zehn Jahre davon in Großhadern und seit 2003 in Rosenheim. Viele Erfahrungen aus der Tätigkeit als Pastoralreferent sind dabei in seine Darstellungen eingeflossen. Text/Fotos: Pilger



"Jugend forscht": Kressewachstum und Gewichtsprobleme in Schongau
Zwei Teams aus dem Raum Rosenheim am Start - 14jähriger aus Griesstätt holt Regionalsieg
zum Bericht


Maßschneider setzen weiterhin auf Monika Reiter
Jahreshauptversammlung der Innung: Neuwahlen, Rückschau, Ausblick
zum Bericht


"Planspiel Börse": Die "Börsenkings" räumen den ersten Preis ab
143 Team spekulierten auf Gewinn - Siegerehrung im Sparkassen-Hochhaus
zum Bericht


Partnerschaftlicher Brückenschlag zwischen Schule und Wirtschaft
Neuer Arbeitskreis formiert sich - Auftaktveranstaltung im Gymnasium Raubling
zum Bericht


Die vielen Gesichter der Sucht
Jugendliche der Berufsschule I gestalten Anti-Drogen-Projekt
zum Bericht


Fast 1900 Teilnehmer: "Riesenerfolg für 'Job in Sicht'"
Volks- und Raiffeisenbanken ziehen zufrieden Bilanz
zum Bericht


Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt angepeilt
Jahreshauptversammlung beim Frauennotruf - Schmerzhafte Kürzungen der Zuschüsse
zum Bericht


Die Finanzierung der Schulsozialarbeit im Brennpunkt
Große Runde beim ersten Rosenheimer Symposium - Zweite Tagung geplant
zum Bericht


Petö-Kinder und die Lizenz zum Helfen
"Ballermann"-Markeninhaberin unterstützt Rosenheimer Verein Fortschritt
zum Bericht


"Job in Sicht" - Einstiegshilfe an sechs Stationen
Tausende Jugendliche nutzen Angebot der Volksbanken Raiffeisenbanken
zum Bericht


"Miss Herbstfest" genießt Wiesn-Express in vollen Zügen
Täglich Sonderverkehr zwischen Rohrdorf und Rosenheim
mehr...


Verbindlich, manchmal stringent, nicht nachgebend und immer uneigennützig“ – so hat ihn Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer kennengelernt, wenn es darum ging, Jugendsozialarbeit an den Schulen zu etablieren. Für seinen unbeirrten Einsatz zugunsten derer, die nicht auf dem Siegertreppchen stehen, hat der leidenschaftliche Freizeitsportler Jürgen Krause und frischgebackene Ex-Vorsitzende des Vereins „Pro Arbeit“ im Rahmen der Jahreshauptversammlung, die Goldene Bürgermedaille der Stadt Rosenheim erhalten – eine Auszeichnung, die satzungsgemäß an höchstens sieben Persönlichkeiten pro Jahr vergeben werden darf.
Egal, ob er bei potentiellen Sponsoren zum Wohl der Jugend vorsprach oder in einem Ministerium, der ehemalige Notar habe sich niemals beirren lassen in seinem Engagement, hob die OB den unermüdlichen Einsatz des „Pro Arbeit“-Gründungsmitglieds in ihrer „kleinen Lobrede“ im Großen Sitzungssaal des Rathauses hervor.
Gemeinsam mit einem Kreis Gleichgesinnter hatte Krause am 21. Oktober 1997 den Verein aus der Taufe gehoben, der sich angesichts der bereits damals vorherrschenden Misere auf dem Lehrstellenmarkt zum Ziel gesetzt hat, die Chancen Jugendlicher auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu verbessern. Anstatt seinen Ruhestand zu genießen, habe sich Krause unermüdlich dafür stark gemacht, die Einführung von Sozialarbeit an Schulen in Stadt und Landkreis voranzutreiben, welche heute dort nicht mehr wegzudenken sei und zudem erheblich zur „Statik im Ausbildungs- und Arbeitsmarkt“ beitrage.
Krause seinerseits bat die OB, seinen Dank an den Stadtrat zu übermitteln, welcher die Ehrung einstimmig befürwortet hatte. Gleichwohl der 75jährige die Auszeichnung als Anerkennung für das gesamte „Pro Arbeit“-Team versteht, schickte er ebenso seine Zweifel darüber mit, ob er selbst die Goldmedaille mit dem Abbild einer stilisierten Rose samt Anstecknadel überhaupt verdient habe. Gabriele Bauer indes war sich sicher: „Es trifft den Richtigen.“ Text/Fotos: Pilger



Schwerpunkt liegt weiterhin auf der Schulsozialarbeit
Verein "Pro Arbeit" muss neue Finanzquellen erschließen

Rosenheim (pil) – Die Jugendsozialarbeit an Schulen bleibt auch in den kommenden Jahren der Tätigkeitsschwerpunkt des Vereins „Pro Arbeit“. Zwar nähmen sich Sozialpädagogen an Schulen nach wie vor „etwas exotisch“ aus, schmunzelte Harald Neu bei der Jahreshauptversammlung. Doch gerade dort, wo man sich über Schulsozialarbeit die größten Gedanken mache, „läuft's besonders gut“, freut sich der pädagogische Leiter. Schwierigkeiten hat er lediglich dabei, den Begriff Schulsozialarbeit auf einen allgemein gültigen Nenner zu bringen. Zu unterschiedlich seien die Zielgruppen – vom Grundschüler bis zum „Jungarbeiter“, dem schulpflichtigen Jugendlichen ohne Lehrstelle - und damit die Anforderungen und Bedürfnisse der jungen Leute. Denn längst seien es nicht mehr nur sogenannte Brennpunktschulen, die Interesse bekundeten an Jugendsozialarbeit. Auch von Realschulen und Gymnasien gingen mittlerweile immer wieder Anfragen bei „Pro Arbeit“ ein, verdeutlichte Neu.
Insgesamt 15 pädagogische Mitarbeiter beschäftigt der Verein mittlerweile, zwei davon bewerkstelligen die Ganztagsbetreuung an der Hauptschule Mitte. Die anderen sind an nunmehr 14 Grund-, Haupt-, Berufs- und Förderschulen in Stadt und Landkreis eingesetzt und widmen sich dort insbesondere Heranwachsenden mit schulischen, persönlichen, familiären oder entwicklungsbedingten Problemen.
Ämtertausch bei „Pro Arbeit“: Nach neun Jahren als erster Vorsitzender des Vereins “Pro Arbeit“ kandidierte Jürgen Krause (rechts) nicht mehr für diesen Posten. Ihm folgte die bisherige stellvertretende Vorsitzende Inge Ilgenfritz. Als frühere Leiterin der Berufsschule I durfte sie nach langem Kampf erst im letzten Jahr ihres Berufslebens die „Segnung“ eines Schulsozialarbeiters kennenlernen. Ihr zur Seite stehen Jürgen Krause und Harald Neu (Zweiter von rechts) als Stellvertreter; als Schatzmeister fungiert weiterhin Erich Schlarb.
Gewaltigen Rückenwind habe der Verein dabei von der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling bekommen, hob nicht zuletzt der scheidende Vorsitzende Jürgen Krause hervor. Im Rahmen eines Sponsoring-Vertrages hatte das Geldinstitut im vergangenen Jahr drei Vollzeitstellen für einen Zeitraum von fünf Jahren gesichert. Sparkassen-Justitiar Martin Schwegler strich in diesem Zusammenhang die stetig wachsende Bedeutung der Schulsozialarbeit heraus. In vielen Familien käme heute die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen und Werten zu kurz, während die Schulen mit der reinen Wissensvermittlung „mehr als ausgelastet sind“. Umso wichtiger sei es deshalb, sozial benachteiligte Kinder im Rahmen der Jugendsozialarbeit zu unterstützen und in ihre Umgebung zu integrieren. Schwegler: „Das kommt der ganzen Gesellschaft zugute.“
Neben Einzelfallhilfe und Gruppenarbeiten an den einzelnen Schulen umfasst die Angebotspalette von „Pro Arbeit“ – je nach Bedarf – Sozialtrainings und Streitschlichterausbildungen, ebenso wie Bewerbungsplanspiele für die achten Klassen der Hauptschulen und die Organisation von Deutschkursen für Ausländer. Erst vor kurzem ist darüber hinaus im Rahmen eines LOS-Projekts die Qualivorbereitung in den Sozialräumen Nord, Ost und West gestartet. Ein Netzwerk soll dort künftig sozial benachteiligten Schülern ganz unbürokratisch Nachhilfestunden oder andere Unterstützung ermöglichen, um den Qualifizierenden Hauptschulabschluss zu erreichen.
Ausgelaufen ist unterdessen das Projekt des Ausbildungs- und Arbeitsstellenentwicklers; die Zukunft des Vorhabens ist derzeit ungewiss.
Nicht unbedingt rosige Zeiten stellte Schatzmeister Erich Schlarb in Aussicht. So lagen im vergangenen Jahr die Ausgaben des Vereins mit knapp 630.000 Euro um etwa 38.000 Euro über den Einnahmen; der Fehlbetrag wurde durch einen Griff in die Rücklagen ausgeglichen, die damit auf rund 200.000 Euro geschrumpft sind. Trotz der Unterstützung durch die öffentliche Hand und die Sparkasse sieht auch der Haushaltsplan fürs kommende Jahr, der von den Anwesenden einstimmig verabschiedet wurde, ein Abschmelzen der Ersparnisse in ähnlicher Größenordnung vor. Spätestens 2008 werde sich deshalb der Vorstand verstärkt daran machen müssen, neue Finanzquellen zu erschließen. Schlarb denkt dabei unter anderem an die gezielte Förderung einzelner Projekte durch örtliche Betriebe. Gerade die Jugendsozialarbeit, betont Schlarb, „ist auch Sache der Wirtschaft“; denn von den diversen Angeboten in Sachen Sozialkompetenz profitierten im Endeffekt auch die Unternehmen.
14. Juli 2006


Verstärkung für die "Kleinen Mäuse"
AWO eröffnet im Herbst zweite Krippe in Rosenheim

Rosenheim (pil) – Wie jeden Tag haben sich Lilly, Xenia, Norman und Cora mit den anderen am Frühstückstisch versammelt. Die Verschlüsse der bunten Brotzeitboxen knacken beim Öffnen. Einige beäugen den unerwarteten Besuch misstrauisch bis neugierig; zwei oder drei haben in der Zwischenzeit mit den Tücken der Joghurtbecher zu kämpfen. Doch das Lied von Onkel Tom und seinem Bauernhof, das können sie alle. Im Herbst nun bekommen die zwei Dutzend „Kleinen Mäuse“ aus der Frühlingstraße Verstärkung: Mit einer zweiten Krippe in der Ebersberger Straße 8 bietet die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ab September 24 weitere Halb-und Ganztagsplätze (bis 14 beziehungsweise 16.30 Uhr) für die Betreuung Ein- bis Dreijähriger aus dem Stadtgebiet an.
Das gemeinsame Frühstück ist fester Bestandteil des Tagesplans in der AWO-Kinderkrippe „Kleine Mäuse“. Gemeinsam mit Krippenleitung Helga Flammer (rechts) und deren Nachfolgerin Petra Baur (hinten) demonstrierten die Kleinen der Berufspraktikantin, was sie alles über Onkel Tom und seine Tiere wussten. Foto: pil
Breiten Raum im Tagesablauf der Krippenkinder nimmt die Sprachförderung ein. Immer wieder ermuntert Helga Flammer, die als Leiterin in die neue Krippe umzieht, die Mädchen und Buben zum Reden, zum Erzählen. Zu diesem Zweck werden oftmals Kleingruppen gebildet. Worum sich im Moment dabei sehr viel dreht, ist der Bauernhof. Schließlich haben die ,Großen', also diejenigen, die demnächst in den Kindergarten wechseln, vor kurzem ein Anwesen in Kolbermoor besucht. Dort durften sie die Kühe streicheln und ein Huhn, das die Bauersfrau im Arm hielt. Mit einer Collage aus Hühnerfedern wurde das Thema dann auch beim Basteln aufbereitet.
Einen ebenso hohen Stellenwert wie die umfassende Projektarbeit hat für Flammer und ihr Team das ,Freie Spiel': „Die Kinder lernen dadurch, selbständig auf andere zu zugehen und Konflikte unter sich zu lösen.“
90 Quadratmeter zum Essen, Spielen, Toben und Basteln stehen in der Frühlingstraße jeder der beiden Gruppen zur Verfügung; Turnhalle und Garten werden gemeinsam genutzt. In der Ganztagsgruppe (bis 16 Uhr) im ersten Stock wird zudem jeden Mittag ein Teil des Raums zum Schlafsaal umfunktioniert. Für die neue, noch namenlose Krippe sind jeweils 45 Quadratmeter vorgesehen, plus ein abgetrennter Schlafraum mit rund 17 Quadratmetern.
Großgeschrieben wird bei den „Kleinen Mäusen“, deren Leitung künftig Petra Baur übernimmt, aber auch die Elternarbeit. Gemeinsame Feste sowie Tür-und-Angel-Gespräche gehören dabei zum festen Bestandteil des Krippenlebens, ebenso wie der wöchentliche Kaffeetreff, bei dem sich die Eltern untereinander besser kennenlernen können. Eine Wochenübersicht informiert Mütter und Väter darüber hinaus über die Aktivitäten in der Gruppe; Details werden in separaten Beobachtungsbögen zusammengefasst.
Durchschnittlich zwei bis drei Jahre betrug die Wartezeit für einen AWO-Krippenplatz noch vor kurzem; doch die Warteliste sei dank der neuen Krippe in den Räumen der ehemaligen Kurzzeitpflegestation mittlerweile auf 25 Anwärter fürs Jahr 2007 geschrumpft. Allerdings, bedauert Flammer, könnten bei den Anmeldungen ausschließlich Kinder Berufstätiger aus dem Stadtgebiet berücksichtigt werden. Und nach wie vor sind Krippenplätze (Fünf-Tage-Betreuung) nicht allzu weit gestreut in Rosenheim: Neben den „Studentenflöhen“, die vornehmlich Sprösslinge Studierender aufnehmen, weiß Flammer lediglich vom Klinikum, das - neben einer betrieblichen – auch eine öffentlich belegte Gruppe fürs Stadtgebiet anbietet.
6. Juli 2006


Modulares Unterrichtskonzept an Berufsschulen
Neues Angebot für Jugendliche ohne Lehrstelle
zum Bericht


In dieses Gebäude an der Westerndorfer Straße werden für die kommenden zwei Jahre rund 200 Kinder der Grundschule Prinzregentenstraße ausgelagert.
Knackpunkt sind die Schultoiletten
Ausweichquartier für Prinzregentenschüler in der Kritik

Rosenheim (pil) - „Wir werden hier keinen Idealzustand erreichen.“ Frank Leistner, Leiter des Schul- und Sportamts der Stadt Rosenheim, fasste noch einmal zusammen, worüber sich alle Teilnehmer der Begehung auf dem Grundstück Westerndorfer Straße 14 im Klaren waren. Doch wegen des Abrisses des schadstoffbelasteten Gebäudes der Grundschule Prinzregentenstraße und dem erforderliche Neubau werden nach den Ferien drei dritte und drei vierte Klassen für zwei Jahre in das Bürogebäude der Rosenheimer Wohnbaugesellschaft GRWS ausgelagert.
Zwei Tiefgaragenzufahrten auf dem Gelände, rangierende Lkw und die Situierung an der vielbefahrenen B15 (Westerndorfer Straße) waren nicht die einzigen Gründe, warum mehrere Eltern dem bevorstehenden Umzug ihrer Kinder mehr als kritisch gegenüberstehen; denn der Komplex wird darüber hinaus von Fachhochschule, Fachoberschule sowie von kleineren Firmen über einen gemeinsamen, für jedermann zugänglichen Eingang genutzt. Auch wenn in einigen Punkten die Wogen etwas geglättet wurden; Knackpunkt bleiben die sanitären Anlagen: Im Erdgeschoss befindet sich ein Bierlokal; die Toiletten in diesem Stockwerk müssten sich die Kinder mit Kneipengästen und Passanten teilen. „Da gehen wir auf die Barrikaden!“, kündigte eine Mutter beim Ortstermin unmissverständlich an. Leistner will nun über eine Ausnahmeregelung erreichen, dass die WCs in der ersten Etage, wo ebenfalls drei Klassen untergebracht werden, ausschließlich den Volksschülern vorbehalten bleiben.
Nicht zuletzt hatte die Informationspolitik seitens der Schulleitung bei Teilen der Eltern für Verärgerung gesorgt: Zwar, so die Kritik, sei erst vor kurzem ein DIN-A-4-Blatt zum Thema „Hitzefrei“ verteilt worden; über die veränderte Situation in Sachen Auslagerung jedoch sei man nicht unterrichtet worden. Diesem Vorwurf begegnete Schulleiter Alfred Landauer mit Verweis auf den Elternbeirat; darüber hinaus hätte der Stadtrat dieses Thema bereits Ende März behandelt. Wie berichtet, verwarf das Gremium in öffentlicher Sitzung aus Kostengründen die ursprünglich angepeilte Container-Lösung wieder und entschied sich für die Auslagerung in das GRWS-Gebäude.
Jeweils 57, 48 und 43 Quadratmeter umfassen die Räume im Erdgeschoss und im ersten Stock, die den Schülern in den kommenden zwei Jahren zur Verfügung stehen werden. Die Klassen würden dabei entsprechend der Raumgröße eingeteilt, kündigte Landauer an. Ein Vater, der selbst seit acht Jahren in dem „sehr hellhörigen“ Gebäude arbeitet, bezweifelt allerdings, dass der Umbau in Trockenbauweise den erforderlichen Schallschutz sicherstellen kann. Als ebenso kritisch erachtet Martin Löwe die Fluchtwegsituation. Ein zusätzlicher Zugang direkt zu den Klassenräumen könnte seiner Meinung nach die Situation hier entspannen.
Im Hinblick auf die beiden Tiefgaragenzufahrten hofft die Elternbeiratsvorsitzende Martina Streng auf Zuwachs bei den Schulweghelfern. Interessierte können sich mit ihr (Telefon 08031/87330) beziehungsweise Melanie Horner (21170) in Verbindung setzen.

Mit zwei anstelle einer Pause soll die Zeit fürs Pendeln zwischen Westerndorfer Straße und „Mutterhaus“ abgefangen werden, wenn Fachunterricht wie Werken, Sport oder Religion auf dem Stundenplan steht. Für den „ungefährlichen“ Weg benötigen die Kinder Leistners Schätzungen zufolge rund acht Minuten. In diesem Zusammenhang hat er zudem ein Halteverbot im Bereich Leiblstraße angeregt, die die Schüler überqueren müssen. Allerdings, räumte Leistner ein, müsse die Mehrzahl der betroffenen Mädchen und Buben ab Herbst einen längeren Schulweg in Kauf nehmen, der die Zwei-Kilometer-Marke jedoch nicht überschreite.
Ein von manchen Eltern befürchtetes Gefahrenpotential für die Acht- bis Zehnjährigen sieht Rektor Landauer weder von den Studenten noch von den Fachoberschülern ausgehen. Ebenso wenig kann er sich vorstellen, dass die Kinder mit dieser Lösung „überfordert“ seien oder „ins Abseits gedrängt“ würden. Kippen und Scherben im und vor dem Gebäude allerdings wird Leistner nicht dulden. Und für die Pausen wird eine eingezäunte Günfläche gleich hinterm Haus zur Verfügung stehen. Und das Thema Schulwegsicherheit will die Behörde demnächst gemeinsam mit der Schulleitung angehen. Wenngleich bei den Eltern verständlicherweise keine Begeisterung für die Übergangslösung aufkam, sind sich viele der Notwendigkeit der Maßnahme bewusst. „Irgendwer muss in den sauren Apfel beißen.“, schätzte Streng die Situation zum Abschluss der Besichtigung ganz pragmatisch ein. Als Alternative bleibe, so Leistner, ein Antrag auf Befreiung vom Schulsprengel.
6. Juli 2006


Kosmetik für den Radlschuppen
Westerndorf St. Peter: Schüler setzen Entwürfe eigenhändig um
zum Bericht


Modulares Unterrichtskonzept an Berufsschulen
Neues Angebot für Jugendliche ohne Lehrstelle
zum Bericht


Waldorfkindergarten für den Landkreis zieht um
Ab September in der Aisingerwies - Noch freie Plätze
mehr ...


Der kleine Laden um die Ecke - ein Auslaufmodell?
Nahversorgung ist in einigen Stadtteilen zum Problem geworden

Rosenheim (pil) – Nicht nur in ländlichen Gebieten kommt das Thema Nahversorgung immer wieder aufs Tapet, auch in der Stadt geraten die Kramerläden zum Auslaufmodell. Hochkonjunktur haben dagegen Discounter und Einkaufszentren, wo es – von der Milch bis zum CD-Spieler – möglichst alles unter einem Dach gibt. Nicht zuletzt weil die Kundschaft ausblieb, haben in der Vergangenheit zahlreiche Lebensmittelgeschäfte in den Wohngebieten außerhalb des Zentrums dichtgemacht. Leidtragende sind vor allem ältere Menschen ohne Auto. Doch vereinzelt gibt es sie noch, die kleinen Läden gleich ums Eck', wo man zumindest das Notwendigste fürs tägliche Leben findet – und manchmal noch etwas mehr.
Die Lessingstraße hat dabei durchaus Seltenheitswert. Mit Postagentur, Drogeriemarkt, Apotheke, Bäckerei-Filiale und Gemüsegeschäft kann der Bezirk mit einem richtiggehenden Ortskern aufwarten, in dem nicht zuletzt der preisgekrönte Mini-Laden einen wichtigen Anlaufpunkt darstellt. Seit zweieinhalb Jahren betreuen mittlerweile insgesamt elf Ehrenamtliche und Ein-Euro-Jobber das kleine Geschäft; auf Wunsch wird sogar ins Haus geliefert – ohne Aufpreis. Das Sortiment an verpackten Nahrungsmitteln und Getränken wachse mit der Nachfrage der Kunden, erklärt Mini-Laden-Mitbegründerin Hilde Wagner, und die, freut sie sich, „werden immer mehr“. Die Preise können zwar mit denen der Discounter nicht mithalten; dafür, gibt Wagner zu Bedenken, spare man sich beim Einkauf im eigenen Viertel das Busgeld. Für Frischfleisch müssen die Bürger mangels Metzger allerdings längere Wege auf sich nehmen.
Der „Dorfladen“, der Anfang Februar in Pang eröffnet hat, richtet sein Sortiment am täglichen Bedarf aus. Dieses Angebot nutzen nicht nur ältere Kunden gern. Fotos: pil
Dank des „Dorfladens“ an der Durchgangsstraße sind jetzt auch die Panger wieder recht gut versorgt. Wo bis vor kurzem ausschließlich Vollwert-Waren angeboten wurden, zielt das umfangreiche Sortiment mit Milchprodukten, frischem Gemüse, Fleisch und Drogerieartikeln nun auf täglichen Bedarf ab – ein kleiner Ratsch inklusive. „Wir wollten den Pangern den Laden erhalten“, begründet die 31jährige Inhaberin Maren Maier ihren für die Zeit eher ungewöhnlichen Schritt, den Kramerladen unweit der alteingesessenen Bäckerei Maier (lediglich ein Namensvetter) und der Apotheke wieder aufleben zu lassen.
Mit seinen gut 700 Quadratmetern Verkaufsfläche und reichlich Parkplätzen zählt auch der Edeka Markt samt Bäckerei-Filiale in der Erlenau zu den letzten klassischen Nahversorgern direkt im Wohngebiet, der Hamsterfutter ebenso im Angebot hat wie Briefmarken. Marco Maruhn hat den Vollsortimenter im Oktober als selbständiger Einzelhändler übernommen. Sein Ziel: „Wir wollen, dass die Kunden nirgends anders hingehen müssen.“
Doch wem gerade nur Kaffeepulver oder ein Packerl Nudeln in der Küche fehlt, ist sogar im Schreibwarenladen am Georg-Staber-Ring an der richtigen Adresse. Der benachbarte türkische Supermarkt ist umgezogen; und vor allem die älteren Kundinnen hätten über die weiten Wege für ein paar Kleinigkeiten geklagt, erzählt eine Mitarbeiterin. Deswegen gibt’s dort neben Kuverts und Briefmarken nun Kekse, Kaffeesahne und Fertigsoßen.
„Die Bäckerei ist unser Hauptgeschäft.“ Ansonsten gibt’s in der Küpferlingstraße bei Elisabeth Beck und ihrer Tochter Monika Krause „alles was gebraucht wird“.
Den Zeichen der Zeit ist man auch in der Bäckerei Beck in der Küpferlingstraße immer wieder gefolgt - auch wenn damals ein Aufschrei des Protestes durch die Reihen der Kundschaft gegangen war, als der Familienbetrieb 1960 bei den Lebensmitteln auf Selbstbedienung umstellte, erinnert sich Inhaberin Elisabeth Beck. Dann kamen die ersten Supermärkte mit eigenen Parkplätzen: Die Becks reduzierten schrittweise ihr Sortiment, das früher sogar Kurzwaren umfasste, und die Bäckerei als Kerngeschäft rückte in den Vordergrund. „Ohne die Bäckerei hätten wir wohl schon zugesperrt.“, schätzt sie die Situation der kleinen Einzelhändler ganz pragmatisch ein. „Man kann die Zeit nicht aufhalten.“
Doch allem Anschein nach wissen inzwischen wieder mehr Kunden die Einkaufsmöglichkeit im eigenen Viertel zu schätzen; zumindest hat Elisabeth Beck beobachtet, dass „auffallend viele junge Leute“ in den Bäckerladen in der Küpferlingstraße kommen, wo es außer Semmeln, Brezn und Kuchen eben auch das gibt, „was gebraucht wird“.
In einigen Wohngebieten dagegen ist die Nahversorgung beinahe komplett außer Betrieb. Jahrzehntelang bildete der „Milli Seb“ in der Sommestraße den MitteIpunkt der Endorfer Au. Vom Ei bis zum Schuhbandl - auf kleinstem Raum hat man alles bekommen, schwärmt Marianne Freutsmiedl. 30 Jahre lang hat sie in dem Milchladerl gearbeitet, bevor Sebald Steinberger in Ruhestand ging und sein Geschäft zusperrte. Jetzt gibt es nur noch einen Metzger im Viertel – und den Aicherpark auf der anderen Seite der Äußeren Münchner Straße
Ganz ähnlich schaut's in der Kastenau aus, wo vor Jahren der Edeka-Laden dichtgemacht hat. Lediglich eine Bäckerei-Filiale mit Stehimbiss ist den Anwohnern geblieben, die nunmehr auf Einkaufsmöglichkeiten außerhalb des Viertels ausweichen.
Ein richtiggehendes Vakuum herrscht gar zwischen Keferwald, Pürstlinger- und Äußerer Münchner Straße, seitdem in Fürstätt der Gemüsehändler bei der Kirche aufgegeben hat; das einstige Lebensmittelgeschäft in der Meraner Straße gehört ohnehin schon seit vielen Jahren der Vergangenheit an. Mit ein paar Worten bringt eine ältere Passantin die Misere auf den Punkt, bevor sie in den Bus einsteigt: „Wegen jeder Semmel, wegen jedem Liter Milch müssen wir in die Stadt fahren.“
7. Juni 2006


Kinderpflege noch immer fest in Frauenhand
Tageselternservice Rosenheim feiert fünfjähriges Bestehen
zum Bericht


Der „Smart fortwo“ winkt als erster Preis bei der Tombola zugunsten von „Pro Arbeit“. Gewinner ist dabei auf jeden Fall auch der Verein, hier vertreten durch den Vorsitzenden Jürgen Krause, die Geschäftsführerin Claudia Georgii und den Diplom-Sozialpädagogen Klaus Schöberl von der Schulsozialarbeit an der Hauptschule Mitte (von links). Foto: Pilger
"Die Schulsozialarbeit ist bei uns nicht mehr wegzudenken"
Smart-Verlosung zugunsten von "Pro Arbeit" - Loseverkauf ab 13. Mai

Rosenheim (pil) – „Die Schulsozialarbeit ist bei uns nicht mehr wegzudenken.“ Das bekommt Claudia Georgii, die Geschäftsführerin von „Pro Arbeit Rosenheim e.V.“ immer wieder zu hören. Durchwegs positiv stünden Rektoren, Lehrer und Schüler der Einrichtung gegenüber, die der Verein mittlerweile an 13 Schulen im Stadtgebiet und im Landkreis fest etabliert hat.
Angefangen hatte alles im Jahr 1998 mit fünf Mitarbeitern an der Hauptschule Mitte, der Volksschule Fürstätt und der Berufsschule in Bad Aibling. Inzwischen kümmern sich insgesamt elf Diplom-Sozialpädagogen in Einzelbetreuungen ganz speziell um Problemfälle unter den Jugendlichen; sie bieten Gruppenaktionen wie das Sozialtraining an, in dem „soft skills“ wie Teamfähigkeit und Konfliktbewältigung geschult werden, und sie organisieren für Hauptschüler der achten Jahrgangsstufe Bewerbungsplanspiele mit Mitarbeitern von Ausbildungsbetrieben – ein wertvolles Trockentraining für die bevorstehende Lehrstellensuche. Vor kurzem stand darüber hinaus ein Elternabend auf dem Programm, bei dem Vertreter der Firma Weko und der Agentur für Arbeit gemeinsam mit dem Lehrstellenentwickler des Vereins und einem Sozialpädagogen einen Überblick über die Möglichkeiten gaben, die sich Hauptschulabsolventen auf dem Arbeitsmarkt beziehungsweise in Sachen Weiterbildung auftun.
Mit dem Erlös aus dem Loseverkauf will der Verein, der zudem die Ganztagsbetreuung an der Hauptschule Mitte unterhält, die Schulsozialarbeit weiter ausbauen, um insbesondere benachteiligten Jugendlichen verstärkt Hilfestellung beim Übergang Schule/Beruf zu geben. Umso mehr freut sich Georgii über die Tombola als „Signal aus der freien Wirtschaft“, für welche wiederum „Pro Arbeit“ seine Schützlinge gemeinsam mit den Schulen fit machen will.
Weitere Auskünfte über den Verein und seine Arbeit erteilt die Geschäftsstelle in der Lessingstraße 20, Telefon 8069634.
12. Mai 2006
Ein „Smart fortwo“ – gestiftet vom Autohaus Grill, das am Wochenende in der Simsseestraße seine Eröffnung feiert - winkt dem Gewinner des ersten Preises der Tombola zugunsten des Vereins „Pro Arbeit Rosenheim e.V.“. Verlost werden zudem eine Kühltasche, Textilien und Modellautos. Lose zum Preis von einem Euro gibt’s ab Samstag, 13. Mai, an folgenden Verkaufsstellen: Bei Off's Herrenbekleidung in der Prinzregentenstraße, bei Musik Bredschneider (Innstraße), im „Saftladen“ in der Münchner Straße, im Kroiss Ticket Zentrum am Busbahnhof, in der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling, bei Auto Grill sowie beim Verein „Pro Arbeit“ in der Lessingstraße.



In Scharen schlenderten die Menschen über den Trödelmarkt in der Münchner Straße. Immer wieder ein Blickfang: Die motorisierten „Wespen“ auf zwei Rädern.

Von Pferdestärken und alten Schlitten
Autosalon in der Rosenheimer Innenstadt als Besuchermagnet

Rosenheim (pil) – Nicht alles drehte sich am Wochenende um Pferdestärken, Hubraum und Kofferraumvolumen. Vielmehr wurden im Themenpark „Freizeit, Fun und Fitness“, der in diesem Jahr erstmals parallel zum Rosenheimer Autosalon zu einem Zwischenstopp einlud, auch Tuning-Zubehör und Sound-Maschinen präsentiert. Fahrräder, Quads und Motorroller rundeten auf dem Salinplatz die Palette an fahrbaren Untersätzen ab.
Dem strahlenden Sonnenschein war es zu verdanken, dass sich bereits am Samstag vormittag in den Straßencafés der Fußgängerzone auch zahlreiche „Zaungäste“ beim Spektakel in der Innenstadt einfanden, das als die größte Autoschau zwischen München und Salzburg gilt: Auf dem Max-Josef-Platz, wo sonst die Fußgänger Vorfahrt haben, präsentierten 20 Autohäuser insgesamt 28 Marken. Mit Karussell und Glücksrad ging's dabei auch für den Nachwuchs rund. Dank der Stretchlimousine, in der die Gewinner der VIP-Fahrten durch die Stadt kutschiert wurden, machte sich in der Heilig-Geist-Straße sogar immer wieder ein Hauch Hollywood breit.
Am Sonntag legte die City dann noch einen Gang zu: In Scharen schlenderten die Bürger über den Trödelmarkt in der Münchner Straße, besuchten Modeschauen oder nutzten den verkaufsoffenen Sonntag, dem sich nicht nur Geschäfte in der Innenstadt angeschlossen hatten. Beim Nike-Turnier „Joga Bonito“ kamen in der Bahnhofstraße unterdessen vor allem jugendliche Fußballfreunde auf ihre Kosten.
Ganz im Zeichen des Automobils wiederum stand die Salinstraße, wo eine Oldtimer-Ausstellung – passend mit Oldie-Musik untermalt - das Herz so manchen Liebhabers „alter Schlitten“ höher schlagen ließ. Die Formel-1-Fans konnten darüber hinaus bei der Übertragung des Rennens auf dem Nürburgring so richtig in Fahrt kommen.
„Wir sind überaus zufrieden“, zog Citymanager Günter Boncelet als Organisator des mittlerweile sechsten Autosalons gestern Mittag eine kurze Zwischenbilanz. Angesichts des guten Wetters und des großen Interesses bei den Besuchern herrsche auch bei den Händlern durchwegs gute Laune. Bereits jetzt kündigte er fürs nächste Jahr „noch viele neue Elemente“ an.
9. Mai 2006

Die Automobile in der Salinstraße hatten bereits einige Jahre auf dem Buckel. Doch gerade dies ließ das Herz so manchen Bewunderers höherschlagen. 8,80 Meter purer Luxus: Die Stretch-Limousine der Marke Lincoln Town Car, in der die Gewinner der VIP-Fahrten durch die Stadt kutschiert wurden, zog bei ihren Zwischenstopps in der Heilig-Geist-Straße die Blicke auf sich. Fotos: Pilger
Mit "Führerschein" über die Straßen kutschieren
Sechs Kinder aus der Region erwarben jetzt das "Kleine Hufeisen - Fahren"
zum Bericht


Wege durch die Zeit der Trauer
Netzwerk: Unterschiedliche Selbsthilfegruppen in und um Rosenheim
zum Bericht


Schüler machen Bänke für Senioren
Fürstätter Praxisklasse legt sich schwer ins Zeug
zum Bericht


Es zählen nicht allein die Noten
Bewerbungsplanspiel an der Volksschule Fürstätt
zum Bericht


Die "Quali-Paten" brauchen dringend Verstärkung
Großes Interesse an Pilotprojekt für Problemschüler an der Hautpschule Mitte

von Marisa Pilger

Rosenheim – Bei Daniela ist dank der „Quali-Paten“ der Groschen gefallen: Ihr wurde zum erstenmal so richtig bewusst, wie groß die Gefahr für sie ist, ganz ohne Schulabschluss auf der Straße zu stehen. Damit hätte sie auch ihren Berufswunsch Altenpflegerin an den Nagel hängen müssen. Jetzt arbeitet sich die 15jährige anhand eines Wochenplans eifrig und in kleinen Schritten in Richtung bessere Noten. Erste Erfolgserlebnisse - etwa beim Diktatschreiben – konnte das Mädchen bereits verbuchen, das einer der zwölf ehrenamtlichen Ausbildungspaten an der Hauptschule Mitte vor knapp zwei Monaten unter seine Fittiche genommen hat.
Mit Begeisterung und viel Elan seien sowohl die Betreuer als auch die Schüler – zu 70 Prozent Migranten - bei der Sache, berichteten die Projektleiter Gertraud Rogers und Helmut Brutscher jetzt bei einem Pressegespräch im Bürgertreff „E-Werk-Stüberl“ in der Endorfer Au. Anfang Februar ist das Projekt der Freiwilligenagentur West an der Hauptschule Mitte angelaufen, mit dem Ziel, Problemschülern doch noch zu einem brauchbaren Schulabschluss und möglichst auch zu einer Lehrstelle zu verhelfen.
Um allerdings den langfristigen Fortbestand der Unternehmung zu sichern, die sich zwei über Meereswogen hinweg springende Delfine zu ihrem Markenzeichen gewählt hat, werden noch dringend Paten und ehrenamtliche Nachhilfelehrer gesucht. Wer dort einsteigen will, erhält nähere Informationen bei Gertraud Rogers (Telefon 08031/381857) oder Helmut Brutscher (08031/96388).
Allein in diesem Schuljahr stehen von den 24 Achtklasslern, die sich um einen „Quali-Paten“ beworben haben, noch drei ohne Betreuer da. Dabei, unterstreichen die Projektleiter ihr Anliegen, gehe es um die Zukunft meist sozial benachteiligter Jugendlicher, die ohne Unterstützung wenig Chancen auf einen akzeptablen Schulabschluss und in der Folge auf einen Ausbildungsplatz hätten.
Sichtlich wohl fühlt sich auch der 14jährige Goran in seiner neuen Rolle als Paten-Jugendlicher; gerade bei der demnächst anstehenden Lehrstellensuche ist der Achtklassler für Hilfe dankbar. Gemeinsam mit Peter Stichaner hat er beispielsweise kürzlich der Stadtbücherei einen Besuch abgestattet und verbessert nun unter anderem seine Fertigkeiten im Zehn-Finger-System.
Für eineinhalb Stunden treffen sich die Paten mit ihren (maximal zwei) Schützlingen jede Woche. Eine Stippvisite im Internet-Café kann dann ebenso auf dem Programm stehen wie ein Kinobesuch oder Hilfestellung bei der Mathe-Hausaufgabe. Vor allem aber gehe es darum, die jungen Leute zum Lernen zu ermutigen und ihr Selbstvertrauen zu stärken, bringen die Paten ihr Anliegen auf den Punkt, die sowohl Kontakt zur Schule als auch zur Agentur für Arbeit halten. Darüber hinaus versuche Sozialdezernent Michael Keneder, der das Projekt von Anfang an begleitet, einen Weg für die finanzielle Unterstützung von Nachhilfestunden zu finden.
Tatsächlich ist mit einem Paten-Programm einiges zu bewegen. So verweist Brutscher auf die Erfolge der Coaches im Arbeitskreis “Arbeit für Jugend“ der Lokalen Agenda 21 Geretsried und Wolfratshausen: Durchschnittlich 84 Prozent der Schützlinge erreichten dort in den vergangenen Jahren den „Quali“ und fanden eine Lehrstelle.
22. März 2006



Jugendzentrum fest in Mädchenhand
Vielfältiges Angebot beim 4. Rosenheimer Mädchentag

Rosenheim (pil) – „Mit Buben macht's noch mehr Spaß. Da wird härter gespielt.“, grinst Magdalena. Gemeinsam mit ihrer Freundin Sarah (15) hat die Zehnjährige gerade den ersten Preis beim Kickerturnier abgeräumt. Aber egal ob beim Basteln, beim Feuerspucken oder beim Hipp-Hopp - Burschen waren am Sonntag nicht sonderlich gerne gesehen im Jugend- und Kulturzentrum (JUZ) in der Reichenbachstraße, wo der mittlerweile vierte Rosenheimer Mädchentag über die Bühne ging.
„Wir wollen den Mädchen die Möglichkeit geben, für sich neue Räume zu erobern.“, erläutert Gudrun Gallin vom Frauen- und Mädchennotruf die Intention der Veranstaltung unter der Federführung des Arbeitskreises Mädchen. Denn sind Burschen mit von der Partie, zögen sich viele Mädchen wie automatisch vom Kicker oder von der Dartscheibe zurück, hat auch Christine Rott vom Stadtjugendring immer wieder beobachtet. Männer sind deswegen an diesem Tag eigentlich nur in Form abholender Väter willkommen.
Zwischen zehn und 14 Jahre sind die meisten der knapp 60 Mädchen, die bei strahlendem Sonnenschein das Jugendzentrum bevölkern, an Gesprächskreisen zum Thema Freundschaft, Liebe und Sexualität teilnehmen, im obersten Stockwerk in aller Ruhe einen Brief an sich selbst schreiben, der ihnen in einem halben Jahr zugeschickt wird, und mit Feuereifer um den ersten Platz beim Spickern oder beim Jakolo-Spiel kämpfen – einmal ganz ohne männliche Konkurrenz.
Trommeln total in der „Blackbox“: Auf afrikanischen Jemben gaben die Teilnehmerinnen des vierten Rosenheimer Mädchentags vorübergehend den Ton an. Foto: pil
Auch beim Werken sank die Hemmschwelle sichtlich: Im Turmcafé, am Basteltisch von Kind und Werk, schwanden anfängliche Berührungsängste gegenüber Hammer, Schleifpapier und Glaserzange ganz schnell, freut sich Martina Wildenburg, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, mit Blick auf kunstvoll gearbeitete Spiegelmosaike und liebevoll verzierte Bilderrahmen.
Eine andere Facette ihrer kreativen Seite konnten die Mädchen im großen Saal des Stadtjugendrings erkunden. Dort durften die Teilnehmerinnen mit Sand, Ackerboden, Tonmehl, Wasserfarben und Graphitstiften experimentieren. Auf postkartengroßen Kartons entstanden so eindrucksvolle Stimmungsbilder mit Titeln wie „Wald“, „Hitze“, „Laune“ oder „Familie“. Kunsttherapeut Christoph Thomas will die kleinen Kunstwerke nun in einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentieren.
„Die Mädchen gehen gut mit.“, zogen Wildenburg, Gallin und Rott noch am Sonntag zufrieden eine erste Bilanz des Nachmittags, der wieder im Rahmen des Internationalen Frauentags ablief. Auf besonders großen Anklang war dabei die Gratis-Vorstellung von Shogun, einer Schule für asiatische Kampfkunst, rund ums Thema Selbstverteidigung gestoßen.
21. März 2006


Arbeitskreis Mädchen
Der Arbeitskreis Mädchen trifft sich seit dem Frühsommer 2000, um die Mädchenarbeit in Rosenheim zu intensivieren. Ziel ist, Mädchen und junge Frauen darin zu unterstützen, ihre Bedürfnisse zu äußern, ihre Lebensräume zu erweitern und ihr Leben in die Hand zu nehmen. Insgesamt elf Einrichtungen und Vereine sind an dem Gremium beteiligt. Neben der Organisation des Mädchentages stehen die Verbesserung der Ausgangsbedingungen für Mädchenarbeit sowie die Vernetzung und der fachliche Austausch aller Beteiligten in der Mädchenarbeit im Vordergrund. Auch soll die politische Diskussion in Sachen Mädchenarbeit forciert werden.
Die Mitglieder treffen sich einmal im Monat und sind offen für Anregungen von Mädchen und jungen Frauen. Weitere Informationen gibt’s bei der Gleichstellungsstelle der Stadt Rosenheim, Telefon 08031/36-1045.



Vier Rosenheimer im Dreivierteltakt
Zwei Paare aus der Region debütierten beim Wiener Opernball
zum Bericht


Christen sollen den Wandel mitgestalten
Alois Glück als Festredner im Dekanatsbezirk Rosenheim
zum Bericht


In Frieden und Stille Abschied nehmen
Klinikum Rosenheim weiht zwei Abschiedsräume ein

Rosenheim (pil) – Eine Kommode, eine Kerze, ein Kreuz, vier Stühle. So schlicht die Ausstattung in dem Raum hinter der braunen Tür sein mag, so eigentümlich ist die Atmosphäre, die er ausstrahlt. Denn gleich einem Tor ins Leben nach dem Tod mutet der holzgerahmte Sichtschutz vor dem Fenster an, durch welchen das Tageslicht nurmehr diffus ins Zimmer fällt. Wer hier, in einen der zwei neugeschaffenen Räume am Rosenheimer Klinikum, eintritt, ist gekommen, um Abschied zu nehmen von einem verstorbenen Angehörigen oder Freund.
Mit den Abschiedsräumen wurde ein langgehegter Wunsch aller Beschäftigten erfüllt, erklärten Pflegedirektor Peter Tischer und Pastoralreferent Josef Niedermeier von der Klinikumsseelsorge bei einem Pressegespräch übereinstimmend. In den beiden Zimmern können die Hinterbliebenen nun ohne Zeitdruck und abseits vom Klinikalltag weinen, beten und Lebewohl sagen.
Gerade auf den Intensivstationen sei es immer wieder vorgekommen, dass bereits ein neuer Patient auf das Bett eines soeben Verstorbenen gewartet habe, schildert Franz Hartmann seine Erfahrungen als Leiter der Intensivstation der Internen Klinik. Im Altbau hatte man deshalb bereits vor einigen Jahren behelfsmäßig mit etwas Farbe und einem Vorhang einen Behandlungsraum zum „Abschiedszimmer“ umgestaltet. Nach der Renovierung stehe im Bettenhaus IV – in unmittelbarer Nähe zu den Intensivstationen - nun jedoch eine „professionelle Lösung“ zur Verfügung.
In das Konzept für die Ausgestaltung der beiden Räume ließ Niedermeier seine Erfahrungen in der Sterbebegleitung einfließen. So hat der Theologe und Künstler für den Raum im Bettenhaus I in einem dreiteiligen Gemälde den letzten Weg des Menschen versinnbildlicht; und auch hier spielt das Licht als Symbol für Christus eine große Rolle.
Wie sehr Ärzten und Pflegepersonal die Abschiedsräume am Herzen liegen, die mit 20.000 bis 25.000 Euro zu Buche schlagen, zeigt nicht zuletzt die Spende der Medizinischen Kliniken in Höhe von 1000 Euro.
Mit weiteren 3000 Euro hat der Jakobus Hospizverein die Einrichtung unterstützt. Denn wenn die Hinterbliebenen den Tod auch im Wortsinne „begreifen“ können, also dem Verstorbenen noch in aller Ruhe und Stille die Hand halten oder über die Wange streicheln können, „erleichtert dies die Trauerarbeit“, betont Katharina Bacher vom Hospizverein nachdrücklich. Ein zusätzliches Hospiz-Zimmer, in dem schwerkranke Patienten ihre letzte Lebensphase verbringen, könnte dabei den angstfreien Umgang mit Sterbenden und vor allem mit dem Tod noch fördern, ist sie überzeugt.
15. Februar 2006


Bach-Suiten für eine warme Unterkunft
Benefizaktion: Diakonisches Werk rückt Obdachlosigkeit ins Rampenlicht

Rosenheim (pil) – Seit mehr als 30 Jahren bietet das rote Haus mit dem blauen Schriftzug Menschen ohne festen Wohnsitz wenigstens für ein paar Tage ein Dach über dem Kopf. Neun Betten stehen dafür in der Königseestraße 15 zur Verfügung, ebenso eine Küche, Duschen und eine Kleiderkammer. An fünf Tagen in der Woche ist dort zudem die Fachberatungsstelle des Diakonischen Werks besetzt. Fürs vergangene Jahr hat Michael Wüstendörfer, der Leiter der Einrichtung, in der Herberge insgesamt 1486 Übernachtungen verzeichnet. Aber jetzt spielt die Heizungsanlage nicht mehr so recht mit und muss dringend repariert werden – und das kostet.
Bach-Suiten in der Erlöserkirche, Ölgemälde im Gemeindesaal. Peter Selensky, der Vorstand des Diakonischen Werks, Pfarrer Peer Mickeluhn und Michael Wüstendörfer von der Wohnungslosenhilfe (von links) wollen das brisante Thema quasi mit Ton und Bild ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken. Auch für die Vorbereitungen in der Kirche haben einige Obdachlose die Ärmel hochgekrempelt. Foto: pil
Obdachlose haben bislang jedoch kaum eine Lobby in der Gesellschaft. Um so größer sind die Hoffnungen, die Peter Selensky, der Vorstand des Diakonischen Werks Rosenheim, Michael Radtke, Geschäftsbereichsleiter Soziale Dienste, und Pfarrer Peer Mickeluhn in das Benefizkonzert des Cellisten Thomas Beckmann am Freitag abend in der Erlöserkirche setzen. Sie wollen vor allem eins: die Bevölkerung für die Not der Obdachlosen sensibilisieren.
Ein weiterer Teil des Erlöses wird dem betreuten Projekt für Sesshaftgewordene „Wohnen lernen, leben lernen“ zugute kommen. Viele Durchreisende, die oftmals jahrelang ohne festen Wohnsitz umhergezogen sind, wollen weg von der Straße, erklärt Wüstendörfer. Diese können für 18 Monate im stationären Bereich in der Königseestraße unterkommen. Im Jahr 2005 waren dies insgesamt 25 Personen; acht davon sind mittlerweile in eine eigene Wohnung gezogen. Für eine dauerhafte Rückkehr in ein geregeltes Leben indes braucht es um einiges mehr an Zeit, unterstreicht Pfarrer Mickeluhn die Bedeutung einer langfristigen psycho-sozialen Betreuung.
Darüber hinaus kümmert sich das Diakonische Werk im Auftrag der Stadt um etwa 50 obdachlose Rosenheimer. Was hier vor allem fehlt, sind angemessene Lösungen für Familien und alleinstehende Frauen mit Kindern, die zum Beispiel nach einer Zwangsräumung auf der Straße stehen. Denn nicht nur Wüstendörfers Schilderungen beim Pressegespräch lassen ahnen, dass das Umfeld weder in der Brückenstraße noch in der Brunnholzstraße oder in den Containern in der Traberhofstraße kindgerecht ist.
Mehr als drei Jahre bleiben Obdachlose im Durchschnitt in den Notunterkünften der Stadt; denn der Weg zurück in eine „normale“ Wohnung gestaltet sich oft alles andere als einfach: Billiger Wohnraum ist Mangelware, und oftmals mauern die Vermieter, weiß Wüstendörfer. Dabei „gehen die Zwangsräumungen wegen Hartz IV jetzt wohl erst los.“, ist Selensky überzeugt. Die erste Welle erwartet er in den nächsten Monaten.
„Wir müssen nach neuen Lösungen suchen.“, bringt Michael Radtke die Situation in der Wohnungslosenhilfe auf den Punkt; zumal in absehbarer Zeit bei zahlreichen Objekten die Sozialbindung auslaufe. Eine davon könnte „Frauen wohnen“ heißen; das Konzept, so Radtkes Hoffnung, soll möglichst noch in diesem Jahr beim Bezirk vorgelegt werden.
8. Februar 2006

Cellist Beckmann: "Gemeinsam gegen Kälte"
Benefizkonzert zugunsten Obdachloser in der Erlöserkirche

Rosenheim (pil) – „Gemeinsam gegen Kälte“ - unter diesem Motto steht das Konzert, das der Cellist Thomas Beckmann am Freitag, 10. Februar, im Rahmen seiner bundesweiten Benefiztournee zugunsten Obdachloser in der evangelischen Erlöserkirche in Rosenheim gibt. Auf dem Programm stehen Suiten für Violoncello Solo von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750). Außerdem tritt an diesem Abend (Konzertbeginn: 20 Uhr) der gemischte Chor der Stadtsingschule Kolbermoor mit rund 50 Sängern unter der Leitung von Heide Hauser auf. Der Erlös der Veranstaltung, zu der das Diakonische Werk, der Diakonieverein und die evangelische Kirchengemeinde einladen, kommt zum einen dem betreuten Projekt „Wohnen lernen, leben lernen“ zugute; zum anderen bedarf die Heizungsanlage in der Wohnungslosenunterkunft des Diakonischen Werks in der Königseestraße dringend einer Reparatur.
Im Winter 1993 hatte Beckmann in seiner Heimatstadt Düsseldorf ein Hilfsprojekt gestartet, um obdachlosen Menschen mit Essen, warmer Kleidung und Schlafsäcken zu helfen. Zusammen mit sieben Freunden hatte der renommierte Musiker dann 1996 den bundesweiten Obdachlosenverein „Gemeinsam gegen Kälte“ mit Sitz in Düsseldorf ins Leben gerufen, der gegen die frostigen Temperaturen ebenso angehen will wie gegen die Kälte in den Herzen der Menschen. Mehr als 100 Benefizkonzerte mit dem Titel „Beckmann spielt Cello zugunsten obdachloser Menschen“ hat der Künstler seither bestritten und auf diese Weise Projekte in 50 deutschen Städten unterstützt – für Rosenheim ist sein Auftritt eine Premiere.
Auch in der Erlöserkirche mit ihren rund 300 Sitzplätzen wird Beckmanns legendäres Cello „Il Mendicante“ (Der Bettler) zu hören sein, das aus der Werkstatt des Mailänder Geigenbauers und Stradivari-Schülers Giambattista Guadagnini (1711 bis 1786) stammt. Im 19. Jahrhundert gehörte das Instrument einem Pariser Bettler, der sich um keinen Preis von ihm trennen wollte.
Darüber hinaus werden an diesem Abend, der unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber und Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer steht, im angrenzenden Gemeindehaus Werke von wohnungslosen Menschen unter dem Titel „Besondere Menschen – Besondere Kunst“ ausgestellt. Die Ölbilder – sie sind während eines Malprojekts entstanden, das die Bernauer Künstlerin Stefanie Dirscherl begleitet hat – sind zusätzlich ab Freitag, 17. März, im evangelischen Bildungswerk in der Münchner Straße 38 zu bewundern.



Schleppen für den Unterricht
Thansauer Schülerin initiiert Wiege-Aktion für Schulränzen
zum Bericht


Für die Nachbarschaftshilfe die "Retter in der Not"
Unterstützung durch die Rothenfußer-Stiftung geht ins 20. Jahr

Von Marisa Pilger

Rosenheim – „Das war unsere erste Aktion.“ Gisela Rothenfußer lacht, als sie mit dem Zeigefinger auf das kleine Foto von der Übergabe des roten Mitsubishi-Busses tippt. Das Album mit dem dunkelgrünen Einband hat sie eigens aus München mitgebracht. Es dokumentiert die Anfänge einer Verbindung, die sich auch im 20. Jahr ihres Bestehens im Aufwind befindet. Seit 1986 kann die Nachbarschaftshilfe Rosenheim auf die großzügige finanzielle Unterstützung durch die „Jacob und Marie Rothenfußer-Gedächtnisstiftung“ bauen, deren Ehrenvorsitzende die 70jährige ist, und die sich insbesondere die Unterstützung behinderter und anderweitig hilfebedürftiger Menschen zum Ziel gesetzt hat.
So greift das bei der Nachbarschaftshilfe angesiedelte „Rothenfußer-Modell“ Familien bei der häuslichen Pflege ihrer Angehörigen kräftig unter die Arme und hat mit bislang mehr als 1,5 Millionen Euro für so manche Erleichterung im oftmals aufreibenden Alltag gesorgt. Ein Umstand, der auch Johanna Schildbach, die Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe, immer wieder mit Dankbarkeit erfüllt: „Ohne Rothenfußer hätten wir nie in diesem Umfang agieren können!“
Das „Rothenfußer-Modell“, eine Erfolgsgeschichte in Bildern: Beim Blättern im Fotoalbum wurde bei Gisela Rothenfußer, der Ehrenvorsitzenden der Rothenfußer-Stiftungen, Johanna Schildbach, der Vorsitzenden der Nachbarschaftshilfe Rosenheim, und dem Stiftungsvorsitzenden Paul Rothenfußer (von links) so manche Erinnerung wach. Fotos: Pilger
Mittlerweile wurde das Modell zwar den neuen gesellschaftlichen Umständen angepasst; oberstes Ziel aber ist nach wie vor die schnelle unbürokratische Hilfe überall dort, wo Familien Unterstützung bei der Versorgung Kranker und Behinderter bedürfen, bringt Paul Rothenfußer den Kerngedanken auf den Punkt, auf welchem das gemeinnützige Werk seines verstorbenen Vaters fußt. Jener hat ganz offensichtlich auch für den Sohn des Stiftungsgründers, der Gisela Rothenfußer Anfang 2002 als Vorsitzender abgelöst hat, eherne Gültigkeit.
Bis vor einigen Jahren, beschreibt Johanna Schildbach den Strukturwandel, seien, vorwiegend während der Urlaubszeit, im Rahmen des „Rothenfußer-Modells“ Pflegekräfte für Tage und Wochen ins Haus gekommen, um sich in Abwesenheit der Angehörigen um die Patienten zu kümmern. Inzwischen habe sich aber die Nachfrage der oftmals selbst schon älteren Pflegenden hin zu stunden- oder tageweisen Vertretungen gewandelt. Im Ausgleich dazu kann die Nachbarschaftshilfe die Stiftungsgelder nun über all ihre Arbeitsbereiche streuen, um jeweils dort zu helfen, „wo's brennt“; etwa im Rahmen der Familienhilfe, wenn eine Mutter ins Krankenhaus muss und daheim Kinder zu versorgen sind. Auch Einzeltage im geronto-psychiatrischen Tagespflegehaus „Johanna“ in der Bayerstraße können jetzt bei Bedarf aus dem Rothenfußer-Topf finanziert werden, oder auch einmal übergangsweise die Kosten fürs Mittagessen eines Kindes, das einen der beiden Horte der Nachbarschaftshilfe besucht. Besondere Bedeutung aber misst Schildbach der psychosozialen Zusatzbetreuung bei, die von den Kranken- und Pflegekassen nicht oder nur unzureichend getragen werde; denn häusliche Pflege erfordert ein hohes Maß nicht allein an Organisation.
Doch zurück zum Anfang: Begonnen hatte im Grunde genommen alles mit einer Zeitungsmeldung über das drohende Aus für das „Rosenheimer Modell“: 1986 stellte der Freistaat nach drei Jahren die Förderung für ein Projekt des Sozialministeriums ein, das mit der Versorgung Pflegebedürftiger in der eigenen Wohnung einen entscheidenden Beitrag zur Entlastung der Angehörigen geleistet hatte. Ohne Finanzgeber aber hätte die Nachbarschaftshilfe als Träger des bayernweit einmaligen Modells dieses Angebot aus ihrem Katalog streichen müssen, das den Familienmitgliedern regelmäßig „freie“ Tage oder einen Urlaub zum Durchschnaufen bescherte.
Über eine entsprechende Notiz stolperte damals Erich Rothenfußer, der bereits vor Jahren in Erinnerung an seine Eltern die „Jacob und Marie Rothenfußer-Gedächtnisstiftung“ ins Leben gerufen hatte - und erwies sich für die Rosenheimer als Retter in der Not. Mit anfangs 100.000 Mark jährlich sicherte der Unternehmer aus München das Überleben des künftigen „Rothenfußer-Modells, das derzeit mit jährlich 100.000 Euro aus den Erträgen eines Gewerbegrundstücks in der Landeshauptstadt gespeist wird. Erich Rothenfußer selbst hatte allerdings nicht mehr lange Gelegenheit, sich mit den Gesponserten zu freuen; er starb überraschend am 19. Dezember 1987.
Quasi über Nacht wurde seine Witwe zum Motor der Stiftung und blieb es 14 Jahre lang mit Leib und Seele. Sie hielt Kontakt zu den Mitarbeitern und – sofern erwünscht – zu den Patienten. Aus den laufenden Geschäften hält sich die Trägerin der Bürgerplakette der Stadt Rosenheim und des Bayerischen Verdienstordens zwar längst heraus; als Ehrenvorsitzende steht die leidenschaftliche Hutträgerin aber noch heute immer mal wieder im Licht der Öffentlichkeit. Die Frage, ob sie den Weg irgendwann einmal bereut habe – schließlich hatte sie, wie die vier Kinder ihres Mannes, auf ihren Erbanspruch verzichtet – quittiert Gisela Rothenfußer mit einem etwas verständnislosen Blick. Kurz und knapp fällt die Antwort aus: „Das war das Lebenswerk meines Mannes.“
„Denk auch Du an Deine Eltern“- so lautete der Wahlspruch von Erich Rothenfußer, dem Gründer der „Jacob und Marie Rothenfußer-Gedächtnisstiftung“. Er wusste um die Belastung, die die häusliche Pflege eines Angehörigen für die gesamte Familie bedeutet; seine Mutter hatte jahrelang den kranken Vater versorgt.
Mit der gleichen Selbstverständlichkeit widmet sich auch Paul Rothenfußer – unterstützt von Bruder Michael Mahlo, der seit 2001 mit im Vorstand sitzt – als ihr Nachfolger im Stiftungsvorsitz um die Belange Hilfsbedürftiger und Behinderter. Nach beinahe einem Vierteljahrhundert hat der fünffache Vater seinen gutbezahlten Job in einem großen IT-Unternehmen aufgegeben, um sich seit dem Jahreswechsel als geschäftsführender Vorsitzender ausschließlich der Stiftungsarbeit zu widmen. Ganz besonders am Herzen liegt dem 51jährigen bereits seit einigen Jahren das Thema betreute Wohngemeinschaften. So bezog die „Rothenfußer-Wohngemeinschaft für Demenzkranke“ erst vor kurzem ihr neues Haus in der Messestadt Riem. Rund eine halbe Million Euro an Rothenfußer-Geldern ist bislang in dieses Vorzeigeprojekt (ohne Immobilie) unweit des ehemaligen Buga-Geländes geflossen, in dem auch die Angehörigen nicht aus ihrer Verantwortung für die insgesamt 14 Kranken entlassen werden.
Im Raum Rosenheim beschränkt sich der Geldsegen unterdessen nicht allein auf die Nachbarschaftshilfe: Mit allein 100.000 Euro aus der Gedächtnis-Stiftung entstand in Attl rund um die „Casa Rossa“ ein spezieller Garten für Autisten; und beim Opernfestival auf Gut Immling wird jedes Jahr eine Sondervorstellung für Behinderte gesponsert. Darüber hinaus ermöglicht die 1989 gegründete Erich-Rothenfußer-Stiftung in Zusammenarbeit mit der psycho-onkologischen Beratungsstelle am Klinikum Rosenheim ein Gesundheitstraining für Brustkrebs-Patientinnen. Dort können sich die Frauen auf das Leben nach der medizinischen Therapie vorbereiten; sie lernen, wie sie den Heilungsprozess eigenverantwortlich unterstützen können und nicht zuletzt, wie sie mit ihrer Angst und dem Wissen um die Krankheit im Alltag umgehen können.
Bevor nun allerdings das „Rothenfußer-Modell“ bei der Nachbarschaftshilfe Jubiläum feiert, steht für Gisela Rothenfußer ein weiteres wichtiges Ereignis an: Im Frühling will die gebürtige Berlinerin beim Gaufest in Kolbermoor mitmarschieren; schließlich gehört die Wahlmünchnerin seit 14 Jahren dem Trachtenverein „Alpenrose Thalkirchen“ an.
12. Januar 2006

"Raus aus dem Chemiesaal" - Hoffen auf den Neubau
Ganztagsbetreuung der Hauptschule Mitte ist umgezogen

Rosenheim (pil) - „Raus aus dem Chemiesaal!“ Klaus Schöberl brachte auf den Punkt, was nicht nur ihm mehr als zwei Jahre im Magen gelegen hatte. Denn so lange hatten die Kinder der Ganztagesbetreuung an der Hauptschule Mitte in Gesellschaft von – wenngleich stillgelegten – Gashähnen, Erlmeierkolben und Periodensystem zu Mittag gegessen, bevor sie sich an ihre Hausaufgaben machten. Seit November nun hat die Einrichtung in der Merianstraße ihr eigenes Refugium. Gruppentische anstelle von „aufsteigendem Gestühl“ strahlen in dem einstigen Lebensmittelgeschäft Gemütlichkeit aus, ebenso wie die farbenfrohen Bilder an den Wänden.
Doch trotz aller Begeisterung über die Unterkunft in unmittelbarer Nähe zur Schule machte der Diplom-Sozialpädagoge, der für die Schulsozialarbeit von „Pro Arbeit“ an der Hauptschule zuständig ist, keinen Hehl daraus, dass das Ziel noch nicht erreicht sei: „Wir hoffen auf den Neubau.“, betonte er gegenüber Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer, die den neuen Räumen jetzt gemeinsam mit Sozialdezernent Michael Keneder, dem Jugendamtsleiter Gerd Rose und Manfred Jahn, Regionalleiter des Jugendamts, einen Besuch abstattete.
Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer freute sich mit den Kindern der Ganztagsbetreuung, die der Verein „Pro Arbeit“ an der Hauptschule Mitte anbietet, über das neue Domizil in der Merianstraße. Foto: pil
Derzeit kommen 20 Schüler aus der 5. bis 8. Klasse zu den Erziehern Stephanie Thullen und Wolf Stoebel in die Merianstraße, wo sie montags bis donnerstags ein warmes Essen aus der Klinikum-Küche bekommen; anschließend muss jedoch eine der beiden Gruppen schon wieder auswandern - zur Hausaufgabenbetreuung in den Zeichensaal. Danach stehen bis 16.30 Uhr (dienstags und donnerstags bis 17 Uhr) gemeinsame Unternehmungen wie Gesellschaftsspiele, Tischtennis oder Kinogehen auf dem Programm. Darüber hinaus unternehmen die Betreuer mit ihren Schützlingen auch während der Ferien hin und wieder kleinere Wanderungen und Ausflüge, etwa nach Salzburg oder München.
Im elterlichen Geldbeutel schlägt die Nachmittagsbetreuung monatlich mit 60 Euro (bei zwei Geschwistern 90 Euro) zu Buche; wobei, wie Jahn erklärte, in kritischen Fällen das Jugendamt einspringe.
Mit dem Neubau, der für bis zu 50 Kinder ausgelegt ist und auf dem nördlichen Pausenhof nahe der Feuerwehr-Zentrale entstehen soll, erhofft sich Schöberl neben der Ausdehnung des Freizeitangebots auch eine Intensivierung der pädagogischen Arbeit. Zumal die Schülerzahl von derzeit 600 nach den Berechnungen von Rektor Manfred Hochenrieder in den kommenden Jahren nochmals einen deutlichen Sprung nach oben machen werde.
Die Planung für das 250 Quadratmeter große ebenerdige Gebäude in Holztafelbauweise sieht neben einem Speisesaal und zwei Gruppenräumen eine Küche zur Essenausgabe, ein Büro sowie Toiletten vor. Auch das pädagogische Konzept für den IZZB-Förderantrag liegt bereits auf dem Tisch; denn die Stadt baut für das Vorhaben – die bisherigen Kostenschätzungen belaufen sich auf rund 690.000 Euro – auf Mittel aus dem Investitionsprogramm „Zukunft, Bildung und Betreuung“ (IZBB). Trotzdem, glauben alle Beteiligten, werde man wohl noch zwei Jahre auf den Neubau warten müssen.
23. Dezember 2005


Die Grenzen mit Worten und Gesten deutlich machen
Verein "Kind und Werk": Selbstbehauptungstraining speziell für Buben

Rosenheim (pil) – Schritt für Schritt kommt der andere auf Christian zu; langsam aber stetig. Als die beiden Kinder nur noch etwas mehr als eine Armeslänge voneinander entfernt sind, wird es Christian zu eng. Er hebt den rechten Arm und ruft laut „Stopp!“: Der andere bleibt stehen. Kursleiter Wolfgang Wenger ist sehr zufrieden. Trotzdem wiederholen die zwei Burschen die Übung noch einige Male, bevor das nächste Paar an der Reihe ist. Doch längst nicht allen kommt der Ausruf, der signalisieren soll „Bis hierhin und nicht weiter!“, so leicht über die Lippen. Das „Stopp“-Sagen war dabei nur ein Aspekt bei den „Starken Jungs“, einem Selbstbehauptungstraining speziell für Buben, das vor kurzem beim Verein „Kind und Werk“ zu Ende gegangen ist.
„Stopp! - Bis hierher und nicht weiter“: Die „Starken Jungs“ lernten beim Selbstbehauptungstraining bei „Kind und Werk“ vor allem, Grenzen zu setzen und diese dem anderen deutlich zu machen. Foto: pil
„Es geht nicht ums Umhauen, sondern darum, dass die Kinder ihren Standpunkt vertreten und sich abgrenzen.“, fasst Kursleiter Wolfgang Wenger sein Anliegen zusammen, das sich wie ein roter Faden durch die Treffen mit den fünf Sieben-bis Zehnjährigen gezogen hat. „Denn was hilft die beste Verteidigungstechnik, wenn mir mein Freund Drogen verkaufen will?“, gibt der Diplom-Sozialpädagoge zu bedenken.
Umso mehr baut er darauf, dass sich die Kinder mit klaren Worten und Gesten ihren eigenen Schutzraum schaffen und auf diese Weise auch selbstbewusst verteidigen. Und dass sie unterscheiden zwischen den guten, den spannenden Geheimnissen zwischen Freunden und den schlechten, hinter denen oftmals sexuelle Übergriffe steckten, die wütend und traurig machen, und die man unbedingt weitererzählen muss.
Auf körperliche Verteidigungstechniken greift Wenger in seinen Kursen so gut wie nicht zurück. Lediglich das Wegschieben eines Angreifers mit Fingerdruck gegen den Hals und den kräftigen Tritt gegen das Knie („Nicht zum Spaß anwenden!“) bringt er den Buben nahe. Er spielt jedoch mit dem Gedanken, das Seminar im März, das sich an Zwölf- bis 16jährige wendet, um eine Extra-Stunde für solche Übungen zu erweitern.
„Lass das! Das mag ich nicht!“, versucht derweil einer der Buben den silbernen Kugelschreiber abzuwehren, mit dem ihm Wenger immer wieder leicht auf die Schulter stupst. Als das nichts hilft, stößt er kurzerhand den Arm des Kursleiters weg und lässt im selben Atemzug ein erbostes „Hau ab!“ hören. - Auch Unhöflichkeit kann eine Form der Abgrenzung sein.
„Jungen sind am häufigsten von Gewalttaten betroffen.“, weiß der 48jährige, der seit mehr als 20 Jahren in der Jugendarbeit – vorwiegend mit jungen Männern - tätig ist. Deshalb lag es für ihn auch auf der Hand, einen Selbstbehauptungskurs anzubieten, der sich ausschießlich an Buben richtet. Bei den fünf Zusammenkünften in den Räumen von "Kind und Werk" in der Chiemseestraße, gleich neben dem Freibad, stand indes nicht nur der Umgang mit Unbehagen und Angst auf dem Programm. Denn dass auch Männer Angst haben, wurde den Kindern beim Gesprächskreis schnell bewusst. Ebenso wurde der bessere Hilferuf geübt. „Bei ,Hilfe!' laufen viele einfach weg!“, warnte der Trainer und riet deshalb, in Notfällen „Feuer!“ zu schreien oder aber jemanden ganz direkt um Hilfe zu bitten. Nicht zuletzt aus diesem Grund stattete Wenger die jungen Teilnehmer zudem mit den Telefonnummern der Polizeibeauftragten für Frauen und Kinder (08031/200-555) sowie des Kinder- und Jugendtelefons des Kinderschutzbundes (0800/1110333) aus.
14. Dezember 2005


Zuschüsse nur noch mit Qualitätssiegel
Außerordentliche Mitgliederversammlung beim Bildungswerk - Neuwahlen
zum Bericht


Mit der "Quali-Hilfe" ins Berufsleben
Hauptschule Mitte: Ehrenamtliche Ausbildungspaten ab Januar im Einsatz

Rosenheim (pil) – Mit einem individuellen Trainingsprogramm wollen ehrenamtliche Ausbildungspaten jetzt sozial benachteiligte Schüler fit machen für den Hürdenlauf ins Berufsleben. Das Pilotprojekt „Quali-Hilfe“, das bei der Freiwilligenagentur Rosenheim West aufgehängt ist, umfasst neben persönlicher Betreuung und gezielter Nachhilfe unter anderem auch Hilfestellung bei der Lehrstellensuche. Wie die Initiatoren, Gertraud Rogers und Helmut Brutscher bei einem Pressegespräch ankündigten, läuft das Programm nach den Weihnachtsferien für zunächst etwa 20 Jugendliche an der Hauptschule Mitte an.
Ziel des Projekts ist, mit der Lernbereitschaft und den Leistungen der jungen Leute, denen oftmals der familiäre Rückhalt fehlt, auch deren Selbstwertgefühl zu steigern. Nur so, sind Rogers und Brutscher überzeugt, sei der Teufelskreis, der sich aus einem schlechten beziehungsweise fehlenden Schulabschluss ergibt, zu umgehen.
Die Paten stehen ihren Schützlingen deswegen bei schulischen Problemen zur Seite, vermitteln bei Bedarf einen Nachhilfelehrer zum Nulltarif, greifen den Jugendlichen bei ihren Bewerbungen unter die Arme und halten Kontakt sowohl zur Schule als auch zur Agentur für Arbeit. Als erfolgreich abgeschlossen gilt der „Fall“, wenn die Probezeit im Ausbildungsbetrieb bestanden ist.
„Ausschlaggebend für den Erfolg ist das rechtzeitige Eingreifen.“, erklärten die beiden Rentner – eine frühere Auslandsbeauftragte im Vertrieb eines mittelständischen Unternehmens und ein ehemaliger Personal-Verantwortlicher -, die sich auch bei den Aktiv-Senioren engagieren. Aus diesem Grunde setzt das Projekt bereits bei den Schülern der 8. Klasse mit einem Notendurchschnitt schlechter als 3,4 an. Die Auswahl, um welche Schüler sich die Paten im einzelnen kümmern sollen, nimmt die Schule in Absprache mit den Eltern vor; die letzte Entscheidung aber liegt bei den Jugendlichen selbst.
Als „ideale Ergänzung“ zu seiner Arbeit sieht Diplom-Sozialpädagoge Klaus Schöberl das Engagement der „Quali-Helfer“. Rund 600 Mädchen und Burschen - 41 Prozent davon aus Migrantenfamilien - drücken an der Hauptschule Mitte die Schulbank; und bei mehr als 100 Abgängern pro Jahrgang fielen zwangsläufig einige durchs Netz der Schulsozialarbeit, die dort über den Verein "Pro Arbeit" seit 1998 etabliert ist.
Wieviel Arbeit auf die Paten in spe an seiner Schule wartet, untermauerte Rektor Manfred Hochenrieder anhand eines einfachen Zahlenbeispiels: Von den 148 Abgängern hatten im Sommer zwar insgesamt 38 Schüler über den M-Zug die Mittlere Reife bestanden, und 61 Neuntklassler gingen mit dem Quali (Notendurchschnitt 3,0 oder besser) in der Tasche ab. Allerdings mussten sich 46 mit dem Hauptschulabschluss begnügen, während drei ihre Schulzeit ohne jeglichen Abschluss beendeten; eine denkbar schlechte Ausgangsbasis für den Einstieg ins Berufsleben. Den Lehrern, erklärt Hochenrieder, bleibe jedoch keine Zeit, sich um jeden Einzelfall zu kümmern.
Dabei sind es nicht allein die Noten, die sowohl dem Schulleiter als auch Josef Dollinger, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit, Anlass zur Besorgnis geben: -Viele schmeißen einfach zu schnell hin. Neben Durchhaltevermögen und Teamgeist fehle es den jungen Leuten zudem oftmals an den einfachsten Umgangsformen; wegen entsprechender Vermerke im Zeugnis scheitere dann nicht selten das Vorstellungsgespräch, brachte Dollinger einen weiteren Ansatzpunkt aufs Tapet.
Umso mehr Bedeutung räumt deshalb auch Sozialdezernent Michael Keneder den Paten ein, die sich jeweils nur einem oder zwei Sorgenkindern gleichzeitig widmen und wohl manches Mal auch als Familienersatz werden herhalten müsen.
Für die Betreuer selbst steht neben Fortbildungsangeboten ein allmonatlicher Erfahrungsaustausch in einem Arbeitskreis auf dem Programm, bei dem nicht zuletzt Rückschläge zu verarbeiten sein werden. Denn bei allem Elan schätzt Brutscher, der mehrere Jahre dem Kinderschutzbund vorstand, seine neue Aufgabe durchaus realistisch ein: „Wunder kann man nicht erwarten.“
Wer sich bei der „Quali-Hilfe“, dem Pilotprojekt der Freiwilligenagentur Rosenheim West, ehrenamtlich engagieren will – sei es als Pate oder vor allem als Nachhilfelehrer – setzt sich mit Agentur-Leiter Franz Langstein, Telefon 0171/ 6203091, in Verbindung.
2. Dezember 2005


Ernüchternd: Schon Zwölfjährige mit Alkoholvergiftung
Laut europäischer Schülerstudie war jeder Zweite unter 14 schon einmal betrunken
zum Bericht


Eine Brücke zwischen Arzt und Krankenhaus
Bayernweit einzigartige Station am Klinikum Rosenheim

Rosenheim (pil) – Mit einer bayernweit einzigartigen Einrichtung haben der Hausarztverein Rosenheim und das Klinikum gemeinsam mit der AOK ein Bindeglied zwischen ambulanter (Arztpraxis) und stationärer (Krankenhaus) Versorgung Kranker geschaffen. Bei einer Pressekonferenz stellten die drei Vertragspartner jetzt die „hausärztliche Brückenstation“ vor, die als zukunftweisendes Modellprojekt im Rahmen der Integrierten Versorgung im Bettenhaus IV am Rosenheimer Klinikum ins Leben gerufen worden ist. Sie ist zunächst allerdings ausschließlich AOK-Versicherten vorbehalten.
Immer mehr – nicht nur ältere - alleinstehende Patienten können ambulant nicht oder nicht mehr ausreichend versorgt werden, seien aber nicht so krank, dass sie einer teuren vollstationären Pflege beziehungsweise kostspieliger Diagnostik bedürfen, erläuterte Dr. Günter Wittekindt, Vorsitzender des Hausarztvereins Rosenheim, die Ausgangslage. Dies betreffe insbesondere Fälle mit einer Grunderkrankung, deren Allgemeinzustand sich etwa durch einen grippalen Infekt oder eine Nierenbeckenentzündung soweit verschlechtere, dass eine medizinische, pflegerische und hauswirtschaftliche Versorgung zu Hause nicht mehr gewährleistet ist. Diese Patienten können künftig von Ihrem Hausarzt auf die neue Station eingewiesen werden, die den längst fälligen Brückenschlag zwischen ambulanter und stationärer Versorgung bewerkstelligt.
Insgesamt 16 Betten (ein Drei-Bett-, drei Ein-Bett- und fünf Zwei-Bett-Zimmer) stehen hierfür im Bettenhaus IV West, dritter Stock (vormals Belegstation), bereit. Dort gewährleisten 13 Allgemeinmediziner und Internisten des Hausarztvereins im wöchentlichen Turnus die stationäre Behandlung, machen zweimal täglich Visite und sind darüber hinaus jeweils 24 Stunden am Tag abrufbar.
Bis vor kurzem mussten Stationsleitung Maria White und ihr Team, das auch in der inneren Abteilung eingesetzt wird, zwar nur einen Patienten betreuen. Doch Günther Pfaffeneder, Chef des 640-Betten-Klinikums, rechnet schon bald mit einem deutlichen Zuwachs auf der Brückenstation, die zunächst lediglich AOK-Patienten offensteht. Die Einweisung kann jeder Hausarzt in Absprache mit der Brückenstation (Telefon 36-3190) vornehmen; wobei sich das Einzugsgebiet der Patienten auf Rosenheim und das Umland - etwa von Oberaudorf bis Wasserburg und Prien – erstreckt.
Seit 1. Januar 2004 erlaubt das Gesetz den Krankenkassen, Gelder speziell für die Integrierte Versorgung abzuzweigen. Im Fall der AOK Bayern, rechnete Peter Krase, Chef der Direktion Rosenheim vor, flössen jährlich rund 50 Millionen Euro in diesen Topf, der mit jeweils einem Prozent aus den ärztlichen Vergütungen und dem Krankenhausbudget gespeist werde. Bislang hat die AOK bayernweit etwa 40 Verträge im Rahmen der Integrierten Versorgung – etwa in der Onkologie, der Orthopädie oder im Indikationsbereich der Herzerkrankungen – mit Krankenhäusern abgeschlossen. Die hausärztliche Brückenstation jedoch sei absolutes Neuland. Die Anschubfinanzierung – „nicht im siebenstelligen Bereich“ - werde sich zwar mittel- bis langfristig auszahlen, ist Krase überzeugt; immerhin ließen sich durch diese neue Versorgungsebene eine Reihe teurer vollstationärer Aufenthalte einsparen. Doch in erster Linie, betont er, gehe es nicht darum Kosten einzusparen, sondern die Gelder zugunsten der Patienten „zielgerichtet einzusetzen“.
Vertreter des Hausarztvereins Rosenheim, des Klinikums sowie der AOK stellten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz die „hausärztliche Brückenstation“ vor, die als Modellprojekt im Rahmen der Integrierten Versorgung ins Leben gerufen worden ist. Foto: pil
Auch Klinikum-Chef Günther Pfaffeneder kann der neuen Struktur, die „wohl bundesweit Aufsehen erregen“ wird, nur Gutes abgewinnen, zumal sie dem Krankenhaus ohne Zweifel einen Wettbewerbsvorsprung sichere. Eine Konkurrenz zu ambulanten Sozialstationen oder anderen Pflegeeinrichtungen sei in keiner Weise angestrebt. Ebenso wenig werde die Versorgung im vollstationären Bereich beeinträchtigt. Darüber hinaus konnten trotz der rückläufigen Verweildauern zehn Planstellen beim Pflegepersonal erhalten werden.
Dass die Kooperation zunächst nur mit der mitgliederstärksten Krankenkasse vereinbart worden ist, sehen weder Hausärzte noch Klinikumsleitung als problematisch an. Die Verhandlungen seien schon mit nur einer Kasse diffizil genug gewesen, da man auf keinerlei vergleichbare Vertragswerke zurückgreifen konnte, verteidigt Wittekindt den Abschluss mit der AOK. Pfaffeneder hofft zwar, dass langfristig auch andere Kassen in Sachen hausärztliche Brückenstation nachziehen, räumt auf Nachfrage aber ein: „Derzeit hätten wir dafür keinen Platz.“ Ohnehin, ist er überzeugt, werde sich der Trend fortsetzen, dass Krankenhäuser bestimmte Verträge nur mit einzelnen Kassen abschließen.
Nicht endgültig geklärt ist indes der Status, den ein Brückenstation-Patient etwa hinsichtlich des Krankenhaustagegeldes einnimmt. Die Zuzahlung jedenfalls, nimmt Krase Stellung, sei bei Integrierter Versorgung fällig.
23. November 2005


"Job in Sicht" - Starthilfe in Sachen Berufsleben
Volksbanken und Raiffeisenbanken mit bayernweit einzigartigem Projekt
zum Bericht


Beim Büchergeld kein Chaos
Schulleiter loben Vorarbeit des städtischen Schulamts

Rosenheim (pil) – 20 Euro für Grundschüler, 40 Euro pro Kind an einer weiterführenden Schule – das Büchergeld, das der Bayerische Landtag mit dem neuen Schuljahr eingeführt hat, hat nun auch die Rosenheimer Schulen bis 7. Oktober fest im Griff. Im Laufe der vergangenen Tage habe dort die Klassenlehrer die Unterlagen an insgesamt 8500 Schüler veteilt. Jetzt wartet so mancher Schulleiter mit Spannung auf das Ergebnis aus dem Rücklauf.
Das vielerorten zitierte Verwaltungschaos sei – dank der „hervorragenden Vorarbeit“ des Städtischen Schul- und Sportamtes bislang nicht hereingebrochen. Denn in vorbildlicher Weise, so der Tenor einer Umfrage bei den Schulen, habe die Behörde Anschreiben, Merkblätter, Empfangsbestätigung, Befreiungsantrag samt Rückkuvert und sogar vorgedruckte Überweisungsträger vorbereitet.
Reibungslos war deshalb der erste Rücklauftag an der Hauptschule Mitte über die Bühne gegangen. 88 von 532 Schüler hatten am Tag nach dem Elternabend ihren Umschlag bereits wieder bei ihrem Klassleiter abgeliefert: 46 Überweisungen, 28 Barzahler und 14 Befreiungsanträge haben die beiden Lehrer, die aus Gründen des Datenschutzes für diese Arbeit in einem Extra-Seminarraum untergebracht sind, auf den Listen notiert. Von Unmut bei den Eltern ist Manfred Hochenrieder nichts bekannt, und er hofft, „dass es dabei bleibt“. Schließlich komme das Geld der Schule zugute. Allerdings könnten die Formulare Ausländer-Familien mit geringen Deutsch-Kenntnissen Probleme bereiten.
7. Klasse, 4. Klasse, 1. Klasse: Insgesamt 60 Euro Büchergeld müssen die Eltern dieser drei Kinder zahlen. Für den Abc-Schützen als dritter im Bunde sind zwar keine 20 Euro fällig; bleibt aber auf jeden Fall der eineinhalbfache Betrag, mit dem die Arbeitshefte für Deutsch und Mathematik zu Buche schlagen. Foto: Pilger
Ähnliche Beobachtungen hat Christine Neumaier an der Grund- und Teilhauptschule Happing gemacht. Weil sie das Merkblatt nicht verstünden, zahlten manche Eltern, obwohl sie eine Befreiung beantragen könnten, bedauert die Schulleiterin. In Einzelfällen hake sie nach. Gut die Hälfte der 360 Umschläge, die meisten mit Bargeld, sind bereits wieder bei ihr eingetrudelt, nachdem auch beim Elternabend keinerlei Klagen wegen des Büchergeldes laut geworden seien. Ein bis zwei Stunden seien bis zum 7. Oktober nun täglich zwei Personen mit dem Öffnen, Abhaken und Quittungschreiben beschäftigt, schätzt sie; und jeden Mittag zahlt der Hausmeister das Bargeld auf das Stadt-Konto ein.
Ohne Frage: Eine zusätzliche Belastung für Lehrer und Verwaltung ist es allemal. Magnus Nieger, Chef am Karolinen-Gymnasium mit 1241 Schülern, rechnet mit 40 bis 60 zusätzlichen Arbeitsstunden fürs Austeilen, Erklären, Einsammeln und Öffnen. Zwar dürfen die Klassleiter die Kuverts nun doch selber öffnen. Für Nieger ist dies allerdings kein Grund, die getroffene Regelung (zwei oder drei Lehrer sind von ihm mit dem Öffnen der Umschläge betraut worden) zu ändern.
Ebenso wenig denkt Maria Kleeberger, Leiterin der Städtischen Mädchenrealschule an eine Änderung des Modus. Zwei Wirtschaftslehrer, deren Wahlunterricht ohnehin erst in der kommenden Woche beginnt, werden die 758 Umschläge öffnen und die Unterlagen auf Vollständigkeit prüfen. Wie die meisten ihrer Kollegen sieht sie mit dem Büchergeld in den nächsten Tagen zwar spürbar mehr Arbeit auf sich und ihre Kollegen zukommen, aber „das muss jetzt eben sein.“
Auch an der Johann-Rieder-Realschule (830 Schüler) sind vier Lehrkräfte, deren Nachmittags-Stunden noch nicht angelaufen sind, mit der Aktion Büchergeld betraut. Und wie viele ihrer Kollegen ist die dortige Rektorin Stephanie Keill gespannt „wie's weitergeht.“
Dr. Klaus Neumaier, Studiendirektor am Finsterwalder-Gymnasium, indes sieht nicht nur den Umgang mit sensiblen Schüler-Daten recht kritisch. Fraglich sei auch, ob der Aufwand im Verhältnis zum tatsächlichen Nutzen für die Schule stehe. Immerhin müssten sechs Lehrkräfte Zusatzarbeit leisten, um den Rücklauf der 965 Kuverts zu bearbeiten. Hinzu käme die Beeinträchtigung des regulären Klassleiter-Unterrichts durch Austeilen, Erklärungen und Einsammeln. Die 10.000 Stunden Unterrichtsausfall, die der Bayerische Philologenverband in diesem Zusammenhang befürchtet, hält Neumaier für durchaus realitisch angesetzt.
Maria Elisabeth Becker vom Sonderpädagogischen Förderzentrum am Gries will unterdessen nicht ausschließen, dass der Beschluss des Schechener Gemeinderats jetzt für Unmut bei manchen Eltern am Förderzentrum, das 203 Kinder und Jugendliche aus der Stadt und dem Landkreis besuchen, sorgen könnte. (mehr ...)
Den Löwenanteil am Verwaltungsakt Büchergeld hat in Rosenheim ohne Zweifel das Städtische Schul- und Sportamt zu tragen. Hubert Glock hatte dafür so manche Nachtschicht eingelegt, bevor in dieser Woche die Unterlagen für insgesamt 8500 Schüler- unabhängig davon, ob sie in der Stadt oder im Landkreis wohnen - verteilt werden konnten. Einige Mitteilungen aus dem Kultusministerium, erklärt Glock, seien erst recht spät gekommen.
Rund 230.000 Euro Büchergeld werden nun bis 7. Oktober per Barzahlung oder Überweisung an 15 Rosenheimer Schulen (Sönderpädagogisches Förderzentrum, neun Volksschulen, zwei Realschulen, drei Gymnasien) fällig, schätzt der stellvertretende Leiter des Schul- und Sportamtes. Das Büchergeld komme dabei in jedem Fall der Schule beim Kauf neuer Bücher zugute, an der es bezahlt wurde. Anträge auf Befreiung von der Zahlungspflicht sind unter anderem aus sozialen Gründen möglich; zudem entfällt bei Familien mit drei und mehr Kindern das Büchergeld ab dem dritten Kind. Säumige Zahlungspflichtige müssen mit einem Mahnverfahren bis hin zur Vollstreckung rechnen.
Für die Bearbeitung und Kontrolle des Rücklaufs aus den Schulen wird im Schulamt zunächst eine Mitarbeiterin halbtags abgestellt; weswegen, wie Glock unumwunden zugibt, andere Arbeiten vorerst liegen bleiben.
30.September 2005

Trotz Schiffbruchs: Polarexpedition nimmt guten Ausgang
Projekt zur Stärkung der Klassengemeinschaft an der Volksschule Westerndorf St. Peter
zum Bericht


Wo Trommeln und Pfeiferl den Ton angeben
Spielmannszug Rosenheim feiert sein 50jähriges Bestehen

Rosenheim (pil) – Die Klänge von „Muss i denn“ haben so manchen Zaungast in der Färberstraße angelockt, wo eine Gruppe von Trommlern und Pfeiferlspielern in großem Bogen über den Hof vor der früheren Marox-Kantine marschiert. Wenig später ziehen die Musikanten in den Probenraum um. Denn auch nach Wiesn-Einzug und Erntedank ist die Saison für den Spielmannszug nicht zu Ende; es steht ein Fest in eigener Sache an. Das halbe Jahrhundert ist voll; und zu seinem 50. hat das „Geburtstagskind“ ein buntes Programm auf die Beine gestellt, das von Freitag, 16., bis Sonntag, 18. September, unter dem Motto „Festival der Spielleute“ über die Bühne(n) geht.
KAB-Fest 1955: Beim ersten Auftritt des Spielmannszuges marschierten die Männer noch in der schwarzweißen Kolpingskleidung. Foto: nn
Angefangen hat alles mit einer Hand voll junger Männer, die der 1997 verstorbene Polizist Adi Fleck vor 50 Jahren zusammengetrommelt hatte. Geübt wurde im Fleck'schen Speicher in der Heilig-Geist-Straße. Und beim KAB-Fest, nur wenige Wochen nach der Gründung im Jahr 1955, haute der Spielmannszug Rosenheim – seinerzeit noch ein reines Trommlercorps - sozusagen erstmals in aller Öffentlichkeit auf die Pauke.
Die damals einzige Musikgruppe in der Stadt, zu der sich fünf Jahre später das Pfeiferl-Register gesellte, wurde rasch bekannt und fehlte bald auf keinem Fest in und um Rosenheim mehr. Das Honorar wurde in Naturalien ausbezahlt: eine Maß Bier für zwei Spielleute.
Längst hat die Kapelle Repertoire und „Instrumentenpark“ weit über die traditionelle Marschmusik hinaus erweitert, und spielt unter anderem alle zwei Jahre unter dem Motto „Musikerlebnis Spielmannszug“ beim Drei-Königskonzert in der Stadthalle auch mit sinfonischen Konzertstücken, Operettenmelodien, Klangbildern und Schlagern auf.
Eine fundierte Ausbildung der - mittlerweile überwiegend weiblichen - Musiker ist dabei das A und O. Auf die legt Lydia Obermüller, seit 1991 musikalische Leiterin und stellvertretende Vorsitzende des Vereins, auch großen Wert. So kann Alt und Jung beim Spielmannszug sein Instrument von der Pike auf lernen; und nach spätestens fünf Jahren absolvieren alle Aktiven einen Lehrgang fürs Musikerleistungsabzeichen.
Elf Stücke müssen allein die Flöten-Spieler beim Wiesn-Einzug im Kopf haben; dazu kommen die Trommler-Soli und Fanfaren-Parts. Doch egal ob „Erzherzog Albrecht“, „Preußens Gloria“ oder der „Jäger aus Kurpfalz“, beim Marschieren zählen neben dem Gleichschritt nur noch die Dirigentenkommandos, die Tambourmajorin (Trommelmeisterin) Obermüller gibt. Seit zwölf Jahren schwingt sie den etwa 1,40 Meter großen und mehrere Kilo schweren hölzernen Tambourstab - eine schweißtreibende Angelegenheit.
Theo Czerny ist dem Spielmannszug Rosenheim seit 50 Jahren als Marschtrommler treu. Seine Begeisterung ist ansteckend: Auch die Schwiegertochter und drei Enkelkinder des 66jährigen, der zudem für die Vereinsfinanzen zuständig ist, sind mit dabei. Foto: pil
Bis nach Frankreich und Italien reichen die Verbindungen des Spielmannszuges. Eine Art „zweite Heimat“ der Rosenheimer aber liegt an der Etsch: Seit 40 Jahren bilden die Oberbayern beim Traubenfest in Meran als Kapelle der gastgebenden Schützenkompanie das Schlusslicht des Festzuges. Doch das, lacht Lydia Obermüller, fällt auf den ersten Blick gar nicht weiter auf: Zwar kleiden sich die Musiker aus der Zwei-Flüsse-Stadt in der Arbeitskluft der Rosenheimer Innschiffer – graue Joppe, graue Weste, rot-weißes Schweißtuch und schwarze Bundhose (beziehungsweise schwarzer Rock) . Auf dem Kopf jedoch tragen sie den hohen, ovalen Tiroler Ur-Stopselhut mit Längsfalte – verziert mit Federn in den Tiroler Landesfarben Rot und Weiß.
Bis zu ihrem 15jährigen Bestehen führte die Musikgruppe ein türkischer Schellenbaum an, der schon im 19. Jahrhundert beim Musikzug des königlichen Landwehr-Bataillons im Einsatz gewesen war. Jener wanderte jedoch wegen seines historischen Wertes 1971 ins Militärmuseum nach Ingolstadt; und an seine Stelle rückte die Vereinsstandarte mit dem Stadtwappen. Die mitgliederstärkste Zeit verzeichnet die Chronik für die Jahre 1975 bis 85; bis zu 60 Aktive waren damals bei den Auftritten dabei. In diese Zeit fiel auch die Umstellung der Flöten von der weicheren b-Stimmung auf die härter klingende Ces-Stimmung.
1978 wagten sich die ersten Spielleute an Fortbildungslehrgänge. Und Anfang der 80er Jahre hielt auch bei den Rosenheimern das Spielen nach Noten Einzug. Leider schreckte dies einige Altgediente, erzählt Obermüller, und die Zahl der Aktiven schrumpfte auf 15 bis 20. Andererseits standen den Spielleuten durch die Ausbildung nunmehr auch als Konzert-Orchester ganz neue musikalische Möglichkeiten offen, und sie verweist auf den für einen Spielmannszug eher untypischen Fundus mit Marimbaphon, Schlagzeug-Set und Percussioninstrumenten.
Besonders stolz ist die Flötistin auf die historischen Schwegelflöten, auch Seitenpfeiferl genannt, die 1995 eigens fürs Historische Stadtspiel angeschafft wurden, und die ursprünglich wohl im Heer der österreichischen Kaiserin Maria Theresia gespielt worden waren. Schließlich gründet sich die Spielmannstradition nicht nur auf die Unterhaltungkunst der Fahrenden Leute im Mittelalter; im Heer hatten Tamboure und Pfeifer Signale zu geben und Märsche zu spielen.
Der Erfolg bei den Bayerischen Meisterschaften im Jahr 1986 gab schließlich den Ausschlag, regelmäßig an landesweiten Wertungsspielen teilzunehmen. 2001 kehrten die Rosenheimer sogar mit drei ersten Plätzen im Gepäck von der Bayerischen Meisterschaft in Michelbach heim. Ganz leer ist der Wunschzettel des rund 60-köpfigen Spielmannszuges, der derzeit noch in der ehemaligen Marox-Kantine untergebracht ist, dennoch nicht. Nach einer jahrelangen Odyssee durch Übergangsunterkünfte wünscht sich nicht nur Lydia Obermüller eine Dauerlösung in Sachen Probenraum. Und ein gemeinsames Konzert mit der Stadtkapelle, fügt Gründungsmitglied Theo Czerny an, der den Spielleuten seit 50 Jahren treu ist. Der Versuch, Blasmusik in den Zug zu integrieren, war in den 60er Jahren gescheitert; lediglich die Naturtonfanfaren blieben davon übrig – bis heute.
12. September 2005

Saubere Mülltonnen für Dubai - Eine Idee geht um die Welt
Rosenheimer Unternehmer Klaus Storch in der Golfregion groß im Geschäft
zum Bericht


Bahnhofsgelände: Ein Gesamtkonzept muss her
Podiumsdiskussion im "Politsalon" des Evangelischen Bildungswerks

Rosenheim (pil) – Die „Arcaden“ liegen auf Eis, doch das Thema Bahnhof brennt den Rosenheimern nach wie vor auf den Nägeln: Jetzt befasste sich eine Diskussionsrunde im „Politsalon“ des Evangelischen Bildungswerks mit der Zukunft der Bahn-Areale beiderseits der Gleise, die als eine der letzten Entwicklungsflächen in der Stadt gelten. Fazit der Veranstaltung mit Grünen-Stadtrat Karl-Heinz Brauner, seinem CSU-Kollegen Adolf Dinglreiter, Helmut Cybulska, dem Leiter des Stadtplanungsamtes, und Rainer Heinz vom Forum für Städtebau und Umweltfragen: Ein gemeinsames Rahmenkonzept für Nord- und Südgelände mit besonderem Augenmerk auf die Verkehrssituation muss her.
Wie geht es weiter mit dem Bahnhofsgelände? Unter dieser Überschrift stand eine Diskussionsrunde im Evangelischen Bildungswerk. Beim „Politforum“ begrüßte Moderatorin Susanne Weiand (Mitte) den Leiter des Stadtplanungsamtes, Helmut Cybulska, Rainer Heinz vom Forum für Städtebau und Umweltfragen, den Grünen-Stadtrat Karl-Heinz Brauner sowie dessen CSU-Kollegen Adolf Dinglreiter (von links). Foto: pil
Die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes allerdings müsste, ebenso wie der Bau eines Busbahnhofs und eines Hotels, bereits „bis 2010 erledigt sein“, machte Dinglreiter deutlich. Stehe die Marschroute fest, könne der Vorplatz durchaus abgekoppelt und ohne den Druck, möglichst rasch Investoren für das Gesamtvorhaben zu finden, in Angriff genommen werden, bestätigte Stadtplaner Cybulska. Schließlich wird der Platz während der Landesgartenschau zehntausenden Besuchern, die per Bahn anreisen, als „Visitenkarte“ der Stadt ins Auge stechen.
Mit Überlegungen für ein Gesamtkonzept, so der gemeinsame Tenor, müsse sich nun der Stadtrat „intensiv beschäftigen“ und dabei zunächst Grundsätzliches klären, etwa ob und in welchem Umfang die Geländestreifen zwischen Bahnhof und Brückenberg langfristig als Gewerbegebiet, Einkaufszentrum oder Wohngebiet genutzt werden sollen. Brauner hält auch den Bau einer Stadtbahn für möglich.
In jedem Fall, sind sich Cybulska und Heinz einig, müsse dem „Brückenschlag“ zwischen Nord- und Südteil, der durch die verlängerte Bahnhofsunterführung bis zur Klepperstraße gewährleistet werden soll, höhere Bedeutung als bislang zugemessen werden.
Unstrittig im Podium war auch, dass die Stadtmitte in keinem Fall mit zu vielen Einzelhandelsflächen in Bahnhofsnähe ausgezehrt werden dürfe. So wurde das „Arcaden“-Projekt gestoppt: Der Stadtrat konnten sich weder mit dem Entwurf noch mit dem Verhandlungsgebaren der Investor-Gesellschaft anfreunden, berichteten Dinglreiter und Brauner übereinstimmend.
Von lockerer Bebauung für unterschiedlichste Zwecke – auch Wohnungen – nördlich der Schienenstränge, in die etwa die Krankenkassen-Gebäude in einen möglichen „Wellness-Komplex“ einbezogen werden könnten, war die Rede, während eine Zuhörerin einen Aufenthaltsraum für wartende Jugendliche anregte. Im Süden sei, neben Parkplätzen ein Messe-und Ausstellungsgelände denkbar, auf dem Dinglreiter sich „Event-Veranstaltungen“ als Anziehungspunkt für die Jugend vorstellen kann; Rainer Heinz vom Städtebau-Forum gab in diesem Zusammenhang die Folgen für die Loretowiese zu bedenken.
Der Investor-Suche sollte Dinglreiters Meinung nach ein Ideenwettbewerb vorangehen, um dem Stadtrat im Zuge des Bebauungsplanverfahrens die Auswahl zwischen mehreren Vorschlägen zu ermöglichen. Auf jeden Fall erhofft er sich auch als Leiter des Stadtmarketings ein Signal für mögliche Investoren: „In Rosenheim geht noch was.“
Die Rahmenbedingungen, stellte Cybulska klar, müssten da jedoch bereits feststehen. Ohnehin werde sich die Realisierung des gesamten Vorhabens nur schrittweise bewerkstelligen lassen; der Stadtplaner rechnet mit einer Zeitspanne von bis zu 15 Jahren.
27. Juni 2005

Peter Ramsauer (CSU): "Überall Aufbruchstimmung"
Parlamentarischer Geschäftsführer zu Gast in Happing

Rosenheim (pil) – Bestes Biergartenwetter und der Confederations-Cup waren wohl die stärksten Gegenspieler, als Peter Ramsauer, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, im Happinger Hof einen Vorgeschmack auf den bevorstehenden Bundestagswahlkampf gab. Vor rund 40 Zuhörern strich Ramsauer beim Politforum der CSU Rosenheim die „Aufbruchstimmung“ heraus, die er allenthalben zu spüren bekomme: „Ich bin geladen, um die Regierung abzulösen.“
Der 51jährige hielt sich denn auch nicht lange mit Vorreden auf und nahm allem voran die „Zerstörung der Keimzellen bürgerlicher Gesellschaft“, wie sie Rot-Grün betreibe, ins Visier. Insbesondere prangerte der vierfache Vater den „Totalangriff auf die traditionelle Familie“ etwa durch das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften an.
Was Deutschland - „kurz vor dem Staatsbankrott“ - jetzt brauche, seien ein „fairer Standortwettbewerb“, neue Arbeitsplätze durch Investitionen und Innovation sowie weniger Bürokratie. Mit den Umbau- und Sanierungsarbeiten des maroden Sozialkassensystems allerdings, räumt der promovierte Staatswissenschaftler ein, „werden wir in vier Jahren nicht fertig werden“.
Drei Monate vor der „wahrscheinlichen Bundestagswahl“ machte der CSU-Politiker aus Traunreut allerdings keinen Hehl daraus, dass auch mit einer unionsgeführten Regierung Enttäuschungen in der Bevölkerung nicht ausbleiben werden, etwa wenn es an den Abbau von Subventionen ginge.
Ein Zuckerschlecken werde die Regierungsarbeit unter einer Kanzlerin Angela Merkel („Hut ab vor dieser Frau!“) angesichts der Erblast aus sieben Jahren Rot-Grün ohnehin nicht; zumal man unter ungeheurem Zeitdruck stünde: Innerhalb von 18 Monaten „müssen die wichtigsten Dinge erledigt sein“; denn es sei nicht auszuschließen, dass die Union bei den dann anstehenden Landtagswahlen ihre Mehrheit im Bundesrat verliert. So hofft Ramsauer in Sachen Steuerreform auf einen „großen Paukenschlag“, bei der eine Fülle von Sonderregelungen abgeschafft werden müsse: „Es soll ehrlich und gerecht zugehen.“
Für völlig verfehlt hält der gelernte Müllermeister, der längst das Podium verlassen hatte und den Diskurs auf einer Ebene mit der Basis fortsetzte, unterdessen die Kapitalismuskritik von Rot-Grün, die die EU-Osterweiterung in der bestehenden Form mitgetragen hätten. Dass deutsche Betriebe nunmehr in die Billiglohnländer abwanderten und dort Fördergelder einstrichen, sei bei allem Ärger letztlich doch nur allzu verständlich, denn „Unternehmer denken unternehmerisch“.
Als ein „nicht ernst zunehmendes bürokratisches Monstrum“ lehnt Ramsauer auch den Clement-Vorschlag ab, den Tanktourismus durch eine Stiftung einzudämmen. Vielmehr müsse das Problem an seiner Wurzel namens Öko-Steuer gepackt werden.
24. Juni 2005


Mit dem frisch gravierten Kalkstein-Schild gleich neben der Eingangstür präsentiert sich die Staatliche Realschule am Nörreut zur Freude von Rektorin Stephanie Keill und Schülersprecherin Kathi Beyer nun auch nach außenhin gut sichtbar als „Johann-Rieder-Realschule“.
Die Namensurkunde hatte der Ministerialbeauftragte Peter Peltzer beim Festakt anlässlich des 50jährigen Bestehens der („frischgebackenen“ Johann-Rieder-) Realschule überreicht. Für die Namenssuche hatte das Oberbayerische Volksblatt Rosenheim Ende vergangenen Jahres eigens ein Preisausschreiben gestartet, im Zuge dessen rund 100 verschiedene Vorschläge eingegangen waren. Nach einer Vorauswahl hatte eine sechsköpfige Jury schließlich ihr Votum für den kurfürstlichen Hofschiffsmeister Johann Rieder als künftigen Namenspatron abgegeben.
Foto: Pilger



Sorge um arbeitslose Jugendliche wächst
"Pro Arbeit": Zwei Projekte weggefallen - Zukunft des Lehrstellenentwicklers ungewiss
zum Bericht


Gewaltiger Anschub für Sozialarbeit an Schulen
Sparkasse unterstützt Verein "Pro Arbeit": drei neue Stellen auf fünf Jahre
zum Bericht


Zeitreise ins Reich der Pharaonen
Ausstellung über Pyramidenbau und Totenkult der alten Ägypter im Lokschuppen
zum Bericht


Mit einem neuen Namen ins nächste halbe Jahrhundert
Staatliche Realschule wird 50 und zur "Johann-Rieder-Realschule"

Einen Fahrrad-Rap hatten die Schüler der 5. Klassen fürs Rahmenprogramm des Festaktes einstudiert...
Rosenheim (pil) - Wahrlich nicht als „ehrwürdiger Greis“, als der der deutsche Philosoph Immanuel Kant anlässlich seines 50. tituliert worden war, präsentierte sich die Realschule am Nörreut am Freitag. Mit Theater- und Musikeinlagen sorgten die Schüler in der Turnhalle für ein buntes Rahmenprogramm beim Festakt zum 50jährigen Bestehen der Lehranstalt, die zudem nun ganz offiziell „Johann-Rieder-Realschule“ heißt.
So manchner der Festgäste mochte sich an seine eigene Schulzeit in der Realschule oder im benachbarten Finsterwalder-Gymnasium zurückversetzt gefühlt haben: Der Chlorgeruch wabert noch wie vor Jahrzehnten durch das Gebäude am Nörreut, wo Rektorin Stephanie Keill neben den Klassensprechern, Politikern, Vertretern der Stadtverwaltung und zahlreicher Schulen sowie in der Region ansässiger Unternehmen auch viele Ehemalige begrüßte; darunter den Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner, der 1980 hier seine Mittlere Reife „gebaut“ hat.
Die Bedeutung der Realschule im deutschen Bildungssystem stellten sowohl Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer als auch der Ministerialbeauftragte Peter Peltzer heraus. Dieser hob dabei vor allem die Entwicklung zu einem eigenständigen Bildungsgang bis hin zur Fachhochschule hervor. Als deutlichen Erfolg bezeichnete er unter anderem die Einführung der sechsstufigen Realschule; wobei am Nörreut seit 2003 zusätzlich die Koedukation die Schulfamilie mit ihren rund 750 Schülern - davon knapp 100 Mädchen - und 44 Lehrern spürbar bereichere. Immerhin, fasste der gebürtige Rosenheimer mögliche Perspektiven nach der Mittleren Reife in Zahlen, stellten die Realschulabsolventen in manchen FH-Studiengängen 50 bis 60 Prozent der Studenten. Und allein ein Drittel aller Abiturienten im Freistaat hätten einen Realschul-Abschluss vorzuweisen, ergänzte Peltzer, der anstelle der zurückgetretenen Kultusministerin Monika Hohlmeier gekommen war.
... Anschauungsunterricht inklusive. Fotos: pil
Mit ganz anderen Zahlen wartete indes Markus Drexler auf. Obwohl die Schülerzahl innerhalb der letzten vier Jahre um 63 Prozent angestiegen sei, wurde das Lehrerkollegium im gleichen Zeitraum lediglich um ein Drittel aufgestockt, monierte der Vorsitzende des Elternbeirats nachdrücklich. Keine Frage, was dies im Hinblick auf Klassenstärken und Unterrichtsausfall bedeute. Im Gegenzug müssten sich die Eltern dafür die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie „um die Ohren hauen lassen“. Und noch einen wunden Punkt sprach Drexler an: die akute Raumnot. Die Unterbringung der Klassen in Gemeinschafts- und Fachräumen sei mittlerweile zur „Farce“ geraten. Er forderte die Verantwortlichen deshalb mit Nachdruck auf, „nicht an der Ausbildung unserer Kinder zu sparen“.
Der neue Kultusminister Siegfried Schneider wisse um diese Probleme und, sicherte Peltzer zu, werde sich diesen Themen demnächst widmen. Ebenso stellte der der Ministerialbeauftragte Unterstützung für die Kommunen in Aussicht, die als Schulträger mittlerweile immense Kosten zu tragen hätten. Die Stadt, hatte Rathaus-Chefin Bauer auch mit Blick auf die Städtische Mädchenrealschule erklärt, habe an ihrer Pionierrolle als Aufwandsträger heute schwer zu tragen.
Einigkeit bei den Rednern herrschte über die passende Wahl des kurfürstlichen Hofschiffmeisters Johann Rieder (1632 bis 1715) als Namensgeber für die Realschule am Nörreut. Der Sohn eines Bierbrauers stammte aus Erl und erhielt durch die Hochzeit mit einer Schiffmeisters-Witwe die Berechtigung, einen eigenen Schiffszug zu führen. Er knüpfte enge Beziehungen zu den Wirtschaftszentren Mitteleuropas und wurde Kämmerer und Bürgermeister des Marktes Rosenheim. Seine Nachkommen blieben in Rosenheim und machten sich als Geistliche, Ärzte und Apotheker um die Stadt verdient.
Als typisch für einen Realschulabsolventen bezeichnete Peter Peltzer den Werdegang Rieders, der aus einfachen Verhältnissen stammte und dank seiner Leistungsbereitschaft und seines Unternehmensgeistes große berufliche Erfolge errang.
23. April 2005

Eine Schule macht Geschichte
Dass sich die Raumnot bereits seit 50 Jahren wie ein roter Faden durch die Schulgeschichte zieht, zeigte Richard Eders launiger Rückblick aufs letzte halbe Jahrhundert. Die erste, vierkursige königliche Realschule in Rosenheim wurde indes bereits 1881/1882 gegründet, als Lehranstalt für eine „nicht zu unterschätzende Geistesschulung“.
1954 genehmigt das Kultusministerium die Errichtung einer dreiklassigen Staatlichen Mittelschule in Rosenheim - mit Trostberg und Wasserburg eine der ersten im südostoberbayerischen Raum. Für den Sach- und Raumbedarf hat die Stadt Rosenheim als Träger zu sorgen. Von den damals vier Lehrern unterrichten allein zwei Religion. Die erste Eingangsklasse mit 43 Schüler wird behelfsmäßig im Sportbundheim in der Küpferlingstraße untergebracht; das Direktorat residiert derweil in der Prinzregentenstraße. Ende 1955 stehen dann auch Klassenräume in der Stollschule zur Verfügung.
Nach kurzer Bauzeit wird im September 1957 der erste, 565.860 Mark teure Baubabschnitt am Nörreut eingeweiht; die erst Erweiterung folgt fünf Jahre später. Turnhalle und Lehrschwimmbecken entstehen 1964, und wiederum zwei Jahre später wird die Schule aufgestockt, sie heißt nunmehr „Staatliche Realschule für Knaben“.
Die letzte Erweiterung liegt mittlerweile mehr als 30 Jahre zurück - und die frischgebackene „Johann-Rieder-Realschule“ platzt längst wieder aus allen Nähten.
pil



Trockentraining fürs Vorstellungsgespräch
Bewerbungsplanspiel an den Hauptschulen Mitte und Fürstätt

Beim Planspiel an den Hauptschulen Mitte und Fürstätt konnten sich rund 150 Jugendliche im Bewerben üben. Hier: Verena Plank, Ausbildungsleiterin beim Autohaus Freilinger & Geisler, mit Carolin Zipperer, die sich für eine Ausbildungsstelle als Arzthelferin vorstellte.
Foto: pil
Rosenheim (pil) – Noch war es eine Art Trockentraining, bevor im kommenden Jahr der Sprung ins kalte Wasser ansteht. Trotzdem hatten sich die meisten Achtklassler an der Hauptschule Mitte eingehend auf ihr „Vorstellungsgespräch“ beim diesjährigen Bewerbungstraining vorbereitet. Vor allem die Mädchen hätten sich umfassend über ihren Wunschberuf informiert und so das Gespräch überzeugend und selbstbewusst gemeistert, freut sich Petra Müller, Ausbildungsleiterin bei der Firma Gabor.
Seit sechs Jahren organisiert die Schulsozialarbeit vom Verein „Pro Arbeit“ an den Hauptschulen in der Wittelsbacher Straße und in Fürstätt das Bewerbungsplanspiel, bei dem die Jugendlichen bereits ein Jahr vor dem Abschluss den Ablauf eines fast realen Vorstellungsgesprächs erleben können. Und auch heuer stellten mehrere Betriebe aus Rosenheim und Umgebung sowie die Stadtverwaltung Gesprächspartner zur Verfügung, freut sich Diplom-Sozialpädagoge Klaus Schöberl.
Ihre Bewerbungsmappen hatten die Schüler im Unterricht weitgehend eigenständig zusammengestellt; auf eventuelle Schwachstellen – etwa ein handschriftlich verfasstes Anschreiben – machten die Ausbilder in den jeweiligen, etwa 20minütigen Unterredungen aufmerksam. Darüber hinaus mussten die Jugendlichen ihre Berufswahl begründen. Pluspunkte konnte dabei - wie im „Ernstfall“ auch - sammeln, wer bereits entsprechende Betriebspraktika vorzuweisen hat oder sich beispielsweise im sportlichen oder sozialen Bereich engagiert.
Neben Pünktlichkeit und sauberer Kleidung misst etwa Verena Plank (Freilinger und Geisler) der Zeugnis-Bemerkung in punkto Verhalten große Bedeutung bei; Zimmerermeister Georg Lindauer achtet zudem besonders auf eine mögliche Suchtgefährdung bei den Bewerbern.
Diese Tips wollen sich die künftigen Lehrstellen-Aspiranten – das Spektrum der Bewerbungen reichte vom Fachinformatiker über Bürokauffrau, Arzthelferin und Anwaltsgehilfin bis hin zum Koch und Kfz-Mechatroniker - durchaus zu Herzen nehmen. „Jetzt wissen wir, was wir noch besser machen können.“, zogen die meisten äußerst zufrieden Bilanz.
21. April 2005



Visionen für die Jugendlichen im Sozialraum Nord
Kinderschutzbund: Pilotprojekt nimmt breiten Raum bei Jahreshauptversammlung ein
zum Bericht


Leitfaden für arbeitslose Jugendliche
Workshop zur Umfrage von "Pro Arbeit" - Sozialkompetenztraining geplant

Rosenheim (pil) - Mit einem Leitfaden mit Kontaktadressen und Anlaufstellen wollen Sozial- und Jugendamt der Stadt Rosenheim künftig arbeitslosen Jugendlichen unter die Arme greifen. Ziel ist es, für die Betroffenen wichtige Informationen in Sachen Behördengängen und Fördermaßnahmen leicht verständlich aufzubereiten. Auf diese Weise, so hoffen die gut 30 Teilnehmer eines Workshops in der Berufsschule I, kurz- oder auch langfristig mehr Jugendlichen zu einer Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsstelle zu verhelfen.
Grundlage des Treffens bildete die Umfrage, die Carina Hernaiz vor einiger Zeit im Auftrag von „Pro Arbeit“ in Jugendtreffs, Vereinen und Wohngruppen gemacht hat. Gut drei Stunden lang setzten sich jetzt Vertreter der Stadt Rosenheim (darunter Sozial- und Jugenddezernent Michael Keneder), der Agentur für Arbeit (unter anderem Leiter Harald Neubauer), der IHK, der katholischen Jugendfürsorge, der Berufsschulen, des Vereins „Pro Arbeit“ sowie anderer Einrichtungen mit den so ermittelten Zahlen auseinander.
Insgesamt 219 Betroffene hatten sich an der Erhebung beteiligt; für den Workshop maßgebend waren aufgrund des LOS-Projekts (Lokales Kapital für soziale Zwecke) für den Leitfaden allerdings nur die 84 arbeitslosen Jugendlichen aus dem Stadtgebiet (38 Prozent).
Immerhin ein Drittel - also 28 – dieser 15- bis 19jährigen hat keinen Schulabschluss vorzuweisen, 31 Prozent haben die Hauptschule abgeschlossen, sieben Prozent den Quali, nur einer einen Förderschulabschluss. Lediglich 13 der Jugendlichen (15 Prozent) sind arbeitslos gemeldet, 38 haben auf den Gang zum Arbeitsamt verzichtet, während 40 Prozent zu diesem Punkt keine Angaben machten.
Sämtliche Zahlen, betont Sozialpädagogik-Studentin Hernaiz im Protokoll, erhöben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und könnten lediglich als Momentaufnahme gesehen werden. Die offizielle Statistik der Agentur für Arbeit verzeichne nach Angaben von Leiter Harald Neubauer derzeit 477 arbeitslose Jugendliche im Stadtgebiet.
Breiten Raum nahm die Auflistung möglicher Gründe ein, warum die Betroffenen den Gang zum Arbeitsamt oftmals ebenso wenig in Betracht zögen wie die Teilnahme an Fördermaßnahmen. Eine allgemeine Scheu vor Behörden, fehlende Information, Resignation, Gleichgültigkeit, der fehlende Schulabschluss und nicht zuletzt fehlender Rückhalt in der Familie – weit über 60 Punkte umfasst der Katalog. Fazit: Ein Patentrezept, um arbeitslose Jugendliche ins Berufsleben zu schleusen, gibt es nicht.
Vielmehr, so die Bilanz, gelte es, die Bildung der Jugendlichen sowohl in fachlicher als auch in sozialer Hinsicht zu verbessern. Die Berufsschulen I und II sowie in Bad Aibling wollen dies gemeinsam mit der jeweiligen Schulsozialarbeit durch ein Sozialkompetenztraining unterstützen. Darüber hinaus soll ein Netzwerk zwischen Schulen, Behörden, ARGE und anderen Einrichtungen geschaffen werden. Der geplante Leitfaden soll dabei den Ansprüchen der Schüler (komprimiert und leicht verständlich) ebenso gerecht werden wie denen der Hauptamtlichen (ausführlich).
12. April 2005


Vom Kramerladen zum Farbenfachhandel
Familienbetrieb Hoegner feiert 250-jähriges Bestehen
zum Bericht


Praxisklasse bringt Farbe in die Fürstätter Schule
Mehrwert durch Maler-Praktikum - Neuer Anstrich war längst überfällig

Rosenheim (pil) - Jeweils eine Woche lang haben die beiden Gruppen der Praxisklasse in der Volksschule Fürstätt zu Farbkübel und Malerrolle gegriffen. Vom Ergebnis - die einstmals schmutzig-weißen Gänge in den Pavillons strahlen nun in einem einladend warmen Gelb – sind Schüler wie Lehrer gleichermaßen angetan: „Wir sind sehr stolz auf die Praxisklasse.“, freut sich Rektor Siegfried Holst angesichts der frischgepinselten Wände, während Konrektorin Hermine Deindl insbesondere den „Mehrwert für die Schule“ hervorhebt.
„Besser als Schule“ lautete das Urteil der Schüler aus der Praxis-Klasse in Fürstätt. Die 16 Jugendlichen haben den Gängen in den Pavillons zu einem neuen Anstrich verholfen. Mit dem Ergebnis sind nicht nur Sozialpädagogin Gabi Futscher (links), Klassenlehrer Philipp Seyfried (Zweiter von rechts) und Malermeister Christian Leithner (rechts) zufrieden. Foto: pil
Als Fördermodell für Schüler mit Lern- und Leistungsrückständen wurde vor einigen Jahren die Praxisklasse in Fürstätt eingerichtet. Diese Jugendlichen stehen vor dem Ende ihrer neunjährigen Schulpflicht und haben keine Aussicht, den Hauptschulabschluss in einer Regelklasse zu erreichen. Ein spezielles Konzept mit einem großen Anteil berufsbezogener Praxisblöcke soll den Schülern ermöglichen, trotz ihrer schwierigen Ausgangslage eine Lehrstelle zu finden.
Um schon vorab einen Einblick in die Arbeitswelt zu erhalten, muss jeder ein achtwöchiges Praktikum in einem Rosenheimer Betrieb absolvieren, erläutert Sozialpädagogin Gabi Futscher vom Verein „Pro Arbeit“, die die Klasse im Rahmen der Schulsozialarbeit betreut. Auf diese Weise können die Jugendlichen zudem noch zu Schulzeiten Vorlieben für und Abneigungen gegen bestimmte Berufsfelder ausloten.
Darüber hinaus probieren die zumeist 14- bis 16jährigen im Laufe des Jahres vier Wochen lang den Umgang mit den Werkstoffen Metall und Holz aus, üben sich im Bedienen und Beraten und schnuppern ins Gestalten mit Farbe. Diese Blöcke werden in der Regel in den Räumen des Beruflichen Fortbildungszentrums der Bayerischen Wirtschaft (bfz) durchlaufen. Doch weil ein neuer Anstrich für die Gänge der 50 Jahre alten Pavillons in Fürstätt längst überfällig war, wurden die Praxis-Schüler in diesem Jahr vor eine ganz reelle Aufgabe gestellt.
Dabei war das Unterfangen nicht immer ganz einfach: Den meisten der jungen Leute sei beispielsweise kontinuierliches Arbeiten an einer Sache fremd gewesen, schildert Malermeister Christian Leithner, der das Praktikum von Seiten des bfz betreut hat, eines der grundlegenden Probleme. Unter seiner Anleitung haben die Schüler nicht nur gelernt, den Pinsel richtig zu führen; auch alle Vorbereitungen wie das Abkleben von Tür- und Fensterrahmen und das abschließende Putzen mussten die Jugendlichen von A bis Z selbst übernehmen.
Zwei Burschen konnte auch das nicht abschrecken: Sie spielen nun ernsthaft mit dem Gedanken, sich eine Lehrstelle in einem Malerbetrieb zu suchen.
31. März 2005


Vom Gefäß zur Figur: Jour Fixe für Ton-Künstler
Ute Burkamp leitet seit 20 Jahren den Keramikkurs im Rosenheimer Bildungswerk

Die schwarzen Raben wurden vor 20 Jahren zum Markenzeichen der Künstlerin aus Neubeuern.
Von Marisa Pilger

Rosenheim/Neubeuern – Pünktlich um sieben Uhr werden dienstags im Untergeschoss des Rosenheimer Bildungswerks Schürzen umgebunden, Küchenmesser und Nudelhölzer bereitgelegt. Der Ofen im Nebenraum ist noch warm und wartet darauf ausgeräumt zu werden; vom letzten Mal stehen noch Hasen im Rohr. An diesem Abend wird wohl ein Fisch in den blauen Kasten wandern, oder ein Rabe, oder ein überdimensionaler Pinienzapfen – tönerne Kunstwerke allesamt. Denn immer am Dienstag gibt die Keramik-Kunst den Ton im Töpferraum in der Pettenkoferstraße an. Der Kurs unter der Leitung von Ute Burkamp, der seit 20 Jahren unter dem immer selben Motto „Vom Gefäß zur Figur“ läuft, ist ein wahrer Dauerbrenner im Bildungswerk-Programm – und ständig ausgebucht.
Ziemlich lang habe sie auf einen freien Platz gewartet, erzählt eine der Teilnehmerinnen, und wendet sich wieder dem dicken Mann zu, der einmal auf ihrem Balkon Platz nehmen soll.
Ihre Erfahrung im Umgang mit Ton gibt Ute Burkamp seit 20 Jahren im Bildungswerk weiter. „Vom Gefäß zur Figur“ heißt der Dauerbrenner im Kursprogramm, der ständig ausgebucht ist. Fotos: Pilger
An die zehn Kilo feuchter ockerfarbener Tonmasse hat sie bereits zu Bauch, Po, Beinen, Armen und Schultern aufgebaut und modelliert. Beim Gesicht muss jetzt Ute Burkamp helfen. Mit routinierten Griffen verhilft sie dem Ton-Mann zu Backen, arbeitet die Nasen- und Kinnpartie ansatzweise heraus und gibt Tipps für die Gestaltung von Ohren, Haaren und Schuhen. Eine andere ist sich in Sachen Glasur unsicher – natürlich weiß die Kursleiterin auch hier Rat.
„Das ist der Vorteil, wenn man's schon so lange macht. Dann muss man nicht soviel fragen.“, meint eine Dunkelhaarige, die seit beinahe 15 Jahren in Ton schwelgt und schon so einiges für Haus und Garten getöpfert hat. Dabei haben auch blutige Anfänger schon nach wenigen Stunden ein Erfolgserlebnis, wenn der erste eigenhändig geformte Blumentopf für den Schrühbrand 16 Stunden lang in den Brennofen wandert.
„Man muss sich nur trauen, den Ton richtig anzufassen“, macht Burkamp den Unerfahrenen Mut zum Modellieren und zum Ausprobieren. Selbst wenn das feuchte Gebilde, das vielleicht einmal ein Frosch oder eine Henne werden sollte, zu einem Häuflein Elend zusammensackt, ist das kein Beinbruch – passiert ist das jedem schon; und nicht selten entstehen aus diesen Missgeschicken die schönsten weil kuriosesten Exemplare.
Die Kursleiterin selbst hatte vor 30 Jahren in der Volkshochschule zum erstenmal einen Klumpen Ton in den Händen und spürte gleich: „Das ist mein Element.“ Die Leidenschaft fürs Gestalten und Modellieren hat die Mutter dreier Töchter seither nicht mehr losgelassen. Auch mit reduzierten Formen experimentiert sie, doch welchen Stil Ute Burkamp bevorzugt, verrät ein Blick in ihre private Werkstatt. Dort lachen dem Betrachter liebevoll gestaltete und ebenso drollige wie farbenfrohe Frösche, Schafe, Maulwürfe, Hühner und Zwerge entgegen.
Manche der zwölf Kursteilnehmerinnen haben ihre Modelle im Kopf dabei, wenn sie zu Abdrehschlinge, Modellierhölzern und -schlingen greifen; andere wieder bringen Vorlagen mit: einen kleinen braunen Filzhasen etwa, oder einen weiß-orange gestreiften Clownfisch in Plüsch. Und auf Motivsuche sind sowieso alle immer und überall.
Wahre Kunstwerke sind die beiden Harlekins, die aktuellen Lieblingsstücke von Ute Burkamp.
Burkamp zum Beispiel wurde bereits des öfteren bei Paul Flora fündig. Die Bilder des Zeichners aus dem Vinschgau inspirierten sie unter anderem zu den witzigen schwarzen Raben - seit Jahren ihr Markenzeichen -, von denen sich fünf sogar auf dem Dachfirst ihres Hauses in Neubeuern eingenistet haben; oder zu dem kunstvollen Harlekin-Pärchen auf dem Bistrotisch im Gang.
Die kreative Ader wurde der Tochter einer Schneiderin und Enkelin einer Hutmacherin ganz offensichtlich in die Wiege gelegt. Schon als Kind hat sie gerne Puppen gebastelt. In die Öffentlichkeit trägt die passionierte Ton-Künstlerin ihre Werke allerdings nur einmal im Jahr: Beim Neubeurer Weihnachtsmarkt hat sie ihren Stammplatz in der Nähe der Kirche.
Im Bildungswerk sind inzwischen einige mit dem Glasieren bereits gebrannter Stücke beschäftigt, was manchmal viel mehr Arbeit macht als das Modellieren; allerdings entfalten die angerührten Farben erst mit dem Glasurbrand bei 1050 Grad Celsius ihre wirkliche Pracht.
Der wöchentliche Treff aber bedeutet für die Frauen mehr als nur Ton kneten und glasieren. In der lockeren, freundschaftlichen Atmosphäre können sie „so richtig abschalten“. Hin und wieder bricht die Gruppe auch zu gemeinsamen Wanderungen auf; sogar eine Berlin-Reise hat ein Töpfer-Dutzend, dessen Zusammensetzung sich immer wieder ändert, vor Jahren unternommen. Männer sind allerdings mehr als dünn gesät in der Runde; vielleicht drei, schätzt Burkamp, haben sich im Lauf von 20 Jahren in ihren Kurs verirrt.
27. März 2005


Rollenspiele in Sachen Strategie
Erstes Rosenheimer Unternehmer-Theater zeigt neue Wege auf

Rosenheim (pil) – Der Stand für Energiesparheizungen auf der Messe für Jaguar-Fahrer, die Beteiligung an Ausschreibungen für Baustellen in Frankfurt/Main; eine Anzeigenkampagne für den Austausch von Heizkesseln drei Tage vor den Sommerferien, und vor allem die Bandenwerbung in der Reithalle. Franz Huber, Inhaber eines Betriebs für Heizung und Sanitär, ist recht rührig, wenn es darum geht, sich irgendwie auf dem Markt zu präsentieren. Trotzdem hat der Unternehmer schwer zu kämpfen, die Auftragslage ist miserabel, der Gewinn sinkt stetig. Wie der Mittelständler das Ruder mithilfe eines Unternehmensberaters doch noch herumreißen kann, erlebten die Zuschauer jetzt beim Ersten Rosenheimer Unternehmer-Theater.
Stefan Reuss, Christian Sorger und Roland Bauer (von links) vom Ersten Rosenheimer Unternehmer-Theater zeigten auf unterhaltsame Weise, welche Möglichkeiten eine klare Strategie auch kleinen Betrieben eröffnen können. Foto: pil
Ein Eintrag in den Gelben Seiten allein reicht längst nicht mehr aus, um präsent und damit konkurrenzfähig zu bleiben. Selbst kleine alteingesessene Betriebe müssen heutzutage offen sein für Neuerungen und eine klare Strategie entwickeln, um sich auf dem immer enger werdenden Markt behaupten zu können.
„Veränderungen passieren immer nur durch einen Aha-Effekt beim einzelnen Menschen.“, ist Unternehmensberater Bauer überzeugt, der in die Rolle des ständig lamentierenden Franz Huber geschlüpft war. Deshalb hat das Team von „Bauer & Partner“ seinen Arbeitsalltag in einen humorigen, zuweilen hintergründigen aber durchaus realistischen Fünfakter verpackt, der gleichzeitig von den Widerständen ahnen lässt, auf die Roland Bauer, Stefan Reuss und Christian Sorger im wirklichen Leben zuweilen stoßen.
So erfuhr der exemplarische Heizung-/Sanitär-Fachmann beim Strategie-Workshop mit seinem Unternehmensberater so einiges über Zieldefinition („Wo wollen wir hin?“), Analyse der Geschäftsstruktur, Ranking („Welcher Geschäftsbereich hat welche Priorität?“), Positionierung auf dem Markt („Wie werde ich wahrgenommen?“) und Controlling. Doch Huber wäre nicht Huber gewesen, hätte er nicht laufend Zweifel an Sinn und Umsetzbarkeit der Strategieplanung angemeldet.
Auch künftig will das Theater-Team, das seit Oktober an die 300 Zuschauer in dem restaurierten Oswald-Gebäude an der Burgermühle begrüßt hat, Themen wie Cash-Management, Nachfolgeregelung und Mitarbeiterführung in unterhaltsamen Rollenspielen aufbereiten. Diese, so Bauer, kämen beim Publikum viel besser an als trockene Vorträge; der Applaus zeugte vom Erfolg dieser Strategie.
Der angeschlagene Heizung-/Sanitär-Betrieb des lamentierenden Huber entwickelte sich übrigens binnen eines Jahres zum gefragten Spezialisten für Pellets-Heizungen und Schmutzminimierung bei Altbausanierungen. Und dem vormals überarbeiteten Chef bleibt jetzt sogar Zeit, seine Tochter hin und wieder zum Reitunterricht zu kutschieren - und dabei gleich noch seine umstrittene Bandenwerbung in Augenschein zu nehmen.
21. März 2005


Statt Arbeitslosigkeit ein Netz mit Trainingsmöglichkeiten
Gemeinnützige Betreuungsgesellschaft in Rosenheim fängt Menschen ohne Job auf
zum Bericht


Zu viele Verordnungen, zu wenig Patriotismus
MdL Klaus Stöttner zu Gast beim Selbständigen-Verband ASU
zum Bericht


Wie viele Jugendliche sind tatsächlich ohne Job?
"Pro Arbeit"-Umfrage soll genaue Zahlen bringen - Verein bittet um Kontaktaufnahme

Rosenheim (pil) – Was die tatsächliche Situation der Jugendlichen auf dem Rosenheimer Arbeitsmarkt anbelangt, mangelt es offenbar an genauen Zahlen. Denn dass auch die offiziellen Erhebungen der Agentur für Arbeit nur ein unvollständiges Bild der Lage widerspiegeln, zeigen die Anmerkungen auf so manchem der Fragebögen, die der Verein „Pro Arbeit“ verteilt hat: Weil sie sich schämten, erklären dort mehrere Befragte, hätten sie sich nicht arbeitslos gemeldet - und wurden demzufolge auch in der Statistik nicht erfasst.
Wieviele Jugendliche im Stadtgebiet tatsächlich ohne Arbeit sind, wie deren Berufsvorstellungen aussehen und mit welchen Schwierigkeiten sie beim Einstieg ins Arbeitsleben zu kämpfen haben, will „Pro Arbeit“ deshalb mithilfe einer Umfrage herausfinden. So können die Teilnehmer angeben, warum beispielsweise eine Ausbildung abgebrochen wurde oder ob sie bereits Hilfsangebote des Arbeitsamtes in Anspruch genommen haben. Berücksichtigt werden auch das familiäre, kulturelle und soziale Umfeld sowie die Schulbildung der jungen Leute.
Je mehr Jugendliche und junge Erwachsene sich an der Aktion beteiligten, um so deutlicher zeige sich, wo die Probleme liegen, wirbt „Pro Arbeit“-Geschäftsführerin Claudia Georgii für das Projekt, das aus dem LOS-Topf, dem „Lokalen Kapital für soziale Zwecke“, finanziert wird; und umso wirkungsvoller könne in der Folge auch der Hebel für Fördermaßnahmen und andere Hilfestellungen angesetzt werden. Betroffene sollten sich deshalb möglichst bald mit dem Verein „Pro Arbeit“ in der Lessingstraße 20, Telefon 8069631, in Verbindung setzen. Wie schwierig es ist, genaue Zahlen zu ermitteln, hat Carina Hernaiz in den vergangenen Wochen erlebt. Seit Ende November hat die 23jährige Sozialpädagogik-Studentin im Auftrag von „Pro Arbeit“ zahlreiche Jugendtreffs, Vereine und Wohngruppen abgeklappert; ebenso auf dem Programm stand die Berufsschule in Bad Aibling. Von den 300 ausgeteilten Fragebögen sind allerdings nur rund die Hälfte ausgefüllt zurückgekommen.
Viele der Jugendlichen seien nach Dutzenden von Bewerbungen und ebenso vielen Absagen frustriert und versprächen sich nichts von einer Umfrage, macht Georgii einen der Gründe für die geringe Rücklaufquote aus. Dabei habe sich gerade diese Aktion zum Ziel gesetzt, die Probleme der jungen Leute aufzugreifen; wobei der Erfolg letztlich mit der Zahl der Teilnehmer stehe und falle.
22. Februar 2005


Mehr Platz und eine Küche für den "Sonnenschein"
Großes Einweihungsfest im Petö-Kindergarten - Ab Herbst freie Plätze

Auch die „Sonnenschein“-Kinder freuen sich riesig über die neuen Räume und nicht zuletzt über die heißersehnte Küche, eine Spende von Thomas Dinzenhofer, dem Inhaber von „Inntal-Küchen“ in Pfraundorf. Gemeinsam mit ihren Konduktoren hatten die Mädchen und Buben unter anderem „Mit jedem kleinen Schritt“ einstudiert, das Lied, das der Musiker Eric Bond eigens Kindern mit Behinderung gewidmet hat. Den kirchlichen Segen für die neuen Räume erteilten Pfarrerin Christiane Müller von der Versöhnungskirche und ihr katholischer Kollege Josef Franik (St. Josef der Arbeiter). Fotos: Pilger
Rosenheim (pil) – In der orangefarbenen Designerküche wird bereits kräftig gewerkelt; Brot und Plätzchen haben die „Sonnenschein“-Kinder dort schon gebacken. Und auch den zweiten Therapieraum des Petö-Kindergartens in Oberwöhr haben die Mädchen und Buben längst mit Beschlag belegt. Bereits im Sommer hatte sich das Konduktive Förderzentrum am Burgweg, das aus allen Nähten zu platzen drohte, auf rund 400 Quadratmeter vergrößert. Am Samstag mittag nun wurde der Anbau mit rund 150 Gästen offiziell eingeweiht und gesegnet.
Durch einen großzügigen Mauerdurchbruch konnte eine ehemalige Werkstätte an die Einrichtung angegliedert werden, die derzeit insgesamt 22 behinderte Kinder aus dem Raum Rosenheim, Mühldorf, Traunstein und Altötting besuchen; fünf davon in einer Mutter-Kind-Gruppe zur Frühförderung. Auch ein zweiter Eingang entstand mit dem Umbau, durch den die überwiegend spastisch gelähmten Mädchen und Buben ihren Kindergarten nun betreten können; denn auch das ist ein wesentlicher Bestandteil der vom ungarischen Neurologen Andras Petö entwickelten ganzheitlichen Intensivtherapie: „Hinter der Türschwelle sitzt kein Kind im Rollstuhl“, sondern muss auf seinen eigenen Beinen stehen und sich mithilfe von Krücken oder Rollwägen fortbewegen, erklärt Doris Weisbach, Vorsitzende des Elternbeirats und Rosenheimer Vertreterin des Vereins „Fortschritt“, der den Spezialkindergartern in Oberwöhr betreibt.
Sie hatte gemeinsam mit ihrem Mann Siegfried vor gut drei Jahren das Projekt Petö-Förderzentrum in Rosenheim in die Hand genommen. Nach vielen Teilerfolgen und so manchem Rückschlag – ein Vermieter zog kurz vor Vertragsabschluss sogar die Zusage für die fest zugesagten Räume zurück – war es im November 2002 so weit: Das Konduktive Förderzentrum konnte seine Türen für sechs behinderte Kinder öffnen. Damit blieb künftig nicht nur den Weisbachs die kräftezehrende und teure Fahrerei ins Fortschritt-Förderzentrum nach Starnberg erspart, wo die heute sieben Jahre alte Julia dank der Behandlung nach Petö binnen kurzer Zeit bemerkenswerte Fortschritte gemacht hatte.
Als einen „großen Tag der Freude“ bezeichnete Anouschka Horn vom Bayerischen Fernsehen, die ehrenamtlich den offiziellen Teil moderierte, das Fest in dem bewusst designermäßig ausgestatteten, hellen Haus. Unter den Gästen waren neben Vertretern der Regierung von Oberbayern und des Bezirks – wie der Geschäftsführer der Pflegesatzkommission Alexander Filesch - auch der Konsul von Ungarn, Tamas Gergely, sowie Wolfgang Zeller, der Rektor der Rohrdorfer Schule, wo ab Herbst eine Petö-Klasse eingerichtet wird. Von Engeln, ohne die es nicht geht, sprach Horn und erinnerte an den persönlichen Einsatz von Gabriele Bauer: Die Oberbürgermeisterin hatte bei einer Aktion zugunsten des Kindergartens auf dem Christkindlmarkt eigenhändig Glühwein ausgeschenkt.
Sichtlich bewegt wies auch Peter von Quadt, Begründer des Vereins „Fortschritt“ und selbst Vater eines spastisch gelähmten Sohnes, insbesondere auf das unermüdliche Engagement der Weisbachs hin. Ebenso wie Kindergartenleiterin Edit Beke ließ er aber auch den Einsatz der anderen Eltern sowie der Konduktoren, der Betreuer, nicht unerwähnt, die tatkräftig zum Fortbestand des Kindergartens beitragen.
Beeindruckt von der Entwicklung im Konduktiven Förderzentrum: Peter von Quadt, Geschäftsführer der gemeinnützigen Fortschritt gGmbH, MdB Daniela Raab, OB Gabriele Bauer und Hauseigentümer Jürgen Drösel.
Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer schätzte sich glücklich, als Kommunalpolitikerin direkt mit Menschen zusammenkommen zu dürfen, die eine solche Gemeinschaft bilden. Sie dankte den Sponsoren, unter anderem der Sparkasse Rosenheim, die den Umbau ermöglicht hatten, und sicherte dem Kindergarten weiterhin Unterstützung zu.
Dass allerdings längst nicht alle Klippen umschifft sind, machte die CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Raab, die Schirmherrin des Kindergartens, deutlich. Entgegen der Empfehlung des Bundessozialgerichts habe der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen die Aufnahme der Konduktiven Förderung nach Petö in den Leistungskatalog der Krankenkassen verweigert. Vorerst erhalte der Bezirk die Finanzierung der Behandlung zwar aufrecht. Doch Raab, die sich in dieser Angelegenheit mittlerweile an Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt gewandt hat, kündigte im Fall einer endgültigen Absage aus Berlin gemeinsame Aktionen mit den Eltern an.
Im "Sonnenschein" ist man unterdessen auf der Suche nach Nachwuchs fürs neue Kindergartenjahr, da dort durch den Wechsel von sechs oder sieben Kindern an die Schule in Rohrdorf im Rahmen eines bayernweit bislang einzigartigen Pilotprojekts Plätze frei werden. Nähere Informationen erteilt Kindergartenleiterin Edit Beke unter Telefon 08031/809040.
14. Februar 2005


"Ein Jahr Sozialkunde ist zu wenig"
Finsterwalder-Gymnasium: Diskussionsrunde "Jugend und Politik" im Lokschuppen

Rosenheim (pil) – Der Vorwurf an die Adresse des CSU-Abgeordneten Klaus Stöttner war bewusst provokant formuliert: Man werde den Eindruck nicht los, die Bayerische Staatsregierung halte den Sozialkundeunterricht an den Gymnasien bewusst kurz, um zu verhindern, dass sich die politische Meinung der angehenden Wähler zu stark auspräge. Damit brachte die Lehrerin für Sozialkunde, Geschichte und Deutsch noch einmal auf den Punkt, was vor ihr bereits mehrere Schüler kritisiert hatten: Nur ein Jahr Sozialkunde - im ersten Halbjahr der 10. Klasse einstündig, im zweiten zweistündig - ist zu wenig; denn wer nichts weiß, kann nicht mitreden. Mit ein Grund, warum viele der Jugendlichen derzeit die Einführung von Volksbegehren ähnlich denen in der Schweiz ablehnten.
"Jugend und Politik", eine Premiere unter der Moderation von Studiendirektor Dr. Klaus Neumeier: Mit Barbara Rütting von den Grünen (links), SPDler Linus Förster (2. von links) und Klaus Stöttner von der CSU (rechts) stellten sich am Samstag im Stadtjugendringsaal des Lokschuppens erstmals Abgeordnete aller im Bayerischen Landtag vertretenen Parteien der Diskussion mit Schülern des Finsterwalder-Gymnasiums. Foto: pil
Zum Mitreden hatten die rund 130 Oberstufler des Finsterwalder-Gymnasiums am Samstag jedoch durchaus Gelegenheit: Unter der Überschrift „Jugend und Politik“ hatten sich mit Klaus Stöttner (CSU), Dr. Linus Förster (SPD) und Barbara Rütting (Grüne) Vertreter der drei Landtagsparteien zu einer Diskussionsrunde im Lokschuppen eingefunden, die nicht zuletzt 2005 als dem „Europäischen Jahr der Demokratieerziehung“ Rechnung tragen sollte. Neben dem Schwerpunkt Bildungspolitik kamen während der zweistündigen Veranstaltung auch Themen wie der Transrapid, die Nutzung alternativer Energiequellen, ein etwaiges soziales Pflichtjahr und die BGH-Entscheidung in Sachen Vaterschaftstests aufs Tapet.
Studiendirektor Dr. Klaus Neumaier hatte in der Anmoderation dieser „praktischen Lehrstunde der Demokratie“ auf die Generationenstudie der Hanns-Seidel-Stiftung aus dem Jahr 2002 verwiesen. Derzufolge sehen nur neun Prozent der Befragten die Verhältnisse in Deutschland als gerecht an; lediglich acht Prozent äußerten sich zufrieden mit der Demokratie; und 51 Prozent bezeichneten die Vertretung der Bürgerinteressen durch die Abgeordneten im Bundestag als nicht zufriedenstellend.
„Mischt euch ein!“ forderte deshalb Barbara Rütting, die eine Legislaturperiode lang in München „Sand ins Getriebe der Zweidrittel-Mehrheit“ schütten und für mehr parteiübergreifende Zusammenarbeit kämpfen will, ihre jungen Zuhörer auf. Die Tierschützerin, Schriftstellerin und Gesundheitsberaterin (Jahrgang 1927) prangerte nicht nur die Schließung der Ernährungsberatungen an („Die Kinder werden immer kränker.“). Auch der Haltung der CSU zum Transrapid (Stöttner: „Wir müssen unsere Errungenschaften im eigenen Land zeigen.“), erteilt die frühere Schauspielerin, die nie in die Politik wollte, weil sie „den Charakter verdirbt“ eine klare Absage. Man könne nicht alles mit Arbeitsplätzen entschuldigen, denn „die meisten Arbeitsplätze schafft ein Krieg.“
Linus Förster dagegen – auf seiner Homepage bekennt sich der Musiker zur Konfession „Sozialdemokrat“ – wollte schon immer in die Politik, nicht zuletzt um nach schlechen Erfahrungen als Bezirksschülersprecher mit der CSU dabei zu sein, „wenn diese arrogante Partei gestürzt wird“; wenngleich Förster durchaus so manche Leistung der Christsozialen zu würdigen weiß. Der jugendpolitische Sprecher und mit 39 Jahren jüngste Mann seiner Fraktion („Das ist traurig.“), sähe zum Beispiel die Transrapid-Millionen im Bildungssektor um einiges besser angelegt. Eine gerechte Ausgangsbasis in Sachen Ausbildung für alle sozialen Schichten sieht der SPD-Mann allerdings erst mit der Einführung von Ganztagsschulen gesichert, die beim Großteil den Jugendlichen der 11. bis 13. Klassen jedoch auf wenig Zustimmung stießen.
Die forderten vielmehr die verantwortlichen Politiker auf, zunächst die eigenen Hausaufgaben zu erledigen, etwa ausreichend Lehrer anzustellen, oder aber die Nutzung regenerativer Energien stärker in Angriff zu nehmen, bevor Mammut-Projekte wie der Transrapid in Angriff genommen würden.
Acht Milliarden Euro seien im Kultus-Etat für Bildung eingestellt, hielt Stöttner dem entgegen. Und mit dem Hinweis auf Personal- und Pensionskosten, die allein 43 Prozent im Haushalt des Freistaates ausmachten, verteidigte er die von den Schülern heftig kritisierte durchgängige Kürzung der Mittel um zehn Prozent, die auch den Bereich Jugendarbeit nicht ausklammert. Als CSU-Abgeordneter sah sich der 41jährige im Zugzwang, ausführlich Rede und Antwort zu stehen – unter anderem zu den Themen Einsparungen und Wirtschaftsstandort Bayern: „Wir tragen als Regierungspartei die ganze Verantwortung.“ Wobei er einen Fehler gerne einräumte: der ursprünglich von seiner Partei ins Auge gefasste Wegfall der Lernmittelfreiheit. Den Vorwurf aus dem Publikum, aus taktischen Gründen mehr zu fordern, um dann großzügig nachzugeben, wollte der Christsoziale jedoch ebenso wenig stehen lassen wie die Kritik, die CSU habe sich vor dem mittlerweile revidierten Beschluss nicht ausreichend über die möglichen Folgen informiert.
Die Politiker – allesamt seit Oktober 2003 im Landtag - wie der Moderator lobten im Anschluss die sachliche Atmosphäre der Diskussionsrunde, die sich Stöttner durchaus als den Auftakt zu einer richtiggehenden „Dialogreise“ vorstellen kann.
19. Januar 2005


"Johann-Rieder-Realschule" soll die Staatliche ablösen
Jury mehrheitlich für Hof-Schiffsmeister - Letzte Entscheidung beim Kultusministerium

Namenswechsel zum 50. Geburtstag? Die Jury sprach sich gestern mehrheitlich für eine „Johann-Rieder-Realschule“ aus: Personalratsvorsitzender Anton Griesbeck, Kulturreferent Robert Berberich und Paul Kaspar vom Elternbeirat (hinten von links), Schülersprecherin Kathi Beyer und Rektorin Stephanie Keill. Jetzt muss nur noch das Kultusministerium grünes Licht für den neuen Namen geben. Foto: pil
Rosenheim (pil) – Der offensichtliche Bezug zu Rosenheim, die vorbildhafte Karriere eines Mannes aus einfachen Verhältnissen und nicht zuletzt der klangvolle Name hatten letztlich den Ausschlag gegeben: Die Staatliche Realschule soll künftig „Johann-Rieder-Realschule“ heißen. Nach kurzer Diskussion sprach sich gestern vormittag die Mehrheit der sechsköpfigen Jury dafür aus, die Schule nach dem Kurfürstlichen Hof- und Leib-Schiffsmeister, Handelsherrn und Stammvater der angesehenen Rosenheimer Bürgerfamilie zu benennen.
Ob dieser Namenszug tatsächlich künftig über oder neben dem Eingang am Nörreut prangen wird, hängt allerdings noch von der Zustimmung aus dem Bayerischen Kultusministerium ab. Schulleiterin Stephanie Keill hofft, dass die Genehmigung aus der Landeshauptstadt nicht allzu lange auf sich warten lässt. Schließlich soll die „Staatliche“ ihren neuen Namen ganz offiziell im Rahmen der 50-Jahr-Feier am 22. April erhalten.
Neben dem Sohn eines Bierbrauers aus Erl, der seinen Lebensunterhalt zunächst als Flößer verdiente, hatten die Juroren mit Hugo Laue den Begründer des späteren Holztechnikums in die engere Wahl gezogen. Der Holzfabrikant (1896 bis 1956) hatte sich in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts ehrenamtlich um eine fundierte Aus- und Weiterbildung in den holzbe- und -verarbeitenden Berufen bemüht und den Ruf Rosenheims als Holzstadt begründet. Anders als Rieder (1633 bis 1715), wurde argumentiert, stehe Laue für den Bezug zur Gegenwart und den Blick nach vorne.
Der Name Hugo Laue sei bei den Rosenheimern weitestgehend unbekannt und eigne sich möglicherweise besser für die FH, wurde dem entgegengehalten. Eine „Laue-Schule“ hätten die Lehrkräfte zudem im Handumdrehen von den Schülern verballhornt gesehen, während eine „Johann-Rieder-Realschule“ auch im bairischen Idiom ansprechend klinge und darüber hinaus der Zwei-Flüsse-Stadt Rosenheim Rechnung trage.
Dieser Auffassung schloss sich letztlich die Mehrheit der Runde an, der neben der Schulleiterin auch der Personalrats-Vorsitzende Anton Griesbeck, der städtische Kulturreferent Robert Berberich als Vertreter des Sachkostenträgers, Paul Kaspar vom Elternbeirat, die Schülersprecherin Kathi Beyer sowie Marisa Pilger als Vertreterin der OVB-Redaktion angehörten.
In diesem Zusammenhang dankte Rektorin Stephanie Keill insbesondere dem Kulturreferenten für dessen tatkräftige Unterstützung bei der Recherche. Schließlich hatte es gegolten, sich über das Leben einiger Dutzend mehr oder minder bekannten Persönlichkeiten zu informieren, um bereits im Vorfeld eine erste, zur technischen Ausrichtung der Schule passenden, Auswahl treffen zu können. Zu den über 100 Vorschlägen aus allen Bereichen, die in der Redaktion eingegangen waren, zählten neben zahlreichen Künstlern auch der Ingenieur Fritz Fend, Konstrukteur des als „Fend-Flitzer“ bekannten Einsitzers und Vorläufer des Messerschmitt-Kabinenrollers, der Rosenheimer Gletscherforscher Franz Bayberger, das von Nazis ermordete jüdische Mädchen Elisabeth Block und Georg von Reichenbach, Erbauer der Soleleitung, ebenso wie der Arzt und Humanist Albert Schweitzer.
14. Januar 2004


Wer liebt schon den Gerichtsvollzieher
Was sich Schiedsrichter und Verkehrsüberwacher von ihrer "Kundschaft" wünschen

Rosenheim (pil)– Weihnachten hin – Fest der Liebe her. Mit offenen Armen wird der Gerichtsvollzieher auch im Dezember nicht empfangen; die Mitarbeiter der kommunalen Verkehrsüberwachung sind bei so manchem Autofahrer nicht gern gesehen; kaum ein Fußballspiel vergeht, ohne dass der Schiedsrichter in die Schusslinie gerät; und der Finanzbeamte wird oftmals als notwendiges Übel betrachtet. Sie alle haben zuweilen sozusagen von Amts wegen einen schweren Stand – und, an ihre „Kundschaft“ gerichtet, einen kleinen Wunschzettel.
„In der Fußgängerzone runter vom Radl!“ Das liegt Traudl Schraml und Susann Böer von der kommunalen Verkehrsüberwachung nicht nur zu Weihnachten besonders am Herzen. Und dass „die Leute nicht immer schimpfen. Wir sind auch großzügig.“, schickt eine Kollegin noch hinterher. „Die Masse ist ja verständig“, wenn ein Strafzettel hinter dem Scheibenwischer steckt, spätestens nach einem klärenden Gespräch.
Manche liefen bei ihrem Anblick zwar richtiggehend davon, schmunzeln Schraml und Böer – wohl, um einen Parkschein zu lösen oder den Wagen aus dem Parkverbot zu fahren. Doch gibt es viele, die immer freundlich grüßen, selbst wenn sie bereits des öfteren zur Kasse gebeten worden sind.
Die „Bescherung“ der Stadt Rosenheim: Bereits seit einigen Jahren klemmen die kommunalen Verkehrsüberwacher bei geringfügigen Ordnungswidrigkeiten zu Weihnachten Denk- anstatt Strafzettel hinter den Scheibenwischer - „ausnahmsweise gebührenfrei“. Foto: Pilger
Seit acht Jahren haben die beiden Frauen ein Auge auf den ruhenden Verkehr in Rosenheim. Trotz all der Paragraphen „Mensch zu bleiben“, sei dabei das wichtigste, betonen sie stellvertretend für ihre zehn Kollegen. „Man braucht viel Fingerspitzengefühl“; doch mit der Zeit bekomme man ein Gespür dafür, wer gerade „Grimms Märchenstunde“ abhalte, um dem Verwarnungsgeld zu entgehen, oder wem man bei Auseinandersetzungen besser resolut und wem besser mit Humor begegnet.
Ein wirklich gern gesehener Gast ist auch Christian Huber nicht. Wenn er in seiner Eigenschaft als Gerichtsvollzieher an der Haustür klingelt, bedeutet dies eigentlich immer „Vollstreckung“ - soweit überhaupt etwas zu holen ist. Manchmal versetze sein Erscheinen sogar ganze Familien in helle Aufregung. Dann heißt es erst einmal, Mann, Frau und Kinder beruhigen. Ansonsten sei sein Verhältnis zu den Schuldnern überwiegend „ein sachliches“, denn „man muss sich zusammenraufen.“ Schließlich, betont der 38jährige, mache er nur seinen Job, nämlich das Geld anderer Leute einzutreiben. 150 bis 170 solcher Aufträge flattern pro Monat auf seinen Schreibtisch; als erledigt wandert allenfalls ein Viertel zu den Akten.
Dass so mancher bei ihm erst mal Dampf ablässt, kann Huber sogar verstehen. Schließlich sei er meist die erste Person, mit der der Schuldner in dieser Angelegenheit unmittelbar konfrontiert werde; die Vorgeschichte laufe fast ausschließlich schriftlich ab. Bei aller nötigen Distanz zu den Einzelschicksalen versteht er seine Arbeit jedoch nicht nur als Job. Hin und wieder übernimmt Huber für den Schuldner schon mal Telefonate, etwa um mit dem Anwalt des Gläubigers eine Lösung zu finden, „mit der beide Parteien leben können.“ Damit es gar nicht erst soweit kommt, steht auf seinem Wunschzettel: Vor dem Abschluss eines Handy- oder Ratenkaufvertrags über die finanziellen Folgen nachdenken.
Mit Pfiffen, Buh-Rufen und anderen wenig rühmlichen Meinungsäußerungen ist dagegen Gerhard Burghart regelmäßig konfrontiert; sogar ein Bier bekam er schon im Eifer des Gefechts über den Kopf geschüttet. Ein anderes Mal – das war das Schlimmste in seiner Laufbahn als Schiedsrichter in der Fußball-Bezirksliga – hätte ein wütender Spieler nach der Partie um ein Haar eine Schlägerei angezettelt.
Auf welches Echo Burgharts Entscheidungen in Sachen Abseits und Elfmeter bei Sportlern und Zuschauern stoßen, hänge nicht selten vom Spielstand ab, oder vom nahenden Ende der Saison. Dabei macht der 39jährige den Kickern bereits vor dem Anpfiff klar, worauf er Wert legt: „Sie müssen mich in Ruhe meine Arbeit machen lassen.“ Die Realität sieht allerdings oft anders aus. Dann heißt es für den Unparteiischen: die Anfeindungen nicht persönlich nehmen und vor allem nicht nachtragend sein. Oft entschuldigen sich zudem die Spieler nach einem Match für ihre Ausfälle. Ins Grübeln kommt der Kripobeamte allerdings, wenn eine Entscheidung von allen Seiten kritisiert wird. Trotzdem wünscht er sich, die Fußballer sollten die Schuld nicht immer gleich beim Schiedsrichter suchen, sondern sich zuerst einmal über ihre Spielweise Gedanken machen.
„Ein notwendiges Übel und für manche tatsächlich ein rotes Tuch.“ So schätzt Quirin Meisinger vom Finanzamt das Ansehen des Finanzbeamten in der Bevölkerung ein. Abgesehen von Einzelfällen laufe der Betrieb in Rosenheim als einem der größten Finanzämter Oberbayerns aber reibungslos. Der direkte Parteiverkehr mit dem Sachbearbeiter bilde ohnehin die Ausnahme, seit vor eineinhalb Jahren das Service-Center eingerichtet worden ist. Dort können die Bürger seither ihre Steuererklärungen abgeben. Treten jedoch Probleme auf, lädt Pressesprecher Meisinger alle Betroffenen ein, ihre Kritik sachlich anzubringen, und zwar in der Behörde. „Beim Nachbarn schimpfen hilft gar nichts.“
24. Dezember 2004


Weltrekordversuch gescheitert
Rosenheimer sollten Jonglieren mit drei Bällen lernen

Rosenheim (pil) – Zum Nulltarif Jonglieren lernen und dabei auch noch Weltmeister werden? Warum nicht? Es schaut schließlich immer gut aus, wenn man sich ganz lässig drei Dinge greift – egal ob Äpfel, Mandarinen oder, im Fortgeschrittenen-Stadium, auch rohe Eier – und diese durch die Luft tanzen lässt. Und ein Titel ist schließlich auch nicht zu verachten.
Werfen, fangen, konzentrieren und nicht nachdenken: 16 Frauen, Männer und Kinder hatten sich dem Jonglier-Schnellkurs von Stephan Ehlers unterzogen. Der angepeilte Weltrekord kam zwar nicht zustande; ein Riesenspaß war's trotzdem.
Foto: Franziska Pilger
Wenigstens 22 Probanden wollte der Jongleur Stephan Ehlers am Samstag gleichzeitig binnen 22 Minuten zumindest das Grundschema im Spiel mit den drei Bällen beibringen: dreimal werfen, dreimal fangen. Mit dieser Aktion strebte der 43jährige, der auch schon dem BDI-Präsidenten Michael Rogowski bunte Lederknödel in die Hand gedrückt hat, gleichzeitig einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde an.
Werfen - fangen - werfen - fangen. Erst mit rechts, dann mit links, dann im Wechsel. Schnell kommt der zweite Ball ins Spiel. Eine Hand wirft, die andere geht parallel zum Ball in die Luft. Ehlers führt vor, beobachtet, gibt Tipps und korrigiert immer wieder die Körperhaltung seiner Schüler: „Die Arme nicht zu weit rauf. Nur bis auf Augenhöhe werfen. Nicht zu weit weg vom Körper.“ Tatsächlich wird das Aufplatschen der Bälle auf dem Boden hörbar seltener. Wer es selbst ausprobiert, merkt bald, dass die besten Karten hat, wer nicht nachdenkt, sondern sich voll und ganz auf den Werf-Fang-Rhythmus einlässt. „Rehoruli“ (rechts, hoch, runter, links) heißt Ehlers selbstentwickeltes Lernsystem, nach dem er auch in seiner Jonglierschule unterrichtet.
Via Kopfmikro gibt er den Takt vor, in dem die Bälle in die Luft geworfen werden sollen. Das Fangen gehe dann ganz automatisch, erklärt der Ball-Artist aus Berlin, unter dessen Anleitung am 27. Juli 2003 binnen 60 Minuten 54 Personen die erste Stufe des Jonglierens erklommen haben. Diesem Weltrekord folgte wenige Monate später ein 44minütiger Crash-Kurs, nach dem 27 Anfänger das Schema beherrschten; im Sommer waren in München 28 Teilnehmer nach einem 33 Minuten kurzen Lehrgang erfolgreich.
„Der Fußball lässt sich leichter erwischen. Der ist größer.“, grinste der F-Jugend-Torwart, der sich am Samstag ebenfalls in die kleine Arena im Sportmarkt Sellner gewagt hatte. Der Achtjährige, dessen Künste nicht ganz fürs Zertifikat reichten, hatte zum Schluss irgendwie immer eine Hand zu wenig – oder einen Lederball zu viel. Auch ein neuer Weltrekord kam so kurz vor Weihnachten nicht zustande; nach einer Viertelstunde konnten sechs der insgesamt 16 Teilnehmer - mehr hatten sich nicht eingefunden - ihre Bälle wenigstens einmal rollieren lassen. Doch, waren sich alle einig, Spaß gemacht hat der Schnellkurs auf jeden Fall; und viele wollen auch daheim am Ball bleiben.
20. Dezember 2004


Vom Metereologen bis zum Eishockey-Spieler
Über 100 Einsendungen bei Aktion Namenssuche - Jury muss entscheiden

Rosenheim (pil) – Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Etwas mehr als 100 verschiedene Vorschläge, wie die Staatliche Realschule am Nörreut künftig heißen soll, sind in der Redaktion des Oberbayerischen Vollsblatts eingegangen. Schulleiterin Stephanie Keill zeigte sich von der großen Resonanz auf die Namenssuche-Aktion, die am Freitag zu Ende gegangen ist, überwältigt. Mit so viel Resonanz „habe ich nicht gerechnet“. Nun werden die Vorschläge zunächst intern gesichtet und eine erste Vorauswahl getroffen, bevor sich eine sechsköpfige Jury auf einen Namen einigen muss.
Mächtig ins Zeug gelegt hat sich die Klasse 6e der Realschule. Eine Woche lang recherchierten die 30 Buben mit ihrer Deutschlehrerin Bärbel Conzelmann in Lexika und im Internet. Heraus gekommen ist eine ganze Mappe von Vorschlägen – viele davon in Form von Collagen - , die vom Kaiserbad als Namensgeber, über Inn-und Schwemmerschule bis hin zu Kaiser Karl, König Wilhelm I und Kurfürst Max-Josef I. reichen. Einige der Schüler brachten Heilige wie Hieronymus, Nikolaus und Gregor aufs Tapet sowie den Zündholzfabrikanten Franz Paul Hamberger.
Mit einer „Roserl-“ oder „Rosi-Realschule“, meint ein Absender, könnte künftig dem weiblichen Anteil an der Schülerschaft Rechnung getragen werden. Wohingegen andere mit der Benennung nach Elisabeth Block einem jüdischen Mädchen aus dem Raum Rosenheim, das im Dritten Reich ermordet wurde, ein würdiges Andenken setzen wollen. Auch der Alpinist und Metereologe Josef Enzensberger, der Ingenieur Georg von Reichenbach oder der Rosenheimer Lehrer und Gletscherforscher Franz Bayberger könnten Pate stehen. Ebenso unter den Einsendungen sind Namen heimischer Unternehmer wie Josef März, Hugo Laue (der Begründer des späteren Holztechnikums) und Otto von Steinbeis, der mit dem Bau der Wendelstein-Zahnradbahn Geschichte geschrieben hat.
Andere wiederum plädieren für Schiller, Goethe, Lessing und Hesse, für bildende Künstler wie Heinrich Kirchner, Elisabeth Merl, Erika Maria Lankes und das Maler-Ehepaar Caspar-Filser, beziehungsweise für Ludwig Erhard, den „Vater des Wirtschaftswunders“, und Edmund Stoiber als Namenspatron; auch Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer und Dr. Steinbeißer wurden genannt. Weitere Vorschläge lauten auf Alice Salomon, Alois Resch, den Schriftsteller Josef Hofmiller, Eduard Rüber (Architekt des ersten Rosenheimer Bahnhofs), Johannes Kepler, Albert Schweitzer, den Schulreformer Johann Heinrich Pestalozzi und den Pädagogik-Professor Helmut Zöpfl. Ebenso aufgeführt sind Schulleiterin Stephanie Keill, deren Vorgänger Wolfgang Kaiser, der Chronist Otto Titan von Helner, der langjährige Leiter des Stadtarchivs und Heimatpfleger Albert Aschl sowie der Eishockey-Spieler Karl Friesen.
Neben „Realschule am Nörreut“, Realschule Rosenheim sowie einer „Neuen“ oder „Naturwisssenschaftlichen Realschule“ finden sich auch Kaiser-, Bajuwaren-, Simssee-, Inngau- oder Inn-Mangfall-Schule (IMS) unter den Vorschlägen; letztere, so meint der Absender, ginge mit etwas Augenzwinkern auch als JMS (Jungen-Mädchen-Schule) durch. Ebenso wird eine namentliche Würdigung der Lehrer Lemke beziehungsweise Rupp angeregt. Eine Sebastiani-Schule wiederum könnte auf die ehemalige Sebastiani-Allee nach Rosenheim hinweisen.
Schulleitung, Personalrat, Elternbeirat und Schülervertretung werden nun die gesammelten Vorschläge unter die Lupe nehmen und eine Vorauswahl treffen. Noch vor den Weihnachtsferien, hofft Stephanie Keill, soll eine Jury, in der zudem ein Vertreter der Stadt Rosenheim als Sachkostenträger sowie ein OVB-Mitarbeiter sitzen, ihren Favoriten benennen. Die letzte Entscheidung über den neuen Namen für die Staatliche Realschule liegt allerdings beim Kultusministerium.
23. November 2004

Sind schon gespannt, wie „ihre“ Schule künftig heißen wird. Die Klasse 6e der Staatlichen Realschule mit ihrer Klassenleiterin Bärbel Conzelmann. Die 30 Buben haben im Deutschunterricht eine ganze Mappe an Vorschlägen erarbeitet. Foto: pil



Von "Adam" bis "Zeppelin"
Aktion Namensuche für die Realschule läuft auf Hochtouren
Rosenheim (pil) – Die Suche nach einem neuen Namen für die Staatliche Realschule läuft auf Hochtouren. Bereits 41 verschiedene Vorschläge sind bislang per Post, Fax oder email in der Redaktion eingegangen. Buchstäblich von A („Adam und Eva“) bis Z (wie Graf Zeppelin) reicht die Palette der Einsendungen, über die eine sechsköpfige Jury befinden wird. Wie berichtet will Schulleiterin Stephanie Keill mithilfe der Aktion, die noch bis Freitag, 19. November läuft, einen augenfälligen Schlussstrich unter die 48jährige Geschichte als reine Knaben-Lehranstalt ziehen; schließlich drücken am Nörreut seit dem vergangenen Jahr auch Mädchen die Schulbank.
Gleich mehrere Teilnehmer haben sich für eine „Pons-Aeni-Schule“ ausgesprochen - in Anlehnung an die Innbrücke, durch die die Römer der Stadt zu wirtschaftlichem Aufschwung verhalfen. Auch Nepomuk, der Schutzheilige der Innschiffer, wurde mehrfach als möglicher Namenspatron genannt; ebenso die Geschwister Scholl, zumal damit auch dem Charakter gemischten Schule deutlich Rechnung getragen würde. Ein Absender plädiert für Anton Jakob, den langjährigen Leiter der königlichen Realschule und seit 1919 Ehrenbürger der Stadt Rosenheim; ein anderer für Alt-OB Michael Stöcker.
Ebenso genannt wurden Fritz Fend, der Konstrukteur des „Fend-Flitzers“, Johann Klepper, Gründer der Klepper-Werke und erster Ehrenbürger der Nachkriegszeit sowie der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer, der von den Nazis im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde. Pate stehen könnte aber auch der Kunstsammler Max Bram, ebenso der Unternehmer Thomas Gillitzer, der Schiffsmeister Johann Rieder, Rosenheims erster Bildjournalist Hans Dietrich (1900 bis 1974), der Schul-Architekt Anton Bernhard, Dr. Alois Resch (Realschuldirektor bis 1970) oder Siegfried Fischbacher von „Siegfried und Roy“.
Anregungen wie Otfried-Preußler, Carl-Oskar-Renner, Lena Christ, Gustl Laxganger und Ludwig Steub finden sich ebenso unter den Einsendungen wie Franz Lankes, dessen Skulpturen im Salingarten zu bewundern sind. Vorgeschlagen wurde auch, Malern wie Rudolf Sieck (er wurde 1877 in Rosenheim geboren und zählt zu den wenigen Rosenheimer Jugendstil-Malern von überregionaler Bedeutung) oder Constantin Gerhardinger (1888 bis 1970; seit 1968 Ehrenbürger der Stadt Rosenheim) mit dem neuen Namen Rechnung zu tragen.
Hingegen könnte mit einer - in Tschechien weitverbreiteten - „Comenius-Schule“dem tschechischen Theologen und Pädagogen Johann Amos Comenius (1592 bis 1670) ein Zeichen gesetzt werden.
Andere wiederum wollen mit König Ludwig, König Otto oder Prinzregent Luitpold die Erinnerung ans Königreich Bayern wachhalten; auch Herzog Heinrich wurde als möglicher Namensgeber genannt.
Mit Rosen-, Bavaria-, Salin-, Inn- und Mangfall-Realschule oder einfach „Realschule für Buben und Mädchen“ beziehungsweise „Staatliche Realschule Mitte“ rundet sich vorerst der Reigen der Namensvorschläge ab, den die OVB-Leser noch bis 19. November erweitern können.
06. November 2004


300 Minuten über den "Wunderheiler" Bruno Gröning
Anhänger auch noch nach 55 Jahren - Dreharbeiten sorgten für Aufsehen
zum Bericht


Haydns "Schöpfung" für neue Fenster
Benefizkonzert und Tag der offenen Baustelle in St. Nikolaus

Rosenheim (pil) – Presslufthammer und Bohrmaschine haben eine Pause eingelegt. Stattdessen laufen in der Nikolauskirche die Vorbereitungen für das Benefizkonzert am Samstag, 30. Oktober, auf Hochtouren. Denn ab 19 Uhr lassen in dem leergeräumten (und unbeheizten!) Gotteshaus der Inntal-Chor und die Rosenheimer Sinfoniker unter Leitung von Hans-Jürgen Doetsch die Haydn'sche „Schöpfung“ erklingen. Mit dem Konzert auf der Baustelle erhofft sich die Pfarrei Spenden für die Finanzierung eines neuen etwa 65.000 Euro teuren Fensters für die Nordseite. Musiker und Sänger verzichten dafür fast vollkommen auf ihre Gage.
Die beiden neuen Fenster – Spenden vom Magier-Duo Siegfried und Roy und von der Kolpingsfamilie - erstrahlen während des Konzerts auf der Kirchen-Baustelle im Scheinwerferlicht.
Foto: pil
Aus diesem Anlass erstrahlen auch die beiden von Siegfried und Roy und von der Koplingsfamilie gestifteten Mosaik-Fenster im Scheinwerferlicht. Die beiden Kunstwerke aus dem Atelier des Wiesbadener Künstlers Karl-Martin Hartmann wurden eigens dafür von ihrer Spanplatten-Verschalung befreit.
Doch nicht nur die Konzertbesucher haben am Samstag Gelegenheit, die St.-Nikolaus-Baustelle zu besichtigen: Interessierte können sich zwischen 10 und 17 Uhr ein Bild über den Fortschritt der Restaurierung machen.
Dort ist nach etwa vier Monaten - zwei Wochen früher als vorgesehen - die Gründungssanierung abgeschlossen, erklärt Markus Baukholt vom Rosenheimer Architekturbüro Martini und Grossmann, das für Entwurf und Ausführung des 7,5-Millionen-Euro-Vorhabens verantwortlich ist. Insgesamt 500 Bohrpfähle wurden zur statischen Sicherung des Bauwerks im Bereich der Außenmauern und Säulen in den Boden gesetzt. In bis zu sechs Meter Tiefe reichen die Beton-Injektionen, die insbesondere das weitere Absacken des 1880 angebauten Chorraumes vom Ursprungsbau aus dem 15. Jahrhundert und das damit verbundene „Reißen“ der Gewölbe verhindern sollen.
Nach dem Konzert, für das 700 Stühle aus zwei Schulen herangeschafft werden, läuft die Innensanierung an. Dann werden Verkabelungen und Installationen in Angriff genommen; anhand einer Musterfläche für Putz und Farbe wird die Wirkung des Zusammenspiels von Raumschale, Farbeffekten der Fenster, Fußboden und Deckengewölbe geprüft.
Um auch die räumliche Nähe zwischen Gemeinde und Pfarrer beim Gottesdienst wiederherzustellen, wandern Altar und Ambo – gestaltet vom Rosenheimer Bildhauer Josef Hamberger - vom Chorraum ins zweite Joch des Hauptschiffes, und damit an die Position, die sie vor der Erweiterung von 1880 hatten. Immerhin erstreckt sich das Langhaus innen über eine Länge von 43 Metern, hinzukommen 13 Meter Chorraum; der Geistliche war bei den Messfeiern also richtiggehend entrückt. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch den lediglich 7,5 Meter breiten Korridor zwischen den Säulen im Hauptschiff.
Die eigentlichen Außenarbeiten, die Erneuerung der Fassade und Reparatur des Dachstuhls, werden erst nach dem Winter in Angriff genommen; wenngleich das Gerüst schon steht. Zunächst, erläutert Baukholt, gilt es, die Schäden detailliert zu erfassen, um sich über den Winter an die Vorarbeiten wie das Erstellen von Formen für die Stuckornamente zu machen. Und, so die Planung des Architekturbüros, „bis 2007 wollen wir fertig sein.“
29. Oktober 2004


Kreuz und Hakenkreuz in Christkönig
Gesprächskreis im Pfarrsaal: Rückblick auf eine bewegte Geschichte

Rosenheim (pil) – Anlässlich des Festes zur 75. Wiederkehr des Weihetags ihrer Kirche lässt die Christkönig-Pfarrei den Blick auch in die Vergangenheit schweifen. So schilderten am Freitag abend Zeitzeugen ihre Erfahrungen und Erlebnisse rund um die Kirche während der Nazi-Zeit. Rund 40 Interessierte, überwiegend ältere Semester, waren zu der Gesprächsrunde „Kreuz und Hakenkreuz“ unter Leitung von Werner Krämer ins Pfarrheim gekommen; dort hatte Buch-Autor Ludwig Weinberger selbst für Alteingesessene eine kleine Überraschung parat: Zur Nazi-Zeit hatte es am Rossacker ein Kloster gegeben.
Zunächst aber ließ der Rosenheimer Weinberger in einer kurzen Einführung die Anfänge des Dritten Reiches Revue passieren: die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre, an deren Höhepunkt sieben Millionen Arbeitslose standen, und vor deren Hintergrund Adolf Hitler erst stark werden konnte; die Machtergreifung im Januar 1933. Im Juli folgte das Reichskonkordat, in dem der Heilige Stuhl das junge Reich anerkannte und gleichzeitig die Rechte der römisch-katholischen Kirche geregelt wurden. Doch bereits ab 1935, strich Ludwig Weinberger in seinem geschichtlichen Abriss heraus, durften die Zeitungen gemäß einer Nazi-Verordnung nur noch in Kurzform über kirchliche Ereignisse berichten; 1936 wurden im Zuge der Gleichschaltung zahlreiche Schriften offiziell verboten (bereits 1933 hatte die Zensur der kirchlichen Amtsblätter eingesetzt).
„Kreuz und Hakenkreuz“ - Der Gesprächkreis als lebendige Geschichtsstunde; auch aus dem Publikum kamen zahlreiche Beiträge. Eine Neuauflage der Gesprächsrunde mit einem anderen Thema wäre für Pfarrer Nepomuk Huber durchaus denkbar. Foto: pil
In den beiden folgenden Jahren wurden allein in Bayern 1200 klösterliche Lehrkräfte – Schulschwestern wie Padres – aus dem Schuldienst vertrieben. Aus dieser Not heraus wurde auch das Kloster am Rossacker für etwa 15 zwangsläufig erwerbslose Schulschwestern eingerichtet. An der Ordenstracht indes wurde von den Nazis nicht gerüttelt.
Dabei nahm Christkönig als Garnisonskirche des Pionierbataillons ohnehin eine Sonderstellung ein. Über von Nazis organisierte Ausschreitungen gegen Geistliche – wahre Haberfeldtreiben - , wie sie Werner Krämer von St. Nikolaus schilderte, ist dort nichts bekannt. Vielmehr marschierten hier die Pioniere zunächst bei der Fronleichnamsprozession mit, erinnert sich Josef Sedlmair aus Prutting, der bis 1968 im Viertel lebte. Auch das Christkönigsfest wurde jedes Jahr gefeiert.
Immer schwieriger wurde es für die Jugend zusammenzukommen, nachdem 1938 sämtliche katholischen Jugendverbände verboten worden waren. Gleichzeitig wuchs der Druck auf die Beamten, aus der Kirche auszutreten. Nur durch Solidarität und Zivilcourage war es möglich, den Glauben trotzdem zu leben: Noch vor der Schule, um 6 Uhr in der Früh, wurden die Gemeinschaftsmessen abgehalten; zu den Jugendstunden musste man sich heimlich treffen, in Unterkünften, die couragierte Erwachsene zur Verfügung gestellt hatten. Der Kommunionsunterricht allerdings, erinnerte sich eine andere Zuhörerin, blieb unbehelligt. Mit der „Jugendfilmstunde“, die just zur sonntäglichen Gottesdienstzeit angesetzt war, hatten die Nazis viele der Kinder- und Jugendlichen in Gewissensnöte gebracht und wahre Machtkämpfe innerhalb der Familien provoziert, schilderten mehrere der Anwesenden übereinstimmend. Dabei wurde, wer sich gegen Hitlerjugend (HJ) oder den Bund Deutscher Mädchen (BDM) stellte, klar benachteiligt, beispielsweise bei der Lehrstellensuche, berichtete Malchem Hofstetter.
Die Bespitzelung von Nachbarn, Freunden und sogar den Eltern war an der Tagesordnung. Ganz subtil etwa wurden die Schulkinder am Tag nach dem „Eintopf-Sonntag“ übers Mittagessen ausgefragt. Weinberger erinnert sich an Fälle von Predigtverbot und Strafversetzungen in der Pfarrei St. Nikolaus.
Auch vor den Gymnasien, in denen mancher Lehrer seinen Unterricht in brauner Uniform abhielt, machte die Unterwanderung nicht halt. Anton Müller, ehemaliger Schulamtsdirektor, musste mit seinen Klassenkameraden die morgendlichen Sondermeldungen von den Erfolgen der Wehrmacht beklatschen. In Erinnerung geblieben ist Müller der Tag, an dem er nach einer Beerdigung die Liturgiekleidung in einem Korb zurück in die Kirche bringen musste. Beim Appellplatz beim heutigen Hallenbad fiel der Ministrant der HJ in die Hände: „Ich war danach ein paar Tage schulunfähig!“
Von der überfallartigen Verhaftung seines Bruders, eines Pfarrers, berichtete Eduard Höss, der am Freitag eigens aus Aschau nach Christkönig gekommen war. Eines Sonntags kurz nach Kriegsbeginn, Höss hatte gerade bei seinem Bruder ministriert, sei die Gestapo vor der Tür gestanden. Ein Dreivierteljahr hatte er daraufhin seinen Bruder, der zunächst nach Stadelheim, später nach Dachau gebracht worden war, nicht mehr gesehen! Eine ähnliche Erfahrung hatte eine Zuhörerin gemacht; eines Tages sei der Katechet nicht mehr in die Schule gekommen...
Im KZ Dachau, veranschaulichte Weinberger, waren beispielsweise im März 1945 knapp 1500 katholische Geistliche inhaftiert. Die Bombardierung der Kirche am 21. Dezember 1944, bei der das Gotteshaus schwere Schäden davongetragen hatte, und der gemeinschaftlichen Wiederaufbau bildeten den thematischen Schlusspunkt des zweistündigen Gesprächsabends.
25. Oktober 2004


"Staatlich" ist zu wenig: Eine Schule auf Namenssuche
Aktion läuft bis 19. November - Keill: "Die Knabenrealschule aus den Köpfen rausbringen"

„Staatliche Realschule Rosenheim“ – dieser Name soll bald Geschichte sein. Schulleiterin Stephanie Keill und Konrektor Peter Lachenmeir hoffen auf eine rege Beteiligung an der Namen-Suche. Foto: pil
Rosenheim (pil) - „Wir wollen die Knabenrealschule aus den Köpfen rausbringen!“ Klipp und klar bringt Stephanie Keill ihr Ziel auf den Punkt. Immer wieder komme es zu Missverständnissen; und weil die „Staatliche Realschule“ am Nörreut ohnehin keine reine Bubenschule mehr ist, wünscht sich jetzt nicht nur die Schulleiterin einen „richtigen“ Namen für ihre Schule. Aus diesem Grund ruft jetzt das Oberbayerische Volksblatt in Rosenheim seine Leser auf, ihre Vorschläge bis 19. November einzusenden.
Eine Jury – bestehend unter anderem aus der Schulleiterin, jeweils einem Vertreter des Personalrats, des Elternbeirats, der Schülerschaft sowie der Stadt Rosenheim als Sachkostenträger - wird dann darüber befinden, welcher Name künftig auf dem neuen Schild neben der Eingangstür stehen soll. Die endgültige Entscheidung liegt allerdings beim Kultusministerium.
48 Jahre lang war die „Knabenrealschule“ ein Begriff in Rosenheim gewesen, bevor im vergangenen Jahr mit den Mädchen auch eine neue, recht farblose Bezeichnung Am Nörreut 10 Einzug hielt: Fortan gab es in Rosenheim außer der Städtischen Realschule für Mädchen – an die übrigens drei Buben wegen Französisch als zweite Fremdsprache gewechselt sind – nurmehr eine Staatliche.
Das sorgt für Verwirrung in der Bevölkerung; viele fragen „Gibt's denn jetzt drei Realschulen in Rosenheim?“, lacht Keill. Und viele Mädchen-Eltern hätten die „Staatliche“, wo derzeit 661 Buben und 93 Mädchen die Schulbank drücken, gar nicht als gemischte Realschule abgespeichert. Selbst zahlreiche Schreiben von Banken und anderen Einrichtungen seien noch immer an die „Knabenrealschule“ adressiert.
„Diese Aktion drängt sich geradezu auf!“, betont Keill, die sich eine „verlässliche Perspektive als gemischte Schule“ erhofft. Nur mit einem steten Zulauf von Schülerinnen könne auch die Palette an Wahlfächern noch mädchen-gerechter gestaltet werden, gibt sie zu Bedenken. Ein würdiger Rahmen für eine Umbenennung wäre auch schon gefunden; schließlich steht im Frühjahr eine Feier zum 50jährigen Bestehen auf dem Programm.
Aus dem Kollegium sind bereits erste Anregungen wie „Mangfall-Realschule“ gekommen; ebenso kam der kurfürstliche Schiffsmeister Johann Rieder (1633-1715) als Namenspatron ins Gespräch, sowie der Reiseschriftsteller Ludwig Steub (1812-1888), der durch seine Berichte über Sitten und Bräuche im bayerischen Oberland bekannt wurde.
Auch Michael Keneder, Schuldezernent im Rosenheimer Rathaus, begrüßt die Aktion. Seiner Ansicht nach sollten ohnehin alle weiterführenden Schulen symbolträchtige Namen tragen. In Altötting hat eine ähnliche Aktion bereits vor rund zwei Jahren Schule gemacht. Dort wurde aus der Staatlichen die „Herzog-Ludwig-Realschule“. Für die Altöttinger war dies ein großer Anschub in Sachen Identitätsfindung, weiß Keill vom dortigen Chef.
18. Oktober 2004

Auf dem Arm des Vaters inspizierte der dreijährige Andi den Rettungswagen. Der Beatmungsbeutel hatte es dem Knirps besonders angetan.
Rechts: Ersthelferin Sabrina Zimmermann vom Jugendrotkreuz Rosenheim.
Fotos: pil
Die Zeiten schwerer Gipsverbände sind passé. Im Gipsraum werden mittlerweile vor allem Kunstharz-Erzeugnisse verwendet, um gebrochene Knochen ruhigzustellen. Ein weiterer Vorteil: Die Manschette lässt sich problemlos mit der Schere auseinanderschneiden.
Gipsarme, Ultraschall und eine Arthroskopie
Riesenandrang beim Tag der offenen Tür im Rosenheimer Klinikum

Rosenheim (pil) – Es war vorzugsweise der rechte Arm, den sich die Mädchen und Buben eingipsen ließen; und „Frau Dr. Mmhh“ von den Klinik-Clowns schrieb bereitwillig Entschuldigungen für die „gehandicapten“ Schulkinder. Riesenandrang herrschte auch in der alten Eingangshalle des Rosenheimer Klinikums, wo als eine der weiteren Attraktionen beim „Tag des Kinderkrankenhauses“ die Marionettenspieler aus Augsburg ihre Puppen tanzen ließen.
Mit dem umfangreichen Programm, dessen Auftakt eine schwungvolle Rhythmikmesse mit dem „Ismael-Chor“ bildete, schlug das 670-Betten-Haus am Sonntag gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Bereits zum drittenmal in Folge öffneten die Abteilungen der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Rahmen einer deutschlandweiten Aktion ihre Pforten; zugleich nutzten die - nach Schätzung des Klinikums - rund 3500 Besucher die Gelegenheit, das frisch sanierte Bettenhaus IV unter die Lupe zu nehmen, sich über die Krankenpflegeschule zu informieren oder den Blutzuckerspiegel bestimmen zu lassen.
Riesenandrang herrschte bei der Augsburger Puppenkiste, die im Rahmen der Hexal-Kliniktour in Rosenheim Station machte und die Geschichte vom kleinen Känguruh und dem Angsthasen spielte. Als ein weiterer Besuchermagnet erwiesen sich die Artisten – durchweg Diabetiker-Kinder - vom „Zirkus Artistikus“ aus Hinrichssegen.
Die Gänge der gesamten Säuglingsstation gleich neben der Wöchnerinnen-Abteilung präsentieren sich nunmehr in einem warmen Gelbton, unterbrochen vom satten Blau der Türstöcke und Fensterrahmen. 18 kranke Neugeborene - mitunter Frühchen mit einem Startgewicht von gerademal 500 Gramm - können dort betreut werden. Selbstredend blieben diese Zimmer im Bettenhaus I aus Sicherheits- wie aus Hygienegründen für die Besucher geschlossen. Freien Zutritt hatten sie hingegen auf derselben Etage zu einem Saal des Ambulanten OP-Zentrums, wo ein Anästhesist die Funktionsweise eines Kinder-Narkosegeräts demonstrierte und ein Orthopäde eine Arthroskopie an einem künstlichen Kniegelenk vornahm.
Den Kindern vermittelte eine Untersuchung am Ultraschallgerät nicht nur ein vages Bild von ihrem Körperinneren, sondern auch die Erkenntnis, dass Untersuchungen nicht unbedingt weh tun.
Mit Infektionen, Nieren-Störungen oder Fieberkrämpfen werden die meisten Patienten im Alter zwischen drei Monaten und 6 Jahren in der Station 3 im ehemaligen Personalwohnheim aufgenommen.
Hoch hinaus – nämlich bis zu 30 Meter über dem Erdboden - ging's am Sonntag mit der Freiwilligen Feuerwehr Rosenheim.
Ursprünglich sollte diese Unterkunft nur als Provisorium während des Umbaus dienen; nun bleibt sie mit 15 Betten wohl als Dauerlösung für die Mutter-Kind-Station beibehalten, erfuhren die Besucher bei den Führungen durchs Haus. Dabei bekamen die Gäste auch gleich einen Einblick in die Arbeit, die die Stadt in der Klinik „mit Nachdruck und so mancher Finanzspritze“ betreibe, wie Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer eingangs betont hatte. Sie hob in ihrer kurzen Eröffnungsrede unter anderem den „wegweisenden“ Einsatz der Nachbarschaftshilfe bei der ambulanten Kinderkrankenpflege hervor sowie das Kinder-Schlaflabor, das Anfang nächsten Jahres eingerichtet werden soll.
Knochenbrüche und Blinddarmentzündungen sind an der Tagesordnung bei den Sechs-bis 18jährigen, die für den Tag der offenen Tür kurzzeitig aus den nagelneuen Räumen im Haus IV verlegt worden waren. Im mit Laptops und Internet-Anschluss ausgestatteten Schulraum wurden stattdessen Ansteck-Buttons gebastelt, in den anderen Zimmern waren Schminkstationen und eine Tombola aufgebaut. Im Normalbetrieb in der Kinderstation 2 aber, wo sich neben den Schwestern auch zwei Erzieherinnen um die Kinder kümmern, liegt einer der Schwerpunkte auf der Behandlung von Diabetikern.
Einen kleinen Strich durch die Planungen des Klinikums hatte lediglich das Wetter gemacht; einige der zahlreichen Programmpunkte mussten vom Klinikpark in die Eingangshalle verlegt werden.
28. September 2004


Ab 10. Dezember: "Good-bye Bayern - Grüß Gott America"
Auswanderungs-Bewegung im Mittelpunkt einer Ausstellung im Rosenheimer Lokschuppen

Von Marisa Pilger
Die Mehrzahl der Einwanderer passierte seit 1892 das Tor der Einwandererstation "Ellis Island". Mancher wurde dort abgewiesen, wie Wilhelm Schleich aus Peißenberg. Er fand dennoch einen Weg ins "Land der unbegrenzten Möglichkeiten".
Foto: Ellis Island Immigration Museum New York
Rosenheim – Es war eine Reise ins Ungewisse, und wer ging, ging meist für immer. Insgesamt kehrten im Laufe der letzten 300 Jahre rund eine Million Menschen Bayern für immer den Rücken und suchten ihr Glück jenseits des großen Teichs. Nun steht die Auswanderungs-Bewegung im Mittelpunkt einer Ausstellung, die vom 10. Dezember 2004 bis zum 6. März 2005 im Rosenheimer Lokschuppen Station macht und sich erstmals aus bayerischer Sicht mit dem Thema befasst.
Unter der Überschrift „Good-bye Bayern – Grüß Gott America“ hat das Haus der Bayerischen Geschichte an die 400 Original-Exponate zusammengetragen, die ein Bild zeichnen von den geschichtlichen Ereignissen, von den Beweggründen der Auswanderer, der langen Reise und dem Leben in der neuen Heimat. Gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer besiegelte jetzt Professor Dr. Claus Grimm, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte in Augsburg, das Vorhaben.
Auf rund 1200 Quadratmetern erwarten die Besucher im Lokschuppen unter anderem Fotografien, Mitschnitte von Interviews und Musik- und Sprachaufnahmen. Zahlreiche Exponate stehen zudem für eine eigene Geschichte, für ein eigenes Schicksal, wie etwa das kunstvolle Geflecht, das ein Emigrant aus Haaren seiner Mutter anfertigte, bevor er für immer Abschied nahm. Viele nahmen im einzigen Koffer Handwerkszeug mit auf die Reise ohne Rückkehr.
Die Ausstellung will den Besuchern in insgesamt 13 Abteilungen die Lebensumstände in der alten Heimat ebenso beleuchten wie die Situation, die die Auswanderer in der Fremde vorfanden. Eigene Komplexe sind den Behördenwegen, der Ankunft und dem kulturellen Leben jenseits des Ozeans gewidmet; Biografien dokumentieren stellvertretend für viele Auswanderer 20 Einzelschicksale, darunter auch die des Rosenheimers Siegfried Fischbacher.
Eine Levis Jeans aus dem Jahr 1892: Einer der bekanntesten Auswanderer aus Bayern nach Amerika war Loeb Strauss aus Buttenheim in Franken. Er wurde zum Begründer der Levi Strauss Company in San Francisco und "Erfinder" der Blue Jeans. Foto: Levi-Strauss Museum, Buttenheim
Die erste Auswanderungswelle setzte bereits im 17. Jahrhundert ein, als zwar der Dreißigjährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden beschlossen wurde, viele Landesherren ihren Untertanen aber nach wie vor ihre Konfession auferlegten. Für einen weiteren großen Schub sorgten die politischen Ereignisse um 1848, als viele Befürworter der Revolution aus Angst vor ihrer Verhaftung oder auch aus Enttäuschung das Land per Atlantik-Passage verließen. Das Sozialistenverbot von 1878, aber auch die große Depression in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts (fürs Jahr 1923 etwa verzeichnet die Statistik 16.000 bayerische Amerika-Auswanderer) und die Zeit des Nationalsozialismus ließen den Auswandererstrom immer wieder anschwellen. Heute hat sich die Zahl bei rund 3000 pro Jahr eingependelt.
„Good-bye Bayern – Grüß Gott America“ heißt es vom 10. Dezember 2004 bis zum 6. März 2005 im Rosenheimer Lokschuppen. Die Ausstellung über die Auswanderung von Bayern nach Amerika seit 1683 (dem Gründungsjahr von Germantown in Pennsylvania) ist Montag mit Freitag jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet; an den Sams- und Sonntagen sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Heilig Abend und Silvester geschlossen.
1,3 Millionen Euro hat der Freistaat für Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung zur Verfügung gestellt, die derzeit in Nördlingen läuft und bis 7. November verlängert worden ist, unterstreicht Claus Grimm die Bedeutung des Projekts. Sein Traum wäre es, die Ausstellung auch in den USA zu zeigen. Schließlich färbten die Bayern das Deutschlandbild zwischen Ost- und Westküste ganz nachhaltig. Zudem habe eine Erhebung im Jahr 1990 ergeben, dass jeder vierte Amerikaner Deutsche in seinem Stammbaum habe. Doch, bedauert er, stünden seinem Traum sowohl organisatorische als auch finanzielle Hürden im Weg.
Mit „Good-bye Bayern – Grüß Gott America“ feiert die im Dezember 2002 gegründete Sport- und Kulturstiftung der Stadt ihre Premiere als Mitveranstalter, freut sich OB Gabriele Bauer. 120.000 Euro hat der Stiftungsausschuss einstimmig zur Verfügung gestellt; angesichts der Zahlen aus Nördlingen, wo bereits an die 15.000 Besucher in die Alte Schranne geströmt sind, rechnet Josef Steidl, Leiter der Stiftungsverwaltung, jedoch damit, dass 55.000 Euro zurück in die Kasse fließen könnten.
23. September 2004

Buchweizen und Räucherfisch: Ein Stück Heimat im Supermarkt
Wertvolle Informationsquellen: Das Schwarze Brett und die Zeitungen auf Russisch, in denen zum Beispiel Übersetzungsbüros inserieren.
Treffpunkt für Russlanddeutsche - Nostalgie und Neugier

Von Marisa Pilger

Rosenheim – München und St. Petersburg liegen nah beieinander im Aicherpark – zumindest als Wachsbilder. Nicht weit davon – für die tatsächlichen Reisen nach Russland, Kasachstan und in die Ukraine –steht im „Maier-Markt“ der Schreibtisch mit den Visumanträgen. Ohnehin lässt so mancher Kunde zwischen gekochtem Schweinefleisch in Buchweizengrütze, eingelegten Wassermelonen und gezuckerter Kondensmilch seine Gedanken unwillkürlich für kurze Zeit in Richtung Osten schweifen.
„Für viele ist das ein Stück Heimat.“, beschreibt Katarina Petronenko vom „Intermarkt“, der demnächst von der Finsterwalderstraße 48 in die Hochgernstraße 1a umzieht, die Rolle, die die beiden deutsch-russischen Supermärkte im Stadtgebiet für Spätaussiedler spielen.
„Ein bisschen Nostalgie“ empfindet beispielsweise die 50jährige, die immer wieder im Laden von Johann Maier in der Kolbermoorer Straße 22 vorbeischaut, einem Deutschstämmigen, der 1989 aus Kasachstan nach Deutschland gekommen ist. An diesem Nachmittag sucht sie einen neuen Teppich fürs Wohnzimmer. Und neben Geschenkartikeln – für viele Kollegen hat sie hier bereits Matroschkas, die ineinandergeschachtelten Puppenfiguren, besorgt – kauft sie besonders gerne russische Spezialitäten: kaltgeräucherten Fisch etwa, der schön fest ist und nicht so weich wie der in deutschen Geschäften erhältliche heißgräucherte, russischen Schwarztee und ganz spezielle Kekse. Natürlich stehen auch Krim-Sekt in den Regalen und Wodka, doch der ist in Deutschland längst nichts Exotisches mehr.
Wie im Tante-Emma-Laden: Jeder kann sich hier seine eigene Bonbon-Mischung zusammenstellen. Fotos: pil
Jetzt, in den Sommerferien, läuft das Geschäft im Aicherpark zwar nicht auf Hochtouren. Aber wenn die Urlaubszeit vorüber ist, lacht Verkäuferin Katarina Schukow, füllt sich vor allem am Samstag der Laden, und zwischen Ikonen, Geschirr und Sonnenblumenkernen hat beinahe jeder etwas zu erzählen – auf russisch, versteht sich. Wenngleich immer wieder auch deutsche Satzfetzen durch den Raum schwirren.
Vor zwölf Jahren, erklärt die Kundin auf Teppichsuche, sei sie nach Deutschland gekommen, mit Mann, Eltern und Geschwistern – insgesamt 36 Personen. „Ich bin Deutsche und fühle mich deutsch!“ betont die Frau, die in der Sowjetunion studierte Betriebswirtin war und hier als Verkäuferin in einem deutschen Supermarkt ihr Geld verdient. Bereitwillig erzählt sie, dass ihre Eltern aus der Wolgarepublik nach Kasachstan vertrieben worden waren, wo sie auch zur Welt kam. In ihrem Pass stand bei Nationalität aber immer „deutsch“. Anfang der 90er Jahre ließ die Familie ihr Haus in Kasachstan zurück und kehrte an die Wolga zurück. Weil sie dort aber keinerlei staatliche Unterstützung für den Wiederaufbau erhielt, beschloss die Familie, nach Deutschland überzusiedeln; drei Jahre habe es gedauert, bis der Antrag bewilligt wurde. Bereut hat die 50jährige diesen Schritt keinen Augenblick.
Auf jede Konservendose, die nur russisch beschriftet ist, muss Katarina Schukow ein deutschsprachiges Etikett kleben.
„Ich würde nicht nochmal nach Deutschland gehen“, meint dagegen spontan eine andere mit wehmütigem Blick und schüttelt bekräftigend den Kopf. Die Deutschstämmige und ihr russischer Mann schmieden bereits Pläne, nach Rußland zurückzukehren, sobald die Kinder groß sind. Für viele Spätaussiedler sind die deutsch-russischen Supermärkte (weitere gibt's in Kolbermoor, in Wasserburg und Bad Endorf) eine willkommene Möglichkeit, alte Bekannte zu treffen und über die kleinen und großen Nöte zu reden, oder eingehend das Schwarze Brett zu studieren, auf dem in kyrillischer Schrift Wohnzimmmereinrichtungen angepriesen werden und die Adressen von Bürgertreffs vermerkt sind. In letzter Zeit schauen bei Katarina Schukow im Aicherpark aber auch immer mehr Einheimische herein, informieren sich über die Lebensmittel, nehmen Kostproben, kaufen – und kommen wieder.
Ähnliche Erfahrungen hat Katarina Petronenko in der Finsterwalderstraße gemacht, die für Kunden notfalls auch mal Telefonate mit Behörden erledigt. Vor allem viele der Älteren kämen oft gar nicht zum Einkaufen sondern nur zum Reden. Im Moment allerdings stehen bei Petronenko die Zeichen ganz auf Umzug. Schließlich macht der Laden Mitte September dicht; das neue Geschäft in der Hochgernstaße, in dem ebenfalls russische, rumänische, türkische und griechische Spezialitäten in den Regalen stehen werden, startet am 1. Oktober mit einem großen Fest.
Bereits am 1. September nimmt nur wenige hundert Meter vom bisherigen „Intermarkt“-Standort der bayernweit 13. „Mix-Markt“ den Betrieb auf - mit Spezialitäten aus Russland, Rumänien, Polen und Asien. Mit einem typisch deutsch-russischen Supermarkt habe der Markt aber nichts zu tun, erläutert Oleg Savschouk, Expansionsleiter der Mix-Handelskette mit Sitz im schwäbischen Herrenberg, auf Anfrage. Vielmehr sei unter der Adresse Am Gries 1 auf 560 Quadratmetern Verkaufsfläche ein Discounter mit einem Sortiment entstanden, das insbesondere auf Russlanddeutsche abziele.
1. September 2004


Weil die Skater nicht immer nur als "Randerscheinung" bei Skateboard-Events auftreten wollten, hatten sie einen Inliner-Wettbewerb organisiert. Beim dritten Anlauf spielte das Wetter endlich mit. Fotos: pil

"Back Slide" und "Misty Flip" in Egarten
Trotz strahlendem Sonnenschein nur wenige Teilnehmer beim Skater-Wettbewerb

Rosenheim (pil) – Etwas mehr Resonanz hatte sich Michael Hannover am Samstag schon erhofft beim ersten Inliner-Wettbewerb auf dem Skater-Platz in Egarten; gerade mal eine Handvoll Teilnehmer hatte sich bis Mittag gemeldet. „Vielleicht kommen ja noch ein paar“, meinte Hannover aber zuversichtlich. Der Quartiermanager vom Bürgertreff „Miteinander“ in der Lessingstraße hatte die Veranstaltung gemeinsam mit einigen Jugendlichen organisiert, die einmal nicht nur als „Randerscheinung“ bei Skateboard-Events auftreten wollten.
Eine Minute lang konnte jeder Fahrer in seinem „Run“ zur eigenen Musik Tricks wie den „Royal“, den „Top Soul“ oder einen „Back Slide“ präsentieren – oder auch einen „Misty Flip“, einen Salto mit 180-Grad-Drehung, wie ihn beispielsweise der 15jährige Christian alias „Eumpfy“ auf die Bretter legte.
Bereits im März waren die Vorbereitungen für den Wettbewerb ins Rollen gekommen; allerdings hatte das Wetter den Jugendlichen zweimal einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Beim dritten Anlauf am Samstag herrschte dann zwar strahlender Sonnenschein, doch der Zeitpunkt mitten in den Sommerferien war nicht gerade ideal, bedauerte auch Josef Engelhardt vom Lions Club; die Vereinigung hat das Vorhaben finanziell und organisatorisch unterstützt. Zudem hatten zahlreiche Rosenheimer Unternehmen Sachpreise wie T-Shirts, Uhren, Basketbälle und Essensgutscheine beigesteuert.
1. September 2004


Gewerbescheine und Kreditverhandlungen
Zum 18. Mal hat die Spielstadt "Mini-Ro" ihre Tore geöffnet - Fast wie im richtigen Leben
zum Bericht



53mal ein 500-Euro-Scheck: Die Einser-Schüler der Gymnasien, Berufsschulen, der Fach- und der Berufsoberschule lachten am Montag mit der Sonne um die Wette. Foto: pil

Flexibilität und Einsatzfreude gefragt
Anton Kathrein ermutigt 53 Einserschüler zum Start ins Berufsleben

Rosenheim (pil) - „Nicht die Stärksten überleben, sondern die, die sich am schnellsten Veränderungen anpassen.“ Seine Überzeugung, dass die Darwin'sche Evolutionslehre nicht nur in der Biologie ihre Berechtigung hat, sondern auch im Wirtschaftsleben immer mehr zum Tragen kommt, gab Prof. Dr. Anton Kathrein jetzt 53 Schulabgängern aus Stadt und Landkreis mit auf den Weg. Bei einer Feierstunde im Werk III erhielt jeder der Einser-Schüler vor allem aber einen Scheck über 500 Euro aus dem Fonds der Georg-Dax-Stiftung.
„Das haben Sie sich verdient.“, zollte Stiftungsvorstand Kathrein den Preisträgern seine Anerkennung für deren herausragende Leistungen. Gleichzeitg appellierte der Unternehmer an die jungen Leute, ihren Neigungen zu folgen anstatt blindlings den – wenn auch gut gemeinten – Ratschlägen anderer zu folgen, was Berufsausbildung und -wahl betreffe. Nur davon, ohne jegliche Ausbildung durchs Leben zu gehen, riet er dringend ab. Die Zeiten eines „Berufs fürs Leben“ seien passé. Umso mehr seien heute Flexibilität, Einsatzfreude und Bereitschaft zur Weiterbildung auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Und ohnehin täten die Deutschen besser daran, nicht ständig in ihre „dritte Fremdsprache“ zu verfallen – das Jammern.
Kritik übte Kathrein an Bürokraten und Politikern, die nicht in der Lage seien, längst überfällige Strukturreformen auf den Weg zu bringen. Da dürfe es nicht verwundern, wenn der Mittelstand – so auch der Rosenheimer Antennenbauer - zunehmend Standorte in Osteuropa bevorzuge.
Darüber hinaus bezweifelt er, dass das derzeitige Bildungssystem langfristig eine Zukunft habe in diesem Land, das lediglich die Bildung als Rohstoff vorzuweisen habe. Nur 19 Prozent eines Jahrgangs würden im Freistaat Abitur machen, zehn Prozent seien gar mangels Abschlusses „nicht mehr ausbildungsfähig“. Ob das G8 allerdings die erhofften Erfolge bringe, darüber wollte sich Kathrein „kein Urteil erlauben“.
Nur durch Mut zur Innovation – auf gesellschaftlichem und politischem Sektor ebenso wie auf technologischem – , so ist er überzeugt, könnten langfristig Arbeitsplätze gesichert werden. Seine Zuhörer forderte Kathrein wiederholt auf, sich trotz der derzeitigen Probleme nicht entmutigen zu lassen auf ihrem Weg ins Arbeitsleben, denn „sie sind lösbar“. Und bislang sei es in der Vergangenheit „per Saldo immer aufwärts gegangen!“
21. Juli 2004

Auf insgesamt 185.000 Euro beläuft sich die Summe, die nunmehr 366 Einser-Schüler aus Stadt und Landkreis seit 1998 aus dem Topf der Georg-Dax-Stiftung erhalten haben. Jährlich werden Absolventen der Gymnasien in Rosenheim und Raubling sowie der Rosenheimer Fach- und Berufsoberschule für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet. Allein acht Preisträger kommen heuer vom Ignaz-Günther-Gymnasium. Am Finsterwalder-Gymnasium (FWG) haben zur besonderen Freude des Stiftungsvorstands und ehemaligen FWG-Schülers Anton Kathrein sieben Abiturienten die Notenhürde von 1,5 genommen; Cornelia Geberl hatte sogar ein glattes Einser-Abi gebaut.
Für die Rosenheimer und Bad Aiblinger Berufsschulabgänger für Industrie- und Großhandelskaufleute in der Ausbildungsrichtung Metall- und Elektroberufe gilt die 1,3-Marke beim Notendurchschnitt.
Stiftungssekretär Werner Zettl stellte in seiner kurzen Ansprache auch für die absehbare Zukunft diese Auszeichnung in Aussicht, die Kathrein-Sohn Anton mit einem 1,6er-Abitur zu Zettls Bedauern nur ganz knapp verpasst hat.
21. Juli 2004


Rund 80 Zuhörer ließen sich von Tormenta Jobarteh und seiner Kora für einen Abend lang nach Afrika entführen. Michael Schmidt, Vize am Karolinen-Gymnasium, hatte die Abschluss-Veranstaltung der Fachschaft Deutsch organisiert. Fotos: pil
Phantastische Reise nach Afrika
Geschichtenerzähler und Musiker im Karolinen-Gymnasium

Rosenheim (pil) - Es muss nicht immer 1000 und eine Nacht sein. Dass der Zauber arabischer und afrikanischer Erzählkunst auch in der Moderne wirkt, bewiesen am Donnerstag Jusuf Naoum und Tormenta Jobarteh im Karolinen-Gymnasium, wo die beiden Geschichtenerzähler nicht mit Witz und Ironie geizten. Und wie nebenbei erfuhren die begeisterten Besucher bei der „Nacht der Phantasie“, warum die Weisheit unter den Menschen so ungerecht verteilt ist und dass der Unterschied zwischen den Bewohnern von Morgen- und Abendland allein in der Größe ihrer Mückenstiche begründet ist.
Es sind die vielen kleinen Abschweifungen vor der „eigentlichen“ Geschichte, die die Zuhörer fesseln, sobald Jusuf Naoum anfängt zu erzählen - mal ironisch, mal spitzbübisch, mal trocken: „Nur noch eine Geschichte, bevor ich mit meiner Geschichte anfange!“ Pointen und haarsträubende Übertreibungen verpackt der 63jährige Libanese - ganz in orientalischer Erzählmanier - wie beiläufig in Nebensätze. Das Hintergründige liegt dabei zwar auf der Hand, doch erst durchs (Zu-)Hören wird es greifbar. Wie etwa in der Geschichte vom König und seinem Kanzler, die nicht vom vergifteten Brunnenwasser trinken und deshalb als einzige Bewohner der Stadt nicht den Verstand verlieren. Für die verblödeten Bürger dagegen steht fest, dass es König und Kanzler sind, die verrückt geworden sind. Als auch diese vom vergifteten Wasser getrunken haben, wird ein großes Freudenfest gefeiert - weil König und Kanzler endlich wieder normal sind!
Geschichtenerzähler aus Leidenschaft: der libanesische Schriftsteller Jusuf Naoum. Weil die Wetterlage zu unsicher schien, wurde die „Nacht der Phantasie“ vom Schulhof in die Aula verlegt.
Während Naoum allein mit seiner Redekunst auf der Bühne steht, ist für Tormenta Jobarteh das Geschichtenerzählen untrennbar mit den Klängen seiner 21-saitigen Kora verbunden - einem mit Kuhhaut überspannten Kürbis -, die an eine Mischung aus Harfe und Gitarre erinnert. Und auch optisch bringt der 40jährige, der mehrere Jahre in Gambia gelebt hat, ein Stück Afrika aufs Podium, wenn er im kornblumenblauen Kaftan angesichts einer Mango darüber sinniert, dass ein Geschenk immer nur so viel wert ist wie das Herz dessen, der es verschenkt. Seine bayerische Herkunft kann der Musiker, der regelmäßig mit seiner Band „Jobarteh-Kunda“ durch die Welt tourt, dabei nicht verleugnen.
Außerdem habe ihn dieser Umstand bei einer Polizeikontrolle im afrikanischen Busch schon einmal vor Unannehmlichkeiten bewahrt; der „Herr Wachtmeister“ nämlich, selbsternannter Kenner der weiß-blauen Fußballszene, hätte es nie und nimmer über sich gebracht, einem Stammesbruder von Franz Beckenbauer Schwierigkeiten zu bereiten. Und das, betont Jobarteh, sei „wirklich eine wahre Geschichte“.
21. Juli 2004


Sonderzug zum Herbstfest
Bayerische Oberlandbahn: Wiesnexpress zwischen Holzkirchen und Rosenheim

Landkreis (pil) – Mit der Neuauflage des Rohrdorfer Wiesn-Express schlägt die Bayerische Oberlandbahn (BOB) in Holzkirchen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Damit der „Integral“ nicht leer vom Depot nach Rosenheim fahren muss, macht der Sonderzug zwischen dem 28. August und dem 12. September auch auf dieser Strecke Station.
Zu- und aussteigen können die Passagiere mittwochs, freitags, samstags und sonntags in Kreuzstraße, Westerham, Bruckmühl und Bad Aibling.
Die Rückfahrt auf dieser Strecke kostet – unabhängig vom Zusteigeort - zehn Euro (Kinder unter zwölf Jahren fahren umsonst mit). Im Fahrpreis ist eine Auerbräu-Biermarke enthalten, wobei sich Jugendliche das Biermarkerl auf alkoholfreie Getränke anrechnen lassen können.
17. Juli 2004


Blick in die neue Lagerhalle der Auerbräu AG Thomas Frank, Christian Guggenbichler, Wilhelm Hermann
Noch sind die neuen Tanks leer; zunächst wurde einmal der symbolische Edelstahlschlüssel überreicht: Christian Guggenbichler vom Architekturbüro Guggenbichler und Wagenstaller (Mitte) mit Diplom-Ingenieur Thomas Frank von der Auerbräu (links) und Vorstandssprecher Wilhelm Hermann. Nach der Inbetriebnahme der neuen Lagerhalle werden die alten Lager-Abteilungen (Baujahre 1958 bis 1970) stillgelegt. Foto: pil

Einmalig in ganz Deutschland
Auerbräu AG weiht neue Lagerhalle ein - Größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte

Rosenheim (pil) - Gleich in doppelter Hinsicht betritt die Auerbräu AG mit ihrem neuen Lagerkeller Neuland: Der Vier-Millionen-Euro-Bau an der Münchner Straße stellt nicht nur die größte Einzelinvestition in der Geschichte der 1889 gegründeten Brauerei dar. Vor allem, hob Vorstandssprecher Wilhelm Hermann am Donnerstag bei der Einweihung stolz heraus, sei die technische Ausführung der Halle bislang einmalig in Deutschland.
Herzstück des neuen – wenngleich oberirdischen - Kellers sind die 30 trichterförmigen Tanks, in denen bis zu 17.500 Hektoliter Gerstensaft lagern können. Allerdings sind die Edelstahlbehälter nicht wie üblich jeder für sich isoliert; diese Funktion übernimmt die spezielle Gebäudeaußenhaut, die sich um eine Stahltragkonstruktion spannt. Die Lagerhalle selbst kann nur durch eine Schleuse betreten werden; eine Lufttrocknungsanlage sorgt zudem dafür, dass sich dort bei Kühlschrank-ähnlichen Temperaturen um die 7 Grad Celsius auf den individuell kühlbaren Tanks kein Schwitzwasser bilden kann.
Mehr als 3000 Meter Edelstahlrohr wurden allein für das Leitungssystem zum Befüllen, Entleeren und Reinigen der „zylindrokonischen“ Bierbehälter installiert. Und dank der Trichterform rutscht die sedimentierte Hefe an der Innenwand nach unten und kann dort entfernt werden, ohne dass der Tank entleert werden muss.
Die ersten Entwürfe für das ehrgeizige Projekt, dem Dekan Huber den kirchlichen Segen gab, entstanden bereits im September 1999; allerdings, ließ Hermann den Werdegang der Halle kurz Revue passieren, mussten die Kapazitäten ebenso wie das Budget angesichts des wachsenden Ausstoßes der Brauerei bis Februar 2003 mehrmals nach oben korrigiert werden. Ab März, als das Rosenheimer Architekturbüro Guggenbichler und Wagenstaller mit der Feinplanung begann, ging es dann Schlag auf Schlag: Der Bauantrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz wurde am 18. August im Umweltamt der Stadt Rosenheim eingereicht; bereits am 13. Oktober lag der Genehmigungsbescheid vor; noch am selben Tag wurde mit dem Bau begonnen, zwei Monate später Hebweih gefeiert.
Von den neuen Tanks, merkte der Vorstandssprecher noch schmunzelnd an, würden nicht zuletzt die künftigen Lehrlinge profitieren. Immerhin ließen sich die stehenden Behälter im Gegensatz zu ihren liegenden Vorgängern aus Aluminium sehr gut automatisch reinigen.
12. Juli 2004


205 Kilometer auf dem Rücken des Windes
Gundram Hoffmann und Jürgen Weichselgartner gelang ein spektakulärer Drachenflug von der Hochries bis nach Graz
zum Bericht


Straßen kritisch unter der Lupe
Agenda 21: Rundfahrt zu Verkehrs-Brennpunkten in Rosenheim

Rosenheim (pil) - Mit „etwas Feinarbeit“ und zusätzlichen Abbiegespuren in der Innstraße und der Äußeren Münchner Straße könnte sich dort die Verkehrssituation auch zu Stoßzeiten deutlich entspannen, ist Konrad Nigg überzeugt. Seine persönlichen Vorstellungen, wie die Stadt diesem Ziel einen entscheidenden Schritt näher kommen könnte, erläuterte Nigg, Vorstands-Mitglied im Arbeitskreis Verkehr der Agenda 21 bei einer zweieinhalbstündigen Rundfahrt zu den Brennpunkten in und um Rosenheim.
Ingmar Töppel, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Kroiss, kutschierte die elfköpfige Gruppe zum Nulltarif zu den kritischen Punkten. Das Verkehrsunternehmen bedient mit 50 Fahrern auf 24 Bussen den Linienverkehr in Rosenheim und Kolbermoor.
Die mittlerweile entschärfte
Auch am Busbahnhof ließ Konrad Nigg (Mitte) Station machen: Ingmar Töppel (links) vom Busunternehmen Kroiss schilderte die beengten Verhältnisse in der Stollstraße. Dort wurde auch die mittlerweile entschärfte „Reifenplatzer-Kurve“ in Augenschein genommen. Foto: pil
Erste Station war der Brückenberg, wo Nigg nicht mit Kritik in Richtung Rathaus sparte. Die Reifenspuren am stadtauswärtigen Fuß des Brückenbergs belegen es quasi schwarz auf grau: Die Kurvenradien sind zu eng bemessen. Dort müssten insbesondere Lkw-Fahrer beim Linksabbiegen kräftig kurbeln, um die Kurve (Nigg: „Ein richtiges Eck!“) in die Enzensberger Straße zu kriegen. Außerdem fehle eine Rechtsabbiegespur, damit der stadteinwärtsfließende Verkehr nicht ständig ins Stocken gerate. Ähnliches fordert Nigg für die Kreuzung Äußere Münchner Straße/Am Gries.
Neben der Kritik an der städte- und vor allem der straßenbaulichen Entwicklung in Rosenheim präsentierte Nigg seinen Zuhörern Verbesserungsvorschläge beziehungsweise Alternativen – etwa für eine Entlastung der Georg-Aicher-Straße, über die laut einer zirka drei Jahre alten Erhebung täglich 17.900 Fahrzeuge rollen: Auf der Trasse des aufgelassenen Industriegleises am Fürstätter Bahnübergang könnte über die Oberau- und die Werkstraße eine direkte Anbindung nach Kolbermoor-Nord entstehen. „Eine Riesenchance!“ In Richtung Rosenheim wäre eine Durchgangsstraße zum Bahnübergang Küpferling denkbar; Fürstätt würde auf diese Weise verkehrsberuhigt, zudem könnte zwischen Fürstätt und Küpferling neues Wohngebiet entstehen. Im Rathaus, ließ Nigg wiederholt in seine Ausführungen einfließen, seien jedoch viele seiner Vorschläge abgeschmettert worden.
Problematisch sieht er die geplante Unterführung in Küpferling, insbesondere die lichte Durchfahrtshöhe von lediglich 3,50 Metern. Umwege für größere Fahrzeuge seien vorprogrammiert. Dabei könnten hier mit verschiedenen Umbauten, etwa mit einer Verringerung des Gleisabstands oder durch Hochschottern, wertvolle Zentimeter gewonnen werden. Mindestens ebenso kritisch schätzt Nigg die anvisierte Fahrbahnbreite von 2,75 Metern ein, zumal in der Unterführung der Verkehr aus fünf Richtungen zusammenlaufe. Im neuen Petueltunnel in München etwa habe sich selbst eine Fahrbahnbreite von drei Metern als zu schmal erwiesen.
Doch auch im Kleinen gebe es viel zu tun: Mehrfach prangerte Nigg unnötige Rechts-vor-Links-Regelungen und 30er-Zonen, teure Aufpflasterungen, Verschwenkungen und „Verrümpelungen“ wie etwa Fahrbahnverengungen an, die insbesondere die Busse zum Stop-and-Go-Fahren verdonnerten; zu enge Kurven und Büsche, die die Sicht auf die Haltestellen erschwerten, trügen ein übriges dazu bei. Alles zusätzlicher Kraftstoffverbrauch, monierte Nigg, der ohne viel Aufwand vermieden werden könnte. Die Haltestelle auf dem Weko-Gelände anstatt an der Brannenburger Straße beschere den Fahrern zum Beispiel unnötigerweise einen weiteren halben Kilometer Wegstrecke.
Die Linienbusse schlucken immerhin rund 36 Liter Diesel auf 100 Kilometer; bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h macht das sechs Liter pro Fahrtstunde, bestätigte Ingmar Töppel.
Über Westerndorf St. Peter, Großkarolinenfeld, Pang, Schloßberg und den Busbahnhof führte der Rundkurs schließlich wieder ins Busdepot. Zu Niggs Enttäuschung, der nach fünfeinhalb Jahren aus der Agenda-Arbeit aussteigen will, war der Anteil der Agenda-Mitglieder bei der Fahrt allerdings mehr als gering. Um so mehr Christsoziale hatten währenddessen die Gelegenheit genutzt, sich die Brennpunkte in Sachen Verkehr vor Augen führen zu lassen; so auch die neuen Vorsitzenden des CSU-Arbeitskreises Wirtschaft und Verkehr, die gerade „Stoffsammlung“ betreiben.
8. Juli 2004


Lutheraner-Treff im OB-Büro
Landesbischof zum ersten Mal in Rosenheim zu Gast

Von Marisa Pilger

Rosenheim – Die Konstellation beim ersten Besuch des evangelischen Landesbischofs Dr. Johannes Friedrich in Rosenheim dürfte Seltenheitswert haben für ein OB-Büro einer oberbayerischen Stadt: Gerademal ein Katholik saß in der neunköpfigen Gesprächsrunde, zu der Stadtoberhaupt Gabriele Bauer auch Landrat Max Gimple (beide CSU, beide bekennende Lutheraner) eingeladen hatte. So musste sich Stadtdirektor Diethard Schinzel ein paar kleine Sticheleien von seiner Chefin gefallen lassen: „Jetzt wissen Sie, wie es uns auf bayerischen Festen geht!“
In entspannter Atmosphäre kristallisierten sich rasch die Punkte heraus, die sowohl die beiden Kommunalpolitiker als auch die Kirchenvertreter derzeit besonders beschäftigen: zum einen die Auswirkungen der wirtschaftlichen Situation auf das Gesundheits- und Sozialwesen; zum anderen die längst überfällige Öffnung der Katholischen Kirche für die Ökumene.
Johannes Friedrich, seit November 1999 Repräsentant der Landeskirche, hatte die Einladung zum Dekanats-Jahresempfang in Holzham (Gemeinde Bruckmühl) mit einer kleinen Rundreise durch das Dekanat verbunden. Bei 15 Kirchengemeinden mit rund 52.000 Gläubigen zwischen Haag und Kiefersfelden, zwischen Ebersberg und dem Chiemsee, hatten Friedrich und seine Begleiter - sein persönlicher Referent Dr. Hartmut Hövelmann sowie der Rosenheimer Dekan Michael Grabow, dessen Stellvertreter Pfarrer Matthias Jokisch aus Brannenburg und zwei Präsidiums-Mitglieder der Dekanatssynode, ein volles Programm.Umso mehr fühlte sich Bauer geehrt, dass die Delegation am Donnerstag Nachmittag zu einem einstündigen Gedankenaustausch ins Rathaus kam, wo sich der Landesbischof ins Goldene Buch der Stadt eintrug – mit Blick auf den Backsteinbau der evangelischen Erlöserkirche.
Nicht ohne Stolz verwiesen Dekan, OB und Landrat auf das aktive kirchliche Leben in der Region - auch im Hinblick auf ökumenische Bestrebungen an der Basis beider Konfessionen. Einer Vielzahl der Christen sei die Trennung zwischen katholisch und evangelisch ohnehin nicht wichtig. Friedrich berichtete von vielen Gläubigen, die aus der evangelischen Kirche ausgetreten sind und diesen Schritt mit Verärgerung über den Papst begründet hätten. Für Gimple spricht der Applaus von Landwirten und Trachtlern beim Erntedankfest zum Thema Ökumene eine deutliche Sprache. Und im katholischen Kirchenzentrum in Heilig Blut sei den Protestanten bereits jetzt Gastrecht in Aussicht gestellt worden, freut sich Bauer.
Gleichzeitig hofft sie, dass die Zeit, in der evangelische Pfarrer bei Festen deutlich auf Abstand zum Altar gehalten wurden, wieder vorüber ist. Hinter der starren Haltung der katholischen Oberhirten beim Thema Ökumene „steckt viel Angst, dass die katholische Kirche auseinander fließen könnte“, ist nicht nur Dekan Michael Grabow überzeugt.
Klar Stellung bezog die Runde auch zu den zum Teil nicht nachvollziehbaren Kürzungen im Gesundheitswesen. So könne es etwa nicht angehen, dass die Tagesonkologie keine Krebspatienten mehr behandeln könne, weil das Budget ausgeschöpft sei, kritisierte Bauer rückblickend. Es muss gespart werden, waren sich alle einig; aber nicht auf Kosten der Menschenwürde. Jetzt sei die Solidargemeinschaft gefordert – und zwar auf vielen Ebenen.
Ein Beispiel aus der Praxis lieferte Dekan Grabow: Im neuen Stellenplan konnte trotz der angespannten finanziellen Situation die wichtige Klinikseelsorge etwas ausgebaut werden: Einige Kirchengemeinden seien freiwillig etwas kürzer getreten.
27. September 2003


Millimeterarbeit mit Holz und Metall
Der Büchsenmacher von Rosenheim: Thomas Daurer übt ein altes, langsam aussterbendes Handwerk aus
zum Bericht


Hilfestellung für Existenzgründer
Wieder Aktionstag in Rosenheim

Rosenheim (pil) - Wie überzeuge ich die Bank von meiner Geschäftsidee?. Wie fülle ich den Kreditantrag richtig aus? Damit der Sprung in die Selbständigkeit keine Bauchlandung wird, bietet die IHK gemeinsam mit Handwerkskammer, FH sowie Stadt und Landkreis Rosenheim beim Aktionstag „Existenz '03“ wieder eine umfassende Hilfestellung für Existenzgründer an. Bereits zum dritten Mal können sich am Samstag, 27. September, angehende und frischgebackene Unternehmer im IHK-Dienstleistungscenter in der Hechtseestraße kostenlos Informationen und Kontaktadressen rund ums Gründen einholen.
Dies, bezieht sich der Rosenheimer IHK-Vorsitzende Christoph Heindl auf eine hausinterne Studie, sei umso wichtiger, als rund die Hälfte aller Unternehmen in den ersten vier Jahren nach der Gründung auf der Strecke bleibe. Dagegen, führte Heindl bei einem Pressegespräch am Freitag weiter aus, schaffe ein erfolgreicher Jungunternehmer im Schnitt vier neue Arbeitsplätze.
Doch auch in der Region Rosenheim sei die Zahl der Neugründungen (42 Prozent davon im Dienstleistungssektor) weiterhin rückläufig: Im Jahr 2002 lag sie mit 2551 um 3,04 Prozent unter der des Vorjahres.
Professionelle Hilfe ist also vonnöten: Am nächsten Samstag beraten ab 9 Uhr unter anderem Vertreter von Arbeitsamt, Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA) und der Aktivsenioren über Chancen und Risiken der Selbständigkeit. Themen wie Finanzierungshilfen, Formulierung des Unternehmenskonzepts, betriebliche Absicherung, Coaching und Marketing werden in speziellen Vorträgen vertieft.
So wertet auch Alexandra Gehlhaar die Messe, die in der Vergangenheit zwischen 300 und 500 Interessierte anlockte, als eine ideale Gelegenheit, ins Unternehmerleben zu schnuppern. Die Existenzgründer-Beraterin der IHK setzt vor allem auf die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch sowie auf die breitgefächerte Themenpalette der Vorträge.
„Wir wollen Klarheit schaffen und hoffen, dass jeder Antwort auf seine Fragen bekommt“, formulierte Hildegard Klauss, Geschäftsführerin des Rosenheimer IHK-Gremiums, das Ziel des Aktionstages.
23. September 2003

nach oben